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Ueber das Zungenbein der Amphibien

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{"created":"2022-01-31T16:14:59.577564+00:00","id":"lit14220","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, J. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 223-243","fulltext":[{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"223\nV.\nUeber das Zungenbein der Amphibien. Von\nJ. F. Meckel.\nr v\nBei einer k\u00fcrzlich vorgenommenen, durch den Vortrag der Sinnorgane veranlafsten n\u00e4hern Unterfachung, des Zungenbeins, eines von den Knochen, deren Um-, fang, Lage, Zufammenfetzung und Function in den verfchiednen Klaffen der Wirbelthiere unftreitig dia meiften Verfchiedenheiten darbieten, fand ich vor, iig\u00ab lieh bei den Amphibien dem bisher Bekannten ei reges beizuf\u00fcgen, was in mehrern Hinfichten nicht ohne In-tereffe zu feyn fcheint.\nI. Die einfachfte Form des Zungenbeins kommt bei den Ophidiern vor, wo es nach Cuvier bei denen, deren Zunge in einer Scheide eingefchloffen ift, aus zwei in der L\u00e4ngenrichtung des K\u00f6rpers verlaufenden, einander parallelen, d\u00fcnnen Knorpelf\u00e4den befteht, welche fich vorn verbinden, und hier eine kurze, unter die Zunge tretende .Spitze abfchicken,. bei den \u00fcbrigen ein Dreieck bildet, deffen hintere Winkel lieh zu den beiden hintern H\u00f6rnern verl\u00e4ngern l).\nDiefe Befchreibung ift im Allgemeinen richtig, doch nicht ganz vollft\u00e4ndig. Schon Hellmann hat von dem Zungenbeine der Blindfchleiche bemerkt, dafs es aus zwei herab - und zwei herauffteigenden H\u00f6rnern beftehe, die durch ein drittes auffteigendes, an feinem untern Ende gleichfam in zwei aus einander laufende Schenkel gefpaltenes, verbunden werden Ich habe, wie ich nachher n\u00e4her angeben werde, diefe Angabe\n1) Vergl. Anat. Ed. 3. S. 26g.\n3) Ueber den Taftfinn der Schlangen. G\u00f6ttingen 1817. S. 31.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"richtig gefilmten, imte.ffen giebt es aufser diefer Form des Zungenbeins, welche offenbar als wichtiger Beitrag zu der Ann\u00e4herung diefer Ophi.lier an die Sa-trbr merkw\u00fcrdig ift, einige andre, welche zwi-fcben ihr und der gew\u00f6hnlichen Schlangenbild\u00fcng flehen. Ohne Anbildung vorderer H\u00f6rner wird die Form diefes Knochens uurch Verfchiedenheit der Richtung und der L\u00e4nge der hintern , fo wie die Entwicklung des mit der n , unpaaren , dergekalt abge\u00e4ndert, dals unverkennbar Zwilchenftufen entheben, deren Bedeutung durch ihr Zufammenfallen mit den \u00fcbrigen Bedingungen der Qrganifution noch klarer wird.\nBei den niedrigem Oph'nliern, z. B. Coluber, Vipern, liegen die beiden Zungenbein\u00e4l'te fe\u2019nr nahe an einander, und in ihrer ganzen L\u00e4nge parallel. Vorn vereinigen fie lieh* und hier geht eine, unter der Zunge liegende Spitze ab, welche im Verb\u00e4lluifs zu den H\u00f6rnern kurz ift. Das Verh\u00e4ltnis zwifchen diefem mitt-3ern Horn und jeiem Seitenhorn ift bei Coluber natrix wie 1:9, bei Vlpera naja wie 1:28,\nDie L\u00e4nge der beiden Zungenbein\u00e4fte ift betr\u00e4chtlich. Bei einer i' 6\" langen Coluber natrix find fie neun Linien lang, das Verh\u00e4ltnis ift alfo wie 1:24. Bei einer a.Fufs laugen V. naja ift das Verh\u00e4ltnis ungef\u00e4hr 1 : 20, indem die Zungenbein\u00e4fte 2\" 8\"'lang find.\nDas Gefchlecht Boa unterfebeidet fich pl\u00f6tzlich fehr auffallend in allen oben erw\u00e4hnten Hinlichten von den bisher betrachteten Schlangen.\nDie Zungenbein\u00e4fte find 1) verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum K\u00f6rper k\u00fcrzer; bei einer 29 Zoll langen Boa marina nur i Zoll lang, alfo wie 1:29; zugleich find fie d\u00fcnner als bei den Coluberarten.\n2) Liegen fie einander nicht parallel und nahe, fon-dern convergirrn von hinten nach vorn ftark, indem fie dort faft 6j hier nur l Linie weit von einander entfernt","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"find. Damit h\u00e4ngt eine bedeutende Verfchiedenheit in der Geftalt der Zunge der Boas von der jener Ge-fchlechter zufammen, weiche zun\u00e4chft durch die Zungenbeinzungenmuskeln bewirkt wird. Diele verlaufen bei Coluber u. f. w., in ihrer ganzen L\u00e4nge dicht neben einander, und f\u00fcllen genau den Raum zwilchen den beiden Zungenbein\u00e4ften aus, bei Boa dagegen liefen fie nur in der vordem gr\u00f6fsern H\u00e4lfte an einander, in der hintern divergiren fie von vorn nach hinten, bis an das Ende der Zungenbein\u00e4fte betr\u00e4chtlich.\n3) Ift es hochft merkw\u00fcrdig, dafs die beiden Zungenbein \u00fc fee, wie fie nach vom convergiren, doch durchaus nicht mit einander verbunden find, fonder n fich, von hinten nach vorn betr\u00e4chtlich d\u00fcnner werdend, in der angegebnen Entfernung von einander endigen.\nSehr \u00e4hnlich irt die Bildung bei Tortrix fcytale. Die beiden Zungenbein\u00e4fte und die Zungenzungenbeinmuskeln weichen auf diefelbe Weife nach hinten aus einander, jene find kurz, aber fie vereinigen fich in der Mitte, doch geht kein mittleres Horn an diefer Stelle ab.\nDurch die Kurze und fchiefe Richtung der Zun^en-beinh\u00f6rner ift ichon die Form des Zungenbeins angedeutet, welche die Ampl\u00fcsb\u00e4nen und Blindjchleichen.\ndarbieten.\nBeide kommen im Allgemeinen durch die fchon oben erw\u00e4hnte Anordnung \u00fcberein, unterfcheiden fich \u2022aber doch wieder gradweife. Die Bildung der Blind-fchleiche ift die einfachere, und von Hellmann im Ganzen richtig angegeben. Nur ift zu bemerken, dal';, was feine Befchreibung und Abbildung nicht anaiebL, jedes feitliche und eben fo das mittlere Horn eigne Knochen, und die hintern H\u00f6rner doppelt fo lang als diefes und die vordem find, w\u00e4hrend nach feiner Darftellung","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nalle gleiche L\u00e4nge haben. Die Schenkel des mittlera Hornes find von ihm viel zu lang angegeben.\nBei den Amphisb\u00e4nen find dagegen diele Schenkel des mittlern Horns lehr lang, zugleich ift jeder kurz vor feinem Ende in einen kleinen Fortfatz, ein drittes, hinteres und inneres Horn, ausgezogen. Diefes ift unter allen das kiirzefte, ihm zun\u00e4chft fteht das vordere, dann folgt das hintere \u00e4ufsere ; am anfehnlichften ift unter allen das mittlere Horn, welches vor der Spaltung in feine beiden Schenkel fich ziemlich ftark ausbreitet. Hiernach ift alfo die Abbildung und Befchrei-bung, welche Cuvier (A. a. O. und Taf. 15. Fig. 6.) von dem Zungenbein der Amphisb\u00e4nen giebt, bedeutend zu berichtigen.\nDie Bildung der Amphisb\u00e4nen ift daher den Sauriern \u00e4hnlicher, fowohl wegen Kurze der hintern H\u00f6rner, als wegen Breite des mittlern Hornes am hintern Ende und Anbildung eines hintern innern.\nII. Batrachier. Bei den Batrcichiern kommt das Zungenbein mehr oder weniger deutlich mit dem der Fr\u00f6fehe \u00fcb a rein ; dies um fo mehr, je niedriger das Reptil ift.\nDen Zungenbeinapparat von Proteus anguinus, der noch die Kiemen tr\u00e4gt, hat Cuvier fehr genau be-fchrieben und abgebildet. Er ift gx'\u00f6fstentheils kn\u00f6chern, und heftehtaus mehrern l\u00e4nglichen St\u00fccken. Von die-fen liegt eines in der Mittellinie. An lein vorderes und fein hinteres Ende fetzen fich zwei feitiiche. Von diefen ift das vordere l\u00e4nger, und reicht von ihm hinter dem Unterkiefer bis zum hintern und obern Ende des Unterkiefers, wo es fich durch feftes Zellgewebe anheftet. Diefes St\u00fcck entfpricht unftreitig dem Knochen, welcher die Kiemenftrahlen und die Kiemenhaut tr\u00e4gt. Das, um mehr als die H\u00e4lfte k\u00fcrzere, hintere, verl\u00e4uft","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"jhm ziemlich parallel, und tr\u00e4gt auf feinem hintern, fiark apgefchwollnen Ende zwei andre, l\u00e4ngere. Von diefen ift wieder das vordere das l\u00e4ngfte, wie alle porigen, ganz kn\u00f6chern, und tr\u00e4gt das vurderfte Kie-jneoh\u00fcfchel an feiner Spitze. Das hintere, viel k\u00fcrzere, ^her dickere, ift unter allen allein knorplig, und tr\u00e4gt Wieder auf feinem hintern Ende zwei l\u00e4ngere, ganz kn\u00f6cherne St\u00fccke, auf welchen das zweite und dritte $iemenbiifchel fitzt.\nDiefer Anordnung zun\u00e4chft fteht die der Salamander , namentlich der Wajferfalaman der. Bei den Land-und Waff er fa 1 a ma n dem ift der Zungenbeinapparat ganz nach denselben Typus, den Cuvier vollft\u00e4ndig befrhrie-ben hat, gebildet. Es findet ficb ein kleines, l\u00e4ngliches, mittleres St\u00fcck, und neben diefem ein vorderes .und hinteres Seitenblick. Das vordere ift l\u00e4ndlich-dreieckig, nach hinten zugefpitzt, und weder mit dem mittlern, noch dem folgenden Seitenhorne verbunden, reicht aber zum obern Ende des Griffelfortfatzes. Das hintere ift l\u00e4nger, d\u00fcnner, rundlicher, fchmaler, und Jiat diefelbe Richtung. Ungef\u00e4hr von der Mitte feines innern Randes geht ein d\u00fcnneres St\u00fcck ab, welches, mit dem der vordem Seite convergirend, fich mit dem hintern Ende des mittlern und dem vordem des zweiten Jiornes verbindet.\nCuvier fcheint nur den Landfalamander unterfucht haben, indem er nur von Zungen bei nknorpeln redet. Allerdings haben alle oben befchriebnen Theile beim Landfalamander nur diefe Befchaffenheit, dagegen find fie beim Waffcrfalamander mit Ausnahme des zuletzt be-fishriebnen, d\u00fcnnen, br\u00fcckenf\u00f6rmigen St\u00fcckes, des furzen Eridft\u00fcckes des hintern, und des vorderen des vordem Hornes, vollkommen kn\u00f6chern. Aufserdem unterfcheiden fich die beiden Gattungen dadurch von pinander, dafs beim Landfalamander die ganze hintere","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\ngr\u00f6fsere H\u00e4lfte c\u00eeesZungenbeinapparntes nur eineKnor-pebna\u00fc\u00fc bildet, w\u00e4hrend bei den fl a (i'erjh la man der/i nicht nur das mittlere St\u00fcck ein eigner Knochen ift, fondera auch das hintere Horn aus zwei Knoohenftiicken befteht. Von dielen ift das hintere gr\u00f6fser als das vordere, und von einem innern Vorfprunge feines breitem vordem Endes entfteht der nach vorn verlaufende Knorpelfaden. Diefe Verfchiedenheiten find merkw\u00fcrdig, indem die ft\u00e4rkere Entwicklung diefes Apparates bei den niedrigem Wafferfalamanderti fie offenbar dem Proteus und den Fifehen mehr als die h\u00f6her ftehenden Landfalamander n\u00e4hert. Durch das mittlere St\u00fcck und die beiden Seitenh\u00f6rner kommen die Salamander offenbar fehr genau mit dem Proteus \u00fcberein. Der kleine, br\u00fcckenf\u00f6rmige Knorpel ift wohl unftreitjg ein Rudiment der drei hintern, dies zweite und dritte Kie-; menb\u00fcfchel tragenden St\u00fccke, welche nicht blofs ver-k\u00fcmmerten, fondera weiter nach innen r\u00fcckten, und an beiden Enden verwuchfen. Daher ift es merkw\u00fcrdig, dafs diefes St\u00fcck in beiden Gattungen knorplig ift.\nDem, was Cuvier \u00fcber das Zungenbein der Ba-trachier fagt, l\u00e4fst fich znfetzen, dafs das vordere, d\u00fcnne Horn immer knorplig, das hintere, dickere, k\u00fcrzere, immer fchon fehr fr\u00fch ganz kn\u00f6chern ift. Weit fp\u00e4ter bildet fich in der grofsen mittlern Platte ein Knochenkern, doch habe ich diefe nie ganz kn\u00f6chern gefunden, wenn ich gleich fchon bei jungen Individuen mehrerer Gattungen, Rana, Bufo und Hyla, dies hintere Horn kn\u00f6chern fand.\nDas mittlere Stack ift bei Puma am ft\u00e4rkften entwickelt, und fait quadratf\u00f6rmig. Bei Hyla ift es von vorn nach hinten kaum halb fo breit als von einer Seite zur andern. Bei Bufo geht hinter dem vordem Horn von ihm ein langer, nach hinten gerichteter Fortfatz ab, dem ein, vom hintern Ende des ftark a usgefch weiften\nSeiten-","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Seitenrandes abgehender, entgegenkommt. Das vordere Horn ift bei Rana und Hyla rundlich * bei Bufo dagegen breiter, plattenartig, und erinnert einigerin afsen an die Form diefes Horns bei den Salamandern.\nNach einem fehr abweichenden Typus ift das Zungenbein der Bipa gebildet. Cuvier erw\u00e4hnt daffelbe gar nicht, und erft Rudolphi hat es befchrieben und abgebildet *). Es ift durchaus knorplig, und befteht aus einem mittlern und zwei Seitenftiicken, die aber durchaus zu einem Ganzen verfchmolzen find. Das mittlere, welches viel kleiner ift, giebt Rudolphi als in zwei Spitzen, die vordem oiler kleinern Horner auslaufend an, allein diefe Befchreibung ift offenbar durch Wegnahme der vordem H\u00e4lfte diefes St\u00fcckes entstanden. In der That bildet es einen d\u00fcnnen, eine grofse \u00fceff-nung einfchliefsenden Ring, der vorn in eine, in der Zunge liegende Spitze ausl\u00e4uft, welche ihn felbi't an L\u00e4nge \u00fcbertrifft. Eine fehr merkw\u00fcrdige Bildung, durch welche lieh das Zungenbein der Plpa von dem der \u00fcbrigen Batrachier eben fo fehr unterscheidet, als es Sich eben dadurch dem der Chelonier n\u00e4hert. Hierdurch wird die richtige Bemerkung von Rudolphi (A. a. O. S. 2 0.) dafs die Bipa den Uebergang von den Fr\u00f6fchen zu den Cheloniern bilde, auffallend beft\u00e4tigt. Eben fo kann man den von Rudolphi angegebnen Ueber-einkunftspunkten noch die betr\u00e4chtliche L\u00e4nge des Darmkanals hinzufetzen, welche der Bipa und den Schildkr\u00f6ten auf eine, fie von allen \u00fcbrigen Amphibien im vollkommnen Zuftande unterfcheidende Weife zukommt. Hiernach befitzt alfo das Zungenbein der Pipa nur die beiden hinteren, zwei anfehnliche, auf\nl) Ereyer de Rana Plpa, Berol. p. 14.\nM, d, Archiv. IV. I.\tQ","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nkurzen Stielen fitzende, d\u00fcnne Platten darftellende\u00fc H\u00f6rner.\nIII. Saurier. Auch das Zungenbein der Saurier ift aus den fr\u00fchem \u00dfefchreibungen nicht volift\u00e4ndig bekannt.\nIn Hinficht auf die Subftanz\u00bb woraus es befteht, giebt Cuvier an, dafs es, wie bei den meiften Amphibien, meiftens knorplig fey. Seine einzelnen Theile find nach ihm h\u00e4ufig unter einander verwachfen. Es befteht aus einem mittlern, unpaaren, gerade nach vorn gerichteten Theile oder Horne, und zwei bis fechs paaren, vondiefem nach den Seiten und nach hinten abgehen Jen. Beim Gecko und dem Krokodil finden fich nur zwei, bei dem Kcun\u00e4leon, den gew\u00f6hnlichen Eidechfen und Tupi-nambis vier, bei den Leguans, Scinken, Aganien, Drachen dagegen fechs H\u00f6rner, von welchen die zwei, keinem andern Saurier zukommenden, dicht neben einander und in dem Kropfe liegen, und gerade nach hinten gerichtet find. Meiftens, nur das Krokodil ausgenommen , find alle Theile fchlank,\nDiefe Angaben laffen fich folgendermafsen berichtigen und n\u00e4her beftimmen.\nl) Ungeachtet die meiften, das Zungenbein bildenden Theile knorplig find, fo find doch eben fo be-ft\u00e4ndig bei allen Sauriern, die ich unterfuchte, gewiffe Theile kn\u00f6chern. Knorplig find der mittlereTheil und die vordem und innern hintern H\u00f6rner, kn\u00f6chern dagegen die gew\u00f6hnlich n hintern oder \u00e4ufsern hintern in ihrem ganzen Verlauf oder wenigftens in ihrem vordem Theile.\nBeim Krokodil ift die vordere H\u00e4lfte der Seiten-h\u00f6rner v\u00f6llig kn\u00f6chern, wenn gleich die hintere, greisere knorplig iit. Auch bei 1 upinambis bengalen\u00dfs","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"231\nfinde ich diefe H\u00f6rner nur in ihrer vordem, weit kleinern H\u00e4lfte kn\u00f6chern. Das f\u00fcr die eidechfenartigen Qphidier aufgeftellte Gefetz gilt alfo auch hier.\n:\t2) Die Verwachfung der einzelnen Theile fcheint\n*lir durchaus nicht h\u00e4ufig vorzukommen, indem ich alle angegebne Theile im Gegentheil immer mehr oder weniger deutlich von einander getrennt, wenn gleich eingelenkt finde. Als Ausnahme von allen \u00fcbrigen von ntir unterfuchten Sauriern l\u00e4fst fich Tupinambis iengalen\u00dfs anf\u00fchren, wo das vordere Horn durchaus gar nicht mit den \u00fcbrigen durch B\u00e4nder verbunden ift, fondera nur in den Muskeln liegt.\n. .\t3) In der That haben die Krokodile nur zwei\nH\u00f6rner, wenigftens aufser dem von Cuvier angef\u00fchrten Nilkrokodil auch der Kaiman. Nur ilt zu bemerken, dafs die hintere, knorplige H\u00e4lfte diefer H\u00f6rner nicht, wie Cuvier befchreibt und abbildet, von gleichem Durch-meffer mit der vordem, fondern viel breiter und platter ift, was als Aehnlichkeit mit den Zungenbeinh\u00f6rnern der Pipa Aufmerkfamkeit zu verdienen fcheint. Beim Gecko dagegen finde ich das Zungenbein ganz anders angeordnet, aises Cuvier befchreibt und abbildet.\nWirklich hat es ein vorderes H\u00f6rnerpaar, das fogar l\u00e4nger, wenn gleich d\u00fcnner als das hintereift, und fich ungef\u00e4hr wie beim Tupinambis verh\u00e4lt. Das mittlere ift verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig viel gr\u00f6fser als Cuvier's Darftellung angiebt, und l\u00e4uft hinten in zwei betr\u00e4chtliche Schenkel aus.\nDie Saurier, denen Cuvier namentlich vier H\u00f6rner zufchreibt, befitzen in der That nur diefe Anzahl.\nDagegen bemerkt er nicht richtig, dafs die hintern innern H\u00f6rner aufser den Drachen, Agamen, S\u00e4nken, keinem andern Saurier zukommen, denn wirklich finde ich fie fehr deutlich bei allen von mir unterfuchten Seel-\nQ *","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nHonen, namentlich St, vulgaris, cordylus und brevieau-datus. Nach Tiedemann- w\u00fcrde, gegen Cuvier, das Zungenbein der Drachen nur vier H\u00f6rner haben \u2018), allein in d t That finde ich aul'ser den beiden hintern, von ihm angegebnen Paaren ein vorderes, um die H\u00e4lfte k\u00fcrzeres und d\u00fcnneres,\nDiefe Horner find \u00fcbrigens fchon bei den Amphis-b\u00fcnen im Rudiment vorhanden,\nCuviers Befchreibung und diefe Bemerkungen er? fch\u00fcpfen \u00fcbrigens den Gegenftand nicht vollkommen, vorz\u00fcglich, weil die abfolute und verh\u00e4ltnil'sm\u00e4fsjge Gr\u00f6fse, die Geftalt und Richtung der Theile des Zungenbeins nicht genau angegeben find,\ni) Gr\u00f6fse. Die Gr\u00f6fse des Zungenbeins wird nicht immer durch denfelben Theil beftimmt, indem bald alle gleichm\u00e4fsig, bald einer oder einige verherrlichend entwickelt find. Unter allen haben wahrfchein-lich die Drachen verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig das gr\u00f6fste Zungenbein.\na) Das vordere mittlere Horn ift befonders bei dem Kam\u00e4leon fehr ftark entwickelt, verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum ganzen Thiere und zu den \u00fcbrigen fehr lang, doppelt fo lang als fie, aufserdem auch betr\u00e4chtlich dick. Nicht in demf\u00e8Iben Verh\u00e4ltnifs, aber doch nach demfelben Typus und weit anfehnliclier als bei den \u00fcbrigen ift es bei den StelHonen ausgebildet. Bei St. vulgaris ift es am dickften, bei St. cordvlus bei weitem am l\u00e4nglten, doch d\u00fcnn, bei 5^. brevicaud. fteht feine Form zwilchen der von diefen beiden Arten. Es liegt bei den Stellionen, wie bei den Kurn\u00e4leous, wenn gleich nicht fo tief, in der Subftanz der Zunge, und wirkt alfo kr\u00e4ftig beim Vorftofsen derfelben. Bei den \u00fcbrigen ift diefes\nl) Anac, des Drachen, S- I%","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00f6rdere Horn verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig diinn, fchlank und kurz.\nb) Die gew\u00f6hnlichen oder \u00e4ufsern hintern H\u00f6riger find gew\u00f6hnlich k\u00fcrzer als die vordem, aber die ft\u00e4rkften, auch, wie fchon bemerkt, gew\u00f6hnlich allein kn\u00f6chern. Ganz befonders lang, weit l\u00e4nger als die vordem find fie bei Tupinambis bengalenfis, wo ihre L\u00e4nge bei einem il Zoll langen Thiere \u00fcber einen Zoll betr\u00e4gt; am l\u00e4nglten bei den Drachen.\nc) Die. vordem befteben gew\u00f6hnlich aus zwei St\u00fccken von verfchiedner Richtung, und find mehr oder weniger mit dem mittlern Horne verfchmolzen, nur Theile deffelben. Von dem. luntern Theile von diefem geht n\u00e4mlich an feinem \u00e4ufserften Ende ein nach vorn tmd aufsen gerichteter Fortfatz ab, der immer mit ihm eins ift, fo dafs allo diefes mittlere St\u00fcck eigentlich einen Dreizack, deffen mittlere Spitze die l\u00e4ngfte ift, bildet. Auf dem vordem Ende diefes Fortfatzes fitzt der \u00e4ufsere gr\u00f6fsere Theil des vordem Hornes auf. Bei den gew\u00f6hnlichen Eidechfen find beide verfchmolzen, bei den Stellionen eingelenkt, bei Tupinambis benga-tenjis find fie v\u00f6llig voneinander getrennt. Diefer Theil, das eigentliche vordere Horn, ift dem hintern mehr oder weniger parallel, verl\u00e4uft von vorn nach hinten, und n\u00e4hert Geh ipit feiner hintern Spitze der feinigen. Gew\u00f6hnlich \u00fcberragt es fein hinteres, mit dem mittlern Horn verfchmolzenes St\u00fcck auf beiden Seiten betr\u00e4chtlich, bisweilen aber, wie bei Stell io un d. Gecko, nur nach hinten. Im erftern Falle reicht die vordere H\u00e4lfte bis an die innere Fl\u00e4che des Unterkiefers. Das hintere St\u00fcck oder der Fortfatz des mittlern Theiles ift faft immer unbedeutend und weit kleiner als das eigentliche vordere Horn, nur bei Tupinambis bengalenfis, wo es eine fehr anfehnliche L\u00e4nge hat, mit ihm von gleicher Gr\u00f6ise^ Defto merkw\u00fcrdiger ift es. daher, dafs.beide","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"gar nicht mit einander verbunden find. Sehr deutlich' ergiebt (ich aus einer vergleichenden Betrachtung des Zungenbeins der Saurier und der eidechfenartigen Ophi-dier, dal's bei diefen erft der Fortfatz des mittlem Stuckes f\u00fcr das eigentliche vordere Horn gebildet ift, welches erft, fo viel bis jetzt bekannt ift, bei den Saw riein entfteht, bei mehrern eine blofse Verl\u00e4ngerung, bei andern ein eigner, mehr oder weniger von ihm ge* trennter und felbftft\u00e4ndiger Knochen ift.\nd) Die hintern Innern H\u00f6rner find, nach Cuvier, bei dem Leguan die l\u00e4ngften ; indeffen finde ich in der That die hintern \u00e4ufsern und die vordem etwas l\u00e4nger, wenn gleich jene viel gr\u00f6fser als das mittlere vordere find. Bei Agama mcinnorata und dem Drachen find fie wirklich betr\u00e4chtlich l\u00e4nger, ungeachtet Tiedemann f\u00fcr die letztem das Gegentheil angiebt, dagegen bei den Stei\u00fconen und Scinken, vor allen bei St. cordylus, und noch mehr bei Sc. officinalis bei weitem die fehw\u00e4ch-ften. Unter allen find fie bei den Drachen verhaltnifs-m\u00e4fsig zum K\u00f6rper am ft\u00e4rkften entwickelt, was mit der Gr\u00f6fse des Kebifaekes zufammenh\u00e4ngt.\n2) Geftalt. Einige Bedingungen der Geftalt find fchon \u00fcberhaupt, insbefondere aber fo eben bei Betrachtung der Gr\u00f6fse des Zungenbeins angegeben. Nur beim Krokodil hat es, befonders das mittlere St\u00fcck eine breite, platte Geftalt, bei den \u00fcbrigen find alle Theile l\u00e4nglich kegelf\u00f6rmig. Von diefer Regel machen die hintern H\u00f6rner, fowohl die \u00e4ufsern als die innern, nie eine Ausnahme ; bisweilen dagegen die vordem. In der That find bei Scincus offic., Stellio cordylus und Tw pinambis bengalenfis die eigentlichen vordem H\u00f6rner im Verh\u00e4ltnifs zu ihrer L\u00e4nge ziemlich breit, und bilden daher, da fie fehr d\u00fcnn find, fehr l\u00e4ngliche Platten , die fich von innen und vorn nach aufsen und hinten zufpitzen. Bei dem letztem ift der Fortfatz des","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"235\nmiltlern Hornes, welcher das vordere gew\u00f6hnlich tr\u00e4gt, $n feinem vordem Ende gleichfalls plattenf\u00f6rmig ausgebreitet. Eine nicht unmerkw\u00fcrdige Form, da fie an jdas platte vordere Horn der Salamander zu erinnern feheint, welches, wie bei Tupinambis bengahnfis, nicht piit dem mittlern Theile verbunden ift. Das mittlere Horn ift zwar bei mehrern fehr dick, allein doch auch fcier l\u00e4nglich kegelf\u00f6rmig. Durch feine Geftalt unter-fcheklet fich indeffen diel'es mittlere St\u00fcck beim Kam\u00fc-Ifion auf eine merkw\u00fcrdige Weife von der defielben Theiles bei den \u00fcbrigen Sauriern inlofern, als ihm die beiden Seitenfortf\u00e4'tze fehlen, welche das eigentliche vordere Horn tragen; unftreitig wegen ftarker Entwicklung defielben in der L\u00e4ngen - und Dickenrichtung, Das vordere Horn inferirt fich daher unmittelbar mit der Grundfl\u00e4che des mittlern St\u00fcckes.\n3) Richtung und Lage. Immer find das mittlere vordere Horn gerade nach vorn, die hintern innern Oben fo gerade nach hinten gerichtet. Jenes liegt genau in der Mittellinie, diefe gew\u00f6hnlich fo dicht neben derselben, dafs fie einander in ihrer ganzen L\u00e4nge ber\u00fchren. Nur bei Stellio cordylus und Scincus officin. habe jch hievon eine Ausnahme gefunden, indem fie, weit von einander entfernt, von vorn nach hinten etwas aus einander weichen. Die hintern \u00e4ufsern wenden fich yon innen und vorn nach aufsen und hinten gegen den Nacken, findmeiftens nach hinten etwas gew\u00f6lht, nach vorn ausgeh\u00f6hlt. Die vor,lern find in ihrem hintern, dem Mittelftuck angeh\u00f6rigen Theile, erft nach vorn und aufsen, \u00fcbrigens fchr\u00e4g von vorn nach hinten gerichtet. Eine Ausnahme hievon macht blots das Kama-hon, wo das hintere Horn gerade nach oben, das vordere fchief von hinten und unten nach vorn und oben gerichtet ift, was unftreitig, wegen dadurch be-","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"wirk tor vortheilhafterer Infertion der Kinn - und Kiefer-Zungenmuskeln das Austreten der Zunge begiinftigen inufs.\nIV. Chelonier. Unter den Cheloniern habe ich blofs das Zungenbein von Emys eurapaea, Teftudo graben, Ch. imbricata und mydas zu unterfuchen Gelegenheit gehabt. Bei allen ift der mittlere vordere Theil lehr breit und platt, vorn in der Mitte in eine, unter der Zunge liegende Spitze, auf jeder Seite in zwei k\u00fcrzere , etwas nach aufsen gerichtete Fortf\u00e4tze ausgezogen. Die Platte ift bei der griechifchen Schildkr\u00f6te am breiteften und k\u00f6rzelten, bei der ourop\u00fcijehen am l\u00e4nglichften. Die letztere macht daher den Uebergang zu der Form der Matamutafchildkr\u00f6te *). Bei beiden, nicht aber bei den Seefcliildkr\u00f6ten ift fie in ihrer vordem H\u00e4lfte, in geringer Entfernung hinter der vordem Spitze, in der Mitte blofs membran\u00f6s. Die dadurch gebildete Oefinung ift, der Form der ganzen Platte analog, bei der europ\u00e4ifi hen von vorn nach hinten, bei der griechifchen von einer Seite zur andern am l\u00e4ngften. Die vordere Spitze ift bei der griechifchen Schildkr\u00f6te bei weitem am langl\u2019ten, Gei den Meerjchildkr\u00f6tcn am k\u00fcrzeften. Diele Verfchiedenheit fcheint mit einer andern zuiammenzuh\u00e4ngen. Bei den Seefcliildkr\u00f6ten n\u00e4mlich liegt unter und vor der Spitze, in der Subftanz der Zunge ein kleiner, fehr l\u00e4nglicher Knorpel, der von der Piatte ganz getrennt, und nur durch zwei L\u00e4ngen-muskdpaare, ein \u00e4u\u00dferes uni ein inneres, mit ihr verbunden ift, un i wohl nichts als der vordere Theil tier Spitze ift, welcher bei den \u00fcbrigen mit dem hintern vervv\u00e4chft. Aulserdem unterfcheiden lieh die verfchied-\nl) Cuvier S, s6\u00df.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"237\naen Gattungen dadurch von einander, dafs bei Emys die mittlere Platte kn\u00f6chern, bei Chelone und Teftudo dagegen ganz knorplig ift.\nBei allen Schildkr\u00f6ten finden fich wenigftens zwei Paare von H\u00f6rnern, von welchen das hintere auf den beiden Fortf\u00e4tzen der mittlern Platte, das vordere dagegen auf dem Seitenrande ungef\u00e4hr in der Mitte def-felben auffitzt. Beide find nach hinten und anfsen <re-richtet, das hintere k\u00fcrzer als das vordere. Immer ift das vordere, mit Ausnahme eines fehr kleinen, hintern knorpligen Anfatzes, kn\u00f6chern, platt zufammenge-dr\u00fcckt, aber verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu feiner Breite dicker als das hintere, welches eine mehr platte Geftalt hat, und mit der mittlern Platte nur eingelenkt ift.\nIn mehrern Hinfichten unterfcheidet fich die Bildung diefer H\u00f6rner in den verfchiednen Gattungen. Bei den Flufs- und Seefchildkr\u00f6ten find beide Paare von der Mittelplatte getrennt, nur mit ihr beweglich eingelenkt, bei der griechifchen Schildkr\u00f6te find die hintern H\u00f6rner v\u00f6llig mit der mittlern Platte verfchmolzen, erfcheinen nur als verl\u00e4ngerte, hintere Fortf\u00e4tze, bei den \u00fcbrigen dagegen find fie von dielen verfchieden, und mit ihnen nur eingelenkt. Bei der griechifchen und den Seefchildkr\u00f6ten find fie blofs knorplig, bei der Flufsfchildkr\u00f6te dagegen, mit Ausnahme eines kleinen, hintern Theiles, ganz kn\u00f6chern, endlich bei diefer bei weitem l\u00e4nger als bei jenen, indem fie dort faft fo lang als die fehr betr\u00e4chtlichen vordem H\u00f6rner, hier um zwei Drittheil kleiner find.\nAufser den zwei H\u00f6rnerpaaren findet fich bei den Seefchildkr\u00f6ten, und, wie mir aus dem einen der beiden trocknen Zungenbeine der europ\u00e4ifchen, welche ich vor mir habe, h\u00f6chft wabrfcheinlich ift, auch bei diefer, noch ein drittes Paar. Es fitzt am weiteften nach vorn, am Ende des Seitenrandes, auf einem, durch","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238'\ndiefen gebildeten Urfprunge, ift viel kleiner als die \u00fcbrigen, und in der That nur fo fehr im Rudiment vorhanden, dafs es deshalb meines Willens von allen mir bekannten Schriftltellern \u00fcbertehen wurde. Immer ilt es ein eignes, plattenlormiges St\u00fcck, bei den Seefchild-kr\u00f6ten knorplig, bei der FiuJsjchildkrQte kn\u00f6chern.\nVon den H\u00f6rnern entlpricbt unftreitig das hintere Paar nicht dem gew\u00f6hnlichen oder hintern Paare der Saurier, l\u00e4ndern dem hintern innern, welches mehrere befitzen; das vordere dagegen ilt das hintere \u00e4ulsere. Dagegen fehlt das eigentliche vordere den Landfchild-kr\u00f6ten, und wird beiden \u00fcbrigen durch das bisher \u00f6her-fehene vordere St\u00fcck dargeftellt. Zwar d\u00fcrfte auf den erlten Anblick das vordere Horn dem vordem, das hintere dem gew\u00f6hnlichen hintern H\u00f6rne der Saurier parallel zu Itellen lVyn, allein fclion die Stellung diefer B \u00f6rner und ihr Verh\u00e4ltnis zum mittlern St\u00fccke widerlegt diele Anficht vollkommen. Noch mehr wird die ineinige durch die vergleichende Betrachtung des Zungenbeines der V\u00f6gel, wo die vordem H\u00f6rner ganz ver-fchwunden, die hintern iiufsern ftark entwickelt, und die hintern innern in Geftait einer mittlern Spitze \u00fcbrig find, auf der einen, und mit den oben angegebnen Formen, welche diefer Theil in den, verfchiednen Sauriern darbietet, auf der andern Seite, gerechtfertigt. Endlich beft\u00e4tigt wohl die Bemerkung, dafs, mit A usnahme der eurojj\u00fcijchen Schildkr\u00f6te, das hintere Horn immer knorplig, das vordere dagegen, wie bei allen Sauriern, kn\u00f6chern ift, die Richtigkeit derfelben.\nNothwendig dringt fich nach der Betrachtung des Zungenbeins in den verfchiednen Ordnungen der Amphibien die Frage auf, welchen Knochen es im Ganzen und im Einzelnen in den hohem und tiefer Behenden Klaffen entfpreche.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"239\nSchon an' einem andern Orte *) habe ich mich f\u00fcr' die Anficht erkl\u00e4rt, dafs der ganze Kiemenapparat, uebft der Kiemenhaut in der Klaffe der Fr\u00f6fche nur ein fehr ftark entwickeltes Zungenbein fey, was auf merkw\u00fcrdige Weife auf Koften der Zunge zu gefchehen fcheint, nur fragt es fich, welchen Theilen deffelben die verfchiednen Theile des Zungenbeines zu vergleichen feyen.\nDie vordem H\u00f6rner find wohl unftreitjg den Knochen, welche die Kiemenhautftrahlen tragen, oder Cu-viers Zungenbein\u00e4ften zu vergleichen, wie ich gleichfalls fchon fr\u00fcher bemerkt habe 1 2). In der That findet man i) beim Proteus diefe vordem H\u00f6rner vorn an das mittlere Zungenbeinft\u00fcck, hinten an den Sch\u00e4del befeftigt,. alfo gerade in demfelben Ortsverh\u00e4ltniffe als dieZungen-bein\u00e4lte der Fifche; a) find fie bei den Larven der Fr\u00f6fche und Salamander auf diefelbe Weife angeordnet, und bei beiden nicht mit Kiemen befetzt, zugleich auf eine fehr merkw\u00fcrdige Weife, befonders bei jenen, im Larvenzuftande bedeutend breiter, alfo Fifch\u00e4hnlicher, als im vollkommnen Thiere ; 3) erinnert die oben angef\u00fchrte platte Geftalt derfelben bei Vielen Arten an ihre urfpr\u00fcngliche Bedeutung.\nWelche Bedeutung aber haben die hintern \u00e4ufsern H\u00f6rner? Ihrer Lage nach fcheinen fie durchaus den Kiemenb\u00f6gen zu entfprechen. Bei den Larven der Salamander und bei Proteus anguinus tr\u00e4gt das vordere, gr\u00f6fsere Horn ein Kiemenbiifchel, und man kann daher mit vieler Wahrfcheiniichkeit annehmen, dafs diefe H\u00f6rner die verk\u00fcmmerten Kiemenb\u00f6gen find, und bei\n1)\tFonquet de organi refpiratorii in animalium ferie evolution\u00ab, Halae 1816. p. 24 ff.\n2)\tA. a. O, S. 2f.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nalien Batrachlern einige oder alle Kiemenb\u00f6gen lieh \u2022wirklich in fie umwandeln. Bei den Salamandern verfchwinden zwar die drei hintern Knorpelftreifen der Larven v\u00f6llig, und der br\u00fcckenf\u00f6rmige Knorpel des ausgebiideten Salamanders ift nicht f\u00fcr ein Ueberbleib-fel von ihnen anzufehen , da er fchon mit ihnen zugleich bei der Larve fehr deutlich vorhanden ift. ln leffen ift er wahrfcheudich auch fo f\u00fcr ein bleibendes Rudiment der hintern Kiemenb\u00f6gen anzufehen, und es ift in die-fer Hin/hht fehr merkw\u00fcrdig, dafs gerade das ihm ent-fprechende St\u00fcck beim Proteus, welches die hinteren Kit uuenb\u00f6gen tr\u00e4gt, wie er i\u2019elbft beim Salamander, allein knorplig ift.\nUnter den hohem Batrachlern bleiben bei den Kr\u00f6 en zwischen dem vordem und hintern H\u00f6rne auf jeder Seite zwei Vorfpr\u00fcnge an den Seitenw\u00e4nden des rriitlern St\u00fcckes \u00fcbrig, welche die Ueberbieibi'el der beiden vorderften Kiemenb\u00f6gen zu feyn fcheinen.\nlit das hintere kn\u00f6cherne Horn der meifteu unge-fchw\u00e4nzten Batrachier und das dritte oder hintere innere Hornpaar mehrerer Saurier und der Chelonier ein eigner, neuer Theil, oder hat er fein Analogon fchon in den Fiichen? Ich glaube das letztere. Bei den Rochen liegt an derfelben Stelle an dem mittlern St\u00fccke ein l\u00e4nglicher, ganz wie bei mehrern jener Reptilien nach an Isen und hinten gerichteter Knochen, der, allm\u00e4hlich breiter werdend, fich bis zu der vordem Gliedmaafse erltreckt, und hier mit einem kleinen ein lenkt, der in en gegengefstzter Richtung zum hintern Kiemenbogen, und zur vt'irbdf\u00e4ule verl\u00e4uft. Diefer Knochen ent-fpricht durch feine Lagp fehr genau dem hintern innern Horn \u2022, und h\u00f6chft wahrfcheinlich li\u00e2t er bei den Gr\u00e4-tennlehen im Schlundkopfknochen fein Analogon.\nZ var vergleicht Cuvier diefe Knochen mit den Zungenbein\u00e4ften (Anat. comp. T. 111. p. 377O\u00bb die um*","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"241\n\u25a0ach hinten ger\u00fcckt w\u00e4ren, und ich l\u00e4ugnenicht, dafs fich theils das Verh\u00e4ltnifs derfeiben zu den Kiemen, theils die analoge Ortsverriickung der vordem GJied-jnaafsen als wichtige Gr\u00fcnde f\u00fcr diefe Anficht anr\u00fchren laffen. Indeffen fcheint mir f\u00fcr jetzt die eben ge\u00e4ufserte Meinung, die Zur\u00fcckf\u00fchrung mehrerer Knochen bei verfchiedenen Thieren auf einen und denfelben , um fo mehr f\u00fcr fich zu haben, als einerfeits die Kiemenhaut-ftrahlen bei den Knorpelfifchen, wo fie fich \u00fcberall, vorz\u00fcglich aber bei den Hai\u00dffchen, fehr deutlich finden, nicht von diefen Knochen entftehen, andrerfeits fich vor dem Kiemenapparat zwifchen den beiden erftern Kiemenb\u00f6gen ein deutlicher, wenn gleich gew\u00f6hnlich nicht befchriebner, querer Knorpelftreif befindet, der ganz die Stelle des vordem Theiles der Zungenbein\u00e4fte bei den Gr\u00e4ten\u00dffchen einnimmt. Freilich heften fich auch fo die Kiemenhautftrahlen an die vordem Enden der Kiemenh\u00f6gen, und man k\u00f6nnte annehmen, dafs diefe ver\u00e4nderte Verbindung eben von dem Zur\u00fccktreten der Zungenbein\u00e4fte herr\u00fchre, jener quere Knorpel nur der, in die Breite ausgedehnte, unter den mittlern Kiemenknochen liegende Knochen der Gr\u00e4ten\u00dffche fey, \u25a0welchen einige Schriftfteller mit dem mittlern Brul't-beinl't\u00fcck verglichen haben. Das breite Knochenft\u00fcek der Rochen dagegen, an welches fich die in Anfrage behenden Knochen hefteten, w\u00e4re das mittlere, mit jenen nach hinten gewichene Zungenbein der Gr\u00e4tenji\u00df.he, welches fich, wie der quere Knochen, nach dem Typus des Ganzen ftark in die Breite ausgedehnt h\u00e4tte. Doch fcheint mir gegen die Richtigkeit der von Cuvier vorgetragnen Anficht der Urnftand zu iprechen, dafs bei den .Haifi\u00dfchen an der gew\u00f6hnlichen Stelle vom Quadrat, ein ein feitlicher Zungenbeinafl abgeht, und fich an ei en fehr anfehnlichen, breiten, piatten, mittlern Knoipel heftet, aufserdetn aber die von Cuvier f\u00fcr die beiden","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"Seitenzuhgenbein\u00e4fte gehaltnen Knorpel, wie gew\u00f6hnlich , aus zwei H\u00e4lften gebildet, aber Geh nicht an die Wirbelfaule heftend, nebft dem breiten mittlern Knorpelvorhanden find, an den fie fich, wie bei den R\u00fcchen, heften. Hiedurch fcheint mir die Richtigkeit meiner Anficht zur Gewifsheit erhoben zu werden.\nDas mittlere St\u00fcck ift der mittlern Reihe von Knochen, oder dem einzelnen Knochen bei den Fifchen, an welche fich die Kiemenb\u00f6gen heften, analog. Daf\u00fcr fpricht die Verbindung aller vorhandnen Knochenpaare mit ihm. Der mittlere, breite Knochen mehrerer Rochen hat befonders viele Aehnlichkeit mit dem mittlern St\u00fccke der Chelonier, indem er vorn in zwei Spitzen ausl\u00e4uft. Denkt man fich diefe vorn vereinigt, fo hat man das durchl\u00f6cherte, breite, mittlere St\u00fcck von jenen auffallend vor fich. Diefe grofse Aehnlichkeit hindert mich, diefes St\u00fcck bei den Rochen als dem mittlern, entweder dem Zungenbeinft\u00fccke oder dem Unterzungenknochen der Gr\u00e4tenfifche analog anzufehen. Ift diefes St\u00fcck der Rochen aber wirklich den mittlern Kiemenknochen der Gr\u00e4tenfifche und fomit dem mittlern Zungenbeine der Amphibien analog, fo wird dadurch meine eben er\u00f6rterte Anficht der Bedeutung der unbeftimmten, mit ihm verbundnen Knochen bedeutend beft\u00e4tigt.\nDer bei einigen Amphibien, namentlich den Che\u2022 Ioniern, vor kommende kleine, eigne Knochen k\u00f6nnte vielleicht feiner Lage wegen, f\u00fcr das Unterzungenbein der Fifche angefehen werden.\nDas Zungenbein der V\u00f6gel ift weit weniger entwickelt als das der Amphibien ; indeffen laffen fich doch die meiften Theile paralielifiren. Merkw\u00fcrdig ift es, dafs immer der mittlereTheil, wenn gleich einfach, vor der Luftr\u00f6hre zwilchen beiden H\u00f6rnern mehr oder weniger lang ausgezogen, und an feinem hintern Ende","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"243\nknorplig jft. Offenbar entfpricht diefer hintere Theil in feinem hintern, zwilchen den beiden Seitenh\u00f6ruern liegenden Theile den hintern Innern H\u00f6rnern der Amphibien, und es ift daher merkw\u00fcrdig, dafs diefe bei den Cheloniern allgemein, wenn gleich nach einem andern Typus gebildet find. Diefe Analogie ift befon-ders bei einigen, z. B. den Tauben, auffallend, wo diefer zwifchen den beiden Seitenh\u00f6rnern liegende Theil einen eignen Knochen bildet, was gew\u00f6hnlich nicht der Fall ift. Unter diefer Bedingung befteht dann das mittlere Zungenbein aus drei, von vorn nach hinten auf einander folgenden St\u00fccken. Merkw\u00fcrdig, u\u00bbd .wieder in Bezug auf die Aehnlichkeit mit den C/re/o-niern und Rochen, ift, dafs der gew\u00f6hnlich einfach zu-gefpitzte vorderfte diefer Knochen, bei einigen, z. B. Falco ojjifragus, faft in feiner ganzen L\u00e4nge nach vorn In zwei Seitenfcbenkel gefpalten ift. Den beiden Seitenh\u00f6rnern entfprechen unftreitig die mittlern H\u00f6rner der Amphibien , mithin die Kiemenb\u00f6gen der Fi/che.","page":243}],"identifier":"lit14220","issued":"1818","language":"de","pages":"223-243","startpages":"223","title":"Ueber das Zungenbein der Amphibien","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:59.577569+00:00"}

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