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{"created":"2022-01-31T16:18:18.184790+00:00","id":"lit14276","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Burckhardt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 344-345","fulltext":[{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturb ericht.\nRapha\u00ebl Dubois. Sur le m\u00e9canisme des fonctions photodermatique et photog\u00e9nique dans le siphon du Pholas dactylus. Comptes rendus, Bd. CIX. S. 233, August 1889.\nDie im Laboratorium zu Boscoff angestellten Versuche ergaben, dafs die Bohrmuscheln eine hohe Lichtempfindlichkeit besitzen; obschon keine Augen nachweisbar sind, gen\u00fcgen leichte Beleuchtungsdifferenzen, um Kontraktionen des Sipho hervorzurufen. Mit Hilfe der graphischen Methode gelang es nachzuweisen, dafs diese Bewegungen durch zwei Muskelsysteme erzeugt werden. Das erste derselben (\u201eappareil avertisseur\u201c), das System der prim\u00e4ren Beaktion, besteht aus subepithelialen Muskelb\u00fcndeln, welche in Kontraktion versetzt werden, sobald ein Lichtstrahl das \u00fcber denselben gelegene Pigmentepithel trifft. Diese Beaktion \u00fcbertr\u00e4gt sich vermittelst der peripheren Elemente auf die Ganglien, welche eine sekund\u00e4re Beaktion der m\u00e4chtigen die Wandung der Sipho auskleidenden Muskeln hervorruft. Wir haben es also hier mit einem \u00dcbergange von Tastempfindung in Lichtwahrnehmung zu thun.\nDie an der inneren Wand der Saugr\u00f6hre befindlichen Leuchtorgane sind, wie schon Panceri behauptete, Wimperepithelien, welche mit Nervenzellen in Verbindung stehen. Bei Reizung sondern sie einen leuchtenden Schleim in kleinen Tr\u00f6pfchen ab, in welchem zahlreiche weifse Blutk\u00f6rperchen und das leuchtende Bacterium pholas enthalten sind.\nZwischen lichtempfindenden und lichterzeugenden Organen bestehen anatomische und funktionelle Analogien.\tBurckhardt (Berlin).\nRapha\u00ebl Dubois. Sur la perception des radiations lumineuses par la peau chez les Prot\u00e9es aveugles des grottes de la Carniole. Comptes rendus, Bd CX. S. 358, Februar 1890.\nBei den Olmen sind infolge der Lebensweise die Augen so sehr degeneriert, dafs sie weder Linse noch Glask\u00f6rper besitzen. Dennoch sind die Tiere sehr lichtempfindlich; diese Eigenschaft l\u00e4fst sich aber auch an Olmen nachweisen, deren Augen mit einer undurchsichtigen Masse \u00fcberklebt sind ; nur verstreichen in letzterm Falle 24 Sekunden bis zur Muskelreaktion, w\u00e4hrend bei ungeblendeten Thieren dieselbe nach 11 Sekunden eintritt. Dafs es sich hierbei nicht um eine W\u00e4rmewirkung handelt, kann durch Einschieben einer Alaunl\u00f6sung in den Lichtstrahl gezeigt werden.","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n345\nAn nicht geblendeten Olmen betr\u00e4gt die Reaktionszeit f\u00fcr verschiedene Farben folgende Sekundenzahlen: TJebergang von Schwarz in Violett 26, in Blau 23, in Both 16, in Gr\u00fcn 13, in Gelb 10,5. Dubois glaubt, diesen Zahlen keine Beziehungen zur Beleuchtungsintensit\u00e4t beimessen zu sollen. Doch teilt er des weiteren mit, dafs die Olme die Farben in folgender Reihenfolge vorziehen : schwarz, roth, gelb, gr\u00fcn, violett, blau.\nReferent glaubt, bei der Schwierigkeit, Farbl\u00f6sungen oder Gl\u00e4ser von gleicher Absorption der Lichtmenge herzustellen, dafs obige Zahlen doch von der Beleuchtungsintensit\u00e4t herr\u00fchren d\u00fcrften.\nBurckhabdt (Berlin).\nC. Stumpf. Tonpsychologie. II. Band. XIII u. 582 S. Leipzig 1890, Hirzel. Preis M. 12. (Selbstanzeige.)\nAuf Wunsch der Redaktion gebe ich im Folgenden eine \u00dcbersicht der wesentlichsten Untersuchungen und Ergebnisse dieses zweiten Bandes meiner Tonpsychologie. Der erste hatte die Urteilserscheinungen bei aufeinanderfolgenden (oder isolierten) T\u00f6nen zum Gegenstand, dieser untersucht sie bei gleichzeitigen T\u00f6nen. In beiden ist aber von der Auffassung der T\u00f6ne als Konsonanzen, Dissonanzen, Intervalle, Akkorde, Melodien, also von eigentlich musikalischen Auffassungen noch abgesehen. Diese sollen den Gegenstand des dritten, die Tongef\u00fchle endlich den des vierten Bandes bilden.\nDen Ausgangspunkt und zugleich den Mittelpunkt des vorliegenden Bandes bildet die Frage nach der M\u00f6glichkeit und den Bedingungen des gleichzeitigen H\u00f6rens mehrerer T\u00f6ne. Drei Meinungen stehen sich gegen\u00fcber (\u00a7 16) : die gew\u00f6hnliche (Mehrheitslehre), wonach wir mehrere T\u00f6ne streng gleichzeitig h\u00f6ren k\u00f6nnen; die Wettstreitslehre, wonach die Gleichzeitigkeit T\u00e4uschung ist und in Wahrheit ein rascher Wechsel der T\u00f6ne in der Empfindung stattfindet; und die Einheitslehre, wonach die Mehrheit T\u00e4uschung ist und wir in Wahrheit die allezeit streng einfache Empfindung nur auf eine Mehrheit objektiver T\u00f6ne beziehen. Alle drei Ansichten involvieren Schwierigkeiten. Aber die Schwierigkeiten der beiden letzten scheinen mir un\u00fcberwindlich, die der ersten nicht (\u00a7 17). Diese liegen haupts\u00e4chlich darin, dafs erstens gleichzeitige T\u00f6ne sich im Bewufstsein r\u00e4umlich durchdringen m\u00fcfsten, w\u00e4hrend Empfindungen anderer Sinne nur unter der Bedingung gleichzeitig sein k\u00f6nnen, dafs sie r\u00e4umlich aufser einander sind; dafs zweitens gleichzeitige T\u00f6ne schwerer unterscheidbar sind als aufeinanderfolgende, w\u00e4hrend doch zwei Empfindungen im allgemeinen um so leichter in irgend einer Beziehung beurteilt werden, je mehr sie sich in allen anderen Beziehungen gleich (hier also gleichzeitig) werden.\nDie erste Schwierigkeit scheint mir indessen nicht auf einem zwingenden, a priori einleuchtenden Prinzip zu beruhen, sondern nur auf der Analogie anderer Sinne, welche uns auch sonst vielfach im Stich l\u00e4fst (kein Kontrast im Tongebiet, keine mefsbare Ausdehnung der T\u00f6ne u. s. f.). Man mufs jeden Sinn zun\u00e4chst nach seinem eigenen Recht richten. Es schliefst sich hieran ein Exkurs \u00fcber die r\u00e4umlichen","page":345}],"identifier":"lit14276","issued":"1890","language":"de","pages":"344-345","startpages":"344","title":"Raphael Dubois: Sur la perception des radiations lumineuses par la peau chez le Prot\u00e9es aveugles des grottes de la Carniole. Comptes rendus, Bd. CX, S. 358, Febuar 1890","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:18.184796+00:00"}