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H. Münsterberg: Beiträge zur experimentellen Psychologie, Heft 2, Freiburg i. B., Mohr 1889, 234 S.

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{"created":"2022-01-31T16:21:05.375668+00:00","id":"lit14303","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 129-133","fulltext":[{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Littemturbericht.\n129\nhierauf giebt R. einerseits eine eingehende und sorgf\u00e4ltige Diskussion der Voraussetzungen, welche den drei verschiedenen von Fechner gegebenen Ableitungen unausgesprochen zu Grunde liegen, und versucht andrerseits, um mancherlei hierbei sich ergebende Bedenken zu vermeiden, eine neue und strenge Ableitung. Unter den Annahmen, dafs die Funktion, welche die Abh\u00e4ngigkeit der Empfindung von den Reizen ausdr\u00fcckt, stetig und difierenzierbar ist, sowie dafs sie zwischen ihrem Anfang und Ende keine Maxima und Minima hat, sondern ununterbrochen zunimmt, gelangt er zu der logarithmischen Formel mit Hilfe des Tay-LORSchen Satzes, in einer Weise, die eine verk\u00fcrzte Darstellung nicht zul\u00e4fst.\tEbbinghaus.\nH. M\u00fcnsterberg. Beitr\u00e4ge zur experimentellen Psychologie. Heft 2 Freiburg i. B., Mohr, 1889. 234 S. M. 4.\nDer Verfasser, Privatdocent der Philosophie in Freiburg, teilt in den \u201eBeitr\u00e4gen\u201c die Resultate von experimentellen Untersuchungen mit, die er in seinem Privatlaboratorium ausgef\u00fchrt hat. Die s\u00e4mtlichen Untersuchungen sollen ein gemeinschaftliches Ziel haben in der Bek\u00e4mpfung von Wundts Apperzeptionstheorie und in dem Nachweis, dafs alles, was dort der Th\u00e4tigkeit des Bewufstseins zugeschrieben wird, auf psychophysisch verst\u00e4ndliche Ver\u00e4nderungen des Bewufstseinsinhaltes zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. Dieser Nachweis soll haupts\u00e4chlich experimentell gef\u00fchrt werden. \u2014 Nun enthalten zwar die bis jetzt vorliegenden Hefte wertvolle Versuchsthatsachen, leider aber auch eine grofse Zahl wenig oder gar nicht begr\u00fcndeter Theorien, welche die Hauptst\u00fctze der Beweisf\u00fchrung des Verfassers bilden. In dem hier folgenden Referate \u00fcber den Inhalt des zweiten Heftes beschr\u00e4nkt sich Referent auf die Anf\u00fchrung der Versuchsthatsachen und der Hauptpunkte der theoretischen Er\u00f6rterungen.\nDie erste Abhandlung \u201eDer Zeitsinn\u201c besch\u00e4ftigt sich mit den Grundlagen der Vergleichung von Zeitintervallen. Der Verfasser will durch Selbstbeobachtung festgestellt haben, dafs die Grundlage f\u00fcr alles Zeitsch\u00e4tzen Spannungsempfindungen bilden, und zwar sollen diese Spannungsempfindungen in den Muskeln der verschiedensten Organe dadurch hervorgerufen werden, dafs sich die Aufmerksamkeit den das Zeitintervall begrenzenden Eindr\u00fccken zuwende. Jeder Eindruck rufe reflektorisch Muskelkontraktionen hervor, welche eine Adaptation des Sinnesorganes tmd dadurch ein Deutlicherwerden der Empfindung bewirkten. Der Eintritt der fso entstehenden Spannungsempfin d\u00fcngen und des Deutlicherwerdens der Empfindung sei die Aufmerksamkeit selbst. \u2014 Von der Aufmerksamkeit als einem besonderen inneren Vorg\u00e4nge k\u00f6nne er durch Selbstbeobachtung nichts wahrnehmen und einen \u00fcber dem psychophysischen Mechanismus schwebenden rein geistigen Faktor d\u00fcrfe man nicht annehmen. Wenn nun noch w\u00e4hrend des Vorhandenseins der vom ersten Eindr\u00fccke ausgel\u00f6sten kontinuierlich abnehmenden Spannungsempfindung der zweite das Intervall begrenzende Eindruck eintrete, so habe man an der Intensit\u00e4t der Spannungsempfindung ein Mafs f\u00fcr die Gr\u00f6fse der Zwischenzeit. Da man ferner voraus w\u00fcfste,\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nLitter atmbericht.\nclafs auf den ersten Eindruck ein das Intervall abschliefsender zweiter Eindruck folge, so rufe das Vorstellungsbild dieses Eindruckes eine vorbereitende Muskelspannung hervor, die beginne, sobald die vom ersten Eindr\u00fccke herr\u00fchrende Spannung verschwunden sei. Die Intensit\u00e4t, welche diese Spannungsempfindung in dem Moment erreicht habe, wo der zweite Eindruck eintreffe, diene dann als Grundlage f\u00fcr die Sch\u00e4tzung etwas gr\u00f6fserer Zeiten. Dem \u00dcbelstande, der durch die zeitliche Grenze der Zunahme der vorbereitenden Spannung entstehe, helfe dann die Atmung ab. Mit jeder Exspiration lasse die Spannungsempfindung nach, mit jeder Inspiration nehme sie wieder zu, so dafs auch gr\u00f6fsere Zeitr\u00e4ume durch die periodisch zu- und abnehmenden Spannungsempfindungen ausgef\u00fcllt seien. Auf diese Periodicit\u00e4t sucht dann der Verfasser das f\u00fcr den konstanten Fehler von einigen Beobachtern gefundene Periodicit\u00e4tsgesetz zur\u00fcckzuf\u00fchren, wobei er noch die H\u00fclfsannahme macht, dafs die Beobachter die Einatmung und Ausatmung durch stofsartiges Absetzen und Wiederansetzen in mehrere Abteilungen zerlegt h\u00e4tten.\nDas Bisherige sind nur die Hauptpunkte der langen theoretischen Er\u00f6rterungen, welche den gr\u00f6fsten Teil der Abhandlung einnehmen. Hervorgehoben sei nur noch die sonderbare Behauptung, dafs ebenso wie bei der Augenmafssch\u00e4tzung eine Synthesis von Gesichts- mit Muskelempfindungen vorliege, so auch \u201edie Zeitvorstellung eine Synthese aus der Wahrnehmung der die Zeitteile abgrenzenden \u00e4ufseren Eindr\u00fccke und den an Intensit\u00e4t zu- und abnehmenden Muskelspannungsempfindungen\u201c sei.\nEinige nach der Methode der mittleren Fehler angestellten Versuchsreihen, welche der Verfasser zum Schlufs mitteilt, sollen den Einflufs der von den Atemz\u00fcgen abh\u00e4ngigen Spannungen und Entspannungen auf unsere Zeitsch\u00e4tzung beweisen. Er fand bei zwei parallelen Versuchsreihen, mit Zeiten von 6\u201460 Sekunden, bei deren einer das zweite Signal vom Assistenten immer so angegeben wurde, dafs es in derselben Atmungsphase der Versuchsperson eintrat wie das erste, w\u00e4hrend bei der anderen vom Assistenten keine E\u00fccksicht auf die Atmung der Versuchsperson genommen wurde, dafs bei der ersteren der mittlere Fehler wesentlich geringer war. Ferner konnte er auch sicher sch\u00e4tzen, wenn er das Intervall mit Spannungen und Entspannungen der Aufmerksamkeit ausf\u00fcllte, die von der Respiration unabh\u00e4ngig blieben.\nReferent, welcher sich ebenfalls mit Untersuchungen \u00fcber den Zeitsinn besch\u00e4ftigt hat, kann die Anschauungen des Verfassers nur zum kleineren Teil best\u00e4tigen. Im allgemeinen hat derselbe wesentlich andere Resultate erhalten, wo\u00fcber derselbe an anderer Stelle ausf\u00fchrlich berichten wird.\nDie zweite Abhandlung \u201eSchwankungen der Aufmerksamkeit\u201c soll nachweisen, dafs die Intermissionen eben merkbarer Empfindungen, welche N. Lange hinsichtlich ihres zeitlichen Verhaltens n\u00e4her untersucht hat, nicht central durch Schwankungen der Apperzeption, sondern peripher bedingt sind. Der Verfasser hat neue Versuche angestellt und zwar hat er sich schwacher Lichtreize (eben merkbarer grauer Ring auf dem weifsen Hintergr\u00fcnde einer Drehscheibe) bedient, weil bei Lichtreizen","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n131\ndie Bedingungen der Beobachtung sich mannigfaltiger variieren lassen als bei Schallreizen. Es ergaben sich folgende Resultate an einer und derselben Versuchsperson: 1. Bei einfacher Beobachtung des Binges war die mittlere Zeit einer Schwankung 6,9 Sekunden. 2. Wurden der Versuchsperson in regelm\u00e4fsigen Intervallen von je 2 Sekunden zwei gleich gerichtete Prismen vor die Augen gehalten und wieder weggenommen, wodurch alle 2 Sekunden eine seitliche Bewegung der Augen hervorgerufen wurde, so dauerte eine Schwankung durchschnittlich 11\u201414 Sekunden. 3. Schlofs die Versuchsperson in Intervallen von 1 oder 2 Sekunden f\u00fcr einen Moment kr\u00e4ftig die Augenlider, so trat ein Abschwellen bis zum Verschwinden \u00fcberhaupt nicht ein. Wurde dagegen in gleichen Intervallen f\u00fcr einen Augenblick die fixierte Fl\u00e4che durch ein graues Kartonblatt verdeckt, so wurden die Schwankungen noch h\u00e4ufiger als bei normalem, ununterbrochenem Fixieren. 4. Bei Fixation eines blanken Schraubenknopfes in der Mitte der Scheibe und Beobachtung des grauen Ringes im indirekten Sehen war die Periode der Schwankungen verl\u00e4ngert (8,2 Sekunden). 5. Wurde der ganze Apparat langsam hin und her bewegt, so h\u00f6rten die Intermissionen ganz auf. 6. Willk\u00fcrliche Beschleunigung oder Verlangsamung der Atmung zeigte sich von Einflufs auf die Dauer der Schwankungen.\nDie Ursache der Schwankungen soll nun in den Fixations- und Accomodationsmuskeln der Augen liegen. Da bei dem minimalen Hellig-keitsunterschiede zwischen Ring und Umgebung ein exaktes Fixieren und eine genaue Accomodation erforderlich sei, so sei die anzuwendende Muskelspannung relativ stark und rufe rasch eine von den Muskeln ausgehende Erm\u00fcdungsempfindung hervor, welche als Reiz zur Entspannung der Muskeln wirke. Nach kurzer Zeit werde dann dieser Erm\u00fcdungsreiz st\u00e4rker als der Erregungskomplex (welcher zusammengesetzt sei aus den von der Scheibe ausgehenden Reizen und aus den dem Gedanken des Fixierensollens entsprechenden Erregungen) und bewirke so eine Entspannung der Muskeln. Infolge der Entspannung h\u00f6re aber der Erm\u00fcdungsreiz auf und der urspr\u00fcngliche Erregungskomplex gewinne wieder die Oberhand u. s. w. Charakteristisch f\u00fcr die Art und Weise, wie der Verfasser aus dieser seiner Anschauung die von ihm gefundenen That-sachen abzuleiten sucht, ist die Annahme, durch momentanes kr\u00e4ftiges Zudr\u00fccken des Lides werde die durch gleichm\u00e4fsige Spannung entstehende Erm\u00fcdung des Accomodationsmuskels beseitigt.\nIn analoger Weise sollen dann auch die Schwankungen minimaler Geh\u00f6rsreize zu erkl\u00e4ren sein. Die Schwankungen der durch elektrische Reize ausgel\u00f6sten Empfindungen, welche wohl schlecht zu der Theorie des Verfassers passen d\u00fcrften, werden nicht ber\u00fchrt.\nIn der dritten Abhandlung \u201eAugenmafs\u201c bringt der Verfasser neues Material zur Begr\u00fcndung der vielfach ausgesprochenen Ansicht, nach welcher das Augenmafs seine Grundlage in den Muskelempfindungen hat. Der Verfasser hat 20000 Versuche \u00fcber das Augenmafs nach einer Modifikation der Methode der mittleren Fehler mit mannigfacher Variation der Versuchsumst\u00e4nde angestellt, um zu zeigen, dafs alles, was die Muskelbewegung erschwert, bez. erleichtert, die scheinbare Gr\u00f6fse der\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nLitter aturberich t.\ndurchmessenen Distanz vermehrt, bez. vermindert. Verglichen wurden Punktdistanzen (10, 20, 30 ... . 200 mm), welche durch weifse Quadrate von 1 mm Seite auf einer dunkelgr\u00fcnen Fl\u00e4che markiert waren und aus einer Entfernung von 600 mm betrachtet wurden. Die so unter den verschiedenen Versuchshedingungen erhaltenen Resultate vermag der Verfasser zwar nicht im einzelnen mit Hilfe der Annahme von Muskelempfindungen zu erkl\u00e4ren, glaubt aber doch im allgemeinen aus den Resultaten schliefsen zu k\u00f6nnen, dafs die Bewegung der Augen einen entscheidenden Einflufs auf die Sch\u00e4tzung aus\u00fcbt. Die Hauptresultate sind folgende: 1. Die links liegende Strecke wurde im Verh\u00e4ltnis zu der rechts liegenden Strecke konstant \u00fcbersch\u00e4tzt. Der Verfasser bringt dies mit der Thatsache in Zusammenhang, dafs wir beim Lesen und Schreiben gewohnt sind die Augen von links nach rechts zu bewegen. 2. Beim monokularen Sehen ergab sich im Gegens\u00e4tze zu dem von Kundt erhaltenen Resultate, dafs das rechte Auge die rechte Seite, das linke Auge die linke Seite \u00fcbersch\u00e4tzte. 3. Wurden Normal- und Vergleichsdistanz dem Auge successive geboten, so wurde die Normaldistanz im allgemeinen \u00fcbersch\u00e4tzt. 4. Beim successiven Sch\u00e4tzen zeigte sich im Gegens\u00e4tze zum simultanen Sch\u00e4tzen, dafs Linien im Vergleich mit Punktdistanzen nicht \u00fcbersch\u00e4tzt wurden. 5. Beim Vergleichen von Linien wurde die Vergleichslinie \u00fcbersch\u00e4tzt. 6. Senkrechte Distanzen wurden gegen\u00fcber horizontalen nur unter drei Bedingungen \u00fcbersch\u00e4tzt. Es mufsten erstens Punktdistanzen sein, zweitens mufste die Vertikale den rechten Winkel zur Horizontalen nach oben hin bilden und drittens mufsten beide Augen sich frei bewegen. Die T\u00e4uschung h\u00f6rte auf, wenn beide Augen den Eckpunkt des rechten Winkels fixierten. Ferner wurden nur kleine vertikale Linien im Verh\u00e4ltnis zu den horizontalen \u00fcbersch\u00e4tzt, bei gr\u00f6fseren Distanzen fand das Umgekehrte statt. 7. Bei den simultanen Sch\u00e4tzungsversuchen mit bewegten Augen schwankte der mittlere Fehler zwischen 1,1% und 2,3%, dagegen hei den Versuchen mit fixierten Augen zwischen 3,7% und 4,9%. In diesem Resultate sieht der Verfasser einen Hauptbeweis f\u00fcr seine Ansicht. 8. Das WEBERsche Gesetz erwies sich als ann\u00e4hernd g\u00fctig.\nDiese Thatsachen sind zwar, wenigstens wenn sie allgemeinere Giltigkeit haben (was allerdings erst noch zu erweisen ist), sehr interessant und wertvoll, aber keineswegs beweisend f\u00fcr die Ansicht des Verfassers. Ein Einflufs der Augenbewegung auf die Gr\u00f6fsensch\u00e4tzung mufs allerdings wohl angenommen werden; daraus folgt aber nicht ohne weiteres, dafs die Muskelempfindung die Grundlage des Augenmafses bildet. Gegen die letztere Annahme sprechen vielmehr eine Reihe von Gr\u00fcnden (vgl. z. B. G. E. M\u00fcller und Schumann, \u201ePfl\u00fcgers Arch.\u201c, 45, S. 82 ff.), welche der Verfasser gar nicht erw\u00e4hnt hat.\nIn der vierten Abhandlung : \u201eDer Raumsinn des Ohres\u201c vertritt der Verfasser diejenige Ansicht, welche die Wahrnehmung der Schallrichtung durch die Bogeng\u00e4nge vermittelt werden l\u00e4fst. Von den Bogeng\u00e4ngen aus sollen Bewegungen des Kopfes und seiner Teile hervorgerufen werden, durch welche das Auge, bez. die Nase dem Reize zugewendet wird. Die so ausl\u00f6sbaren Kopfbewegungen sollen dann mittelst des Muskelsinnes","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Littemturbericht.\n133\nein \u201edreifach mannigfaltiges System von Bewegungsempfindungen\u201c her-vorrufen, welches die Grundlage unseres Geh\u00f6rraumes bilde. Ein grofser Vorzug dieser Theorie ergebe sich aus dem Umstande, dafs sie auch die bei Beizung der Bogeng\u00e4nge an Tieren beobachteten Kopfbewegungen zu erkl\u00e4ren verm\u00f6ge. Ferner sucht der Verfasser seine Theorie zu unterst\u00fctzen durch Resultate, welche derselbe hei Bestimmung der eben merklichen Biclitungs\u00e4nderung eines Schalles nach der Methode der Minimal\u00e4nderungen erhalten hat. Bei diesen Versuchen fand die Verschiebung der Schallquelle auf - Kreisen von 1 m Radius statt, deren Mittelpunkt in der Mitte der Verbindungslinie der beiden Trommelfelle der Versuchsperson angenommen wurde, und zwar hat sich der Verfasser auf die in der Horizontalebene, vertikalen Frontaleb\u00e8ne und vertikalen Medianebene liegenden Kreise beschr\u00e4nkt. Diese 3 Kreise schneiden sich in 6 Punkten, die wir hier der K\u00fcrze halber als den oberen und unteren, vorderen und hinteren, rechten und linken Hauptpunkt bezeichnen wollen. F\u00fcr den Horizontalkreis ergab sich nun, dafs die eben merkbare Richtungs\u00e4nderung eines Ger\u00e4usches von vorn nach hinten regelm\u00e4fsig zunahm, und zwar waren die Ergebnisse f\u00fcr beide Seiten fast genau symmetrisch. Das Minimum war ca. 1\u00b0, das Maximum ca. 6\u00b0. Im vertikalen Frontalkreis lagen Minima der eben merklichen Richtungs\u00e4nderung an den 4 Hauptpunkten dieses Kreises, Maxima in der Mitte zwischen diesen Punkten. F\u00fcr den vertikalen Mediankreis ergaben sich 3 Minima: das eine lag in der Mitte zwischen dem vorderen und dem unteren Hauptpunkte, die beiden anderen bei dem oberen und dem hinteren Hauptpunkte. War ferner das rechte Ohr verschlossen, so zeigte sich im Horizontalkreise allgemein eine Zunahme der eben merkbaren Richtungs\u00e4nderung und besonders nat\u00fcrlich an der rechten Seite. \u00dcber den Einflufs der Ohrmuscheln auf das Lokalisieren gaben schliefslich noch die folgenden Versuchsreihen Aufschlufs. Bei der ersten wurde die Aufsenseite beider Ohrmuscheln durch eine dicke aufgeklebte Wachskappe aufser Funktion gesetzt. Es trat in diesem Falle eine Erh\u00f6hung der Lokalisationsschwelle nur f\u00fcr Ger\u00e4usche, die von vorn kamen, ein. Bei der zweiten Versuchsreihe wurden die Ohrmuscheln ebenfalls mit Wachs beklebt und zugleich die H\u00e4nde gew\u00f6lbt \u00fcber den Eingang des Ohres gehalten, zuerst nach hinten offen, dann nach vorn. Im ersteren Falle sank die Unterschiedsschwelle hinten, im zweiten Palle vorn tiefer als bei funktionierenden Ohrmuscheln.\nDiese Resultate sollen nun nach dem Verfasser leicht aus der obigen Theorie abgeleitet werden k\u00f6nnen, den anderen Hypothesen \u00fcber den Raumsinn des Ohres dagegen widerstreiten. So soll z. B. das f\u00fcr den Horizontalkreis gewonnene Resultat eine Folge der regelm\u00e4fsigen Zunahme der Intensit\u00e4t der Bewegungsempfindung vom vorderen zum hinteren Hauptpunkte sein, da ja mit der Zunahme der Intensit\u00e4t auch die eben merkbare Intensit\u00e4ts\u00e4nderung zunehme.\nF. Sch\u00fcmann (G\u00f6ttingen).","page":133}],"identifier":"lit14303","issued":"1890","language":"de","pages":"129-133","startpages":"129","title":"H. M\u00fcnsterberg: Beitr\u00e4ge zur experimentellen Psychologie, Heft 2, Freiburg i. B., Mohr 1889, 234 S.","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:05.375674+00:00"}

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