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{"created":"2022-01-31T16:24:01.964658+00:00","id":"lit14241","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaule, Justus","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 213-216","fulltext":[{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n213\n2. Mutter mit Geschwistern, 3. S\u00f6hne und T\u00f6chter (auch Stief-S\u00f6hne oder -T\u00f6chter V\u00e4ter- oder m\u00fctterlicherseits). Gew\u00fcnscht wird Angabe des ausf\u00fchrlichen Namens, Datum der Geburt oder des Todes, \u201eAugen\u201c, \u201e\u00c4hnlichkeiten (dem Vater oder der Mutter)\u201c, \u201eunterscheidende Z\u00fcge jedes Mitgliedes einer Gruppe\u201c. Die Anweisung, welche zur Ausf\u00fcllung dieses Fragebogens gegeben wird, ist h\u00f6chst d\u00fcrftig.\nIm Anschlufs daran soll noch Auskunft erbeten werden (mit der Feststellung des endgiltigen Planes wird die Soci\u00e9t\u00e9 de psychologie physiologique betraut) \u00fcber physische und psychische \u00c4hnlichkeiten der v\u00e4terlichen Gruppe, \u00dcbertragung der erworbenen Gewohnheiten, technische Fertigkeiten u. s. w. In zweiter Reihe soll festgestellt werden, inwieweit der Volksglaube berechtigt ist, dafs k\u00f6rperliche oder geistige Ersch\u00fctterungen der Mutter zur Zeit der Schwangerschaft besondere Zeichen, Merkmale oder \u00c4nlagen in dem Kinde entwickeln \u2014 im Sinne der Forschung von Darwins Vater.\nGrote (Moskau) will die Fragebogen noch ausf\u00fchrlicher aufgestellt und beantwortet wissen.\nVon den zahlreichen sonstigen interessanten Vorkommnissen des Kongresses erw\u00e4hne ich nur, dafs v. Schrenck-Notzing (M\u00fcnchen) Photographien von Hypnotisierten in dramatischen Stellungen vorlegte, die allseitiges Interesse erweckten und von denen auch Schauspieler manchen Nutzen ziehen k\u00f6nnten.\nZum Schlufs noch ein Wort \u00fcber die Th\u00e4tigkeit der sogen. Commission d'organisation, welche die \u00c4ufgabe hatte, einen Plan \u00fcber die Fortf\u00fchrung des begonnenen Werkes aufzustellen. Ihren Vorschl\u00e4gen gem\u00e4fs wurde beschlossen, den n\u00e4chsten Kongrefs unter dem Namen: \u201eKongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie\u201c im \u00c4ugust des Jahres 1892 in London abzuhalten. Um das Programm f\u00fcr denselben vorzubereiten, wurde eine Kommission gew\u00e4hlt, welche sich im Dezember 1891 zu einer beschlufs-fassenden Sitzung vereinigen soll. Mitglieder dieser Kommission sind f\u00fcr Frankreich: Beaunjs, Bernheim, Bertrand, Espinas, Ferrari, Gley, Marillier, Ch. Richet, Ribot; f\u00fcr England: Galton, F. Myers, Sidgwick; f\u00fcr die Vereinigten Staaten: James; f\u00fcr Deutschland: Muensterberg, v. Schrenck-Notzing, Sperling; f\u00fcr die Schweiz: Forel und Herzen; f\u00fcr Italien: Lombroso ; f\u00fcr Rufsland: Danilewski, Ochorowicz, Grote, Neiglickf; f\u00fcr Belgien: Delboeuf; f\u00fcr \u00d6sterreich: Benedikt; f\u00fcr Rum\u00e4nien: Gruber.\n____________ Sperling (Berlin).\nJ. Gaule. Zahl und Verteilung der markhaltigen Fasern im Froschr\u00fcckenmark. Abhandl. d. S\u00e4chs. Ges. d. Wissensch. Math. - phys. Kl. Bd. XV. No. 9. S. 737\u2014780. Mit X Tafeln. Leipzig 1889, Hirzel. (Selbstanzeige.)\nDiese \u00c4rbeit hat ein doppeltes Gesicht. Einerseits l\u00f6st sie eine rein thats\u00e4chliche \u00c4ufgabe. Es wird ermittelt die Zahl der Nervenfasern, welche sich in der weifsen Substanz des Froschr\u00fcckenmarks befinden. Zu diesem Zwecke werden 5 Querschnitte durchgez\u00e4hlt, die den verschiedenen \u00c4bschnitten entnommen sind, n\u00e4mlich von dem \u00dcbergang zur med. oblongata, von der Mitte der Armanschwellung, aus der Mitte","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nlAtteratnrbericht.\ndes Brustmarks, vom Anfang der Lendenanschwellung und von jenseits der letzteren. Es wurden gefunden:\n\u00dcbergang z. med. obl. Armanschwellg. Brustmark\tLendenanschwellg.\n56674\t74699\t41825\t61058\nJenseits derselben unter dem IX. Nerv.\n16313.\nWas haben diese Zahlen f\u00fcr einen Sinn? Zwei Hypothesen, die s. Z. in der Wissenschaft eine Holle spielten, vertragen sich mit denselben absolut nicht. Die erste derselben meinte, dafs dieselben Fasern sich durch die ganze L\u00e4nge des R\u00fcckenmarks fortsetzten \u2014 dann m\u00fcfsten die Zahlen in allen H\u00f6hen gleich sein \u2014, die zweite nahm an, dafs die in den Wurzeln der peripheren Nerven enthaltenen Fasern sich dem R\u00fcckenmark anschl\u00f6ssen \u2014 dann m\u00fcfsten die Zahlen von unten nach oben stetig wachsen. Beides ist nicht der Fall. Moderne Theorien auf physiologischen, pathologischen und entwicklungsgeschichtlichen Beobachtungen fufsend, haben l\u00e4ngst angenommen, dafs die Fasern der weifsen Substanz eine mannigfaltige Bedeutung haben, dafs sie verschiedenen Systemen angeh\u00f6ren. Beschr\u00e4nkt man sich auf die physiologische \u00dcberlegung, so wird man dem heutigen Stand unserer Kenntnisse schon entnehmen k\u00f6nnen, dafs jede in den hinteren Wurzeln zum R\u00fcckenmark gelangende Erregung mindestens 3 Wirkungen haben kann. Sie kann einen Reflex hervorhringen in dem Glied der gleichen oder der gekreuzten Seite, oder der Reflex kann sich weiter ausdehnen und auch das andere Gliederpaar mit betreffen, oder die Erregung kann hinauf wandern zu den h\u00f6chsten Abschnitten und dort eine bewufste Empfindung ausl\u00f6sen. Auf der andern Seite wird die Erregung, die in einer motorischen Faser dem Muskel zustr\u00f6mt, sich kombinieren mit Erregungen der gleichen Art, so dafs es sich nur um die Bewegung eines Gliedes handelt, oder es k\u00f6nnen beide Gliederpaare zu einer Bewegung vereinigt sein, endlich kann diese Bewegung unter dem Einflufs der h\u00f6chsten Abschnitte des Nervensystems geschehen oder auch ohne diesen. Damit haben wir ein-gesehen, dafs die centralen Enden der motorischen wie der sensiblen Faser oder vielleicht vorsichtiger die Teile der grauen Substanz, in welche sich die vorderen wie die hinteren Wurzeln hineinhegehen, mindestens dreifache V erbindungen haben m\u00fcssen, 1. mit dem gesamten Bezirk, der als ein Ganzes sich bewegt oder reflektorisch erregt werden kann, also z. B. die Einm\u00fcndungsstellen der von und zu einem Glied hingehenden Nervenfasern untereinander, 2. die Verbindung der verschiedenen Bezirke untereinander, haupts\u00e4chlich die Verbindung der centralen Enden f\u00fcr das untere Gliederpaar (Lendenanschwellung) mit dem oberen (Armanschwellung), 3. die Verbindung mit dem Gehirn. Jede dieser Verbindungen wird aus gleichseitigen und gekreuzten, aus aufsteigend und absteigend leitenden Fasern bestehen, jede kann einfach oder mehrfach vorhanden sein. Dafs unsere Zahlen einer solchen Annahme g\u00fcnstig sind, lehrt schon ein Blick auf die gewaltige Zu- und Abnahme, die sie in der Lenden- und Armanschwellung zeigen, wo die vielen kurzen Verbindungen der ersten Art hinzukommen. Aber eine viel genauere Pr\u00fc-fung l\u00e4fst sich anstellen, wenn man die Z\u00e4hlung zu H\u00fclfe nimmt, welche","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Littemturbericht.\n215\nHerr Birge vor einigen Jahren unter meiner Leitung von den Fasern der vorderen und hinteren Wurzeln des Frosches anstellte. -Dieselbe gestattet festzustellen, wie viel Wurzelfasern in irgend einer H\u00f6he des R\u00fcckenmarks aus demselben ein- oder ausgetreten sind. Wenn man w\u00fcfste, wie viele Verbindungen jede dieser Wurzelfasern haben mufs, k\u00f6nnte man berechnen, wie viel in jedem Querschnitt man Fasern in der weifsen Substanz zu erwarten hat. Eine \u00dcberlegung der physiologischen Bedingungen, sowie der Zahlen selbst f\u00fchrt zu der Hypothese, dafs 8 kurze Verbindungen (2 absteigend, 2 aufsteigend und die gleiche Zahl auf der gekreuzten Seite), 1 mittlere zur Verbindung mit dem andern Gliederpaar und zwei lange zur Verbindung mit den h\u00f6heren Abschnitten zu jeder Wurzelfaser geh\u00f6ren.\nBerechnet man danach die Zahlen f\u00fcr die 5 untersuchten Querschnitte, so erh\u00e4lt man:\n\u00dcberg. zur med. obl. Armanschwellg. Brustmark. Lendenansehwellg. Unter IX. Nerv.\n56000\t74000\t45500\t60500\t18000\ndie wirklich gefundenen Zahlen sind\n56674\t74699\t41825\t61058\t16313\nDiese \u00dcbereinstimmung ist eine gen\u00fcgende, um die Hypothese zu beweisen, und damit ist eine Vorstellung von der Natur und den Aufgaben der Fasern der weifsen Substanz gewonnen, welche sich f\u00fcr eine Reihe von physiologischen Betrachtungen n\u00fctzlich erweisen kann.\nDer zweite Gesichtspunkt wird in dem \u201eZweck\u201c \u00fcberschriebenen Abschnitt auseinandergesetzt. Er kn\u00fcpft an die Betrachtungen an, welche ich unter dem Titel \u201eDer \u00d6kus der Zellen\u201c als Beitrag zu der Carl Ludwig gewidmeten Festschrift ver\u00f6ffentlichte. Dort war gesagt worden, dafs nicht blofs morphologische Verh\u00e4ltnisse das Objekt unserer mikroskopischen Durchforschung sein k\u00f6nnen, dafs das eigentliche Band, welches die Zellen zum Organismus zusammenbinde, der gemeinsame Stoff- und Kraftwechsel sei.\nSieht man die Zellen aber an, nicht blofs als die morphologischen Bausteine, sondern als die Kraftquellen und Kraftcentren des Organismus, so folgt, dafs auf das Verh\u00e4ltnis ihrer Zahlen alles ankommt. Denn das Gesamtlehen des Organismus erscheint als das Problem des Gleichgewichts, der von den einzelnen Elementen ausge\u00fcbten Kr\u00e4fte, und dieses Gleichgewicht ist daran gebunden, dafs die verschiedenen Kraftquellen, also die verschiedenen Zellenarten in einem bestimmten Mengenverh\u00e4ltnis vorhanden sind. Eine gewisse Anzahl von Ganglienzellen fordert also eine entsprechende, sagen wir kurzweg eine \u00e4quivalente Anzahl vonNerven-zellen, Muskelzellen, Blutzellen u. s, w. Das Gesetz des \u00d6kus(d. i. Haushalt), wie es hier formuliert wird, kann angesehen werden als entsprechend dem \u00c4quivalentgesetz der Chemie. Wie in dem organischen Molek\u00fcl die Zahlenverh\u00e4ltnisse der Atome die Natur und den Charakter der Verbindung bestimmen, so wird hier das lebende Wesen durch die \u00c4quivalentmengen der dasselbe aufbauenden Zellen charakterisiert. Nat\u00fcrlich hat jede Art die ihr eigent\u00fcmlichen Zahlen, ihre Formel, wenn man so sagen darf, und die Aufgabe eines zuk\u00fcnftigen Fortschreitens der Physiologie wird es sein, diese quantitative Analyse der Organismen durchzuf\u00fchren","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nl\u00c0tteraturbericht.\nund die Gesetze des Gleichgewichts der Kr\u00e4fte der Elementarteile zu entwickeln. Zu dieser L\u00f6sung aber wird hier ein thats\u00e4chlicher Beitrag geliefert, indem festgestellt wird, dafs jeder Easer der Wurzeln eine bestimmte Anzahl von Fasern in der weifsen Substanz entsprechen, und gezeigt wird, welche physiologische Bedeutung diesem Verh\u00e4ltnis innewohnt.\tJulius Gaule (Z\u00fcrich).\nP. Kronthal. Histologisches von den grofsen Zellen in den Vorderh\u00f6rnern. Neurol. Centralbl. 1890. No. 2. Selbstanzeige.\nAn frischen in einer eigent\u00fcmlichen Art gef\u00e4rbten Zellen aus den Vorderh\u00f6rnern des R\u00fcckenmarks erkenne ich deutlich die fibrill\u00e4re Stuktur der Forts\u00e4tze und massenhafte Fibrillen, die sich im Innern der Zelle kreuzen. Stellenweise gelingt es eine Faser zu verfolgen, welche durch einen Fortsatz in die Zelle eintritt, dieselbe durchsetzt und in einem anderen Fortsatz verl\u00e4fst. Ich vermute als Sinn dieser Einrichtung, dafs die der Zelle durch eine Faser zugef\u00fchrte Erregung, die jedenfalls Bewegung ist, in ihr den s\u00e4mtlichen sie durchsetzenden \u00fcbrigen Fasern mitgeteilt werde.\nRabl-R\u00fcckhard. Sind die Ganglienzellen am\u00f6boid? Eine Hypothese zur Mechanik psychischer Vorg\u00e4nge. Neurohg. Centralblatt 1890. No. 7. S. 199.\nAusgehend von der Annahme, dafs das Protoplasma in seiner h\u00f6chsten Differenzierung, wie sie uns in den Hirnzellen entgegentritt, Ged\u00e4chtnis hat und dafs unsere ganze h\u00f6here geistige Th\u00e4tigkeit nur die stets wechselnde Kombination der in den Molek\u00fclen der Ganglien aufgespeicherten Einzelvorstellungen ist, m\u00f6chte Verfasser als einen \u201ehingeworfenen, vielleicht fruchtbaren Gedanken\u201c die in Betreff ihrer M\u00f6glichkeit vorerst nicht anzuzweifelnde Hypothese aufstellen, dafs die Protoplasmaforts\u00e4tze der h\u00f6heren Ganglienzellen, aus denen das nerv\u00f6se Netzwerk (Neurospongium Waldeyers) im Gehirn hervorgeht, dem Spiel am\u00f6boider Ver\u00e4nderungen unterworfen seien und auf diese Weise durch eine wechselnde Verbindung untereinander den Austausch und die Kombination der verschiedenen Einzelvorstellungen vermittelten. Ein abgerissener Gedankenfaden w\u00fcrde dann zum abgerissenen Protoplasmafaden einer Ged\u00e4chtniszelle, eine geistreiche Kombination w\u00e4re die Verbindung verschiedener Ganglienzellen, deren Protoplasmaforts\u00e4tze mit besonders lebhaften am\u00f6boiden Bewegungen ausgestattet w\u00e4ren etc. \u2014 ein mechanisches Verst\u00e4ndnis psychischer Vorg\u00e4nge w\u00e4re damit angebahnt.\tPeretti (Bonn).\nA. Delbr\u00fcck. Zur Lehre von der Kreuzung der Nervenfasern im chiasma nervorum opticorum. Archiv f. Psychiatrie u. Nervenhrankh. 1890. Bd. XXI Eine genauere anatomische Untersuchung eines Falles l\u00e4fst den Verfasser auch mit der Mehrzahl der Forscher den Standpunkt vertreten, dafs sich die Fasern des Sehnerven nicht vollst\u00e4ndig kreuzen, sondern ein Teil ungekreuzt zur gleichseitigen Netzhaut gelangt.\nKronthal (Berlin).","page":216}],"identifier":"lit14241","issued":"1890","language":"de","pages":"213-216","startpages":"213","title":"Zahl und Verteilung der markhaltigen Fasern im Froschr\u00fcckenmark. Abhandl. d. S\u00e4chs. Ges. d. Wissensch., Math.-phys. Kl., Bd. XV, No. 9, S. 737-780, Mit X Tafeln, Leipzig 1889, Hirzel. Selbstanzeige","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:01.964663+00:00"}