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{"created":"2022-01-31T16:16:58.437909+00:00","id":"lit14212","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 506-507","fulltext":[{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\nLitteraturbericht.\nihr erteilten Unterrichtes besprochen. Zwei von L. B. verfafste Gedichte: \u201eHoly home\u201c und \u201eLight and darkness\u201c werden im Wortlaute mitgeteilt. Es sind freilich nur reim- und rhythmuslose Aneinander-reihungen kurzer S\u00e4tze, aber sie zeigen doch, wie reichhaltig der Vor-stellungsinhalt ist. In der genauen Zeitsch\u00e4tzung L. B.s sieht J. eine Best\u00e4tigung seiner Ansicht, \u201edafs die Zeit durch das Innewerden der Bewufstseinsarheit zum Bewufstsein kommt oder, um mit M\u00fcnsterberg zu sprechen, durch die erst hei lebhafter Aufmerksamkeit merklich werdenden Spannungsempfindungen.\u201c Die \u00e4sthetischen Gef\u00fchle L. B.s setzen sich nur aus Tast- und Bewegungsempfindungen zusammen. Auch hier sind Leichtigkeit und Rhythmus derBewegung Bedingungen des \u00e4sthetischen Wohlgefallens: ein glatter Stock gefiel ihr stets besser als ein rauher, und St\u00f6cke mit regelm\u00e4fsig verteilten Knoten zog sie solchen vor, hei denen die Knoten in ungleichen Zwischenr\u00e4umen aufeinander folgten.\nIn dem Schlufskapitel giebt J. kurze Mitteilungen \u00fcber die an andern Taubstummblinden bisher erzielten Unterrichtsergebnisse. Wir erfahren, dafs gegenw\u00e4rtig abermals ein lOj\u00e4hriges ta\u00fcbstummblindes M\u00e4dchen, Helene Keller, nach derselben Methode wie L. B. unterwiesen wird und zwar, wie es scheint, mit Resultaten, welche die hei dieser erlangten noch weit \u00fcbertreffen.\tArthur K\u00f6nig.\nJ. Lubbock. Die Sinne und das geistige Leben der Thiere, insbesondere der Insekten. \u00dcbersetzt von W. Marshall. (Internat, wissensch. Bibliothek. 67. Bd.) Leipzig 1889. F. A. Brockhaus. 8\u00b0, XVIII und 296 S.\nWie schon der Titel anzeigt, zerf\u00e4llt das Werk in zwei nur lose zusammenh\u00e4ngende H\u00e4lften. Der erste Teil, dem zehn Kapitel gewidmet sind, behandelt in \u00fcbersichtlicher, durch treffliche Illustrationen unterst\u00fctzter Darstellung das Vorkommen und die Gestaltung der verschiedenen Sinnesorgane bei den bisher in dieser Beziehung n\u00e4her untersuchten Tierklassen und -Ordnungen. Wie der Verfasser in den einleitenden Bemerkungen vorausschickt, \u201eist der Gegenstand freilich ebenso umfangreich wie schwierig und nichts liegt ihm ferner, als eine vollst\u00e4ndige \u00dcbersicht \u00fcber das ganze Gebiet der Frage gehen zu wollen\u201c. Seine v\u00f6llige Beherrschung des Themas zeigt er vor allem darin, dafs er mit grofsem Geschick diejenigen F\u00e4lle ausw\u00e4hlt und n\u00e4her bespricht, welche f\u00fcr die hier beabsichtigte, Wissenschaftlichkeit und Allgemeinverst\u00e4ndlichkeit vereinigende Art der Darstellung die lehrreichsten sind. Besonders interessant ist das achte Kapitel \u201e\u00fcber die problematischen Sinnesorgane\u201c. Die vier letzten, den zweiten Teil des Buches bildenden Kapitel behandeln das Problem des tierischen Seelenlebens hei der un-gemeinen D\u00fcrftigkeit des auf diesem Gebiete vorliegenden Materials nur an einzelnen, zum Teil vom Verfasser selbst, zum Teil von anderen Beobachtern angestellten Versuchen.\nGegen\u00fcber der Reichhaltigkeit des ganzen Werkes und der plan-","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n507\nvollen Durcharbeitung des Stoffes wird man \u00fcber unbedeutende M\u00e4ngel und Irrt\u00fcmer gerne hinwegsehen. Kein aufmerksamer Leser wird das Buch ohne reichen Gewinn aus der Hand legen.\tArthur K\u00f6nig.\nH. Maudsley. The cerebral cortex and its work. Mind, Apr. 1890. S. 161\u2014190.\nDie Thatsache, dafs Tiere, welche keine Hemisph\u00e4ren besitzen, vieler komplizierter Bewegungen f\u00e4hig sind, legt die Vermutung nahe, dafs auch beim Menschen die Grofshirnrinde an der Ausf\u00fchrung solcher Bewegungen nicht direkt beteiligt ist. Wahrscheinlich f\u00fchren keine sensorischen Nervenfasern direkt zur Rinde und keine motorischen direkt von ihr zu den Muskeln. Wenn also die Rinde Empfindungen und Bewegungen nicht direkt vermittelt, fragt sich, worin ihre Leistungen bestehen?\nDer Grundplan des Nervensystems ist der einer einfachen Reflexbewegung. Die einfachsten Reflexe werden durch die Nervenzellen des R\u00fcckenmarks \u00fcbertragen ; zwischen denjenigen R\u00fcckenmarkszellen, welche die sensorischen Impulse aufnehmen, und denjenigen, welche die motorischen Impulse aussenden, baut sich nun aber ein Reflexsystem h\u00f6herer Ordnung auf, auf diesem ein zweites von noch h\u00f6herer Ordnung u. s. w ; und diese h\u00f6heren Systeme dienen ebenso wie die niederen der Umsetzung von Eindr\u00fccken in passende Bewegungen. Das h\u00f6chste solche System stellt sich in der Grofshirnrinde dar, wo ein Nervenstrom von Zellengruppe zu Zellengruppe lange Zeit herumwandern kann, ehe er schliefslich hinabsteigt und zu einer \u00e4ufseren Bewegung wird. Jeder Durchgang durch eine Ganglienzelle ist ein Rindenreflex, und jedem entspricht auf der psychischen Seite ein Gedanke. Ein Gedanke ist also, physiologisch betrachtet, ein Rindenreflex.\nAn diesen Rindenreflexen bemerken wir dieselbe Zweckm\u00e4fsigkeit, die f\u00fcr die niedersten Reflexe charakteristisch ist ; und dazu geh\u00f6rt, dafs unsere Gedanken uns nicht jede Einzelheit der wirklichen Dinge vorf\u00fchren, sondern nur solche Seiten derselben, welche f\u00fcr unser Leben praktisch wissenswert sind. Unsere Gedanken sind daher eigentlich nur Zeichen f\u00fcr die Dinge, und in der Manipulation solcher Zeichen besteht das logische Denken. Nur in zwei Beziehungen unterscheidet sich das Denken von der Reflexbewegung: erstens ist es sehr viel komplizierter , und zweitens ist es von Bewufstsein begleitet. Doch ist Bewufstsein nur das Licht, welches den vern\u00fcnftigen Vorgang begleitet, nicht die Kraft, welche ihn bewirkt.\nStrong (Worcester, U. S. A.).\nF\u00f6rster (Breslau). \u00dcber Rindenblindheit. Gr\u00e4fes Archiv. Bd. XXXVI (1) S. 94\u2014108.\nBei einem 44j\u00e4hrigen Postbeamten stellte sich Ende 1884 ohne irgend welche erheblichen Begleiterscheinungen pl\u00f6tzlich ein vollst\u00e4ndiger Ausfall der rechten H\u00e4lften beider Gesichtsfelder ein. Die Grenzlinie zwischen den Defekten und den funktionierenden Teilen umging den Fixations-","page":507}],"identifier":"lit14212","issued":"1890","language":"de","pages":"506-507","startpages":"506","title":"J. Lubbock: Die Sinne und das geistige Leben der Thiere, insbesondere der Insekten. \u00dcbersetzt von W. Marshall. Internat. wissensch. Bibliothek, 67. Band. Leipzig 1889, F. A. Brockhaus, 8\u00b0, XVIII und 296 S.","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:58.437914+00:00"}