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{"created":"2022-01-31T16:17:38.823940+00:00","id":"lit14200","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Prout, William","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 140-148","fulltext":[{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nVerf\u00fcche \u00fcber die Verdauung der Knochen.\nVcrfuch 12. Dicker Knochen IOO Th. 3 St. 8 dito.\t\u2014\t6'St. 30\nSchulterblatt.\t\u2014\t8 St.\t100.\nFolgende That fache bcweift, dafs auch der menfch-liehe Magenfal t auf den Knochen wirkt. Ein 4j\u00e4hnges M\u00e4dchen verlchlnckte eine Doiniuomarke, welche lie durch den Stuhlgang in drei Tagen auslcerte. Sie war verkleinert und wog nur 34 Gran , w\u00e4hrend die \u00fcbrigen 56 wogen, hatte aiio 22 Uran verloren, und flau der L\u00f6cher eine Menge Rauhigkeiten.\n*\nIII. Zur I /ehre von der thierifchen Milchling,\nI. W. Front Beobac h t u n g e n \u00fc her einige n\u00e4here B e f t a n d 1 h e i 1 e des H iras, n e b f t Beute r k u n gen \u00fc b e r d i e Mittel, den K r a n k h eiten vor\u00bb 1? h e u g e n, welche mit eine in k r a n k h alten Z ufisiide d e He I lien verbunden find. (Aus den medico - eliir. Transact. Vol. VIII. '1817. p- 526 \u2014 549-)\nIn dem vorliegenden A.uffr.tze betrachte ich nur den llamftoff (Urea), den IL\u2019rnzucker mul die Stein- oder Harnjuwe, die \u00fcbrigen dagegen, wegen der noch \u00fcber fie Statt findenden Ungewissheit, nicht.\nI. 1 icirnj'toff. Rouelle entdeckte diefen Beftandtheil, Cruikfkank, nach ihm Foureroy und Vruquelin, vervollst\u00e4ndigten die Kenntrifs deffelben, allein erft Berzelius und Th\u00e9nard feheinen ihn rein erhalten zu haben, ohne jedoch die Methode anzugeben. Ich erhielt ihn erft vor einigen Jahren auf folgende Weife rein. Frifcher Harn wird zur Syrupsdicke verdunftet, und ihm, wenn er ganz erkaltet ift, reine coucentrirte Salpeterf\u00e4ure nach und nach zugefetzt, bis das Ganze eine dunkle kryftallhirte IVlaffe ift, welche man mit kaltem Waffer w\u00e4fcht und durchlebtet. Hiezu wird langfam eine ftarke Aitfl\u00f6fimg des un-vollkommen kolilenfauren Kali oder Natron bis zur v\u00f6l-","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"ligen S\u00e4ttigung gefetzt, das Ganze durch Verdunften concentrirt und ftehen gelaffen, damit der gebildete Salpeter kryftallilire und fich trenne. Zur zur\u00fcckgebliebnen HarnftofFaufl\u00f6fung wird genug thierifclie Kohle zugefetzt, um die ganze Fl\u00fcffigkeit einzufaugen, und einen d\u00fcnnen Brei zu bilden , der einige Stunden ftehen bleibt. Hiezu giefst man kaltes Waffer, welches den Harnftoff trennt. Die \u00fchrigbleibende Maffe kocht man in ftarkem Alkohol, der den Harnftoff aufnimmt, und den Salpeter und die meiften \u00fcbrigen Salze zur\u00fcckl\u00e4fst. An . der Auil\u00f6-fung kann man den reinen Harnftoff kryftailiiirt, am heften durch zwei bis dreimalige Wiederholung des Kry-ftallifationsproceffes , erhalten. Durch einen einfachem Procefs fcheint der Harnftoff nicht rein erhalten werden zu k\u00f6nnen.\nDie KryTtalle deffelben bilden im Allgemeinen vier-feitige Prismen, lind farblos, durcbfichtig, und etwas perlenartig gl\u00e4nzend, haben einen k\u00fchlenden Gefehmack, einen faden, eignen, aber nicht harn\u00e4lmlichcn Geruch, ver\u00e4ndern weder Lackmus noch Kurkuma, ver\u00e4ndern lieh nicht an der Luft, bei lehr feuchtem Wet tet ausgenommen, wo lie etwas zerfliefsen , aber nicht zerfetzt zu werden fcheinen. In ftarker Hitze fbhmelzen fie und werden zum Theil zerfetzt, zum Theil dem Anfchein nach unzer-fetzt fublimirt. Ihre fpecilifche Schwere ift ungef\u00e4hr 1,350. Waffer bei 6o\u00b0 R.l\u00f6fte mehr als fein eignes Gewicht Harnftoff auf, und an der Luft erlitt die A.ufl\u00fcfung mehrere Monate lang keine Ver\u00e4nderung. Kochendes Ioft ihn in jeder Menge auf, ohne ihn zu zerfetzen. Alkohol (Sp. Schw. 8l6.)l\u00f6ft bei niedriger Temperatur ungef\u00e4hr bei der Siedhilze \u00fcber fein eignes Gewicht auf, und i\u00e4fst beim Erkalten die Harnftolfkryftalle niederfallen. Sehwe-felnaphtha und Terpentin\u00f6l werden dadurch undnrchlich-tig, l\u00f6fen ihn aber wenig oder gar nicht auf. Heine fixe Alkalien und alkalifche Erden zerfetzen ihn , vorz\u00fcglich unter Mitwirkung von Waffer und W\u00e4rme, wobei lieh vorz\u00fcglich kohlenfaures Ammonium bildet\u00bb Er verbindet fich mit den meiften Metalloxyden; die Verbindung mit Silberoxyd ift gr\u00e4ulich, und verpufft, wenn fie erhitzt wird, wobei das Oxyd reducirt wird. F\u00fcr lieh aber fcheint er kein Metallfalz zu zerfetzen, und zu Herfiellung der Ver-","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nbindung doppelte Wa hlverwandlfehaft erforderlich zu feyn. Mit Saipete\u00bb f\u00e4ure bildet er ein kryftallifirtes Ge-niifch , das wenig in Waffer aufl\u00f6slich und den Chemikern l\u00e4ngft bekannt ift; ein \u00e4hnliches mit Kleef\u00e4ure. Die S\u00e4ure herrfcht in beiden Verbindungen vor.\nBei meinen Verfuchen \u00fcber die Mifcbung thierifcher Substanzen fand ich das von Gay - LuJ'fac und Berzelius angewandte oxygenirtfalzfaure Kali, fo gutes fich auch f\u00fcr Pflanzenanalyfen eignet, f\u00fcr die Unterfuchung thierifcher Subftanzen weniger brauchbar, weil das Azot fich infehr verfchiednen Verh\u00e4ltniffen mit dem Oxygen verbindet, dagegen das fchwarzeKupferoxyd vollkommen zweckm\u00e4fsig. Ks tritt bei einer Temperatur, worin gew\u00f6hnliches Glas zu fchmelzen anf\u00e4ngt, leicht fein Oxygen an Waffer und Kohlenftoff, nicht aber an Stickftoff, ab, weshalb man den letzten rein, und daher feiner Menge nach beftimm-ter erh\u00e4lt.\nDie Menge der, immer mehrmals unterfuchten Sub-ftanz war im Ganzen 4 Gran, die, nach Verfchiedenheit ihrer Mifchung, mit meiir oder weniger Kupferoxyd gemengt wurden. Um die Menge des Waffers und der Gasarten, die fich bildeten, zu beftimmen , wurde eine felir feine Waage, mit, von mir felbft gefertigten Platina-gewichten, und ein von mir felbft graduirter Gafometer angewandt. Alle Subftanzen wurden in luftleerem Raume mit Schvvefeif\u00e4ute bei 200\u00b0 F. getrocknet.\nDie Zahlen, welche die Atome der Elementarbeftand-theile darftellen, find ungef\u00e4hr die gew\u00f6hnlich angenommenen, und diefelben, welche in Thomfons Annalen (Vol. 4. p. 321.) vorgefchlagen wurden, d. h.\nWa lfer ft off\t=\t1,25.\nKohlenft.\t=\t7,5.\nSauerft.\t\u2014\t10.\nStickftoff\t\u2014\t17,5.\nAuf die angegebne Weife bei 6o* W., 29,5\" Druck behandelt, gaben 4 Gr, Harnl'toff an Waffer 2,45 Gr.\nKohlenft. 6,3 Kubikz.\nStickftoff 6,3 Kubikz.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"143\nEr beftand daher aus Wafferftoff ,266 Kohlen frofF ,799 Stickftoff 1,866\n\u201e\t^933~\nSauerftoff\tT,o66\n4,000.\nWas entfpriclit\n2 Atomen\toder Volumen an Wafferftoff\t\t2,5\nX\t-\tKohl enfi off\t7,5\nI\t-\tSa uerftoff\t10,0\nI\t\u25a0\t-\tStickftoff\tr7,5\n\t\t\t37,5-\n\tOder p.\tc. von\t\n\tWafferftoff\t6.66\t\n\tKohlenftoff\t19,99\t\n\tSau er ft off\t26,66\t\n\tStickftoff\t46,66\t\n! 00,00.\nSalpeterfaurer Hamftoff. Die Analyfe deffelben fehlen, mir wichtig, um die in einem gegebnen Harn enthaltne Harnftoffmenge zu heftimmen. Zwanzig Gran gew\u00f6hnlichen falpeterfauren HarnftofFs wurden mit derfelben Menge kohlepfauren Kalkes digerirt, von letzterm dabei 8,7 Gr. aufgel\u00f6ft. Zehn Gran Hamftoff mit Salpeterf\u00e4ure behandelt, geben ungef\u00e4hr 18,5 Gr. falpeterfauren HarnftofFs. Mithin enth\u00e4lt diefcs Salz Salpeterf. 47,37. oder ein Volum.\nHanift. 50,63. oder zwei Vol.\nSalpeterf\u00e4ure ift f\u00fcr den gew\u00f6hnlichen Zweck ein hinl\u00e4nglich gutes Pr\u00fcfungsmittel auf Hamftoff, Kleef\u00e4ure ift empfindlicher, wirkt aber langfamer.\nII. Harnzucker, Drei Gran gew\u00f6hnlichen reinen Zuckers gaben an Waffcr\t2,45 Gran.\nKohlenf\u00e4ure 12,6 Kubikz. Beftanden daher aus Wafferftoff ,266\nKohlenftoff_____1,599\n1,866.\nSauei;ftoff 2,133\n4,000.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nWelche entfpreehen\nI\tVolum Wafferftoff\t\tg WafferftofF 6,66\nI\tKohlenftolF\t7-5 (\t. \u00fc Ko lue liftoff 39,99\nI\tSauet ftoff\t10,0 (\t. Saue t hoff 53,33\n\t\t18,75 3\t;\t100,00.\nHarnzucker gab bei mehrmaliger Analyfe faft ganz diefelben R.efultate, nur zugleich etwas Stickfroff, und meiftens etwas mehr, etwa Gran Waffer, worin ver-muthlich die Verfchiedenheit der \u00e4ufsern Charaktere enthalten ift. Durch wiederholtes Walch en und Digeriren des Harnzuckers in kaltem Alkohol, bis diei\u2019er farblos ab-fliefst, und nachherige Aufl\u00f6fung in Ai koho! durch W\u00e4rme werden die meiften fremden Subftanzen abgefondert und der Harnzucker auf eine leichte Weife rein erhalten. Auch Milchzucker giebt faft diefelben Refultate. Daher glaube ich, dafs der reine Zuckerftoff aus einem Volum von jedem Element befteht, und die Verfchiedenheit der \u00e4ufsern Charaktere vom Zutritte kleiner An.heile fremder Subftanzen, wie es z. \u00df. beim Arragonit der Fall ift, ab-h\u00e4nge.\nIII, Harnjaure. Vier Gran Harnf\u00e4uve gaben an Waffer\t1,05\tGran.\nKohlenf\u00e4ure II Kubikz.\nStickftoiF\t5,5 Kubikz.\nSie beftand daher aus Wafferftoff ,11 Kohl enft off 1,37 Stickfloli:\ti .61\n\u201e\t,\t3,09\nSauerftofF ,91.\n400.\nWas entfprioht\nI Volum\tWafferftoiF\tR25 \"\t\\\t0\tWafferftofF\t2,857\n2\tKohlenit.\t15,00 (\t\tKohieuft.\t34,286\nI\tSauerft.\t10,00 (\t\tSauerft.\t22,857\nI\tStickft.\t1 ,50 2\ti ns 9 o\tStickft.\t40,000.\n43)75\t100,000.\nMeine Refultate kommen zum Theil mit den B\u00e9rard-fchen (S. diefes Archiv \u00dfd. 3. S. 477\u00fcberein, weichen <ber zum Theil davon ab.\nFol-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Fo\u00dcgaiuie Tabelle ftellt die Defoliate der obigen Ver-funfie- de#\n\tHarnftoff.\t\tZucker.\t\tH\u00e4rnf\u00e4ure;.\t\nfilent ente.\tNack Volum.\tp. C.\tNach Volum.\tp. cf\tNach Volum.\tp. C.\nWaff\u00ebrftoff\t2,5\t6,66\t1,25\t6,66\t1,25\t2,85\nRoMbhftoff\t7,5\t19,99\t7,5\t39,99\t15,0\t34,28\nS\u00e4uerftoff\t10,0\t26,66\t10,0\t53,33\t10,0\t22,85\n\u00a7t?ckftoff\t.17,5.\t46,66\t\t\t\u00bb7,5\t40,00\nI- 37,5\t\t100,00\t18,75\t100,00\t63,75\t100,00\nAllgemeine Schl\u00fcffe, i) In allen diefen F\u00e4llen bew\u00e4hrt fidh ,-die Theorie der beftimmten Verh\u00e4ltniffe, woraus iich vermuthen l\u00e4fst, dafs lieh dies auch f\u00fcr alle kryftalli-iirbare und kryftallinifche Verbindungen bildende orga-nifche Subftanzen ergeben werde.\n2) Ofbige Verbindungen feheinen durch die Verbindung einfacherer Gemifche zu entftehn, z. B. Harnftoff aus K\u00f6hlenwafferftoffgas und falpetriger S\u00e4ure, H\u00e4rnf\u00e4ure aus Cyanogen und Waff er, woraus lieh zu ergeben fcheint, d\u00e0fs die gew\u00f6hnliche Chemie fie k\u00fcnftlich bilden k\u00f6nne.\ng) Die Mifchungs\u00e4hnlichkeit zwifchen Harnftoff und Zucker fc'h\u00e9\u00ee'nt die Erfcheinungen der Harnruhr, welche man wefentlich als eine abnorme Harnftoffabfonderung an. fehen kann, gen\u00fcgend zu erkl\u00e4ren. Das Gewicht eines Vo-lumtheils Zucker betr\u00e4gt gerade die H\u00e4lfte eines Volumtheils Harnftoff, die abfolute Menge des JVafferftoffes in einem gegebnen Gewicht von beiden ift gleich, die abfoluten Mengen von Kohlenftoff und Sauerftoff in einem gegebnen Gewicht von Zucker gerade das Doppelte von denfelbea. Subftanzen im Harnftoff.\n4) H\u00e4rnf\u00e4ure unterfcheidet fich durch ihre Zufsm-menfetzung v\u00f6llig vom Harnftoff. Hieraus erkl\u00e4rt fielt die von mir mehrmals gemachte Bemerkung, dafs ein Ueber-maafs von Harnftoff gew\u00f6hnlich bei phosphorfaurer, nicht aberuharnfaurer Steinanlage vorkommt. Bisweilen ift die Haraftoffmenge unter el fterer Bedingung im Harn fo grofs, dafs er, ohne durch Verdunften concentrirt zu feyn} durci\u00bb Zofatz von Salpeterf\u00e4ure von felbft kryftallifirt.\nM* d. Arshiu IV, l,\tK","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nAndre Schl\u00fcffe wage ich, der Unvollkommenheit der vorhandnenThatfachen wegen, noch nicht zu ziehen ; auch cliefe Analyfen aber fchejnen mir Andeutungen von Ge-fetzen f\u00fcr alle Naturerfcheinungen zu enthalten.\nUngeachtet im Allgemeinen praktifche Thatfachen \u25a0nicht aus phyfiolpgifcher Ketintnifs abgeleitet yverden, fon-dern gew\u00f6hnlich die llefult\u00e4te des Zufalles oder blinden Verfuches lind, und wir auch jetzt nicht a priori eine einzige Wirkung einer neuen Subftanz auf den Organisinu\u00ab beftimmen k\u00f6nnen, fo kann doch, fo niederfchlagend diefe Btetrachtungen, zumal wenn fie durch das Sp\u00f6tteln und das cui bono des unwiffenden Empirikers noch dr\u00fcckender gemacht werden, auch lind, die Reihe von Urfachen und Wirkungen, welche praktil\u2019che und phyfio-logifche Kenntniffe trennt, nicht unendlich feyn, endlich muffen lieh beide Exdfeme n\u00e4hern, und die Vernunft trium-pihiren.\nEine der erften Bemerkungen, weiche ich, feit ich mich mit den krankhaften Ab\u00e4nderungen des Harns be-fch\u00e4ftige, machte, war die auffallende Wirkung, welche ein gew\u00f6hnliches Abf\u00fchrungsmittel auf die Herstellung der normalen Farbe und Durehlichtigkeit meines eignen zuf\u00e4llig tr\u00fcben Harns hatte. Hieraus war der Schlufs leicht, dafs die, -vahrfcheinlich in den VerdauungsWerkzeugen enthaltne Urfache, welche Abf\u00fchrungsmittel n\u00fcthig machte, vorz\u00fcglich zu Erzeugung diefes ungebunden Zu-ftandes des Harns beitrage. Der genaue Zufammenbang zwilchen Harnniederfchl\u00e4gen und Steinbildung veranlafste nat\u00fcrlich die zweite Frage, ob Abf\u00fchrungsmittel, die in gew\u00f6hnlichen F\u00e4llen den Niederfchlag entfernen, nicht auch in fchlimmern, oder bei Gries - oder Steinbildung wirk-fam feyen? Sp\u00e4ter fand ich bei Herrn Scudamore diefelben Anfichten, und wurde von ihm durch eine bedeutende Menge verfehiedner krankhafter Harnarten bei meinen, Arbeiten unterft\u00fctzt.\nRegelwidrigkeit der Abfonderung mufs immer in allgemeinen oder \u00f6rtlichen Urfachen, oder in beiden zugleich begr\u00fcndet feyn ; da aber die Abl\u2019onderungsorgane fehr feiten, und fait nur durch St\u00f6rung der allgemeinen Gefund-heit angegriffen gefunden werden, fo muffen wir auch","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"hie* die \u201cei lte Urfache ihrer St\u00f6rung fuchten, und demge-mafs durch allgemeine Mittel einwirken. Diefem Grund-fatz. gem\u00e4fs habe ich fehr h\u00e4ufig durch zweckm\u00e4fsige Be-rackfichtigung der Verrichtungen des Magens und JDarm-kahals Harnniederfchl\u00e4ge fchnell verfchwinden, und diefe Ab\u00e4nderung v\u00f6llig auf ihren normalen Zuftand zur\u00fcckkehren fehen. Vorz\u00fcglich fand dies bei Kindern, wo die Anlage zu Bildung von phosphorfauren Salzen vorwaltet, Statt. Das gew\u00f6hnliche Mittel war Rhabarber, allein oder mit andern. Bei Erwachsenen find jene und dje harnfaure Anfege gleich h\u00e4ufig, wechfelnfelbftin derfelben Perfon, und weichen, nach meinen Beobachtungen, derfel-benMethode, oft denfelben Mitteln, weshalb wahrfehein-lich zwifchen beiden ein genauerer Zufammenhang St\u00e0tt findet, als gew\u00f6hnlich angenommen wird, wenngleich einige, mir aber noch bis jetzt durchaus entgangene Ver-fchiedenheiten in der Urfache Statt finden m\u00f6gen, yueck-filber mit Aloe oder Coloquinten leiftete mir am meiften, und wurde von Mitteln, welche auf die Haut und Nieren wirken, oft zweckm\u00e4fsig unterft\u00fctzt. Nat\u00fcrlich mufs noch kein Stein gebildet feyn. Ift dief# einmal vorhanden, fo ift feine Vergr\u00f6fserung wahrfcheinlich nur ein chemifcher Procefs, der im gefunden Harn eben fo gut Statt findet als im kranken, da jener die Beftand-theile der Steine enth\u00e4lt. Doch mag die Vergr\u00f6fserung durch Mittel etwas verz\u00f6gert werden, wenn gleich dadurch das Leiden nur verl\u00e4ngert wird. Ungeachtet die Grund-f\u00e4tze der chemifchen Behandlung der Steinkrankheit bekannt find, und namentlich allgemein den alkalifcRfcn Mitteln die Minderung der aufserordentlichen, durch den Stein verurfachten Reizung zugeftanden wird, fo glaube ich doch, dafs man nach chemifchen Grundf\u00e4tzen f\u00fcr jetzt die guten Wirkungen faurer und alltalifcher Mittel noch nicht erkl\u00e4ren kann. So gab Berzelius einem Kranken, deffen Harn alkalifch war und phosphorfaura Niederfchl\u00e4ge enthielt, nach einander grofse Gaben von Schwefel-, Phosphor- und Effigf\u00e4ure ohne den gering-ften Erfolg, bis. die Phosphorf\u00e4urein folcher Menge gegeben wurde, dafs Ile abf\u00fchrte, Wo denn der Hain fauer ward, und es fo lange, als die Abf\u00fchrung Statt fandi aber, ungeachtet die Gabe des Mittels diefelbe blieb, nicht\nK a","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nlanger j blieb. Eben To mindern nach Marcet alkalifcbffl Mittel die - Reizung der Blafe, \u25a0 bef\u00f6rdern den Harnabgang, feJbft wenn fie, der chemifchen Natur derSteinbe-ftandtheile nach, nicht a\u00fcB\u00f6fend wirken k\u00f6nnen. Auch* die viel gepriefene Magnefia fcheint mir nur als Ab f\u00fcll\u2014 rungsmittel zu wirken. Da aber jeder Warn (aufser viel-, leicht beim h\u00f6chften Grade von Harnruhr) Harnf\u00e4ure-uncfcf Phosphonf\u00e4ure enth\u00e4lt, wenn gleich allgemein nur eine/ von beiden Anlagen zu derfeiten Zeit vorwalteK, fo feilten*' wenn man nur ckemifch den Gegenftand- betrachtet, lo-wohl faure als alkaiifche Mittel fowohl fch\u00e4tlen als n\u00fctzen* und, ber\u00fcckfichtigen wir den Eigenfmn der Abfonde-rungsth\u00e4tigkeitenund den von unbekannten Urfachert abh\u00e4ngigen Wechl\u2019el beider Anlagen in denfelben Kranken, fo erfeheint es fehrfcbwer, das Mittel der Krankheit anzupaffen, und chemifcher Wahrfch ei ri 1 ic hkei t nach wird die Krankheit am Ende -nicht vermindert, fondera vermehrt werden. Endlich ift der Gegenftand des chemifchen. Arztes mehr die Verhinderung der Entftehung als dia Entfernung von krankhaften Subftanzen. Aus diefen und andern Gr\u00fcnden \u00fcehe ich die chemifchen Mittel nur f\u00fcr palliativ an, und glaube, dafs auch fo ihre anerkannt gute Wirkung nicht unmittelbar auf-dasProduct der Krankheit , fondera mittelbar, auf die allgemeine Gefundheit, Statt findet.\n2. Ch\u00e2telain \u00fcber einen eigenth\u00fcmlich\u00f6\u00ab1 Harn. (Aus Leroux s Journal de m\u00e9dee. Bulletin.: de la foc. m\u00e9dic- d\u2019\u00e9mulation. Juin 1,817. p. 125, \u2014 128.)\nDiefer Harn, d\u00e8r von einer 40j\u00e4hrigen Kreolin\u00ab ans Isle de France, die verheirathet w\u00e2r, feit \u00eeo Jahren k'ein\u00e9* Kinder gehabt hatte, aber der heften Gcfundhe\u00eft zu \u00abe-niefsen feinen, zu Br\u00e9ft gelaffen <wurde, war fo weif?, undurchfichtig und dicklich als' Milch, hatte durchaus1 weder Spuren von freier S\u00e4ure nb'ch Alkali, faft keinen. Geruch , und einen fiifsKchen, zugleich fehwach falzig\u00e8n. Gefchmack. Seine fpec. Schwere verhielt lieh zu der desf deftiliirten Waffers wie 20; 19 pwftt alfo etwas betracht-","page":148}],"identifier":"lit14200","issued":"1818","language":"de","pages":"140-148","startpages":"140","title":"Beobachtungen \u00fcber einige n\u00e4here Bestandtheile des Harns, nebst Bemerkungen \u00fcber die Mittel, den Krankheiten vorzubeugen, welche mit einem krankhaften Zustande desselben verbunden sind: Aus den medico-chir. Transact., Vol. VIII, 1817, p. 526-549","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:38.823946+00:00"}