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{"created":"2022-01-31T16:20:23.049293+00:00","id":"lit14291","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stumpf, Carl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 140-141","fulltext":[{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLitieraturbericht.\nVerfasser weist zun\u00e4chst auf die Schwebungen hin, die bei einer gewissen Frequenz den Charakter des Schwirrens, Rasseins, Knarrens annehmen, also den Charakter von Ger\u00e4uschen. Diese Ger\u00e4usche werden aber nicht getrennt von den schwebenden T\u00f6nen perzipiert, denn mit Schwerh\u00f6rigkeit \u2014 auch wenn sie nerv\u00f6ser Natur \u2014 behaftete Personen, welche die schwebenden T\u00f6ne nicht h\u00f6ren, h\u00f6ren auch die ger\u00e4uschartigen Schwebungen nie.\nSeine Untersuchungen \u00fcber die physikalische Beschaffenheit der zahllosen Reibeger\u00e4usche, von denen zun\u00e4chst die Kurve des Zischens mit Hilfe der K\u00f6Nioschen Flamme im rotierenden Spiegel darzustellen versucht wurde, bezeichnet Verfasser als noch nicht zu v\u00f6llig befriedigendem Abschlufs gelangt. Indessen, \u201esind die Komponenten irgend eines Reibungsger\u00e4usches periodische Bewegungen und erfolgen solche w\u00e4hrend der einzelnen Phasen der Reibung in gen\u00fcgender Anzahl aufeinander, um geh\u00f6rt zu werden, so wird auch selbstverst\u00e4ndlich ihre Ausl\u00f6sung in Teilen des Geh\u00f6rorgans erfolgen m\u00fcssen, wo die aus periodischen Bewegungen sich zusammensetzenden Kl\u00e4nge ausgel\u00f6st werden\u201c.\nDie Knallger\u00e4usche, welche heim Zusammenschlagen von B\u00fcchern oder H\u00e4nden, beim Herausschleudern von Korken aus Windh\u00fcchsen und bei anderen Gelegenheiten entstehen, zeigen alle im rotierenden Spiegel unter Anwendung der K\u00f6vicschen Kapsel mehrere Wellen. Aus diesem Grunde, und zumal da die Anzahl der wirklich auftretenden Wellenbewegungen mit grofser Wahrscheinlichkeit die der sichtbaren noch \u00fcbertrifft, d\u00fcrfte zuzugeben sein, dafs \u201edie Bedingungen f\u00fcr eine Schallperzeption vorhanden sind, ohne die Annahme eines besonderen Ger\u00e4uschapparates\u201c.\nDurch Kombination von T\u00f6nen verschiedener Qualit\u00e4t und Schwingungsdauer mit Zuh\u00fclfenahme von Schwebungen gelang es dem Verfasser die verschiedensten Ger\u00e4usche und ihre \u00dcberg\u00e4nge zu Kl\u00e4ngen darzustellen, was als weiteres Moment zu Ungunsten der strikten Scheidung zwischen Kl\u00e4ngen und Ger\u00e4uschen angesehen werden darf. F\u00fcr einen specifischen Ger\u00e4uschapparat kann man auch nicht den Umstand geltend machen, dafs von manchen Schwerh\u00f6rigen, welche T\u00f6ne und Sprache schlecht perzipieren, knipsende und tickende Ger\u00e4usche noch gut vernommen werden. Denn bei derartigen Ger\u00e4uschen handelt es sich um Schallqualit\u00e4ten mit relativ geringer Anzahl von Wellenbewegungen, und Verfasser konnte in vielen F\u00e4llen nachweisen, dafs die Reaktionsf\u00e4higkeit des Geh\u00f6rorganes auf kurze Reize von Tonqualit\u00e4t durchaus nicht dem Grade der H\u00f6rf\u00e4higkeit f\u00fcr T\u00f6ne \u00fcberhaupt zu entsprechen braucht. Die im Anschlufs hieran beschriebenen H\u00f6rpr\u00fcfungsmethoden f\u00fcr kurze Reize sind im Original nachzulesen.\nSchaefer (Jena).\nC. Lorenz. Untersuchungen \u00fcber die Auffassung von Tondistanzen.\nWundts Philos. Studien. VI. Band. 1. Heft (1890), S. 26\u2014103.\nWundt erw\u00e4hnt bereits 1887 in der 3. Aufl. der Physiol. Psychologie Versuche von Lorenz zur Pr\u00fcfung des WEBERSchen Gesetzes mit der Fragestellung, welcher Ton zwischen zweien in der Mitte liege. Seitdem","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n141\nsind dieselben noch bedeutend (zu mehr als 110 000 Einzelversuchen) erweitert und nun auch vom Urheber selbst ver\u00f6ffentlicht. Es wurden immer 3 T\u00f6ne nacheinander gegeben in der Ordnung ihrer H\u00f6he, bald von unten nach oben, bald umgekehrt. Der mittlere, dem bei gleichen Aufsent\u00f6nen noch verschiedene H\u00f6hen erteilt wurden, wurde von den Urteilssubjekten bald als wahre Mitte, bald als dem h\u00f6heren oder tieferen Aufsenton n\u00e4herliegend bezeichnet. Die hiernach tabellarisierten Ergebnisse sind dann auf Grund einer eigent\u00fcmlichen Betrachtungsweise unter den Begriff von wahren und falschen F\u00e4llen gebracht und umgerechnet. Lorenz schliefst mit Wundt, dafs gleichen Unterschieden der Tonempfindungen wahrscheinlich gleiche Differenzen, jedenfalls aber nicht gleiche Verh\u00e4ltnisse der Schwingungszahlen entsprechen. Bei der aufserordent-lichen Ausdehnung der Untersuchungen und der methodischen wie sachlichen Wichtigkeit, welche sie zu beanspruchen h\u00e4tten, ist um so mehr zu bedauern, dafs ihnen schwere Bedenken gegen\u00fcberstehen, die demn\u00e4chst eingehend dargelegt werden sollen.\tStumpf (M\u00fcnchen).\nHj. \u00d6hrwall [in Upsala], Untersuchungen \u00fcber den Geschmackssinn.\nUpsala l&karef\u00f6ren s. f\u00f6rh. 1888\u201489. S. 353, Skandinav. Archiv f\u00fcr Physiologie. Bd. H (1890), S. 1\u201469. (Selbstanzeige.)\nDer Hauptzweck dieser Arbeit ist, einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu liefern, wie sich die Geschmacksempfindungen zu der Lehre von den spezifischen Sinnesenergien verhalten. Nach einer einleitenden Darstellung dieser Lehre sucht der Verfasser sich eine Ansicht dar\u00fcber zu bilden, welches die verschiedenen Arten von Geschmacksempfindungen sind, und nach einer Er\u00f6rterung \u00e4lterer und neuerer Anschauungen schliefst er sich der Ansicht derjenigen Physiologen an, welche nur Bitter, S\u00fcfs, Salzig und Sauer als solche aufstellen. Der alkalische und der Metallgeschmack bestehen sicherlich gleichwie der adstringierende aus einer Mischung von Gef\u00fchlssensationen und einer oder mehreren der gew\u00f6hnlichen Geschmacksempfindungen (Salzig, Sauer, S\u00fcfs und Bitter) in wechselnder St\u00e4rke. Auf Grund eigener Untersuchungen und \u00e4lterer Angaben nimmt der Verfasser an, dafs diese vier Kategorien nicht weiter eingeteilt werden k\u00f6nnen. Bittere Substanzen z. B. k\u00f6nnen beim Schmecken nicht voneinander unterschieden werden, aufser durch Verschiedenheiten der Intensit\u00e4t des Geschmacks oder durch Beimischung von anderen Geschmacks-, Gef\u00fchls- oder Geruchsempfindungen. Der Verfasser sucht zun\u00e4chst auseinanderzusetzen, wie die sogenannten Geschmacksarten sich zu einander verhalten. Wenn es keine verschiedenen Arten der vier Geschmackskategorien S\u00fcfs, Sauer, Salzig und Bitter giebt, dann ist es offenbar, dass es noch weniger einen kontinuierlichen \u00dcbergang von einer dieser Geschmackskategorien zu irgend einer der anderen durch eine Serie qualitativ verschiedener Empfindungen giebt, so wie dies der Fall ist bei verschiedenen Farben oder bei T\u00f6nen verschiedener H\u00f6he. Das Spektrum des Geschmackssinnes ist diskontinuierlich, aus einer Minderzahl weit getrennter Linien bestehend, welche sich nicht einmal","page":141}],"identifier":"lit14291","issued":"1890","language":"de","pages":"140-141","startpages":"140","title":"C. Lorenz: Untersuchungen \u00fcber die Auffassung von Tondistanzen. Wundts Philos. Studien, VI. Band, 1. Heft, S. 26-103, 1890","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:23.049299+00:00"}