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{"created":"2022-01-31T16:16:02.439423+00:00","id":"lit14221","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Cuvier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 244-247","fulltext":[{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"Intelligenzblatt,\nI. Zur Lehre von der thierifchen Form.\nI. Cuvier \u00fcber die Zufammenfetzung des kn\u00f6chernen Kopfes der Wirbelthiere. (Annal, du Muf. Vol. 19. Igi2. p. 123 \u2014 12g.)\t,\nHerr Geoffroy hat durch feine Unterfuchungen \u00fcber die Kopfknochen der Wirbelthiere unter andern merkw\u00fcrdigen Thatfachen auch die nachgewiefen, dafs, mit Ausnahme des Felfentheils, alle Theile des Schlafbeins abw\u00e4rts in der Thierreihe allm\u00e4hlich vom Kopfe abtreten, der Trommelfellring bei den V\u00f6geln, Amphibien und Fliehen den Quadratknochen, oder den Stiel des Unterkiefers , bildet, der Oberfehnabel der V\u00f6gel faft ganz aus den Zwifchenkiefern befteht, und die Oberkieferknochen \u00e4ufserft klein lind. Indem ich die Geffroyfche Aniicht \u00fcber die Metamorphofe der Kieferknochen und einiger andern v\u00f6llig annehme, glaube ich einige meiner fr\u00fchem \u00fcber das Stirnbein, Siebbein und Keilbein beibehalten zu k\u00f6nnen, die ich noch vor drei Jahren in einem Auf-fatze \u00fcber die Kopfknochen des Krokodils, mit zweckm\u00e4\u00dfigen Ab\u00e4nderungen, von Neuem vorgetragen habe.\nDiele Anfichten find wefentlich folgende:\n1)\tDas Stirnbein der drei untern Wirbelthierklaffen ift mehr zerfallen als bei den S\u00e4ugthieren, indem feine zwei Augenh\u00f6hienfortf\u00e4tze eigne Knochen, das vordere und hintere Stirnbein, bilden.\n2)\tDie Siebplaue fehlt, die Riechnerven treten durch Oeffnungen oder Kan\u00e4le hervor. Dagegen findet lieh das\nlenk-","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"245\nlenkrechte Blatt, kn\u00f6chern, knorplig oder hantig, und tr\u00e4gt mit dem Augenh\u00f6hlenfortfaize des Keilbeins, der eben fo allgemein ein Blatt bildet, zur Bildung der Zwi-fchenfcheidewand der Augenh\u00f6hlen bei. Auch die Augenh\u00f6hlenplatten des Riechbeins trennen, an der gewohnten Stelle liegend, Augen- und Nafenh\u00f6hle, lind aber bald h\u00e4utig, bald knorplig, bald kn\u00f6chern; auch liegen die wefentlichen Theile des Riechbeins, die obern Mufcheln oder Zellen, wie gew\u00f6hnlich, in der Nafenh\u00f6hle, lind aber meiftens knorplig. Hiernach beh\u00e4lt das Riechbein feine Lage, feine Zufammenfetzung, und leine Verrichtungen, und ift nicht zerfallen.\n3) Die Keilbeinfl\u00fcgel find meiftens von den \u00fcbrigen Theilen des Keilbeins getrennt, und bilden mit den Gaumenbeinen eine mehr oder weniger vollft\u00e4ndige, und mehr nach innen liegende Verbindung zwifchen dem Oberkiefer und dem Stiele des Unterkiefers, fey diefer nun, wie bei den V\u00f6geln, mehreren Sauriern und Oplii-diern und allen Fifchen, beweglich, oder, wie bei den Krokodilen und Schildkr\u00f6ten, ganz feft.\nVielfache Unterfuchungen haben mich von der Allgemeing\u00fcltigkeit diefer Regel \u00fcberzeugt. Nach ihr kann man leicht alle Kopf Knochen der V\u00f6gel, Amphibien und Fifche benennen, indem jeder immer diefelbe Stelle, ungef\u00e4hr diefelbenVerbindungen beh\u00e4lt, oderwenigftens die eintretenden Abweichungen nicht ft\u00e4rker als die bei verfchiednen S\u00e4ugthieren find , endlich, was das Wefent-lichfte ift, jeder Knochen diefelben Functionen beh\u00e4lt, d. h. diefelben H\u00f6hlen bilden hilft, diefelben Muskeln fich an ihn heften, diefelben Nervenft\u00e4mme durch ihn treten, wenn diefe Theile vorhanden find. Von den Nerven weifs man, dafs fie nie abweichen, den Riechnerven ausgenommen, der bei den Cetaceen fehlt1).\nSo bedeckt das Stirnbein, gleichviel, ob einfach, doppelt, f\u00fcnffach oder fechsfach, immer den vordem Theil des Gehirns, bildet die Augenh\u00f6hle, und begleitet den\nl) Auch diefer bekanntlich nach der nicht.\nM. d. Archiv, IV, 2,\nJacol/on'\u00eecheu Entdeckung M.\nR","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"Riechnerven bis zur Nafe ; der innere Augenh\u00f6hlenfort-fatz, das vordere Stirnbein, umfafst immer den obern Theil der Nafenh\u00f6lile, und bildet den Nafenrand der Augenh\u00f6hle. Der \u00e4ufsere Fortfatz, das hintere Stirnbein, bildet den \u00e4ufsern Rand der Augenh\u00f6hle und trennt fie von der Schlafgrube. Das ein- zwei- und dreifache Scheitelbein bedeckt immer den mittlern Theil des Gehirns. Das einfache, doppelte, vier- oder f\u00fcnffache Hinterhauptsbein umh\u00fcllt immer das verl\u00e4ngerte Mark und das kleine Gehirn , und enth\u00e4lt immer den Gelenkknopf f\u00fcr den oberften Halswirbel. Der K\u00f6rper des Keilbeins und feine Schlaffl\u00fcgel tragen immer die mittlern Theile des Gehirns; fein, fchon bei den S\u00e4ugthieren getrennter Augenh\u00f6hlentheil bildet immer den Grund und einen Theil der Scheidewand der Augenh\u00f6hlen, und l\u00e4fst den Sehnerven durch. Diefe d\u00fcnne Scheidewand, deren Anfang man fchon beim Saimiri fieht, geht immer nach vorn bis zum fenkrechten Pdechbeinblatte. Die Au^en-h\u00f6hlenbl\u00e4tter des Riechbeins trennen immer Augen - und Nafenh\u00f6lile*\nUngeachtet gr\u00f6fserer Verfchiedenheiten in den Ver-h\u00e4ltniffen, und der Feftigkeit der Verbindungen, bieten die Antlitzknochen diefe!be Beh\u00e4ndigkeit dar, und werden daher leicht erkannt. Nur der Schuppentheil des Schlafbeins tritt bei den Amphibien und Fifchen ganz vom Sch\u00e4del ab, indeffen bedeckt er fchon bei den Wiederk\u00e4uern das Scheitelbein von aufsen faft ganz, und die Schuppennath ift eine Andeutung feines nach aufsen Gleitens, welches nachMaafsgabe der Verkleineruno- des Gehirns und der Sch\u00e4delh\u00f6hle eintrilt. Da die Pauke nie Antheil an der Bildung des Sch\u00e4dels hat, fo ift es nicht auffallend, clafs fie lieh bei den meiften Tlneren v\u00f6llig abhanden, der Feiten;heil dagegen bleibt immer in die Sch\u00e4delw\u00e4nde eingekeilt, und nimmt immer unmittelbar. den H\u00f6rnerven auf, wenn er gleich das Labyrinth nicht immer einfchliefst.\nK\u00fcnftig werde ich in befondern Abhandlungen \u00fcber die wichtigften und fchwierigften Gefchlechter der drei untern Wirbelthierklaffen die Allgemeing\u00fcltigkeit diefer Angaben nachweifen: f\u00fcr jetzt bemerke ich nur, dafs","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"keines, felbft nicht die Knorpelfl\u00fcgler und die Lampreten, unftreitig das anomalfte Gefchlecht, davon eine Ausnahme machen.\n2. G. Cuvier \u00fcber die Zufammenfetzung des Oberkiefers der Fifche, und die Benutzung derfelben zur methodifchen Eintbeilung diefer Thiere. (Mein, du Mu-f\u00e9um d\u2019hift. naturelle. T. I. 1815. p. 102 ff.)\nSo verfchieden auch die Klaffe der Fifche, im Ganzen betrachtet, von allen \u00fcbrigen ift, fo wenig leicht l\u00e4fst fie lieh bequem in Abtheilungen zerfallen. Das Gewebe der Knochen, die Befehaffenheit der Athmungs-,Werkzeuge, die Stellung und Zahl der Floffen, die Befehaffenheit ihrer Strahlen, welche nach und nach von den gr\u00f6fsten Naturforfchern als Eintheilungsmittel erw\u00e4hlt wurden, haben bis jetzt keine Methode gew\u00e4hrt, nach welcher nicht fehr \u00e4hnliche Fifche getrennt, fehr un\u00e4hnliche neben einander geftellt worden w\u00e4ren. Deshalb verf\u00f6chte ich die Anwendung von bisher nicht benutzen,. Organen, und namentlich den Kiefern, deren Ein\u00fcjufs zwar nicht beftimmt, aber doch fehr bedeu-tend ift.\nBekanntlich ift beim Menfclien und den S\u00e4ngthieren das, aus den Nafenknochen, dem Oberkiefer , den Jochbeinen und den Gaumenbeinen gebildete Antlitz feft und unbeweglich an den Sch\u00e4del gebeitet. In den drei Klaffen eierlegender Wirbelthiere bleiben die Antlitzknochen l\u00e4nger in einzelne Theile zerfallen, und einige werden in manchen Arten beweglich. Beide Ab\u00e4nderungen, die bei den V\u00f6geln und F\u00fchlten fehr einf\u00f6rmig lind, bieten bei den Amphibien zahlreiche Verfcliiedenheiten in der Art dar, dafs gewiffermaisen jede der drei \u00fcbrigen Klaffen durch manche Gefchlechter dargeftellt wird. Indem man alfo in diefer Hinlicht die Amphibien genau unter-fucht, gelangt man zu einer Vergleichung der V\u00f6gel und Fifche unter lieh und mit den S\u00e4ugthieren. Hier f\u00fcr jetzt nur von der Beftimmung der fchwierigften Antlitzknochen\nII 2","page":247}],"identifier":"lit14221","issued":"1818","language":"de","pages":"244-247","startpages":"244","title":"Ueber die Zusammensetzung des kn\u00f6chernen Kopfes der Wirbelthiere: Annal. du Mus., Vol. 19, 1812, p. 123-128","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:02.439428+00:00"}