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{"created":"2022-01-31T16:18:54.979644+00:00","id":"lit14223","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Blainville","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 262-266","fulltext":[{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nAthmens die Klaffen, und in diefer Hinficht flehen die Petromyzons und Ammocoeten bei den Fifchen ; der Bau der Kiefern begr\u00fcndet die Ordnungen diefer Klaffen, und durch dielen bleiben diefe Gefchlechter mit den Chon\ndrnpterygiern vereinigt.\nAus dem Vorigen ergiebt lieh, wie ich glaube, Folgendes :\n1)\tBei den gew\u00f6hnlichen Fifchen beftehn immer das Oberkieferbein und der Gaumenbogen aus denfelben St\u00fccken.\n2)\tDie Lagen-, Verh\u00e4ltnifs- und Bewegungsverfchie. denheiten diefer St\u00fccke geben gute Eintheilungsgr\u00fcnde f\u00fcr Gefchlechter, nicht aber f\u00fcr Ordnungen ab.\n3)\tDiefe Zufammenfetzung, in Verbindung mit der Verwachfung des Gaumenbogens fondert indeffen die' Ordnung der Skierodermen ftreng von den \u00fcbrigen ab.\n4)\tBei den Chondropierygiern ift diefe Zu lammen-fetzung weit verfchiedenartiger, und namentlich bilden bei ihnen das Zwifchen- und Oberkieferbein nie die we-Tent liehen Kauorgane, fondern lind immer nur im Rudiment vorhanden.\n5)\tMeiftens find fie hier durch den Gaumenbogen, in der Chimaere durch den Pflugfehaar der \u00fcbrigen Fifche er letzt.\n6)\tDa nun diefe Eigenth\u00fcrnlichkeit des Baues allen Chondropterygiern zukommt, den \u00fcbrigen Fifchen dagegen fehlt, fo muls fie ihren Ordnuugscharakter abgeben.\n7)\tPetromyzion und Myxine geh\u00f6ren, wie durch ihren ganzen Bau, fo auch durch diefes Merkmal, zu diefer Ordnung.\n8)\tDie Eigenth\u00fcmlichkeiten ihrer Wirbelf\u00e4ule finden lieh auch bei andern Chondropterygiern. wieder.\n3. Blainville \u00fcber den Kiemendecke] der Fifche. (Bullet, de la foc. philom. I 817 p. 104 ff.)\nDer Kiemendeckel der Fifche entfpricht der hintern H\u00e4lfte des Unterkiefers der Amphibien. Er befteht nie aus mehr als drei, feiten nur aus zwei St\u00fccken. Von diefen liegt das wichtigfte und beft\u00e4ndigfte, gew\u00f6hnlich","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"265\ndreieckige, a\u00f6i meiften nach oben und hinten, ift durch feinen obern, ausgebreiteten und vertieften Winke! mit einem abfteigenden Kopfknochen, dem viereckigen Knochen, beweglich eingelenkt; das zweite liegt vor diefem ift gew\u00f6hnlich halbmondf\u00f6rmig, nach vorn ausgeh\u00f6hlt bisweilen gr\u00f6fser als das erfte, mit dem es lieh durch ein oberes, wie durch fein unteres Horn mit dem Unterkiefergelenk verbindet; das dritte, kleinfte, vielleicht bisweilen fehlende, nimmt den hintern und untern Winkel des zweiten ein, und liegt zwifchen diefem und dem er-ftern. Nach Einigen geh\u00f6rt zum Kiemendeckel noch ein grofser, faft unbeweglicher, vor dem zweiten liegender Knochen, allein diefer ift das Jochbein. Alle diefeSt\u00fccke werden durch ein faferig - h\u00e4utiges Gewebe umgeben, vervollft\u00e4ndigt und verbunden , fo dafs lie durch einen einzigen, vom feitlichen und hintern Theile des Sch\u00e4dels kommenden und freh an den obern Rand des Hauptft\u00fcckes heftenden Muskel bewegt werden k\u00f6nnen.\nNach Gouan geh\u00f6rten diefe Knochen zum Oberkiefer, weil bei einigen Fifchen der Sch\u00e4delknochen bis zu den Kiemen herabfteigt, und ihnen als Deckel dient, womit auch Geoffroy s Anficht, dafs das Scheitelbein lieh vom Sch\u00e4del trenne, und Hauptft\u00fcck des Kiemendeckels werde, ziemlich \u00fchereinftimmt. Cuvier hat die Bedeutung des Kiemendeckels nicht ber\u00fccklichtigt.\nDafs die oben angegebne Bedeutung die richtige ift, ergiebt fich aus Folgendem.\nl) Zum Sch\u00e4del kann der Kiemendeckel nicht geh\u00f6ren, da er fich nicht mit ihm, fondera dem Jochbein einlenkt, hinter und nach aufsen von welchem er liegt, was nie f\u00fcr denSchuppentheil des Schlafbeins, oder das Scheitelbein Statt findet, da der Kiemendeckel mit dem viereckigen Knochen durch eigne Muskeln verbunden wird, was auch nie f\u00fcr ein, vom wahren Sch\u00e4del getrenntes Knochenft\u00fcck gilt, und da fich am Fifchfch\u00e4del alle Sch\u00e4delknochen finden. Auch dem Oberkieferapparat geh\u00f6rt er nicht an, denn diefer befteht auch da, wo er am zu-famrnengefetzteften ift, nie aus mehr als 4 Paaren, den Zwifchenkiefern, eigentlichen Oberkiefern, vordem und hintern Gaumen- oder Fl\u00fcgelknochen, und alle diefe St\u00fccke finden fich fehr leicht bei den Fifchen. Dafs er\nS 2","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"kein S\u00e9itenknochen ift, bedarf keines Beweifes. Da nun der Kopf der Wirbelthiere immer nur aus vier Kno-chenfammlungen, l) den Hirnknochen; 2) den Sinnknochen; 3) den Oberkiefer- und 4) den Unterkieferknochen befteht, und der Kiemendeekel nicht zu den drei erften geh\u00f6rt* fo folgt, dafs er dem hintern Theile des letztem entfpricht.\n2) Dies ergiebt fich auch dire\u00f6t aus einer Betrachtung des Unterkiefers in den drei h\u00f6he'rn Wirbelthierklaffen. Bei den S\u00e4ugthiercn befteht er immer nur aus einem Knochen, und felbft kein Anfatz deutet auf fr\u00fchere Trennung des Gelenk - Kr\u00f6n - und WirbelfortfalieS, die aus dem K\u00f6rper hervorfproffen. Mit dem Sch\u00e4del verbindet er fielt ferner unmittelbar, indem vom ScblaF-bein kein beweglicherZwifchenknochen abgeht. Endlich ift der Unterkiefer im Gelenk gew\u00f6lbt, das Schlafbein Vertieft. Bei den V\u00f6geln verh\u00e4lt es lieh pl\u00f6tzlich anders. Der Unterkiefer befteht nun aus 6 St\u00fccken, dem Zahn-, Deckel-, Rand-, Kr\u00f6n-, Eck- und Gelenkft\u00fcck *), die fich bald zu zwei Sammlungen, einer vordem und einet hintern, deren jede aus dreien befteht, verbinden. Aufser-dem tritt vom Geh\u00f6rapparat ein eigner Knochen ab, der viereckige, der fleh hier mit dem Sch\u00e4del, dort mit dem Gelenktheil des Unterkiefers fo verbindet, dafs er gew\u00f6lbt, diefer vertieft ift. Zuglei\u00f6h nimmt der viereckige Knochen an der innern Fl\u00e4che durch ein Gelenk den Fl\u00fcgel for tfatz, an der \u00e4ufsern den Jochbogen auf. Bei den Reptilien finden fich mehrere Verfcliiedenheiten. Die abgemeinfte Bedingung ift die Zufainmenfetzung des Unterkiefers aus denfelbetr St\u00fccken als bei den V\u00f6geln, dagegen variirt der obere The il des Apparates. Bei den Krokodilen und den Schildkr\u00f6ten ift der viereckige Knochen blofs ein absteigender Schlafbeinfortfatz, bei den wahren Sauriern und Schlangen wird er wieder an beiden Enden irei, allein bei ihnen geht, wegen der zum Verfchlh)gen der Beute notliwendigen ftarken Er-Weiterung des Mundes, auch der Schuppentheil des Schlafbeins zur Zufammenfetzuxig des Unterkiefers ein. Bei\nt\") Ceojj'i cy Ann. du Muf.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"265\nden ha\u00e7kten und fifch\u00e4hnlichen Opliidiern ift der viereckige Knochen immer unbeweglich. Bei den Reptilien \u00fcberhaupt liegt zwilchen dein viereckigen Knochen und dem'Oberkiefer eine Reihe von bisweilen drei Knochen, welche beide Kiefern verbindet , und einen innern jochbogen bildet, die bisweilen, z. B. beiden Chelonieru und Krokodilen, hinten den viereckigen Knochen nicht erreicht, bisweilen in der Mitte ihrer L\u00e4nge fich mit dem hier ge-theilten Unterkiefer einlenltt, wie beim Leguan und felbft dein Krokodil. Von den Knochen des Oberkiefers kommen hier nur die hintern Gaumenbeine in Betracht, die bisweilen bei den Fifehen die ganzen Sei-tentheile des Antlitzes bilden, und es mit dem Kiemen-deckelknochen einlenken, fo dafs lieh der vordere Theil des Unterkiefers auf ihm, wie auf einem viereckigen. Knochen bewegt, ungef\u00e4hr wie bei den Leguans, wo diefe Verbindung fo deutlich ift, dafs die einander ent-fprechenden Theile \u00fcberknorpelt find. Der Jochbogen ift der Knochen, welcher immer den wahren Riemen-deckel vorn hegr\u00e4nzt, und daher von Cuvier der Vorkiemendeckel (Praeoperculum) genannt wurde. Dies ift befonders beim Krokodil, und durch die vorzugsweife an ihm Stattfindende Anheftung des Hebers des Unterkiefers deutlich.\nDer Unterkiefer derFifche hat immer von den f\u00ebchs obenerw\u00e4hnten Knochen nur drei, das Zahn- Rand-und Deckelft\u00fcck. Beim Leguan heftet lieh der Heber des Unterkiefers an das Randftiick, indem diefes , und. nicht das Rronft\u00fcck den Kronfortfatz tr\u00e4gt. Nimmt man nun, wie man es thun mufs, an, dafs der Unterkiefer bei den Fifehen, wie bei den zwei nacliftfolgenden Klaffen aus fechs St\u00fccken beftehen mufs, und findet man nur drei, fo folgt, dafs die drei hintern verfcho-ben und anderweitig benutzt find. Da nun der Kiemeri-deckel aus 3 , nicht zu einer andern Knochenfammlung geh\u00f6rigen St\u00fccken behebt, fo m\u00fcffen diefe die drei hintern darhellen. Das oherfte, beft\u00e4ndigfte St\u00fcck ift das Gelenkft\u00fcck, das vordere das Krqnft\u00fcck , das dritte das E\u00e7kft\u00fcck.\n3) Auch die Muskeln beweifen diefen Satz. Diefe habeii \u00fcberhaupt weit mehr Beh\u00e4ndigkeit, als man glaubt*","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nNie ift ein Knochen, der lieh vom wahren Sch\u00e4del losbe-giebt, durch Muskeln mit diefem verbunden. Bei den Wirbelthieren bewegt lieh der Unterkiefer auf dem \u00dcber, kiefer immer nur durch zwei Ordnungen von Muskeln, die unmittelbaren Niederzieher und die Heber, von welchen diefe lieh in eigentliche Heber und Abzieher theilen, und vorz\u00fcglich an das Jochbein und den hintern Gaumenknochen, auch an das Schuppenbein , felbft das Scheitelbein heften, und andenKron- und Randknochen inferiren. Es giebt immer nur einen Niederzieher, den zweib\u00e4uchigen, der iicli hinten und feitlich an den Sch\u00e4del, vorz\u00fcglich das feitliehe Hinterhauptsbein heftet, und an den Unterkiefer fetzt. Da nun der Kiemendeckel-inuskel alle diefe Merkmale darbietet, fo beft\u00e4tigt er die Behauptung, dafs der Kiemendeckel nur ein vom Unter, kiefer getrenntes St\u00fcck ift. Die Hauptverfchiedenheit ift, dafs erlich an das Eckft\u00fcck, nicht an das Gelenk-ft\u00fcck heftet, indeffen ift diefe zu gering, um beriicklich-tigt zu werden.\n4) Endlich erfcheint der Kiemendeckel, fofern er vorz\u00fcglich beim Athruen th\u00e4tig ift, auch infofern als Tlieil des Unterkiefers, als bei allen fifch\u00e4hnlichen Reptilien der Unterkiefer und das Zungenbein das Hauptorgan zu Einf\u00fchrung der Luft in die Lungenh\u00f6hle, mithin des Re-fpirationsmechanismus lind.\n4. Blainville \u00fcber das Skelett. (Ebendafelbft\nS. 109 ff.)\nDas Skelett ift zugleich H\u00fclle des centralen Nerven-\u2022fy Items, Schutzmittel f\u00fcr den Haupttheil des peripheri-leben, und St\u00fctze des Muskelfyftems, in deffen Mitte es heb befindet. Da der wefentlicbe Charakter der Wirhel-thiere die Lage des R\u00fcckenmarkes \u00fcber dem Darmkanal ift, fo entftand die Wirbelf\u00e4ule durch das Bed\u00fcrfnifs eines Schutzes f\u00fcr daffelbe gegen die Aufsendinge. Sie wurde aber zerbrochen, weil lie zugleich Organ der Onsbewe-gung feyn follte, auf \u00e4hnliche Weife, wie die erh\u00e4rtete Haut der Artikulaten gebrochen ift. Aufserdem ent.","page":266}],"identifier":"lit14223","issued":"1818","language":"de","pages":"262-266","startpages":"262","title":"\u00dcber den Kiemendeckel der Fische: Bullet. de la soc. philom., 1817, p. 104 ff.","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:54.979650+00:00"}