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{"created":"2022-01-31T16:17:47.647205+00:00","id":"lit14215","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Bruns, Heinrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 233-234","fulltext":[{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Littera lurbericht.\n233\nmystischen G rundan schau irrigen, die ihm die Kraft verleihen, und seine Begeisterung sch\u00f6pft er aus dem direkten Verkehre mit seinem Gotte, der sich ihm offenbart. Daher die wirkliche Begeisterung f\u00fcr den reinen Glauben, die ihn wenigstens zur Zeit seines Aufenthaltes in Mekka beherrschte und die seiner Sprache den poetischen Schwung und die Kraft verlieh.\nSp\u00e4terhin, in Medina, trat eine andre Aufgabe an ihn heran. Er war nicht mehr blofs der Bote Allahs, der den reinen Glauben verk\u00fcndet, er war auch Gesetzgeber, Krieger und Politiker geworden, und der Koran wird zum Gesetzbuch, die poetische Sprache der ersten Periode wird zur praktischen Prosa, die kurze Sure zur l\u00e4ngeren Verordnung.\nDafs damit auch die Begeisterung mehr und mehr nachliefs, die ihn w\u00e4hrend der Zeit des Bingens getragen, ist erkl\u00e4rlich, deshalb aber die \u00dcberzeugung, er sei ein Bote Allahs, f\u00fcr die Wahnidee eines Verr\u00fcckten zu erkl\u00e4ren, der nach einer vierj\u00e4hrigen Krankheit genesen sei, scheint mir doch etwas bedenklich.\nVon den krampfartigen Anf\u00e4llen wissen wir zu wenig; auch in Bezug auf sie m\u00f6chte ich eine epileptische Grundlage ablehnen. Ekstatische Zust\u00e4nde, das, was man fr\u00fcher \u201eVerz\u00fcckungen\u201c nannte, sind bei christlichen Heiligen eine so gang und g\u00e4be Erscheinung, dafs man sie auch Mohammed zu gute halten und nicht sofort als Epilepsie ztf-rechnen sollte.\nUm auf die vorliegende kleine Schrift zur\u00fcckzukommen, so kann ich mein Urteil nur wiederholen, dafs sie nicht eigentlich gehalten, was sie versprochen, n\u00e4mlich eine \u201epsychologische Studie\u201c zu sein.\n,\tPelman.\nA. Biach. Aristoteles, Lehre von der sinnlichen Erkenntnis und ihrer Abh\u00e4ngigkeit von Plato. Philos. Monatsheft. 1890, Bd. XXVI. Heft 5 u. 6.\nZweck der Abhandlung ist der Nachweis, dafs Aristoteles\u2019 Lehre von der sinnlichen Erkenntnis in allen Hauptpunkten von Plato abh\u00e4ngig sei. Dies darzulegen, mag in der gr\u00f6fseren nicht publizirten Schrift, von der dieser Aufsatz (vgl. S. 5) ein umgearbeiteter Teil ist, versucht worden sein. Hier kommt nach einer sehr summarischen Vergleichung der allgemeinen aristotelischen und platonischen). Bestimmungen \u00fcber die Empfindung eigentlich nur noch das \u201eGed\u00e4chtnis\u201c ausf\u00fchrlicher zur Sprache. Denn der dritte Abschnitt \u00fcber die Phantasie behandelt von dieser nur die \u201eErscheinnngen, welche wir mit dem Worte Phantasie verkn\u00fcpfen\u201c. Wenn diese Gegen\u00fcberstellungen auch nicht ohne Wert sind, so wird doch niemand behaupten wollen, dafs mit dem hier Gegebenen das unwahrscheinliche Besultat erbracht werden k\u00f6nne, \u201edafs A. auch in der Lehre von der sinnlichen Erkenntnis, trotzdem er einige Punkte genauer ausf\u00fchrt, vollkommen auf den Schultern Platos stehe.\u201c Hierzu m\u00fcfsten doch wohl erstens die keineswegs nur in \u00c4ufserlich-keiten voneinander abweichenden Erkl\u00e4rungen der einzelnen Sinne wissenschaftlich verglichen sein und vor allem m\u00fcfste der Verfasser sich mit den fundamentalen Verschiedenheiten der beiderseitigen psycholo-","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nLitteraturbericht.\ngischen Haupts\u00e4tze abgefunden haben. Selbst wer der gleichen Tendenz wie der Verfasser huldigt, m\u00fcfste es verlangen. Mir erscheint indessen die ganze \u2014 bezeichnenderweise an Bf.ssarjon ankn\u00fcpfende \u2014 Themasetzung, die etwas nach apologetischer Tendenz schmeckt, nicht gl\u00fccklich. Sie ist wohl auch Schuld daran, dafs der Verfasser den historisch viel wichtigeren Fragen nach dem, was wirklich platonisch ist in den doch immer nur embryonalen Ans\u00e4tzen zur aristotelischen Physiologie, welche sich bei Plato finden, gar zu schnell aus dem Wege geht.\nBruns (Kiel).\nF. Marbach. Die Psychologie d. Firm. Lactantius. E. Beitr. z. Gesch. d.\nPsychol. 80 S. Halle 1889, Pfeffer. Preis Jt. 1.50.\nAls Beitrag zur Kenntnis des eigenartigen Verarbeitungsprozesses, den die antiken Philosopheme in dem jungen Christentum erfuhren, ist diese Darstellung der Anschauungen des zum Christentum \u00fcbergetretenen Ehetors Lactanz (um 300 n. Chr.) \u00fcber die menschliche Seele von kulturhistorischem Interesse. Verfasser f\u00fchrt die Aufstellungen desselben zu den bekannten Schulthematen: Realit\u00e4t, Substanz, Fortdauer, Sitz der Seele u. a. vor und fafst den Standpunkt des L. dahin zusammen, \u25a0 dafs er die Lehren der Alten, insbesondere der Stoiker, soweit gelten l\u00e4fst, als sie. nicht der \u201eneuen \u00dcberzeugung von dem Werte der Einzelseele\u201c widersprechen, sonst aber dieser entsprechend umgestaltet. Das daraus entstehende Gemisch der Aufstellungen des L. geh\u00f6rt mehr in eine Geschichte der Dogmen als der Psychologie. Denn die bei den Alten vorhandenen Anf\u00e4nge zu einer unvoreingenommenen, lediglich vom Wissensinteresse geleiteten, Beobachtung der seelischen Vorg\u00e4nge verlassend, l\u00e4fst L. seine Lehren durchweg von aufserwissenschaftlichen, auf dem Boden des Glaubens und der sittlichen Begeisterung gewachsenen Vor\u00fcberzeugungen beherrschen. Sie k\u00f6nnen also dem Psychologen h\u00f6chstens als lebhafte Veranschaulichung derjenigen Faktoren dienen, welche jahrhundertelang der Ausbildung einer wissenschaftlichen Erkenntnis der Bewufstseinserscheinungen im Wege gestanden haben.\nLiepmann (Berlin).","page":234}],"identifier":"lit14215","issued":"1890","language":"de","pages":"233-234","startpages":"233","title":"A. Biach: Aristoteles, Lehre von der sinnlichen Erkenntnis und ihre Abh\u00e4ngigkeit von Plato. Philos. Monatsheft 1890, Bd. XXVI, Heft 5 u. 6","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:47.647210+00:00"}