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{"created":"2022-01-31T16:16:47.679951+00:00","id":"lit14238","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kronthal, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 122-123","fulltext":[{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nLitteraturbericht.\nlions die Bewegung sofort zum Stillstand bringt. Bei einer Form, Cym-bulia, gelang es Verfasser durch Zerst\u00f6rung der einen H\u00e4lfte des Pedalganglions eine Zwangsbewegung in der Richtung nach der verletzten Seite zu erzielen, da auf dieser Seite die Lokomotion gel\u00e4hmt wurde. Ein etwas abweichendes Verhalten unter den Mollusken zeigten die Kephalopoden, speciell Octopus vulgaris, wo zwar einseitige Abtragung des Oberschlundganglions keine St\u00f6rungen hervorruft, wohl aber beiderseitige Abtragung, indem n\u00e4mlich alsdann die normalen Bewegungen wohl noch ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen, aber nicht mehr spontan, son dern nur auf Reize wirklich ausgef\u00fchrt werden. Die so operierten Tiere verharren in vollkommener Ruhe, solange sie nicht gereizt werden, weichen aber Gegenst\u00e4nden, die ihnen gen\u00e4hert werden, noch ganz geschickt aus. Nach diesen Versuchen bezeichnet Verfasser das Ober-schlundganglion der Mollusken nicht als Gehirn, sondern als Sinnescentrum, da ihm das allgemeine Bewegungscentrum fehlt. Das Oberschlundganglion der Kephalopoden speciell versieht nach der Ansicht des Verfassers lediglich die Punktionen des Grofshirns der Wirbeltiere.\nBei den W\u00fcrmern erhielt Verfasser ganz dieselben Resultate wie \u00e4n Mollusken, denn die Abtrennung des Oberschlundganglions f\u00fchrte hier ebenfalls keine Bewegungsst\u00f6rungen herbei. Verfasser fafst daher auch das Oberschlundganglion der W\u00fcrmer nur als Sinnescentrum, nicht als Gehirn auf.\nBei den Mollusken und W\u00fcrmern ist es daher im Sinne des Verfassers \u00fcberhaupt nicht zur Entwicklung eines Gehirns wie bei den Arthropoden und Wirbeltieren gekommen.\tVerworn (Jena).\nA. V. Koranyi. \u00dcber die Folgen der Durchschneidung des Hirnbalkens.\nPfl\u00fcgers Archiv. XLVII. 1890. S. 35\u201442.\nDie genau in der Medianebene ausgef\u00fchrte Durchschneidung des Balkens bei Hunden ergab dem Verfasser keinerlei merkliche St\u00f6rungen, weder der Bewegungen, noch der Sinneswahrnehmungen, noch der Intelligenz. Zuweilen erfolgten Konvulsionen des ganzen K\u00f6rpers.\nTraten hei K\u2019s Versuchen St\u00f6rungen auf, so liefsen sie sich immer auf Mitverletzung der Hemisph\u00e4ren zur\u00fcckf\u00fchren. Und zwar betrafen die St\u00f6rungen bestimmte Punktionen auch dann, wenn die verletzten Teile sehr entfernt von den jenen Punktionen zugeschriebenen Rindengebieten lagen.\nSo trat auch bei vornliegenden Verletzungen, wenn auch schw\u00e4cher, als bei hintengelegenen, homonyme Hemiamblyopie auf.\nS\u00e4mtliche St\u00f6rungen waren trotz Durchschneidung des Balkens verg\u00e4nglich.\nIm \u00fcbrigen werden \u00e4ltere Beobachtungen von Goltz und Loeb best\u00e4tigt.\tLiepmann (Berlin).\nG. Jelgerma. Das Gehirn ohne Balken. Ein Beitrag zur Windungstheorie.\nNeurol. Centralbl. 1890. No. 6.\nDie graue Substanz verbreitet sich auf der Oberfl\u00e4che des Gehirns mit einer innerhalb der Art ziemlich konstanten Dicke. Der Raum f\u00fcr","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turbericht.\n123\ndas Wachstum des Gehirns ist beschr\u00e4nkt. W\u00e4chst der K\u00f6rper, so nimmt die Oberfl\u00e4che mit der zweiten, der Inhalt mit der dritten Potenz des Radius zu. Es mufs zu einem Mifsverh\u00e4ltnis zwischen grauer und weifser Substanz kommen. Dieses wird kompensiert durch Vergr\u00f6fserung der Oberfl\u00e4che und Verkleinerung des Inhalts, Faltenbildung. Je gr\u00f6lser die Oberfl\u00e4che und je kleiner der Inhalt, desto zahlreicher und komplizierter sind die Windungen.\nBeim Gehirn ohne Balken mufs eine normale Quantit\u00e4t grauer Substanz sich an einen stark verkleinerten Inhalt accomodieren. Dies ist m\u00f6glich 1. durch Ausdehnung der Seitenventrikel; 2. durch vermehrte Bildung von Gehirnwindungen. Die Fl\u00fcssigkeit in den erweiterten Seitenventrikeln ersetzt das Minus an Substanz und somit das entstehende Cavum im Sch\u00e4delraum. Ist schon normaliter das Volumen der weifsen Substanz zu gering f\u00fcr den Inhalt des K\u00f6rpers und entstehen demzufolge Windungen, so mufs dies noch mehr der Fall sein, wenn die Oberfl\u00e4che sich einem noch kleineren Inhalt accomodieren mufs.\nKronthal (Berlin).\nH. Schiller. Sur le nombre et le calibre des fibres nerveuses du nerf oculomoteur commun chez le chat nouveau-n\u00e9 et chez le chat adulte.\nComptes rendus. Bd. CIX. 14.\nDie Z\u00e4hlung der Fasern der die Augenmuskeln innervierenden Nerven ergab f\u00fcr neugeborene und erwachsene Katzen ann\u00e4hernd dieselbe Zahl (2942 bezw. 3035 im Mittel). Das geringe Plus bei dem erwachsenen Tier erkl\u00e4rt Verfasser durch die Annahme, dafs bei der grofsen Feinheit der Fasern der neugeborenen Katze wohl einige Fibrillen nicht mitgez\u00e4hlt wurden.\nNervenfasern und -Zellen gehen w\u00e4hrend des Lebens weder zu gr\u00fcnde noch werden sie regeneriert, bemerkt Forel in einem Zusatz zu dieser Arbeit. Dies steht auch im Einklang mit der Behauptung von His und F., nach welcher jede Nervenfaser die Verl\u00e4ngerung einer einzigen Zelle vorstellt und ohne Anastomosen frei endet. F. hebt noch hervor, wie wichtig die Stabilit\u00e4t der Elemente f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der Erscheinungen des Ged\u00e4chtnisses ist.\tKronthal (Berlin).\nM. Verworn. Psychophysiologische Protistenstudien. Mit 6 lithogr.\nTafeln und 27 Abbildungen im Text. 220 S. Jena, Fischer. 1889. M. 10.\nUnseres Wissens ist Verworn der erste Forscher, welcher eine gr\u00f6fsere Anzahl Protisten im Zusammenh\u00e4nge genauer physiologischer Untersuchung unterwirft. Nach kurzer historischer \u00dcbersicht der bisherigen (Resultate fr\u00fcherer Forscher, stellt Verfasser die Gesichtspunkte auf, von denen aus er glaubt das Seelenleben der Protisten beurteilen zu m\u00fcssen, n\u00e4mlich: 1. Die Frage nach der H\u00f6he der Entwicklungsstufe einer Tierseele im Verh\u00e4ltnis zu der relativ bekanntesten des Menschen und 2. die Frage nach dem Wesen und dem Zustandekommen der psychischen Funktionen. Von der Voraussetzung ausgehend, dafs jede","page":123}],"identifier":"lit14238","issued":"1890","language":"de","pages":"122-123","startpages":"122","title":"G. Jelgerma: Das Gehirn ohne Balken, Ein Beitrag zur Windungstheorie. Neurol. Centralbl. 1890, No. 6","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:47.679957+00:00"}