Open Access
{"created":"2022-01-31T16:19:02.103476+00:00","id":"lit14311","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 359-360","fulltext":[{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n359\nsind, und mit A. Lehmann (\u00dcberdas Wiederkennen, Phil. Stud. V.), welcher auf experimentalem Wege dieselbe Annahme widerlegen zu k\u00f6nnen geglaubt hat. Gegen den letzteren hebt Verfasser insbesondere hervor, dafs es unm\u00f6glich sei, durch Versuche, die doch stets unter gewissen bestimmten Verh\u00e4ltnissen stattfinden m\u00fcfsten, den Beweis zu f\u00fchren, dafs das Wiederkennen unter anderen Verh\u00e4ltnissen nicht auch auf andere Weise stattfinden k\u00f6nne.\nDer zweite Abschnitt sucht nachzuweisen, dafs die Ber\u00fchrungsassociation ein unmittelbares Wiederkennen voraussetzt. Wenn eine gewisse Anzahl von Malen die Empfindung bezw. der Empfindungskomplex B auf die Empfindung bezw. den Empfindungskomplex A im Bewufstsein gefolgt sei und es werde nun beim Eintreten von A wieder B reproduziert, so k\u00f6nne dies nur durch die Annahme erkl\u00e4rt werden, dafs bei h\u00e4ufiger Wiederholung im Bewufstsein und Hirn eine gewisse Disposition oder Tendenz zur\u00fcckhleibe, die sich ausl\u00f6sen lasse, ohne dafs die Erscheinung selbst gegeben zu sein brauche. Da nun aber A ebenso oft als B wiederholt sei, so m\u00fcsse dieselbe Disposition, die hinsichtlich B stattfinde, auch hinsichtlich A stattfinden, und diese Disposition m\u00fcsse nat\u00fcrlich beim Eintreten von A noch in weit h\u00f6herem Mafse erregt werden, als die auf B bez\u00fcgliche Disposition.\nDer dritte Abschnitt wendet sich gegen die Versuche, alle \u00c4hnlichkeitsassociation auf Ber\u00fchrungsassociation zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die Annahme, dafs alle einander \u00e4hnlichen Erscheinungen wenigstens ein Element gemeinsam h\u00e4tten, und dafs dieses Element die Association vermittle, lasse sich nicht aufrecht halten, da z. B. die verschiedenen Nuancen des Rot kein gemeinsames Element haben k\u00f6nnten. Die andere Annahme, dafs das Wort, die gemeinschaftliche Bezeichnung, als Mittelglied zwischen zwei verwandten Vorstellungen diene, reiche auch nicht immer zur Erkl\u00e4rung aus. Denn wenn man z. B. auch annehmen wolle, dafs die Wortvorstellung Feldherr die Vorstellung von Napoleon und die Vorstellung von Alexander zusammenkn\u00fcpfe, so sei doch zu bedenken, dafs das Wort Feldherr gebildet sei, um solche Menschen wie Napoleon und Alexander zu bezeichnen, und dafs daher diese Ber\u00fchrungsassociation vorhergehende prim\u00e4re Bewufstseinsth\u00e4tigkeit voraussetze, durch welche Napoleon und Alexander (oder \u00e4hnliche M\u00e4nner) zum erstenmale zusammengestellt seien. Schliefslich sucht dann der Verfasser noch nachzuweisen, dafs die \u00c4hnlichkeitsassociation nicht unerkl\u00e4rlicher sei als die Ber\u00fchrungsassociation und entwickelt eine psychophysische Hypothese zur Erkl\u00e4rung derselben.\tSchumann (G\u00f6ttingen).\nBinet, A. Recherches sur les mouvements chez quelques jeunes enfants.\nBerne philos. 1890. No. 3. S. 297\u2014309.\nBinet macht zun\u00e4chst bez\u00fcglich des Beginns der Gehversuche darauf aufmerksam und erl\u00e4utert eingehend an einem Beispiel, wie sehr hier Erziehung, Charakterdifferenzen und die verschiedensten \u00e4ufseren Einfl\u00fcsse von Belang sind. Sicher aber sei, dafs \u2014 wof\u00fcr auch Preyer in seiner \u201eSeele des Kindes\u201c eintritt \u2014 der Instinkt die Quelle der ersten Gehversuche ist. Verfasser hatte mehrfach Gelegenheit, zu beo-","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nLitteraturbericht.\nbachten, wie kaum einige Wochen alte Kinder bereits in v\u00f6llig coordi-nierter Weise etliche Schritte machten, wenn sie unter die Achsel ge fafst und so gehalten wurden, dafs die Fufssohlen die Unterlage ber\u00fchrten. Letzteres war von wesentlicher Bedeutung. Dafs bewufste Ortsver\u00e4nderungen erst viel sp\u00e4ter begonnen und m\u00fchsam erlernt werden, berechtigt nicht, das Gehen den einfach erworbenen Eigenschaften zuzurechnen. \u2014 Im zweiten Abschnitte wird die Thatsache registriert, dafs bei Kindern von einigen Wochen in direktem Gegensatz zu mehrj\u00e4hrigen stets die, meist explosive, Bewegung des einen Armes von der n\u00e4mlichen seitens des anderen begleitet oder sehr bald gefolgt ist ; dafs ferner in den ersten Wochen die H\u00e4nde bei schlaff herabli\u00e4ngenden Armen eine auffallend ausgepr\u00e4gte Pronationsstellung einnehmen und \u2014 was sehr wichtig \u2014 genaue Orientierung \u00fcber den Grad der Sicherheit gegen etwaiges Pallen besteht, derart, dafs bereits ein geringes Lockern der haltenden H\u00e4nde gen\u00fcgt, heftiges Str\u00e4uben und Geschrei auszul\u00f6sen. Verfasser nimmt zur Erkl\u00e4rung ein auf Vererbung beruhendes fr\u00fchzeitiges In-Funktion-treten des Muskelsinnes an. \u2014 Ein drittes Kapitel handelt von den automatischen Bewegungen. Kitzeln der Hohlhand, Hineinlegen von Gegenst\u00e4nden in dieselbe reicht hin, um ein Schliefsen der Finger herbeizuf\u00fchren, nicht nur trotz anderweitiger Inanspruchnahme der Aufmerksamkeit, sondern sogar im Schlafe. Andererseits werden manchmal gewisse Fingerstellungen l\u00e4ngere Zeit zwecklos innegehalten, als w\u00e4ren sie vergessen worden. Es erinnert das, rein \u00e4ufserlich betrachtet, an gewisse kataleptische Erscheinungen der Hysterie. Der Impuls zu einer Bewegung bleibt eben bestehen, auch wenn eine anderweitige Inanspruchnahme des Intellektes Platz greift. Ein analoges Beispiel rein psychischer Art erlebte Verfasser an einem heftig weinenden M\u00e4dchen. \u00dcber den Anblick einer Flamme vergafs es augenblicklich seinen Kummer, allein dieser blieb doch im Hintergr\u00fcnde des Bewufstseins und brach immer gleich wieder hervor, wenn das Licht verl\u00f6scht ward. \u2014 Zum Schl\u00fcsse werden einige Angaben \u00fcber die Reaktionszeit bei Kindern von durchschnittlich 4 Jahren gegeben. Es war die Aufgabe, auf ein Metronomsignal einen MAREYSchen Tambour in Aktion zu setzen. Die Reaktionszeit erwies sich als sehr lang (zwischen 0,2\" und 1,0\"). Die gleichzeitig aufgenommenen Kurven der Muskelkontraktion zeigten sehr verschiedene Form und waren sehr flach.\tSchaeeer (Jena).\n0. Fl\u00fcgel. Zur Lehre vom Willen. Zeitschrift f\u00fcr exakte Philosophie Band 18. (1890), H. 1. S. 30-67.\nK\u00fclpe hatte in seiner Habilitationsschrift \u00fcber die Lehre vom Willen in der neueren Psychologie die Wramsche Willenstheorie zu verteidigen gesucht; als indirekter Beweis f\u00fcr ihre Richtigkeit wollte er die Unhaltbarkeit aller \u00fcbrigen modernen Willenslehren aufdecken und mufste somit unter anderen auch Herbarts bez\u00fcgliche Anschauungen der Kritik unterziehen. Der Horbartianer Fl\u00fcgel wehrt nun in der vorliegenden Arbeit den Angriff ab, weist nach, dafs K\u00fclpe der HERBARTSchen Theorie nicht gerecht geworden ist und w\u00e4gt aufs neue die von K\u00fclpe verteidigte Lehre gegen die von ihm bek\u00e4mpfte ah. Die Grundfrage ist,","page":360}],"identifier":"lit14311","issued":"1890","language":"de","pages":"359-360","startpages":"359","title":"A. Binet: Recherches sur les mouvements chez quelques jeunes enfants. Revue philos. 1890, No 3, S. 297-309","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:19:02.103482+00:00"}