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{"created":"2022-01-31T12:55:30.127178+00:00","id":"lit1431","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Buchner, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 108-116","fulltext":[{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"Die Kohlens\u00e4ure in der Lymphe des athmenden und des erstickten Thieres\nvon\nDr. H. Buchner.\nIn seiner Abhandlung \u00bbdie Unterschiede der Blut- und Lymphgase des erstickten Thieres\u00ab erhebt Tschiriew die Frage, ob beim Uebergange aus der freien Athmung zu der Erstickung die Kohlens\u00e4ure in der Lymphe in \u00e4hnlicher Weise wie im Blute anwachse. Um sich hier\u00fcber eine beil\u00e4ufige Auskunft zu verschallen, verglich er den Kohlensiluregehall von 9 Lymph-proben, die Hammurstcn aus athmenden Thieren, mit denjenigen von 7 anderen, die er selbst nach der Erstickung aufgefangen halte. Ihre Zusammenstellung ergab, dass sich unter den wahrend der Athmung aufgefangenen Lymphen einige fanden, deren Kohlensauregehall dem gr\u00f6ssten derjenigen Lymphen gleichkam, die nach der Erstickung aufgesammelt worden waren. Waren sonach die Maxima des Kohlcnsauregehaltes in den unter sein-abweichenden Zust\u00e4nden der Athmung gewonnenen Lymphen gleich gross, so war dieses doch nicht mit dem Minimum der verglichenen Proben der Fall. Einige der aus dem athmenden Thiere ausgeQossenen Lymphen enthielten weniger Kohlens\u00e4ure als in der an Kohlens\u00e4ure \u00e4rmsten Erslickungslymphe gefunden worden war. Da aber auch dieser Unterschied noch nicht einmal 3 Proc. betrug, so folgte hieraus dass die Grenzen, innerhalb ' welcher sich der Kohlensiluregehall der Lymphen bei der freien und der unterdr\u00fcckten Athmung bewegt, selbst bei der g\u00fcnstigsten Wahl der verglichenen Proben weil engere sind, als die entsprechenden der Blulkohlens\u00e4ure in der Regel zu sein pflegen.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Diu KohlrnsXiikk in dur Lympiik des atiimrndkn und des elc. 109\nDiese Mittheilungen gaben mir die Veranlassung zu versuchen, ob sich auf eine strengere Weise als es Tschiriew m\u00f6glich gewesen die Ver\u00e4nderungen feststellen lassen, welche durch die Erstickung im Kohlenstiuregehall der normalen Lymphe erzeugt werden. Uni dieses zu erreichen, mussten an demselben Thiere zwei Lymph- und zwei Blutproben, die einen bei freier die anderen nach unterdr\u00fcckter Alhmung gewonnen werden, so dass der Kohlensauregehall der vier an demselben Thiere gewonnenen Fl\u00fcssigkeilsproben einander gegen\u00fcber gestellt werden konnte. Demgemliss wurden aus dem duct, thoracicus eines unvergifleten normal alhmenden Thieres etwa 60 Ccm. Lymphe Ubef Quecksilber aufgefangen, eine Menge, welche zu zwei sich controlircnden Analysen gen\u00fcgte. Nachdem diese Probe zur\u00fcekgestellt war, wurden durch die v. jugu-laris dextra aus dem rechten Herzen etwa 60 Ccm. Blut \u00fcber Hg aufgesammelt und in dem verschlossenen Glasgefiisse durch Sch\u00fctteln de\u00dfbrinirl. Hierauf wurde die Luftr\u00f6hre mit einer Schraubenklemme verschlossen. War die Erstickung bis zur Unempfindlichkeit der Hornhaut gediehen, so wurden aus einer Can\u00fcle, die schon fr\u00fcher in die a. carotis dextra oingesetzt worden, gegen 60 Ccm. des sehr dunklen Blutes Uber Hg geleitet und in dem verschlossenen Gefasse defibrinirt. Indess war das Thier abgestorben und es wurde nun sogleich zur Gewinnung der Erstickungslymphe geschritten. Um die Gewissheit zu erlangen, dass die zur Analyse verwendeten Proben der Lymphe nicht aus dem Inhalte der grossen Gefasse stammen, welcher sich dort schon wahrend der freien Athmung angehauft hatte, wurden zun\u00e4chst etwa 20 Ccm. der erhaltenen Fl\u00fcssigkeit entfernt und erst hierauf die zur Analyse n\u00f6thigen 60 Ccm. Lymphe gesammelt. \u2014 Mit dem Auffangen der Erstickungslymphe ward sp\u00e4testens 10 bis 42 Minuten nach dem Erl\u00f6schen der Reflexerregbarkeit des Auges begonnen; in 20 bis 40 Minuten war dann die zur Analyse n\u00fclhige Menge ausgetrieben. Da im Anfang des Sammlens der Ausfluss rascher als spater vor sich ging, so war auch im ung\u00fcnstigsten Falle in 30 Minuten nach dem Tode der gr\u00f6sste Theil des zur Analyse gelangenden Saftes gewonnen. Die ausgeflossene Lymphe gerann jedesmal erst nach dem Uebertritt in dos Sammelgefass.\nAus dem alhmenden Thiere erhielt man diesem Verfahren entsprechend ein Blut, in dem sich der Inhalt aller in das Herz","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nDit. II. Buchner\nm\u00fcndenden Venenstiimine gemischt halle ; danach durfte man hoffen den Kohlensauregehalt des mittleren Venenblutes mit demjenigen des an Kohlens\u00e4ure \u00fcberall gleich reichen Er-sliekungsblutes in Vergleich gestellt zu haben. Schwieriger ist es Lymphproben zu gewinnen, an deren Herstellung sich alle Gebiete des K\u00f6rpers gleichmassig betheiligen.\nDer zuweilen weisslichen zuweilen auch tr\u00fcben F\u00e4rbung nach, welche die Lymphe zeigt die aus dem d. thoracicus eines hungernden Thieres von selbst ausfliesst, nimmt sie ihren Ursprung wahrscheinlich zum gr\u00f6ssten Theil aus den Chylusgef\u00e4s-sen, w\u00e4hrend die wasserklare Fl\u00fcssigkeit, die unter passiven Bewegungen der Gliedmaassen hervorstr\u00f6ml, wahrscheinlich aus den Gef\u00e4ssen dieser letzteren kommt. Wenn diese Annahmen richtig sind, und dieses scheinen sie zu sein, so ergiebt sich hieraus die Forderung, dass beim athmenden und beim erstickten Thiere in gleichmassiger Weise die Entleerung der Glieder und der Unterleibslymphen durch entsprechende Handgriffe zu bef\u00f6rdern ist. Trotz ihrer Anwendung ist es doch sehr wahrscheinlich, dass die beim lebenden Thiere gewonnene.Fl\u00fcssigkeil einen gr\u00f6sseren Antheil aus den Unlerleibsgef\u00e4ssen, die beim todten gewonnene einen gr\u00f6sseren aus den Gliedergef\u00e4ssen enthalt. Hierf\u00fcr spricht der Umstand, dass die lebenden Thiere den passiven Bewegungen der Glieder einen kr\u00e4ftigen zuweilen von einem Tetanus bedingten Widerstand entgegensetzen, w\u00e4hrend beim todten Thiere die Eingeweide den Eingriffen der Hand weniger zug\u00e4nglich sind als die Gliedmaassen. Die ausgesprochene Vermuthung empf\u00e4ngt ihre Best\u00e4tigung durch die verschiedene Farbe der aufgefangenen Lymphsorten : die des lebenden Thieres ist h\u00e4ufiger weisslich oder tr\u00fcb, die des erstickten h\u00e4ufiger wasserklar.\nNachdem ich an zwei Thieren auf die beschriebene Weise vorgegangen war, \u00e4nderte ich in zwei anderen das Verfahren noch dahin, dass im ersten Theile des Versuches an die Stelle der nat\u00fcrlichen die k\u00fcnstliche Athmung gesetzt wurde, damit der Kohlens\u00e4uregehalt des mittleren Venenblutes auf einen m\u00f6glichst tiefen Werth herabgebracht w\u00fcrde. In seinem zweiten Abschnitt verliefen die zum Auffangen der Fl\u00fcssigkeiten benutzten Verfahrungsarten in der fr\u00fcher beschriebenen Weise.\nDer leichtern Uebersicht wegen gebe ich im Texte nur die Mittelwerthe je zweier derselben Fl\u00fcssigkeitsportionen ange-","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Die Kohlens\u00e4ure in der Lymphe des atiimbnden und des etc. 111\nh\u00f6riger Kohlens\u00f6urebestimmungen. Die Zahlen bedeuten der gew\u00f6hnlichen Uebung gem\u00e4ss die auf 0\u00b0C. und 1 Met. Hg-Druck reducirlen Volumina welche 100 Theile der Fl\u00fcssigkeit enthalten. ln die Note wurden die den mittleren zu Grunde liegenden Einzelwertho verwiesen, damit man \u00fcber die Sicherheit der in den Text aufgenommenen Zahlen nicht in Zweifel bleiben k\u00f6nne.\n\tLymphe\tBlut\n1. (<) freie Athmung\t42,56\t34,49\nErstickung\t38,69\t40,17\n11. (2) freie Athmung\t46,50\t39,01\nErstickung\t33,44\t\u2014\n111. (\u00bb} Apno\u00f6\t35,32\t29,91\nErstickung\t33,60\t38,51\nIV. (<) Apnoe\t33,34\t28,55\nErstickung\t\u2014\t36,46\nI) Die bei freier Athmung uufgcsammeltc Lymphe lloss bei ruhenden Glicdmanssen mllchweiss, bei passiv bewegten farblos. Dio nach der Erstickung gesammelte Lymphe war ira ganzen farbloser als die erste.\nLymphe\tBlut\nFreie Athmung\t\t142,43 (42,70\t34,60 34,38\nErstickung\ti\t138,90 (38,49\t40,44 39,91\n2) Die bei freier Athmung gefangene Lymphe\t\t\twar milchicht gef\u00e4rbt,\ndie nach dem Tode gewonnene durchsichtig, zuletzt rOlhlich. Das Auffangen von Erstickungsblut war nicht m\u00f6glich gewesen.\t\t\t\n\tLymphe\t\tBlut\nFreie Athmung\tI\t146,50 146,49\t39,26 38,77\nErstickung\t\t(33,32 133,37\t\t \t\n3) Lymphe in beiden\tF\u00fcllen opalescirend. Das apnoische Venenblut\t\t\nauffallend hellroth.\t\t\t\n\tLymphe\t\tBlut\nApnoe\tI\t(33,53 35,12\t29,91\n' Erstickung\tI\t(33,53 133,67\t38,51\n*)\tLymphe\t\tBlut\nApno\u00f6\tI\t133,54 33,17\t28,76 28,34\n. Erstickung\tI\t\t36,87 36,06","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nDu. II. Bren nkh,\nDurch diese Zahlen wird unserer Frage die unerwartete Antwort zu Theil, dass sich bei der Erstickung der Kohlens\u00e4uregehalt des Blutes und der Lymphe nach entgegengesetzter Richtung \u00e4ndern ; indess der Kohlens\u00e4urereichthum des Blutes w\u00e4chst, nimmt derjenige der Lymphe ab.\nUnerwartet ist dieses Resultat desshalb, weil man es als eine unbestreitbare Thatsache anzusehen hat, dass die in den verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten des Organismus enthaltenen gleichnamigen Gase ihren urspr\u00fcnglich etwa ungleichen Partiardruck bis zum Verschwinden jeden Unterschiedes auszugloiehen streben. Weil sich nun nach den vorliegenden Messungen schon vor der Erstickung die Spannungen der C02 im Blute und in der Lymphe auf nahezu derselben lliihe befinden sollen, so w\u00fcrde darauf zu rechnen gewesen sein, dass sich mit dem Wachslhum der C02 im Blute auch die der Lymphe vermehrt habe. Geschieht dieses, wie wir sahen, nicht, so muss man, insofern die gegenw\u00e4rtig herrschenden Annahmen Uber den Gas-austausch zwischen verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten aufrecht bleiben sollen, nach neuen Auswegen suchen. Solcher lassen sich nun mehrere finden. Es m\u00fcsste sich z. B. mit der Erstickung innerhalb der Lymphe irgend eine Bedingung einfinden, durch welche die Spannung der dort vorhandenen C02 so weit vermehrt w\u00fcrde, dass sie nun bef\u00e4higt w\u00fcrde trotz ihrer geringeren Dichtigkeit in das an Kohlens\u00e4ure reichere Blut Uberzugehn. \u2014 Statt dessen k\u00f6nnte man auch unterstellen, dass die an verschiedenen K\u00f6rperorten gebildete Lymphe von Anfang an mit einem ungleich grossen Gehallan Kohlens\u00e4ure behaftet sei. Weil wir es nun f\u00fcr wahrscheinlich hielten dass die Lymphe des alhmenden Thieres zumeist aus den Eingeweiden, die nach der Erstickung gesammelte vorzugsweise aus den Gliedmaassen St\u00e4mme, so w\u00fcrden wir der ausgesprochenen Hypothese gem\u00e4ss zu behaupten haben dass die Lymphe der Glieder urspr\u00fcnglich weit \u00e4rmer an C02 als die der Eingeweide gewesen sei. Gleiches m\u00fcsste dann aber auch f\u00fcr den Kohlens\u00e4uregehalt des Blutes gellen das in den genannten K\u00f6rperlheilen kreisle, weil ohne dieses der ungleiche Reichthum der Lymphen an C02 nicht wohl bestehn k\u00fcunlc. \u2014 Wollte man aber unter der Benutzung von Analogien noch mit der Aufz\u00e4hlung von Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnden fortfahren, so k\u00f6nnte man auch die von Alex. Schmidt an dem Blut selbst beobachtete Thatsache herbeiziehn, nach welcher","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Dut Koiii.knsXiiiik in mut Lymi\u2019iik clc.\n113\ndie Blutk\u00f6rperchen an C02 verarmen, wenn sich dieselbe innerhalb gewisser Grenzen in der Blutfl\u00fcssigkeit vermehrt; damit betr\u00e4te'man denn freilich ein Gebiet auf welchem man mit den gew\u00f6hnlichen Dilfusionregeln zu keiner ausreichenden Erkl\u00e4rung gelangen k\u00f6nnte.\nOb die eine oder die andere dieser Annahmen haltbar sei wird sich erst nach erneuten Untersuchungen feststellen lassen. Bevor diese ausgef\u00fchrt sind wird es sich schwerlich lohneu, auf die weitere Besprechung hypothetischer Erkl\u00e4rungsgr\u00fcnde einzugehen.\nBegreiflicherweise hegte ich dagegen den Wunsch die Zahl meiner Beobachtungen zu vermehren, um zu erfahren, ob das beobachtete Verhalten ein regelm\u00e4ssig wiederkehrendes sei. Ueber der Fortsetzung der Versuche, die in der bisher beschriebenen Weise vorgenommen werden sollten, waltete jedoch ein eigener Unstern ; mehrere Male hintereinander gelang es nicht auf ein Thier zu treffen, dessen d. thoracicus die gen\u00fcgende Menge von Lymphe geliefert hatte. Um mich von diesen st\u00f6renden Zuf\u00e4llen zu befreien, beschloss ich zu der Vergiftung mit Curare \u00fcberzugehen, welche bekanntlich die Bildung der Lymphe beg\u00fcnstigt. Da aber R\u00fchrig und Zuntz*) gezeigt haben, dass die Bildung der Kohlens\u00e4ure w\u00e4hrend der Vergiftung mit Curare abnimmt, so musste man sich zun\u00e4chst dar\u00fcber vergewissern, in wie weit sich diese Wirkung auch in der Lymphe geltend macht. Zu diesem Ende wurde dem un-vergifteten Thiere eine gen\u00fcgende Menge von Lymphe entzogen und dann erst ward eine Dosis von Curai;e in die Jugularvene gespritzt, die zu einer vollkommenen L\u00e4hmung der Muskeln gen\u00fcgte. Die k\u00fcnstliche Athmung wurde w\u00e4hrend der Narkose in einem Grade unterhalten, die voraussichtlich zu keinem apno\u00f6tischen Zustande des Thieres f\u00fchrte. Wenn sich die Giftwirkung vollkommen hergestellt hatte, so wurde mit dem Auffangen der Lymphe von neuem begonnen und damit so lange fortgefahren, bis mindestens zweimal 60 Ccm. derselben gewonnen waren. Da je 60 Ccm. der abgeflossenen in ein besonderes Gef\u00e4ss \u00fcbergef\u00fchrt war, so liess sich die Aenderung ermitteln, welche der Kohlens\u00e4uregehalt der Lymphe durch die Fortdauer der Vergiftung erfuhr. Neben der Lymphe wurde\n*) P\u00dfueger's Archiv 1871. XI.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nDk. H. Buciinkh,\nden Thieren auch zweimal Blut abgenommen, einmal vor der Vergiftung und ein anderesinal nachdem diese letztere schon\nl\u00e4ngere Zeit bestanden hatte.\tZwei nach dieser Vorschrift ;\t\ngef\u00fchrte Versuche ergaben,\tLymphe\tBlut\nV. (>) unvergiftel\t45,06\t33,33\nvergiftet 1. Port.\t45,06\t\u2014\n\u00bb\t\u00bb\t2. Port.\t41,04\t30,02\nVI. (2) unvergiftel\t42,01\t32,59\nvergiftet 1. Port.\t39,31\t\u2014\n\u00bb\t\u00bb\t2. Port.\t35,62\t24,83.\nDie Zahlen sprechen es mit voller Deutlichkeit aus, dass wahrend einer langem Dauer der Curarenarkose, auch wenn sie von einem massigen Luftwechsel der Lungenluft begleitet ist, der C02gehalt in dem Blute und in der Lymphe abnimmt. Die \u00c4enderung, welche sich hier mit der fortschreitenden Behar-ruugszeil der Vergiftung geltend macht, kann diesmal nicht etwa aus den verschiedenen Ursprungsorlen der hintereinander aufgefangenen Mengen abgeleitet werden, da die mechanischen Bedingungen unter denen das Auslliessen geschah durchweg dieselben geblieben vyaren. Best\u00e4tigt wurde diese Ansicht von dem durchaus gleichen aussern Ansehn der verschiedenen Proben eines Versuchs.\n1) Die Lymphe der ersten beiden Portionen (unvergiftel und die 4. der vergifteten) opalescirten, die 3. war rOthlich geftirbl.\n\tLymphe\tBlut\nunvergiftel\t144,88 (45,85\t33,56 38,14\nvergiftet t. Port.\t145,88 (44,9\u00fc\t\u2014\nvergiftet 8. Port.\ti 40,87 (41,U.\t30,38 39,67\n8) Alle drei Portionen der Lyinpbe waren\t\tweiss und undurchsichtig.\n\tLymphe\tBlut\nunvergiftel\t143,83 144,79\t33,45 38,73\nvergiftet t. Port.\t139,37 (39,85\t\u2014\nvergiftet 8. Port.\t(35,78 (35,58\t34,93 34,84","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Die Kohlens\u00e4ure in der Lymphe elc.\nti;>\nUnter Ber\u00fccksichtigung der fr\u00fcheren Erfahrungen am a.th-menden und erstickten und der neuen am curarisirten Thiere w\u00e4re zu erwarten gewesen, dass der C02gehalt der Lymphe des vergifteten Hundes nach dem Aufh\u00f6ren der k\u00fcnstlichen Athmung um ein betr\u00e4chtliches fallen w\u00fcrde. Statt des vorausgesetzten erhielt ich das folgende Resultat. \u2014\n\tLymphe\tBlut\nVII. (\u2019) Athmung\t32,31\t\u2014\nErstickung\t31,49\t\u2014\nVIII. (J) Athmung\t36,39\t-31,16\nErstickung\t41,99\t36,76\nWenn nun auch die Zahlen des ersten Versuchs den Beobachtungen an dem unvergiftelen Thiere nicht geradezu widersprechen, so f\u00fcllt doch das Ergebniss des zweiten in jeder Beziehung aus der Reihe der \u00fcbrigen; denn es ist im Gegensatz zu allen andern nach der Erstickung der KohlensUurcgehall in der Lymphe emporgewachsen und dazu noch in einem Grade, welcher den entsprechenden Vorgang im Blute ubertrifft.\nObwohl die Zahl der milgetheillen Beobachtungen eine beschrankte ist, so gen\u00fcgt sie doch um zu beweisen, dass der\nt) Dio k\u00fcnstliche Athmung wurde in diesem Falle sehr ausgiebig aus-gef\u00fchrl. l)ie zur Analyse nuthigc Erslickungslymphmenge wurde in 18 Minuten gesammelt, die Lymphen waren klar und weingelb. Da der Herzschlag nach der Unterbrechung der k\u00fcnstlichen Athmung sehr rasch erlosch, so gelang es nicht die n\u00fcthige Menge von Erstickungsblut zu fangen.\n\tLymphe\tBlut\nAthmung\t32,81\t116,40\n\t\t>16,87\nErstickung\t31,55 31,4*\t\u2014\n2) Die Vergiftung wurde erst nach dem Aufsuchen des Brustganges und dum Einbinden der CanUIe vorgenommen; wahrscheinlich ist darum ein Theil der ersten Lymphportion noch vor dem Eintritt der Vergiftung gebildet worden. Auch bei diesem Versuche wurde die Luft stark und h\u00e4ufig eingeblasen. Die Lymphe war ser\u00f6s, leicht ger\u00fcthel.\nLymphe\tBlut\n136,19\t30,93\n)36,57\t31,39\n(42,29\t36,84\n/ 41,70\t36,68\nAthmung\nErstickung\n8","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116 Dr. H. Buchner, Die Kohlens\u00e4ure in der Lymphe etc.\nKohlens\u00e4uregehalt der Lymphe von dem des Blutes zwar abh\u00e4ngig ist, dieses jedoch keineswegs in so inniger Weise, als man es auf theoretische Gr\u00fcnde gestutzt bis dahin angenommen li\u00e2t. \u2014 An der Entstehung der Lymphe nimmt das Blut einen wesentlichen Antheil und darum ist es erkl\u00e4rlich, dass sich ihr Gehalt an kohlensauren Salzen nach denen des Blutes richtet; wenn sich aber erst die Lymphe vom Blute getrennt hat, so k\u00f6nnen sich, bekannten Thatsaehen gem\u00e4ss, die beiden Fl\u00fcssigkeiten unabh\u00e4ngig von einander \u00e4ndern und die erlai\\gte Verschiedenheit bewahren. Am deutlichsten ergiebt sich dieses aus dem ungleich gr\u00f6ssere Spielraum des C02ge-haltes welcher dem Blute vom apno\u00ebtischen bis zum erstickten Zustande hin zukommt, im Gegensatz zu dem weit enger begrenzten der Lymphe. W\u00fcrde man also von den Ursachen unterrichtet sein aus welchen sich in einer von beiden Fl\u00fcssigkeiten der Kohlens\u00e4uregehalt \u00e4ndert, so h\u00e4tte man damit noch keineswegs die Bedingungen erkannt, welche die Kohlens\u00e4uremengcn der andern bestimmen. Diese Erw\u00e4gung machte es mir wahrscheinlich, dass auf eine Einsicht in die Ursachen, welche den Kohlens\u00e4uregehalt der Lymphe regeln, nur dann zu hollen sei, wenn man in gr\u00f6sserer Ausdehnung als es bisher geschehen die Untersuchungen auf die verschiedenen Lympharten ausdehnte, welche aus beschr\u00e4nkten Gebieten hervorgehen. Diesem Verfahren d\u00fcrfte es jedenfalls leichter gelingen die Bedingungen festzustellen, welche sich an dem C02-Ueichthum der Lymphe betheiligen, als der Analyse des aus allen K\u00f6rpertheilen zusammengeflossenen Inhaltes des Bruslganges.","page":116}],"identifier":"lit1431","issued":"1876","language":"de","pages":"108-116","startpages":"108","title":"Die Kohlens\u00e4ure in der Lymphe des athmenden und des erstickten Thieres","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:55:30.127184+00:00"}