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{"created":"2022-01-31T16:14:33.758095+00:00","id":"lit14312","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Mueller, G. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 187-199","fulltext":[{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n1.\tAng. Mosso. \u00dcber die Gesetze der Erm\u00fcdung. Untersuchungen an Muskeln des Menschen. Dubois' Archiv. 1890. S. 89\u2014168.\n2.\tArn. Maggiora. \u00dcber die Gesetze der Erm\u00fcdung. Untersuchungen an Muskeln des Menschen. Ebenda S. 191\u2014243.\n3.\tWarren T. Lombard. The effect of fatigue on voluntary muscular contractions. American Journal of Psychology, III (1890). S. 24\u201442.\nDie von Mosso und dessen Sch\u00fcler Maggiora ausgef\u00fchrten Untersuchungen besitzen nicht blofs f\u00fcr die Physiologie und die Di\u00e4tetik der k\u00f6rperlichen Bewegungen, sondern auch f\u00fcr die experimentelle Psychologie eine grofse Tragweite. Das Versuchsverfahren bestand im wesentlichen darin, dafs der Mittelfinger einer Hand durch Willensth\u00e4tigkeit oder durch elektrische Tetanisierung des betreffenden Nerven oder der betreffenden Beugemuskeln selbst veranlafst wurde, eine Eeihe von Gewichtshebungen mit nur kurzen Zeitintervallen (in der Regel 2 Sek.) zwischen den einzelnen Hebungen auszuf\u00fchren. In den meisten F\u00e4llen wurde die Reihe der Gewichtshebungen nicht eher beendet, als bis die Muskeln nicht mehr im st\u00e4nde waren, das gegebene, gew\u00f6hnlich als \u00dcberlastung dienende Gewicht zu erheben. Der Gesamtbetrag der mechanischen Arbeit, welche bei einer solchen Hebungsreihe geleistet worden war, wurde bestimmt. Variiert wurde aufser der Art der Muskelreizung die Dauer des zwischen 2 Einzelhebungen verfliefsenden Zeitintervalles, die Gr\u00f6fse des zu hebenden Gewichtes, der Zustand der Muskeln bei Beginn der Hebungsreihe u. a. m.\nDie von den beiden Forschern erhaltenen Resultate, von denen wir die f\u00fcr die experimentelle Psychologie bedeutungsvolleren zuerst anf\u00fchren, sind folgende:\n1. Wie sich schon aus Versuchen von Fick ergiebt, vermag der Wille eine h\u00f6here Spannung und gr\u00f6fsere Arbeitsleistung der Muskeln zu erzielen, als durch maximale elektrische Tetanisierung der Muskeln selbst oder des zugeh\u00f6rigen motorischen Nerven erzeugt werden kann. Allein es giebt eine Erm\u00fcdung des auf Bewirkung einer bestimmten Muskelbewegung gerichteten Willens, die sich, nach Mosso, darin zeigt, dafs der Wille nach einer Reihe von ihm hervorgerufener Gewichtshebungen schliefslicli gar keine Erhebung des Gewichtes mehr zu erzielen\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nBesprechungen.\nvermag, w\u00e4hrend in eben diesem Stadium die elektrische Heizung der* Muskeln oder des motorischen Nerven noch sehr wohl wirksam ist und eine nicht unerhebliche weitere Reihe von Gewichtshebungen auszul\u00f6sen vermag. Wird der Versuch in umgekehrter Ordnung ausgef\u00fchrt, wird also zuerst die elektrische Reizung zur Hervorrufung der Gewichtshebungen benutzt und bis zum Unwirksamwerden beibehalten und hierauf der Wille m Anspruch genommen, so vermag derselbe trotz des Unwirksamseins der k\u00fcnstlichen Reizung noch eine betr\u00e4chtliche Reihe von Gewichtshebungen auszul\u00f6sen. Dieses Verhalten erkl\u00e4rt sich einfach daraus, dafs der unerm\u00fcdete Wille ein wirksamerer Reiz ist als die-k\u00fcnstliche, elektrische Reizung.\nL\u00e4fst man durch Willensanstrengung die Muskeln so lange an dem Gewicht Arbeit leisten, bis die Hebungen nur noch sehr niedrig ausfallen, und veranlafst hierauf durch elektrische Nervenreizung die Muskeln zu einer kurzen weiteren Reihe von Gewichtshebungen, so erholt sich der Wille w\u00e4hrend des Zeitraumes, wo letztere Hebungsreihe stattfindet. Dies zeigt sich darin, dafs sofort nach Beendigung der durch die elektrische Reizung bewirkten Hebungsreihe der Wille bedeutend ausgiebigere Hebungen ausl\u00f6st, als er unmittelbar vor Beginn dieser Hebungsreihe bewirkte. Es findet also auch w\u00e4hrend eines solchen Zeitraumes,, w\u00e4hrend dessen die Muskeln durch peripherische, k\u00fcnstliche Reizung zur Arbeitsleistung veranlafst werden, noch eine Erholung der auf eine Hebungsth\u00e4tigkeit dieser Muskeln gerichteten Willenskraft statt. Hingegen zeigen Versuche, bei denen in eine Reihe durch elektrische Reizung hervorgerufener Gewichtshebungen eine kurze Reihe willk\u00fcrlicher Hebungen eingeschoben wird, dafs die Muskeln w\u00e4hrend eines Zeitraums, wo sie infolge von Willensanstrengung eine Anzahl von Hebungen ausf\u00fchren, f\u00fcr die elektrische Reizung sich nicht erholen.\n2.\tDurch elektrische Tetanisierung des motorischen Nerven oder der Muskeln selbst k\u00f6nnen die durch den Willen angestrebten Muskelkontraktionen gehemmt werden. Das Minimum der Zeit, das zwischen dem Beginn der elektrischen Reizung und dem Erscheinen der Hemmung verstrich, fand Mosso gleich Vs Sekunde. Mosso teilt nicht die Ansicht Ficks, dafs es sich bei dieser Hemmung der durch den Willen angestrebten Spannungen oder Kontraktionen der Muskeln um eine Reflexerscheinung handele. Er glaubt, dafs diese Erscheinung eine tiefgehende Analogie zu den vom Vagus ausgehenden Hemmungswirkungen besitze,, und dafs sie mit letzteren Hemmungswirkungen zusammen \u201eunter das Gesetz falle, welches alle Muskeln und alle Nerven regiert, n\u00e4mlich, dafs durch einen \u00fcbertriebenen Reiz in der Substanz des Muskels Alterationen entstehen, wodurch derselbe unf\u00e4hig wird, auf seinen nat\u00fcrlichen Reiz zu reagieren\u201c.\n3.\tSehr auffallend ist folgendes von Mosso gefundene Versuchsresultat. Wird einer Versuchsperson, deren Fingermuskeln durch elektrische Nervenreizung zu einer Reihe in konstanten Intervallen aufeinander folgender Gewichtshebungen veranlafst werden, pl\u00f6tzlich die Oberarmarterie komprimiert, so steigen die Hubh\u00f6hen zun\u00e4chst an,; entsprechend der schon von verschiedenen Forschern festgestellten That-","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n189\nsache, dafs die An\u00e4mie der Muskeln zun\u00e4chst erh\u00f6hend auf die Erregbarkeit derselben wirkt.1 Wird nun w\u00e4hrend der Fortdauer der Muskelan\u00e4mie in einem Stadium, wo die durch die elektrische Nervenreizung erzielten Hubh\u00f6hen noch gr\u00f6fser sind, als sie vor Herstellung der An\u00e4mie waren, die elektrische Beizung sistiert und die Versuchsperson aufgefordert , die Fingermuskeln willk\u00fcrlich zur G-ewichtshebung zu kontrahieren, so gelingt es derselben trotz aller Anstrengungen nicht, das Gewicht auch nur um ein Geringes zu bewegen. Hingegen hat die elektrische Beizung des motorischen Nerven sofort wieder dieselbe Kontraktion wie vorher zu Folge. Gegen den Verdacht, dafs die Hemmung der Willenswirkung von der Kompression des Nerven abh\u00e4nge, sch\u00fctzte sich Mosso dadurch, dafs er die Elektroden h\u00f6her gegen die Achsel zu anlegte und die Kompression tiefer unten vornahm. \u201eWenn die Hemmung von der Kompression des Nerven abhinge, h\u00e4tte nun nicht nur die Wirkung des Willens ausbleiben m\u00fcssen, sondern auch die des Nervenreizes, was aber nicht der Fall war.\u201c F\u00fcr denjenigen, welcher die hier in Bede stehende Erscheinung (auf die wir am Schl\u00fcsse dieser Besprechung bei einer allgemeineren Betrachtung noch zur\u00fcckkommen werden), vom psychologischen Standpunkte aus erw\u00e4gt, ist vielleicht die Bemerkung nicht unwichtig, dafs w\u00e4hrend der An\u00e4mie des Armes die Tastempfindung in d\u00e9n blutleeren Fingern gut erhalten war, \u201esoweit sich dies durch den Erfolg einfacher Ber\u00fchrungen feststellen liefs\u201c.\n4. Mosso stellte ferner Versuche von der Art an, dafs die Muskeln bei jeder Kontraktion nur so lange auf das Gewicht wirkten, als ihre Kontraktion einen bestimmten, f\u00fcr alle Versuche konstanten Grad noch nicht erreicht hatte; war dieser Punkt erreicht, so vollzog sich die weitere Kontraktion ohne jede Belastung, abgesehen nat\u00fcrlich von dem Schreibapparate und Zubeh\u00f6r. Wurden nun bei derartigen Versuchen die Muskeln durch Nervenreizung zur Kontraktion veranlafst, so verringerte sich infolge der Erm\u00fcdung im Verlaufe der Versuchsreihe die Strecke, um welche sich die Muskeln nach ihrer Entlastung weiter ver-\n1 Dieser f\u00f6rderliche Einflufs der An\u00e4mie auf die Muskelerregbarkeit ist vom Beferenten (Nachr. v. d. Ges. d. Wiss. zw G\u00f6ttingen, 1889, S. 162) durch das von ihm auf Grund einer Analyse der myothermischen Erscheinungen aufgestellte und als myothermisches Grundgesetz bezeichnete allgemeine Gesetz erkl\u00e4rt worden, dafs jede Verringerung des osmotischen Druckes, unter dem der Muskelsaft steht, im Sinne einer Zunahme der Muskelerregbarkeit (im Sinne einer Erleichterung der Ausl\u00f6sung der im Muskelsafte angeh\u00e4uften chemischen Spannkr\u00e4fte) sich geltend macht.. Nach physikalischen Gesetzen mufs die Herstellung einer Muskelan\u00e4mie notwendig von einer Abnahme jenes im Muskelsaft herrschenden Druckes begleitet sein. Da ferner die an der Oberfl\u00e4che eines ausgeschnittenen Muskels unter Umst\u00e4nden vor sich gehende Verdunstung gleichfalls im Sinne einer Abnahme jenes Saftdruckes wirken mufs, so hat Beferent als eine Best\u00e4tigung des obigen myothermischen Grundgesetzes schon fr\u00fcher (a. a. O. S. 151) auch die von Blix festgestellte Thatsache angef\u00fchrt, dafs der Muskel bei der Beizung mehr W\u00e4rme entwickelt, wenn er von trockener Luft umgeben ist, als dann, wenn er sich in einer feuchten Atmosph\u00e4re befindet. Hierzu kommt noch als eine weitere, sch\u00f6ne Best\u00e4tigung des obigen Gesetzes die von Kunkel in seinen Untersuchungen \u201e \u00dcber eine GrundwirJcung von Giften auf die quergestreifte Muskel-\nIS*","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nBesprechungen.\nk\u00fcrzten, und mithin auch der Gesamtbetrag der Kontraktion. Wurden hingegen die Muskelkontraktionen durch den Willen bewirkt, so nahm jene Strecke und der Gesamtbetrag der Kontraktion allm\u00e4hlich zu.\nMosso glaubt, dafs dieser interessante Unterschied zwischen der durch elektrische Nervenreizung bedingten und der durch den Willen bewirkten Kontraktionsreihe \u201edurch den wachsenden Nervenreiz hervorgerufen werde, welchen die Centren zu dem Muskel entsenden, je schwieriger die materiellen Bedingungen der Kontraktion f\u00fcr den Erm\u00fcdungs-prozefs werden\u201c. Referent glaubt, dafs die hier angedeutete Erkl\u00e4rungsweise mindestens etwas unvollst\u00e4ndig ist. Die in Rede stehende Erscheinung d\u00fcrfte sich in ganz ungezwungener Weise einfach folgendermafsen erkl\u00e4ren. Die Erm\u00fcdung des Muskels durch wiederholte Reizung hat bekanntlich die Wirkung, den Erregungsprozessen, welche in demselben entstehen, eine gr\u00f6fsere zeitliche Dauer zu geben. Eine solche Ver-gr\u00f6fserung der Erregungsdauer ist aber, falls es sich um einen Einzelreiz oder eine nur sehr kurze Zeit dauernde tetanisierende Reizfolge handelt, innerhalb gewisser Grenzen an und f\u00fcr sich f\u00f6rderlich f\u00fcr die Kontrak-tionsgr\u00f6fse. Es ist eben innerhalb gewisser Grenzen mit einer l\u00e4ngeren Andauer des Erregungsprozesses zugleich auch eine l\u00e4ngere Andauer der im Muskel erweckten kontrahierenden Kr\u00e4fte und hiermit wiederum die Erreichung eines h\u00f6heren Kontraktionsgrades verbunden. Durch diesen Gesichtspunkt hat Referent bereits fr\u00fcher z. B. die Thatsache erkl\u00e4rt, dafs nach Versuchen von Heidenhain, Fick und Nawalichin bei fortschreitender Erm\u00fcdung die Hubh\u00f6he zuweilen eine Abnahme nicht erkennen l\u00e4fst, w\u00e4hrend die W\u00e4rmebildung sich deutlich verringert. In solchen F\u00e4llen wird die durch die Erm\u00fcdung bewirkte und an der W\u00e4rmebildung deutlich hervortretende Abnahme der Muskelerregbarkeit hinsichtlich ihres Einflusses auf die Hubh\u00f6he durch die f\u00fcr letztere g\u00fcnstige Verl\u00e4ngerung der Erregungsdauer mehr oder weniger vollst\u00e4ndig kompensiert. Soll nun unter den oben angegebenen Versuchsbedingungen durch den Willen eine Reihe von Muskelkontraktionen ausgel\u00f6st werden, so wird allerdings die Erregbarkeit der Muskeln im Verlaufe der Versuchsreihe abnehmen, zugleich werden aber die centralen Impulse in dem Mafse gesteigert werden, dafs durch diese Impulssteigerung jene\nSubstanz\u201c festgestellte Thatsache, dafs Muskelgifte, welche den Wassergehalt der Muskeln verringern, im allgemeinen die Muskelerregbarkeit und die Zuckungsgr\u00f6fse steigern, w\u00e4hrend solche Gifte, welche die Muskelsubstanz wasserhaltiger machen, die Muskelerregbarkeit und die Zuckungsgr\u00f6fse vermindern. In Hinblick auf diesen Thatbestand, sowie in Hinblick darauf, dafs nach den Gesetzen der Diosmose eine \u00c4nderung, welche der Gehalt des Blutes an N\u00e4hrmaterial oder Abfallstoffen erf\u00e4hrt, im allgemeinen zugleich auch eine \u00c4nderung des Fl\u00fcssigkeitsgehaltes der Muskelfasern und des innerhalb der letzteren bestehenden \u201eSaftdruckes zu Folge haben mufs, erhebt sich die Frage, ob nicht die \u00c4nderungen, welche die Muskelerregbarkeit bei durch geistige oder k\u00f6rperliche Th\u00e4tig-keit, durch Fasten, durch Genufs von Speise u. dergl. m. herbeigef\u00fchrten \u00c4nderungen der stofflichen Zusammensetzung des Blutes erf\u00e4hrt, zu einem gewissen Teile auch auf den Einflufs zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, den diese \u00c4nderungen der Blutbeschaffenheit auf den Fl\u00fcssigkeitsgehalt der Muskelfasern und den innerhalb derselben bestehenden Saftdruck aus\u00fcben.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n191\nAbnahme der Erregbarkeit hinsichtlich ihres Einflusses auf die Spannung, mit welcher die Muskeln auf das Gewicht wirken, m\u00f6glichst kompensiert wird. Die durch den Willen bewirkte Erregung und Spannung machen sich also trotz der fortschreitenden Erm\u00fcdung bei allen Hebungen mit ann\u00e4hernd denselben Werten an dem Gewichte geltend. Da nun aber die durch den Willen bewirkten Erregungsprozesse infolge der Erm\u00fcdung aufserdem noch an Dauer gewinnen, so mufs die Strecke, um welche sich die Muskeln nach ihrer Entlastung verk\u00fcrzen, und der Gesamtbetrag ihrer Kontraktion im Laufe der Versuchsreihe anwachsen. Werden die Muskeln durch elektrische Reizung des motorischen Nerven zu den Kontraktionen veranlafst, so wird allerdings die Dauer der eintretenden Muskelerregungen durch die Erm\u00fcdung gleichfalls verl\u00e4ngert, aber der Reiz, der vom Nerven aus auf die Muskeln wirkt, wird nicht im Sinne einer Konstanterhaltung der anf\u00e4nglichen Intensit\u00e4tswerte der Muskelerregung verst\u00e4rkt, sondern bleibt h\u00f6chstens konstant, und so kommt es, dafs infolge der Abnahme der Muskelerregbarkeit (infolge des Verbrauches des im Muskel angeh\u00e4uften erregbaren Materiales) der Betrag der Muskelkontraktion allm\u00e4hlich abnimmt.\nVorstehendes d\u00fcrfte gen\u00fcgen, um darzuthun, dafs es mindestens etwas \u00fcbereilt sein w\u00fcrde, wenn man den Grund der Eigent\u00fcmlichkeit des obigen, von Mosso erhaltenen Versuchsergebnisses sofort in einer Besonderheit unseres psychologischen Verhaltens, n\u00e4mlich darin erblicken w\u00fcrde, dafs unter den obigen Versuchsbedingungen bei fortschreitender Erm\u00fcdung die von dem Willen ausgehenden Impulse mehr gesteigert w\u00fcrden, als zur Konstanterhaltung der auf das Gewicht einwirkenden Muskelspannungen erforderlich ist. Die in Frage stehende Erscheinung erkl\u00e4rt sich ganz ungezwungen auf rein physiologischem Wege durch den Einflufs der Erm\u00fcdung auf die Andauer der Muskelerregungen. Eine gr\u00fcndlichere Darlegung der im Vorstehenden angedeuteten Auffassung jener Erscheinung kann nur in engem Anschl\u00fcsse an bestimmte theoretische Anschauungen betreffs des Wesens der Muskelkontraktion gegeben werden, wozu hier nicht der Ort ist. Eine experimentelle Pr\u00fcfung der hier angedeuteten Auffassung jener von Mosso gefundenen Erscheinung d\u00fcrfte verh\u00e4ltnism\u00e4fsig leicht, z. B. dadurch m\u00f6glich sein, dafs in eine Reihe willk\u00fcrlicher Muskelkontraktionen, die unter den oben angegebenen Versuchsbedingungen stattfinden, unvermuteterweise F\u00e4lle eingeschoben werden, wo die erregten Muskeln nicht auf das Gewicht, sondern auf einen Spannungsanzeiger wirken. Es mufs sich zeigen, dafs die durch den Willen hervorgerufenen, zur Gewichtshebung bestimmten Muske Spannungen im Verlaufe der Versuchsreihe nicht, wie Mosso zu schliefsen scheint, zunehmen, sondern ann\u00e4hernd konstant bleiben.\n5. Durch unmittelbar vorhergehende angestrengte Geistesth\u00e4tigkeit wird die Kraft, welche die Muskeln bei gegebenem Reize entwickeln,, geschw\u00e4cht, mag der Reiz in Willensimpuls oder ein den motorischen Nerven oder den Muskel selbst treffender elektrischer Reiz sein. Nach Mossos Ansicht kommt die hieraus sich ergebende Erm\u00fcdung der Muskeln durch angestrengte Geistesth\u00e4tigkeit dadurch zu st\u00e4nde, dafs durch die gesteigerte Arbeit des Gehirns Zersetzungsprodukte in den Kreis-","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nBesprechungen.\nlauf kommen, welche die Muskeln vergiften und sie unf\u00e4hig machen, ihre volle Energie zu entfalten.\n6.\tAllgemein sind zwei verschiedene Arten der Ursachen der Erm\u00fcdung oder Schw\u00e4chung der Muskeln zu unterscheiden, die beide nat\u00fcrlich auch gleichzeitig nebeneinander Vorkommen k\u00f6nnen. Die eine Art der Schw\u00e4che beruht auf einer Verarmung des Muskels an Stoffen, deren er zur Arbeitsleistung bedarf. Diese Art von Schw\u00e4che wird z. B. durch Fasten bewirkt. Sie wird in wunderbar schneller Weise durch den Genufs von Speise beseitigt. Die zweite Art von Muskelschw\u00e4che wird durch geistige Anstrengung, durch Nachtwachen, durch angestrengte M\u00e4rsche und dergl. bewirkt und beruht wahrscheinlich auf einer Vergiftung der Muskeln \u201edurch Substanzen, welche das Nervensystem w\u00e4hrend seiner Th\u00e4tigkeit entwickelt\u201c.1 Bei Vorhandensein dieser Muskelschw\u00e4che hat die Speise wenig st\u00e4rkenden Einflufs. Die volle Erholung erfordert unvergleichlich l\u00e4ngere Zeit und ist nur dann zu erzielen, wenn dem Nervensysteme die Buhe durch Schlaf zu teil wird.\nDen Beweis daf\u00fcr, dafs nach angestrengter Muskelth\u00e4tigkeit giftige Stoffe im Blute enthalten sind, hat Mosso dadurch erbracht, dafs er das Blut eines Hundes, welcher fast bis zur Ersch\u00f6pfung im Tretrade gelaufen war, einem anderen, im normalen Zustande befindlichen Hunde injizierte. Letzterer zeigte sofort nach der Injektion die Symptome von M\u00fcdigkeit und Niedergeschlagenheit; oft erfolgte sogar Erbrechen. Hingegen rief die Injektion des Blutes keine derartigen Symptome hervor, wenn der Hund, dem das Blut entnommen wurde, nicht durch k\u00f6rperliche Arbeit erm\u00fcdet war.\n7.\tDafs durch angestrengte Muskelth\u00e4tigkeit nicht blofs die angestrengten, sondern auch noch andere Muskeln, z. B. durch angestrengtes Marschieren auch die (w\u00e4hrend des Marschierens m\u00f6glichst in Buhe erhaltenen) Armmuskeln, stark an Leistungsf\u00e4higkeit verlieren, und dafs diese Erm\u00fcdung im wesentlichen eine Erm\u00fcdung der Muskeln und nicht etwa der centralen Organe ist, zeigt Maggiora durch ausdr\u00fccklich hierauf gerichtete Versuche, bei denen sich angestrengtes Marschieren auch f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit der auf elektrischem Wege direkt oder vom Nerven aus gereizten Fingermuskeln als sehr nachteilig erwies. 1\n8.\tEbenso zeigte Maggiora durch besondere Versuche, bei denen der motorische Nerv oder die Muskeln selbst elektrisch gereizt wurden, dafs die Schw\u00e4che, welche durch Fasten bewirkt wird, in der Hauptsache nicht auf einer geringeren Energie des Gehirns und B\u00fcckenmarkes, sondern auf einer Schw\u00e4che der Muskeln selbst beruht.* * * 8\n9.\tDie \u00fcberraschende Schnelligkeit, mit welcher die durch Fasten geschw\u00e4chten Muskeln sich nach einer Mahlzeit erholen \u2014 schon 8A Stunde nach einer Mahlzeit, durch welche ein 24st\u00fcndiges Fasten beendet wurde\n1 Dafs nach angestrengtem Marschieren und anderer k\u00f6rperlicher\nAnstrengung diese Giftstoffe nur dem Nervensysteme, nicht auch den\nMuskeln selbst enstammen, ergeben die vorliegenden Versuche nicht.\n8 Was die Ersch\u00f6pfung durch Nachtwachen anbelangt, so ist aus den Versuchsangaben von Maggiora (S. 226) leider nicht mit Sicherheit zu ersehen, ob die dadurch bewirkte Verringerung der von den Muskeln","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n193\nwaren die Muskeln wieder v\u00f6llig erholt \u2014 lassen in Hinblick auf die L\u00e4nge der Zeit, welche die Verdauung der in den Magen gebrachten Nahrungsmittel erfordert, Maggiora die Annahme wahrscheinlich erscheinen, dafs die durch Nahrungsaufnahme zu st\u00e4nde kommende Erholung der durch Fasten geschw\u00e4chten Muskeln \u201ezum Teile auch von der gesteigerten Aktivit\u00e4t der Blutcirkulation abh\u00e4ngt, welche auf die Nahrungsaufnahme folgt\u201c. Maggiora erinnert an Untersuchungen von Mosso, aus denen sich ergiebt, dafs nach der Nahrungsaufnahme die Herzschl\u00e4ge rasch st\u00e4rker werden und die Tonicit\u00e4t der Blutgef\u00e4fse w\u00e4chst. Die erw\u00e4hnte Annahme von Maggiora zeigt sich durch Versuche dieses Forschers best\u00e4tigt, bei denen sich ergab, dafs ein durch Fasten bewirkter hochgradiger Schw\u00e4chezustand der Muskeln durch Massage der Muskeln stark verringert, ja sogar fast ganz aufgehoben werden kann.\n10. Die weiteren Untersuchungen der beiden Forscher sind mehr von rein physiologischem Interesse. Sie betreffen die Kontraktur und die sogenannten Ver\u00e4nderungen der Muskelelasticit\u00e4t bei der Erm\u00fcdung, den Einflufs der Unterst\u00fctzung auf die Kontraktionsh\u00f6he, den erholenden Einflufs der Massage und die Abh\u00e4ngigkeit, in welcher der Verlauf der Erm\u00fcdungskurve (im Sinne Kroneckers) und die Gr\u00f6fse der bei einer Hebungsreihe geleisteten mechanischen Arbeit zu verschiedenen Faktoren (Individualit\u00e4t, Gewicht, Reizintervall, Erholungspause und dergl. mehr) steht. Die Resultate dieser Untersuchungen best\u00e4tigen zum Teil die bereits von anderen Forschern erhaltenen Versuchsergebnisse, zum Teil sind sie neu und von Interesse, wenn sie auch dem Referenten in theoretischer Beziehung wichtige neue Gesichtspunkte nicht an die Hand zu geben scheinen. Wenn Mosso (S. 164 ff.) bei willk\u00fcrlicher Kontraktion der Fingermuskeln und auch bei kurzdauernder (s/s Sekunden dauernder) Tetanisierung des betreffenden motorischen Nerven gar keinen oder wenigstens keinen sicher eintretenden Einflufs der Unterst\u00fctzung auf die Kontraktionsh\u00f6he gefunden hat, so kann Referent in Hinblick darauf, dafs jede willk\u00fcrliche Kontraktion thats\u00e4chlich tetanischer Art ist, in diesem Versuchsergebnisse nur eine Best\u00e4tigung der bereits von v. Fret erhaltenen Versuchsresultate erblicken, welcher beim Tetanus die Unterst\u00fctzung gleichfalls ohne Einflufs auf die Kontraktionsh\u00f6he fand. Mosso erachtet ferner in Hinblick auf die von ihm erhaltenen Versuchsresultate vorl\u00e4ufig die Annahme f\u00fcr wahrscheinlich, \u201edafs f\u00fcr den frischen Muskel w\u00e4hrend seiner ersten Kontraktionen das Gewicht gleichg\u00fcltig sei, so dafs derselbe, wenn er einmal zur Kontraktion angeregt wird, eine grofse Verk\u00fcrzung ausf\u00fchrt, gleichg\u00fcltig, ob das Gewicht w\u00e4hrend der ganzen maximalen Kontraktion oder blofs w\u00e4hrend eines Teiles derselben gehoben werden soll; wenn aber die Energie des Muskels infolge der Erm\u00fcdung abnimmt, dann gereicht es ihm zum Vorteile, wenn man ihm mittelst der Unterst\u00fctzung zu Hilfe kommt\u201c. Referent m\u00f6chte bemerken, dafs diese\ngeleisteten mechanischen Arbeit bei willk\u00fcrlicher Erregung oder bei elektrischer Reizung derselben erhalten worden ist. Waren die Kontraktionen willk\u00fcrliche, so ist das Resultat nat\u00fcrlich zweideutig, weil aufser der Muskelschw\u00e4chung auch noch die psychische Erschlaffung in Betracht kommt.","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nBesprechungen.\nvorl\u00e4ufige Annahme Mossos in direktem Widerspruche zu den von v. Frey erhaltenen Versuchsresultaten steht, nach denen der Unterschied, der zwischen den Zuckungsh\u00f6hen des unterst\u00fctzten und des frei belasteten Muskels besteht, hei fortschreitender Erm\u00fcdimg sich verringert und bei hoher Erm\u00fcdung es sogar Vorkommen kann, dafs die Zuckungsh\u00f6he des frei belasteten Muskels die h\u00f6here wird. Alle diese und andere das Verhalten der Kontraktionsh\u00f6he hei variabler Unterst\u00fctzungsh\u00f6he betreffende Thatsachen, insbesondere auch die von Mosso von neuem festgestellte Thatsache, die denselben zu der soeben erw\u00e4hnten irrigen Annahme bewogen zu haben scheint, n\u00e4mlich die Thatsache, dafs eine Steigerung des vom Muskel zu hebenden Gewichtes den f\u00f6rderlichen Einflufs der Unterst\u00fctzung auf die Kontraktionsh\u00f6he deutlicher (und zwar auch bei kurzdauernden Tetanisierungen) hervortreten l\u00e4fst, erkl\u00e4ren sich ganz ungezwungen aus den vom Referenten fr\u00fcher (a. a. O. S. 147 f. und 160) entwickelten Anschauungen. Was die betreffs der Kontraktur von Mosso erhaltenen Versuchsresultate anhelangt, so erkl\u00e4ren sich dieselben s\u00e4mtlich im Sinne der vom Referenten a. a. 0. S. 157 ff. gegebenen Ausf\u00fchrungen in ungezwungener Weise als die Folgeerscheinungen einer im Verlaufe der Versuchsreihe stattfindenden Zunahme der Z\u00e4higkeit des Muskelsaftes. Die von Magqiora (S. 211) gewonnenen interessanten Versuchsresultate, welche ergehen, dafs die sp\u00e4teren geringeren Kontraktionen einer bis zum Versagen des Hebungsverm\u00f6gens fortgesetzten Hebungsreihe der Leistungsf\u00e4higkeit der Muskeln nachteiliger sind, als die ausgiebigeren fr\u00fcheren Kontraktionen, m\u00f6chte Referent in Analogie zu den namentlich von Lijkjanow beobachteten Erscheinungen der Erholungsm\u00fcdigkeit bringen und im Sinne des vom Referenten a. a. O. S. 161 f. Bemerkten durch den herabsetzenden Einflufs erkl\u00e4ren, welchen die durch eine starke Erm\u00fcdung bewirkte Erh\u00f6hung der Z\u00e4higkeit des Muskelsaftes auf den Stoffaustausch zwischen Blut und Muskelfaserinnerem aus\u00fcbt. Da bei einer Reihe von Gewichtshehungen, welche nach Ahschlufs des Blutstromes von den Muskeln stattfindet, die hei den einzelnen Hebungen gebildeten Zersetzungsprodukte sich s\u00e4mtlich in den Muskeln ansammeln und die Z\u00e4higkeit des Muskelsaftes in ungew\u00f6hnlich hohem Grade erh\u00f6hen, so l\u00e4fst es sich in Hinblick auf den soeben erw\u00e4hnten Einflufs der Z\u00e4higkeitszunahme des Muskelsaftes leicht begreifen, dafs, wie Maggiora fand, es einer ziemlich langen Ruhepause bedarf, damit die Muskeln nach einer hei Ausschlufs des Blutstromes bis zur v\u00f6lligen Ersch\u00f6pfung fortgesetzten Hebungsreihe unter dem Einfl\u00fcsse der wiederhergestellten Blutcirkulation die F\u00e4higkeit wiedererlangen, das Gewicht zu heben. \u2014\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte sich Referent in Beziehung auf ein bei diesen Untersuchungen von Mosso und Maggiora mehrfach zur Anwendung gebrachtes Versuchsverfahren eine namentlich auch im Interesse der Psychologie vielleicht nicht ganz unwichtige Bemerkung erlauben. Maggiora hebt gelegentlich hervor, welche Wichtigkeit f\u00fcr die experimentelle Psychologie die hei seinen Versuchen benutzte Methode besitze, die darin bestehe, durch direkte Reizung der Nerven oder der Muskeln \u201edie Aktion der nerv\u00f6sen Centren von der der peripherischen Organe, d. h. der Nerven","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n195\nund der Muskeln, zu trennen\u201c. Wie dem Referenten scheint, ist nun hei Anwendung dieser Methode ein Punkt nicht zu \u00fcbersehen, der merkw\u00fcrdigerweise in diesen ganzen Untersuchungen von Mosso und Maggiora auch nicht mit einem Worte erw\u00e4hnt wird. Nach den zur Zeit herrschenden, doch keineswegs ganz aus der Luft gegriffenen und erst neuerdings durch die Versuche von Beatjnis wieder betonten Anschauungen werden n\u00e4mlich bei einer willk\u00fcrlichen Muskelbewegung im allgemeinen auch diejenigen Muskeln, welche die Antagonisten der im Sinne dieser Bewegung wirksamen Muskeln sind, in eine hinsichtlich ihrer St\u00e4rke und ihres zeitlichen Verlaufes nach der Art der betreffenden Bewegung sich bestimmende Erregung versetzt. Wird also unter gewissen Versuchsbedingungen bei willk\u00fcrlicher Erregung der Muskeln ein wesentlich anderes Resultat erhalten als bei elektrischer Reizung derselben, so ist der Unterschied der in beiden F\u00e4llen erhaltenen Erfolge nicht ohne weiteres sofort darauf zu beziehen, dafs der Reiz, der bei der Willensth\u00e4tigkeit von den nerv\u00f6sen Centren auf die Muskeln ausge\u00fcbt werde, von anderer Art sei und anderen Gesetzen gehorche als die elektrische Reizung, sondern man hat sich vor allem zu fragen, ob jener Unterschied seinen Grund nicht einfach darin haben k\u00f6nne, dafs bei der willk\u00fcrlichen Muskelbewegung zugleich auch die betreffenden Antagonisten in Erregung versetzt werden. So erhebt sich z. B. hinsichtlich der oben (auf S. 142 f.) erw\u00e4hnten Versuche Mossos, bei denen sich nach einer Reihe auf elektrischem Wege ausgel\u00f6ster Kontraktionen der Wille an den an\u00e4misch gemachten Muskeln anscheinend als unwirksam erwies, w\u00e4hrend die elektrische Reizung noch eine erh\u00f6hte Wirksamkeit entfaltete, sofort die folgende Frage: Kann dieses eigent\u00fcmliche Versuchsresultat nicht einfach darin seinen Grund haben, dafs die Antagonisten der bei den Gewichtshebungen wirksamen Beugemuskeln zu der Zeit, wo die Reihe der elektrischen Ausl\u00f6sungen der Gewichtshebung sistiert wurde und der Wille der Versuchsperson f\u00fcr die Gewichtshebung in Anspruch genommen wurde, sich in Vergleich zu jenen Beugemuskeln in einem Zustande betr\u00e4chtlich h\u00f6herer Erregbarkeit befanden, so dafs die Impulse, welche bei der Willensanstrengung den Antagonisten zugesandt wurden, hinreichend waren, um die beabsichtigte Gewichtshebung ganz zu verhindern? Die Annahme, dafs in jenem Momente der Inanspruchnahme des Willens die Antagonisten der Beuge-muskeln sich in Vergleich zu diesen in einem Zustande betr\u00e4chtlich h\u00f6herer Erregbarkeit befunden haben, ist n\u00e4mlich keineswegs eine ganz willk\u00fcrliche. Es ist in R\u00fccksicht zu ziehen, dafs jenem Momente eine Reihe auf elektrischem Wege hervorgerufener Gewichtshebungen vorhergingen, bei denen nur die Beugemuskeln, nicht aber auch ihre Antagonisten in Th\u00e4tigkeit versetzt wurden. In der von Mosso n\u00e4her mitgeteilten Versuchsreihe gingen der ersten Inanspruchnahme des Willens nicht weniger als 99 durch elektrische Reizung hervorgerufene Gewichtshebungen vorher, von denen 40 vor und 59 nach eingetretener Kompression der Oberarmarterie stattfanden. Da nun die An\u00e4mie nicht dazu dient, dafs das im Muskel vorhandene erregbare Material an Menge zunimmt, sondern nur bewirkt, dafs an demselben derjenige mit W\u00e4rmebildung verbundene chemische Umwandlungsvorgang, den wir als Erregungsprozefs","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nBesprechungen.\nbezeichnen, zun\u00e4chst leichter ausgel\u00f6st werden kann, und mithin zun\u00e4chst zu Folge hat, dafs der Muskel durch eine gegebene Anzahl von Beizen bestimmter Art und St\u00e4rke mehr an erregbarem Materiale verliert, als er bei erhaltener Blutcirkulation durch dieselben Beize verlieren w\u00fcrde, so mufsten bei dieser Versuchsreihe Mossos die Beugemuskeln durch jene 99 auf elektrischem Wege hervorgerufenen und zwar der Mehrzahl nach bei vorhandener An\u00e4mie hervorgerufenen Gewichtshebungen bereits eine bedeutende Einbufse ihres erregbaren Materiales erfahren haben. Diese Muskeln mufsten trotz des Umstandes, dafs an ihnen der die Ausl\u00f6sbarkeit der angeh\u00e4uften chemischen Spannkr\u00e4fte f\u00f6rdernde Einflufs der An\u00e4mie noch zu Tage trat, sich in Vergleich zu ihren Antagonisten, die mit der erleichterten Ausl\u00f6sbarkeit der vorhandenen chemischen Spannkr\u00e4fte auch noch den Vorzug eines reichlicheren, durch vorherige Beize nicht geschm\u00e4lerten Besitzes solcher Spannkr\u00e4fte verbanden, im Zustande erheblich geringerer Erregbarkeit befinden. Es erhebt sich also in der That die Frage, ob jenes eigent\u00fcmliche Ausbleiben der Gewichtshebung bei Inanspruchnahme des Willens nicht einfach nach Analogie derjenigen pathologischen F\u00e4lle (Nothnagel) aufzufassen sei, bei denen der Wille die Extremit\u00e4ten infolge \u00fcberm\u00e4fsiger gleichzeitiger Erregung der Antagonisten nur mit \u00e4ufserster Anstrengung langsam zu bewegen vermag. Beferent kann sich bis auf weiteres der Ansicht Mossos nicht anschliefsen, dafs jene von diesem Forscher beobachtete, auffallende Erfolglosigkeit der Willensanstrengung \u201ewahrscheinlich den Beweis f\u00fcr den tiefgehenden Unterschied liefert, welcher zwischen der Wirkung des Willens und jener der elektrischen Erregung besteht\u201c.1\nIn \u00e4hnlicher Weise, wie in dem Vorstehenden an einem Beispiele gezeigt worden ist, mufs auch bei Erw\u00e4gung anderer Besultate, die sich bei Untersuchungen der hier betrachteten Art im Falle willk\u00fcrlicher Muskelerregung ergeben haben, stets vor allem die Frage erhoben werden,\n1 Wenn man derjenigen Deutung der oben er\u00f6rterten, von Mosso gefundenen Erscheinung, welche Beferent durch das zur Zeit Vorliegende nicht f\u00fcr ausgeschlossen h\u00e4lt, die Frage entgegenhalten sollte, weshalb nach einer Beihe elektrisch ausgel\u00f6ster Gewichtshehungen der Wille sich nicht auch dann als unwirksam erweise, wenn die Blutcirkulation in den Muskeln erhalten bleibe, so kann nur nochmals auf die Besonderheit des Falles hingewiesen werden, wo durch die An\u00e4mie die Ausl\u00f6sbarkeit der angeh\u00e4uften chemischen Spannkr\u00e4fte zwar in allen in Betracht kommenden Muskeln erh\u00f6ht worden ist, aber die im Sinne der Gewichtshebung wirksamen Beugemuskeln unter Benutzung dieser erh\u00f6hten Ausl\u00f6sbarkeit trotz des Ausschlusses der erg\u00e4nzenden Stoffzufuhr bereits durch zahlreiche Beize ersch\u00f6pft worden sind, w\u00e4hrend die Antagonisten dem ersten sie treffenden Willensimpulse eine sowohl durch die An\u00e4mie in ihrer Ausl\u00f6sbarkeit stark gef\u00f6rderte, als auch durch vorhergehende Beize nicht geschm\u00e4lerte, reichliche Menge chemischer Spannkr\u00e4fte entgegenbringen. In diesem Falle mufs zwischen der Erregbarkeit der Beugemuskeln und derjenigen ihrer Antagonisten ein wesentlich anderes Verh\u00e4ltnis bestehen als in dem Falle, wo w\u00e4hrend der Beihe elektrisch ausgel\u00f6ster Gewichtshebungen die Blutcirkulation in den Muskeln erhalten blieb. Versuche, bei denen neben den Beugemuskeln gelegentlich auch die Antagonisten auf elektrischem Wege gereizt werden, k\u00f6nnen hier\u00fcber leicht authentische Auskunft geben.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n197\nob die Eigent\u00fcmlichkeit der betreffenden Resultate ihren Grund nicht einfach in der Miterregung der antagonistischen Muskeln habe.1\nDie gleichfalls im Institute von Mosso angestellten Versuche von Lombard stehen in engem Zusammenh\u00e4nge mit den im Vorstehenden besprochenen Untersuchungen, mit denen sie im wesentlichen auch die Methode gemeinsam haben. Lombard erg\u00e4nzte die oben (S. 141) angef\u00fchrten, die Willenserm\u00fcdung ergebenden Versuchsresultate Mossos durch den Nachweis, dafs, wenn der Wille durch Herbeif\u00fchrung einer langen Reihe von Bewegungen bestimmter Art erm\u00fcdet ist, alsdann diese Willenserm\u00fcdung sich nur auf die Ausf\u00fchrung von Bewegungen dieser Art, nicht aber auch auf Bewegungen bezieht, bei denen andere Muskeln beteiligt sind. Eerner beobachtete Lombard an sich selbst und zwei anderen Personen, dafs im sp\u00e4teren Verlaufe einer durch den Willen bewirkten Hebungsreihe starke, sog. periodische Schwankungen der Hubh\u00f6he eintraten. An 6 anderen Personen indessen konnten diese Schwankungen nicht mit Deutlichkeit erhalten werden. Da diese Schwankungen bei elektrischer Nerven- oder Muskelreizung nicht auftraten, da ferner in solchen Momenten, wo der Erfolg des Willens ein Minimum war, die elektrische Reizung betr\u00e4chtlich gr\u00f6fsere Hubh\u00f6hen erzielte, und da endlich die Schwankungen der Hubh\u00f6he nach ihrem Auftreten durch Massage zwar hinsichtlich ihrer Ausgiebigkeit verringert, aber nicht aufgehoben werden konnten, so glaubt Lombard eine centrale Ursache dieser Schwankungen annehmen zu m\u00fcssen. Des N\u00e4heren nimmt er als Sitz der Ursache der Schwankungen diejenigen centralen Teile an, welche speciell der Ausf\u00fchrung der in Frage stehenden Bewegungen (Gewichtshebungen) vorstehen, da durch die von ihm gefundenen Resultate die Annahme ausgeschlossen ist, dafs es sich bei derartigen Versuchen um periodische Schwankungen einer Erm\u00fcdung des Willens f\u00fcr alle m\u00f6glichen Bewegungsarten handelt und mithin der Sitz der Ursache der Schwankungen auch nicht in einem Centrum gesucht werden kann, welches f\u00fcr alle Arten willk\u00fcrlicher Bewegungen gleiche Bedeutung besitze. Vom prinzipiellen Standpunkte aus mufs man hier den obigen Ausf\u00fchrungen des Referenten gem\u00e4fs die Ber\u00fccksichtigung der M\u00f6glichkeit vermissen, dafs\n1 Man k\u00f6nnte geneigt sein, von dem hier geltend gemachten Standpunkte aus sogar zu bezweifeln, ob durch die oben (auf S. 141) erw\u00e4hnten Versuche Mossos \u00fcberhaupt die Erm\u00fcdbarkeit des auf eine bestimmte Bewegung gerichteten Willens bewiesen sei. Denn wenn nach einer grofsen Reihe willk\u00fcrlicher Gewichtshebungen der Wille schliefslich ganz unf\u00e4hig sei, eine weitere Gewichtshebung auszul\u00f6sen, w\u00e4hrend die elektrische Reizung sich noch sehr wohl als wirksam erweise, so k\u00f6nne jene eingetretene Unf\u00e4higkeit des Willens ja m\u00f6glicherweise nur darauf beruhen, dafs infolge der viel st\u00e4rkeren Erm\u00fcdung der im Sinne der Gewichtshebung wirksamen Beugemuskeln die Miterregung der Antagonisten verh\u00e4ltnism\u00e4fsig zu stark geworden sei. Indessen scheint uns doch die von Mosso dargethane Thatsache, dafs der Wille nach einer starken Herabsetzung seiner F\u00e4higkeit, eine Gewichtserhebung zu bewirken, durch Einschiebung einer Reihe auf elektrischem Wege ausgel\u00f6ster Gewichtserhebungen in dieser F\u00e4higkeit wieder gef\u00f6rdert werden kann, zu beweisen, dafs hier eine Willenserm\u00fcdung und Willenserholung im Spiele ist.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nBesprechungen.\ndie gefundene sog. Periodicit\u00e4t \u2014 streng genommen kann man von Perioden hier nicht reden; denn die Zeitr\u00e4ume zwischen den aufeinander folgenden Minima oder Maxima zeigen aufserordentliche Variationen \u2014 ihren Grund einfach in dem Wechsel des Verh\u00e4ltnisses gehabt habe, in welchem die Erregbarkeit der im Sinne der Gewichtshebung wirksamen Muskeln zu der Erregbarkeit der antagonistischen Muskeln stand. Es ist klar, k\u00f6nnte jemand sagen, dafs vom Anbeginn der Versuchsreihe an die ersteren Muskeln zun\u00e4chst st\u00e4rker erm\u00fcden mufsten als die letzteren, die nur von schw\u00e4cheren Impulsen getroffen wurden. Macht man nun die plausible Annahme, dafs das St\u00e4rkeverh\u00e4ltnis, in welchem die den ersteren und die den letzteren Muskeln vom Willen zugesandten Impulse zu einander standen, immer dasselbe blieb, so mufste die durch die Willensanstrengung bewirkte Kraft der im Sinne der Gewichtshebung wirksamen Muskeln in Vergleich zu derjenigen der Antagonisten immer geringer werden, und es mufste ein Punkt erreicht werden, wo infolge der verh\u00e4ltnism\u00e4fsig starken Gegenwirkung der letzteren Muskeln die Hubh\u00f6he nur noch minimal war, obwohl ein elektrischer Heiz, der nur die im Sinne der Gewichtshebung wirksamen Muskeln erregte, noch sehr wohl f\u00e4hig war, eine nicht unbetr\u00e4chtliche Hubh\u00f6he zu erzielen. War dieser Punkt erreicht, so mufste der weitere Verlauf der Erregbarkeit in den beiden miteinander k\u00e4mpfenden Muskelarten einen in komplizierter Weise verschiedenen Verlauf nehmen, so dafs leicht noch eine grofse Anzahl von Maxima und Minima durchlaufen werden konnte. Denn bei Erreichung jenes Punktes befanden sich beide Muskelarten keineswegs in demselben Zustande, und demgem\u00e4fs mufste auch der weitere Verlauf ihrer Erm\u00fcdung ein anderer sein. Hierzu kommt, dafs dementsprechend auch der erholende Einflufs des Blutstromes f\u00fcr beide Muskelarten einen verschiedenen Verlauf nahm. Ferner spielt nat\u00fcrlich auch die Verschiedenheit der beiden Muskelarten hinsichtlich ihrer Dicke, L\u00e4nge, feineren Struktur und dergl. hier eine Rolle u. a. m. Man mufs zugeben, dafs der hier angedeuteten Erkl\u00e4rung, wenigstens auf den ersten Blick, die That-sache nicht g\u00fcnstig ist, dafs Lombard gefunden haben will, dafs die Schwankungen der durch den Willen erzielten Hubh\u00f6he nach Einschiebung einer Reihe durch elektrische Reizung ausgel\u00f6ster Gewichtshebungen zun\u00e4chst mit etwas geringerer Frequenz auftreten. Indessen ist der Sprung von dem der experimentellen Untersuchung verh\u00e4ltnism\u00e4fsig so leicht und direkt zug\u00e4nglichen Peripherischen (dem Muskelkomplexe) zu dem so schwer zug\u00e4nglichen Centralen ein so gewaltiger, dafs aus methodischen Gr\u00fcnden jede irgendwie denkbare Vermutung, welche die Ursache der in Frage stehenden Erscheinungen in die an der Peripherie vorhandenen Verh\u00e4ltnisse verlegt, nach allen Seiten hin in eingehende Erw\u00e4gung und Pr\u00fcfung genommen werden mufs, ehe man sich dazu entschliefsen darf, zu dem Centrum seine Zuflucht zu nehmen. Im \u00fcbrigen ist auch das vorliegende Versuehsmaterial betreffs der hier in Rede stehenden Schwankungserscheinungen, die sich nach obigem \u00fcberhaupt nur an einem Drittel der bisher untersuchten Personen gezeigt haben, zur Zeit noch zu gering, als dafs ein abschliefsendes Urteil \u00fcber die Ursache derselben und \u00fcber die Beziehung, in welcher dieselben zu","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Besprechungen.\n199\nden in anderen Gebieten der Physiologie und Psychologie auftretenden \u00e4hnlichen Schwankungserscheinungen stehen, jetzt schon gef\u00e4llt werden k\u00f6nnte.\tG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nH.\tM\u00fcnsterberg. Beitr\u00e4ge zur experimentellen Psychologie. Heft 3.\nNeue Grundlegung der Psychophysik. 122 S. Freiburg i. B. 1890, Akad.\nVerlagsbuchhandlung von I. C. B. Mohr. Preis it. 3.\u2014\nDas Heft ist zerlegt in drei inhaltlich eng zusammenh\u00e4ngende Teile :\nI.\tTheorie der Empfindungsmessung, II. Neue Versuche, III. Das psychophysische Gesetz.\nM. er\u00f6rtert zun\u00e4chst die Frage, ob Empfindungen gemessen werden k\u00f6nnen. In den Angriffen eines Boas, von Kries, Stadler, F. A. M\u00fcller, Zeller, Elsass gegen die Mefsbarkeit der Empfindungen findet M. den richtigen Grundgedanken, \u201edafs die starke Empfindung f\u00fcr unser Bewufst-sein nicht das Multiplum einer schwachen Empfindung ist, dafs die starke Empfindung psychologisch nicht aus schwachen zusammengesetzt ist, vielleicht etwas ganz Neues, in gewissem Grade unvergleichbar ist, so dafs einen mefsbaren Unterschied zwischen starken und schwachen Schallempfindungen oder Lichtempfindungen oder Temperaturen u. s. w. zu suchen, zun\u00e4chst nicht mehr Sinn hat, als den Unterschied zwischen salzig und sauer oder zwischen Kopfschmerz und Zahnschmerz mathematisch berechnen zu wollen.\u201c (S. 3), Die starken und schwachen Empfindungen sind \u201ezwei ganz verschiedene Bewufstseinsinhalte, von denen wir zun\u00e4chst nichts anderes aussagen k\u00f6nnen, als dafs sie verschieden, d. h. nicht identisch sind.\u201c Setzt man die Verschiedenheit eines Empfindungspaares gleich der eines andern, so wird eine Eigenschaft der physischen Gr\u00f6fsen auf das psychische Gebiet in ungerechtfertigter Weise \u00fcbertragen. (S. 5). Intensit\u00e4tsunterschiede sind Qualit\u00e4tsunterschiede. (S. 6. 25). Eine quantitative (intensive) Unterscheidung giebt es nicht.\nWas ist denn dann aber die Intensit\u00e4t der Empfindungen? M. antwortet, dafs Qualit\u00e4t und Intensit\u00e4t nicht zwei besondere Eigenschaften (Seiten) der einen Empfindung sind, sondern nur die Richtungen bezeichnen, in welchen die eine Empfindung mit anderen Empfindungen verglichen werden kann (S. 10). Der Grund der Unterscheidung (Einordnung in der intensiven Richtung) mufs dann anderswo als in der Empfindung seihst gesucht werden (S. 12). Denn auch die Erfahrung, dafs die Reizverst\u00e4rkungen und -Verminderungen intensive Unterschiede begr\u00fcnden, reicht zur Erkl\u00e4rung nicht aus, weil umgekehrt erst die Empfindungsunterscheidung jene Erfahrung erm\u00f6glicht (S. 13). Ein accessorisches Moment also, das zu der Reizwahrnehmung hinzutritt, mufs die Ursache sein (S. 13). Dies accessorische Moment (es besteht nat\u00fcrlich in Muskelempfindungen) macht die sonst nur qualitativ verschiedenen Empfindungen aber nicht blofs nach ihrer Intensit\u00e4t unterscheidbar, sondern auch mefsbar.\nWorauf beruht denn \u00fcberhaupt die M\u00f6glichkeit irgend einer Messung? Alle physikalische Messung beruht, so nimmt M. mit von Kries an, auf","page":199}],"identifier":"lit14312","issued":"1890","language":"de","pages":"187-199","startpages":"187","title":"1. Ang. Mosso: \u00dcber die Gesetze der Erm\u00fcdung, Untersuchungen an Muskeln des Menschen, 2. Arn. Maggiora: \u00dcber die Gesetze der Erm\u00fcdung, Untersuchung an Muskeln des Menschen, 3. Warren T. Lombard: The effect of fatigue on voluntary muscular contractions","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:33.758101+00:00"}