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{"created":"2022-01-31T16:10:54.002594+00:00","id":"lit14301","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"\u00d6hrwall, Hjalmar","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 141-145","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n141\nsind dieselben noch bedeutend (zu mehr als 110 000 Einzelversuchen) erweitert und nun auch vom Urheber selbst ver\u00f6ffentlicht. Es wurden immer 3 T\u00f6ne nacheinander gegeben in der Ordnung ihrer H\u00f6he, bald von unten nach oben, bald umgekehrt. Der mittlere, dem bei gleichen Aufsent\u00f6nen noch verschiedene H\u00f6hen erteilt wurden, wurde von den Urteilssubjekten bald als wahre Mitte, bald als dem h\u00f6heren oder tieferen Aufsenton n\u00e4herliegend bezeichnet. Die hiernach tabellarisierten Ergebnisse sind dann auf Grund einer eigent\u00fcmlichen Betrachtungsweise unter den Begriff von wahren und falschen F\u00e4llen gebracht und umgerechnet. Lorenz schliefst mit Wundt, dafs gleichen Unterschieden der Tonempfindungen wahrscheinlich gleiche Differenzen, jedenfalls aber nicht gleiche Verh\u00e4ltnisse der Schwingungszahlen entsprechen. Bei der aufserordent-lichen Ausdehnung der Untersuchungen und der methodischen wie sachlichen Wichtigkeit, welche sie zu beanspruchen h\u00e4tten, ist um so mehr zu bedauern, dafs ihnen schwere Bedenken gegen\u00fcberstehen, die demn\u00e4chst eingehend dargelegt werden sollen.\tStumpf (M\u00fcnchen).\nHj. \u00d6hrwall [in Upsala], Untersuchungen \u00fcber den Geschmackssinn.\nUpsala Takaref\u00f6ren s. f\u00f6rh. 1888\u201489. S. 353, Skandinav. Archiv f\u00fcr Physiologie. Bd. H (1890), S. 1\u201469. (Selbstanzeige.)\nDer Hauptzweck dieser Arbeit ist, einen Beitrag zur Beantwortung der Frage zu liefern, wie sich die Geschmacksempfindungen zu der Lehre von den spezifischen Sinnesenergien verhalten. Nach einer einleitenden Darstellung dieser Lehre sucht der Verfasser sich eine Ansicht dar\u00fcber zu bilden, welches die verschiedenen Arten von Geschmacksempfindungen sind, und nach einer Er\u00f6rterung \u00e4lterer und neuerer Anschauungen schliefst er sich der Ansicht derjenigen Physiologen an, welche nur Bitter, S\u00fcfs, Salzig und Sauer als solche aufstellen. Der alkalische und der Metallgeschmack bestehen sicherlich gleichwie der adstringierende aus einer Mischung von Gef\u00fchlssensationen und einer oder mehreren der gew\u00f6hnlichen Geschmacksempfindungen (Salzig, Sauer, S\u00fcfs und Bitter) in wechselnder St\u00e4rke. Auf Grund eigener Untersuchungen und \u00e4lterer Angaben nimmt der Verfasser an, dafs diese vier Kategorien nicht weiter eingeteilt werden k\u00f6nnen. Bittere Substanzen z. B. k\u00f6nnen beim Schmecken nicht voneinander unterschieden werden, aufser durch Verschiedenheiten der Intensit\u00e4t des Geschmacks oder durch Beimischung von anderen Geschmacks-, Gef\u00fchls- oder Geruchsempfindungen. Der Verfasser sucht zun\u00e4chst auseinanderzusetzen, wie die sogenannten Geschmacksarten sich zu einander verhalten. Wenn es keine verschiedenen Arten der vier Geschmackskategorien S\u00fcfs, Sauer, Salzig und Bitter giebt, dann ist es offenbar, dass es noch weniger einen kontinuierlichen \u00dcbergang von einer dieser Geschmackskategorien zu irgend einer der anderen durch eine Serie qualitativ verschiedener Empfindungen giebt, so wie dies der Fall ist bei verschiedenen Farben oder bei T\u00f6nen verschiedener H\u00f6he. Das Spektrum des Geschmackssinnes ist diskontinuierlich, aus einer Minderzahl weit getrennter Linien bestehend, welche sich nicht einmal","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLitter aturbericht.\nin eine bestimmte Ordnung bringen lassen. Die einfachen Geschmacksempfindungen lsssen sich auch nicht wie die Farben zu neuen Empfindungen mischen, welche man nicht in ihre einfachen Bestandteile zerlegen kann. Eine Mischung z. B. von salzig und sauer schmeckt entweder sowohl salzig als sauer oder nur salzig oder sauer u. s. w. Wir besitzen also das Verm\u00f6gen, die Geschmacksempfindungen in ihre einfachen Bestandteile zu zerlegen und der Geschmack gleicht in dieser Hinsicht dem Geh\u00f6r. Sowohl vom Gesicht als vom Geh\u00f6r unterscheidet sich aber der Geschmack durch die Abwesenheit von \u00dcberg\u00e4ngen zwischen den verschiedenen Geschmackskategorien, und dieser Abwesenheit von \u00dcberg\u00e4nger zufolge m\u00fcssen sie gem\u00e4fs der von Helmholtz aufgestellten Unterschiede zwischen Modalit\u00e4t und Qualit\u00e4t (Die Thatsachen in der Wahrnehmung S. 8) nicht als verschiedene Qualit\u00e4ten desselben Sinnes, sondern als verschiedene Modalit\u00e4ten, d. h. ganz und gar als verschiedene Sinne betrachtet werden. Die Geschmackskategorien m\u00fcssen als ebenso selbst\u00e4ndig im Verh\u00e4ltnis zu einander angesehen werden, wie die W\u00e4rme-, K\u00e4lte- und Druckempfindungen, die auch fr\u00fcher f\u00fcr Qualit\u00e4ten desselben Sinnes gehalten wurden, welche aber demselben Grunds\u00e4tze gem\u00e4fs ohne Zweifel als Modalit\u00e4ten zu betrachten sind (innerhalb deren Qualit\u00e4tsdifferenzen wahrscheinlich ebenso wenig existieren, wie innerhalb der Geschmackskategorien), und die man auch allgemein anfangt selbst\u00e4ndige Sinne zu nennen.\nDie von Helmholtz aufg\u00e9stellten Unterschiede zwischen Modalit\u00e4t und Qualit\u00e4t sind von A. Eick angegriffen worden, indem er anzeigt, dafs man einen vollkommen stetigen \u00dcbergang zwischen zweien Sinnesgebieten angeh\u00f6renden Empfindungen hersteilen k\u00f6nnte, wenn man z. B. eine Reihe von Gemengen aus Pfefferextrakt und Kochsalzl\u00f6sung nach einander auf die Zunge br\u00e4chte, in denen der Gehalt an dem einen Bestandteil von 0\u20141 variierte; n\u00e4mlich zwischen Geschmack (nur Kochsalz), und Tastsinn (nur Pfeffer). Der Verfasser weist nach, dafs in Fioks Beispiel von zusammengesetzten Empfindungen die Rede ist, w\u00e4hrend Helmholtz offenbar nur von einfachen Empfindungen spricht.\nDer Verfasser tritt danach verschiedenen Einw\u00e4nden entgegen, die gegen die neue von ihm verfochtene Auffassung von den Geschmackskategorien gemacht werden k\u00f6nnten, und stellt dabei fest, dafs die Frage, welche Sinnesempfindungen zu einem Sinne gez\u00e4hlt werden m\u00fcssen, eine physiologische und psychologische Frage ist, und dafs dabei weder anatomische noch histologische Verh\u00e4ltnisse entscheidend werden k\u00f6nnen. Ebenso wenig kann die Beschaffenheit des ad\u00e4quaten Reizmittels der Klassifizierung der Sinnesempfindungen zu Grunde gelegt werden. [Ganz dieselbe \u00e4ufsere Ursache kann das ad\u00e4quate Reizmittel f\u00fcr ganz verschiedene Sinne sein, z. B. ein Sonnenstrahl, der auf der Haut eine W\u00e4rmeempfindung, auf der Retina eine Lichtempfindung bewirkt.] In betreff n\u00e4herer Details dieser Er\u00f6rterung muss auf das Original hingewiesen werden. Hier mag nur hervorgehoben werden, dafs der Verfasser auf Grund einer Kritik \u00e4lterer Angaben und gem\u00e4fs eigener Untersuchungen den Nachweis f\u00fchrt, dafs Kontrast- und Kompensationserscheinungen zwischen den verschiedenen Geschmackskategorien nicht existieren.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n143\nZun\u00e4chst bespricht der Verfasser die bisher gemachten Beobachtungen, welche f\u00fcr die Annahme besonderer peripherischer Endapparate f\u00fcr die verschiedenen Gattungen der Geschmacksempfindungen, und dadurch f\u00fcr die Lehre der spezifischen Sinnesenergien, von Bedeutung sind.\nZu Gunsten dieser Theorie spricht der Umstand, dafs gewisse Substanzen mit zusammengesetztem Geschmack verschiedene Geschmacksempfindungen auf der Spitze der Zunge und auf deren Basis verursachen, und weiterhin, dafs die Reaktionszeit f\u00fcr den bitteren Geschmack auf der Zungenspitze l\u00e4nger ist als f\u00fcr die anderen Geschmacksarten, auf der Zungenbasis aber f\u00fcr alle Geschmacksarten ungef\u00e4hr dieselbe. Wenn die Angabe von Adduco und Mosso sich best\u00e4tigte, dafs Kokain die Empfindlichkeit f\u00fcr den bitteren Geschmack aufhebt, aber nicht f\u00fcr die \u00fcbrigen, w\u00fcrde dies eine gute St\u00fctze f\u00fcr die genannte Theorie ausmachen. Hierbei scheinen indessen individuelle Verschiedenheiten eine grofse Bolle zu spielen. Bei Versuchen, die der Verfasser mit sich selbst angestellt hat, zeigte es sich dafs Kokain s\u00e4mtliche Geschmacksempfindungen aufhob.\nDer sogenannte elektrische Geschmack ist unter den Geschmacksempfindungen die einzige, deren Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Lehre von den spezifischen Sinnesenergien bisher gewisse Schwierigkeiten geboten hat. Um diese zu beseitigen, ist Hermann zu der \u00e4lteren elektrolytischen Theorie zur\u00fcckgekehrt, n\u00e4mlich dafs S\u00e4ure oder Alkali durch die Einwirkung des elektrischen Stromes frei wird und die Geschmacksempfindungen hervorruft. Da aber bei diesen Versuchen, wie es Bosenthal gezeigt hat, S\u00e4ure an der Oberfl\u00e4che der Zunge nicht auftritt, nimmt Hermann an, dafs die Abscheidung derselben zwischen H\u00fclle und Kern der Nervenr\u00f6hren vor sich geht. Der Verfasser weist nach, dafs diese Erkl\u00e4rung nicht aufrecht erhalten werden kann. Die S\u00e4ure sowohl wie das Alkali w\u00fcrde dann ebensowohl die s\u00fcfs-, bitter- und salzperzipierenden als die sauerperzipierenden Fasern angreifen, und die qualitativen Verschiedenheiten der Empfindungen bei auf- und absteigendem Strom bleiben ebenso unerkl\u00e4rlich, wie bei der Annahme, dafs der Strom direkt die Nerven reizt. Der Verfasser nimmt daher an, dafs der Strom direkt die Endapparate reizt, eine Ansicht, f\u00fcr die er in dem Umstand eine St\u00fctze findet, dass Kokain auf seiner Zungenspitze nicht nur die Empfindlichkeit f\u00fcr ad\u00e4quate Reize aufhebt, sondern auch die Geschmacksempfindungen, welche vom konstanten Strom gew\u00f6hnlich hervorgerufen werden. Es entstand nur eine Empfindung von Hitze; der negative Pol bewirkte gleichfalls ein Gef\u00fchl von Hitze, aber schw\u00e4cher und auf eigent\u00fcmliche Weise von einem Gef\u00fchl von K\u00e4lte begleitet. Die Temperaturempfindlichkeit war auch bei ad\u00e4quatem Beiz nicht aufgehoben.\nDen Hauptteil der Abhandlung bilden die Untersuchungen des Geschmackssinns, welche der Verfasser ausgef\u00fchrt hat nach derjenigen Methode, mittelst welcher es Blix gelungen ist, in so schlagender Weise das Vorhandensein besonderer Nervenendigungen f\u00fcr K\u00e4lte-, W\u00e4rme-und Druckempfindungen in der Haut aufzuweisen \u2014 n\u00e4mlich die isolierte, punktf\u00f6rmige Erregung der Sinnesfl\u00e4che.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLitteraturbericht.\nMittels in stark schmeckenden L\u00f6sungen getr\u00e4nkter Pinsel und unter Anwendung eines vergr\u00f6fsernden Konkavspiegels hat der Verfasser den Geschmackssinn einer Anzahl einzelner Pap. fungiformes an der Spitze und den Seitenr\u00e4ndern der Zunge untersucht, nachdem er eine Art von Karte von den betreffenden Partien der Zunge hergestellt hatte, auf welcher Karte die Papillen bezeichnet, in Gruppen verteilt und nach ihrer Gr\u00f6fse numeriert waren.1\nEs zeigte sich, dafs nur die Pap. fungiformes, nicht die Pap. filiformes schmeckten, dafs die Deutlichkeit der Geschmacksempfindungen da, wo eine Geschmacksempfindung \u00fcberhaupt auftrat, gew\u00f6hnlich so grofs war, dafs ein Zweifel \u00fcber den Charakter derselben gar nicht auf-kommen konnte, und dafs die Papillen grofse funktionelle Verschiedenheiten zeigten. Von den untersuchten 125 Papillen reagierten 27 weder auf Weins\u00e4ure (2\u20145%), chlorwasserstoffsaures Chinin (2 %), noch Zucker (40%); unter den 98, die \u00fcberhaupt ein Geschmacksverm\u00f6gen besafsen, reagierten 60 sowohl auf Zucker, Chinin als Weins\u00e4ure, w\u00e4hrend unter den \u00fcbrigen einige auf Weins\u00e4ure und Zucker, aber nicht auf Chinin, andere auf Weins\u00e4ure und Chinin, aber nicht auf Zucker, andere auf Zucker, aber nicht auf Weins\u00e4ure und Chinin u. s. w. reagierten. Alle 125 Papillen waren empfindlich f\u00fcr Ber\u00fchrung, sowie f\u00fcr -W\u00e4rme und K\u00e4lte. Die Empfindungen, die bei isolierter Erregung entstehen, sind daher oft sehr zusammengesetzter Natur. Zun\u00e4chst sp\u00fcrt man die Ber\u00fchrung des Pinsels und beinahe gleichzeitig oder etwas sp\u00e4ter eine K\u00e4lteempfindung; darauf die Geschmackssensation, von welcher bei Anwendung einer Mischung von Zucker und Chinin der s\u00fcfse Geschmack eher als der bittere auftritt. Ein Verh\u00e4ltnis zwischen Gr\u00f6fse oder Lage der Papillen einerseits und ihren funktionellen Eigenschaften andererseits konnte nicht nachgewiesen werden. Bei der elektrischen Keizung der einzelnen Papillen \u2014 ein mit Speichel getr\u00e4nkter Pinsel diente hierbei als Eeizelektrode \u2014 bewirkten schwache Induktionsstr\u00f6me, auf den meisten Papillen sehr zusammengesetzte Empfindungen, unter welchen ein vibrierendes sowie ein Gef\u00fchl von Hitze in den meisten F\u00e4llen \u00fcberwiegend war. Gew\u00f6hnlich aber traten auch Geschmacksempfindungen auf, vorherrschend Sauer, aber auch S\u00fcfs und Bitter; aber nur auf denjenigen Papillen, die bei ad\u00e4quatem Keiz sich als mit Geschmacksverm\u00f6gen begabt erwiesen hatten. Bei \u00e4hnlichen Versuchen mit dem konstanten Strom zeigte der positive Pol die st\u00e4rkste Wirkung und l\u00f6ste beinahe auf allen sauerschmeckenden Papillen vorzugsweise sauren Geschmack nebst einem Gef\u00fchl von Hitze aus. Der negative Pol erregte vorzugsweise s\u00fcfsen und bitteren Geschmack nebst der Empfindung von Hitze, zuweilen auch gleichzeitig eine k\u00fchlende Empfindung. Schwache Str\u00f6me erweckten nie andere Geschmacksempfindungen als solche, die bei gew\u00f6hnlicher Untersuchung mit schmeckbaren Substanzen ausgel\u00f6st werden konnten.\n-1\tnacfi einer dreifach vergr\u00f6fserten Augenblicksphotographie\ngezeichnete Abbildung der Zungenspitze ist der Abhandlung beigelegt.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n145\nDie gefundenen funktionellen Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Papillen k\u00f6nnen nach der Ansicht des Verfassers nur erkl\u00e4rt werden durch die Annahme spezifischer Endapparate, welche in relativ verschiedener Anzahl auf verschiedenen Papillen Vorkommen, und best\u00e4tigen daher auch f\u00fcr die Geschmacksempfindungen das Gesetz der specifischen Sinnesenergien.\t\u00d6hrwall (Upsala).\nZahlreiche Angaben der Abhandlung \u00d6hrwalls werden best\u00e4tigt durch A. Goldscheider und H. Schmidt (Centralbl. f. Physiol. IV, 1890, S. 10\u201412), auf Grund von gemeinsam angestellten Versuchen aus dem Jahre 1885. Wie diese Autoren noch fanden, tritt bei wiederholter Reizung derselben Papille gelegentlich eine partielle Erm\u00fcdung f\u00fcr eine bestimmte Geschmacksart ein, w\u00e4hrend die Empfindlichkeit f\u00fcr die \u00fcbrigen Geschmacksqualit\u00e4ten noch fortbesteht. Nur bei Reizung mit Essigs\u00e4ure erfolgt Abstumpfung f\u00fcr alle Geschmacksarten.\nAlfred Goldscheider: \u00dcber den Muskelsinn und die Theorie der Ataxie.\nZeitschrift f\u00fcr Mimische Medi\u00e4n. Band XV. 1889, S. 82\u2014161.\nDerselbe : Untersuchungen \u00fcber den Muskelsinn. ' Arch. f. Anat. u. Phys.\nPhys. Abt. 1889. S. 369\u2014502. Suppl.-Bd. S. 141\u2014218. (Selbstarizeig\u00e9.)\nDie Frage nach dem Wesen des Muskelsinns ist eine weitergreifende als der von Ch. Bell herr\u00fchrende Name vermuten l\u00e4fst und erledigt sich nicht mit derjenigen nach der Muskel-Sensibilit\u00e4t. Wenn auch die Entdeckung E. H. Webers, dafs wir ein feineres Unterscheidungsverm\u00f6gen f\u00fcr gehobene als f\u00fcr, lastende Gewichte haben, den Muskel als Sitz eines besonderen Sinnes erscheinen liefs und Sachs die von Bichat, Spiess, Schiff angezweifelte Muskel-Sensibilit\u00e4t als vorhanden nachwies, so wurden doch weiterhin Beobachtungen bekannt, welche berechtigte Zweifel erregten, nicht nur, ob dieser Muskel-Sensibilit\u00e4t in dem gesamten Gebiete der dem Muskelsinn zugeschriebenen Sinnesleistungen eine alleinige, sondern sogar, ob ihr \u00fcberhaupt eine erhebliche Bedeutung zukomme. Leyden beschrieb F\u00e4lle, bei welchen trotz des Verlustes der Muskelsensibilit\u00e4t das Verm\u00f6gen Gewichte zu unterscheiden und ebenso dasjenige die Lage der Glieder zu erkennen, in normaler Weise fortbestand. Es wurde vielf\u00e4ltig diskutiert, inwieweit die sensiblen Nerven der Haut, ferner der tieferen Teile wie Sehnen, B\u00e4nder, Gelenke, Knochen f\u00fcr die fraglichen Sinnesleistungen heranzuziehen seien, und es wurde von manchen Forschern den ersteren die haupts\u00e4chliche Bedeutung zuerkannt, w\u00e4hrend andere das gemeinsame Wirken der oberfl\u00e4chlichen und tieferen Sensibilit\u00e4t betonten. Daneben wurde aufgestellt, dafs der motorische Impuls selbst empfunden werde und dieser Innervationsempfindung teils f\u00fcr sich, teils in Verbindung mit jenen von der Peripherie zugeleiteten Sensationen eine integrierende Bedeutung zugesprochen. Es kommt nun, wie ich meine, nicht lediglich darauf an, welches Substrat dem Muskelsinn diene, sondern gleichzeitig, auf welche Empfindungs-Elemente sich die komplexen Sinnesleistungen, welche unter diesem Begriff subsummiert werden, zur\u00fcckf\u00fchren lassen. Somit haben die vorliegenden Untersuchungen einmal eine Analyse der Empfindungen und weiter eine ent-\nZeitsclirift f\u00fcr Psychologie.\t10","page":145}],"identifier":"lit14301","issued":"1890","language":"de","pages":"141-145","startpages":"141","title":"Untersuchungen \u00fcber den Geschmackssinn, Selbstanzeige. Upsala lakareforen s. forh. 1888-89, S. 353. Skandinav. Archiv f\u00fcr Physiologie. Bd. II, 1890, S. 1-69","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:10:54.002599+00:00"}