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{"created":"2022-01-31T16:16:49.705829+00:00","id":"lit14325","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Sperling","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 208-213","fulltext":[{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nW. Preyer. Die Seele des Kindes. Beobachtungen \u00fcber die geistige Entwickelung des Menschen in den ersten Lebensjahren. Dritte vermehrte Auflage. XYI und 539 S. Leipzig 1890, Th. G-riebens Verlag (L. Pernau). Preis it. 9.\u2014 Selhstanzeige.\nDie erste Auflage erschien Ende 1881, die zweite 1884. Die dritte unterscheidet sich von beiden durch mehrere Zugaben und Weglassungen. Zu jenen geh\u00f6rt eine chronologische \u00dcbersicht der wichtigeren Entwickelungsmerkmale (S. 479\u2014521) nebst drei Zeittafeln zur Altersbestimmung in Tagen, Wochen, Monaten. Das Sachregister, welches der zweiten Auflage fehlte, ist ausf\u00fchrlicher als das der ersten. Fortgeblieben sind die Berichte \u00fcber das Sehenlernen Blindgeborener. Statt dessen sind die Schlufsfolgerungen des Verfassers daraus in den Abschnitt \u00fcber das Sehen des Kindes \u00fcbergegangen. Desgleichen wurden die Beilagen \u00fcber die wortlose Sprache taubstummer Kinder, \u00fcber das Fehlen der Sprache bei Mikrocephalen und \u00fcber das Sprechenlernen normaler in- und ausl\u00e4ndischer Kinder mit vielen neuen Zus\u00e4tzen that-s\u00e4chlichen und theoretischen Inhalts dem Texte einverleibt. Dieser selbst hat eine sehr genaue Revision erfahren und ist an mehreren Stellen umgearbeitet worden. Namentlich der Abschnitt \u00fcber die Aphasie und die anderen Sprachst\u00f6rungen Erwachsener ist mit R\u00fccksicht auf neuere klinische und pathologisch-anatomische Beobachtungen umgeformt, die Er\u00f6rterung des kindlichen Wortschatzes durch neues Material bereichert worden. Fast allen Kapiteln wurden neue psychogenetisch bemerkenswerte Einzelthatsachen eingef\u00fcgt. Dagegen blieben viele \u00e4ltere Angaben, welche zur Begr\u00fcndung der Resultate nicht mehr erforderlich sind, fort. Im ganzen ist die urspr\u00fcngliche Einteilung in drei Teile (1. Sinne, Organgef\u00fchle und Emotionen; 2. Wille und Bewegungen; 3. Verstand, Sprache und Ichbegriff) beibehalten worden. Durch die angegebenen \u00c4nderungen wurde das Buch zum Nachschlagen brauchbarer gemacht und auch zum Lesen bequemer eingerichtet.\nCongr\u00e8s international de Psychologie physiologique. Compte rendu pr\u00e9sent\u00e9 par la Soci\u00e9t\u00e9 de [psychologie physiologique. 157 S. Paris 1890. Bureau des Revues.\nObwohl dieser erste psychologische Kongrefs bereits vor einem Jahre stattgefunden hat, wird es doch bei dem Interesse, welches sich","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n209\nan manche seiner Verhandlungen kn\u00fcpft, gerechtfertigt erscheinen, wenn wir ihm an der Hand des eben erst erschienenen offiziellen Berichts noch einen kurzen R\u00fcckblick widmen.\nDie Teilnehmer des Kongresses, unter denen sich manche bedeutende Namen befanden, waren in ziemlich grofser Anzahl erschienen und vertraten fast alle L\u00e4nder der Erde. An Stelle des Pr\u00e4sidenten Charcot, der sich von dem Kongresse fernhielt, begr\u00fcfste Ribot sie in der Er\u00f6lfnungsversammlung. Er wies auf die vielen und bedeutenden Leistungen hin auf dem Gebiete der Psychologie in den letzten zwanzig Jahren, er betonte, dafs das Studium des Nervensystems das Bindeglied bedeute zwischen Physiologie und Psychologie, dafs die Forschung mit letzterem eine objektive, experimentelle geworden w\u00e4re, \u2014 und schlofs mit dem Wunsche, der erste Kongrefs m\u00f6ge nicht auseinandergehen, ohne Zeit und Ort f\u00fcr den zweiten bestimmt zu haben.\nCh. Richet , der Generalsekret\u00e4r und vortreffliche Organisator des Kongresses, stellte dann in sehr sympathischen Worten das Programm fest: In den allgemeinen Sitzungen sollten folgende Fragen behandelt werden: 1) Statistik der Hallucinationen, 2) Vererbung und 3) Hypnotismus.\nDaneben bildete sich eine Anzahl von Sektionen, von denen eine jede f\u00fcr sich ein bestimmtes Thema zu beraten hatte; aufser den drei genannten u. a. noch den Muskelsinn, das H\u00f6ren in Farben (audition color\u00e9e) und die Organisation eines internationalen Verbandes s\u00e4mtlicher psychologischer Gesellschaften.\nWie es bei dem zur Zeit heftig entbrannten Streit der \u201eSchule von Nancy\u201c und der \u201eSchule von Paris\u201c nicht anders zu erwarten war, dr\u00e4ngte sich der Hypnotismus in den Vordergrund des Interesses. Einige der wichtigsten Ergebnisse der zum grofsen Teil sehr interessanten Vortr\u00e4ge und Diskussionen seien hier erw\u00e4hnt.\nCh. Richet hatte vorgeschlagen, sich \u00fcber die Bedeutung der auf diesem Gebiete gangbaren Ausdr\u00fccke zu einigen. Bei Gelegenheit der Besprechung des Automatismus wurde festgestellt, dafs sich zwischen automatischem Akt, Reflexakt und Willensakt keine scharfe Grenze ziehen l\u00e4fst.\nBez\u00fcglich der Unterscheidung zwischen tierischem Magnetismus und Hypnotismus einigt man sich, dafs ersteres Wort der Wissenschaft beigelegt werden soll, welche sich mit den gew\u00f6hnlich unter diesem Begriff verstandenen nerv\u00f6sen Erscheinungen besch\u00e4ftigt nnd diese letztere anders als durch Suggestion erkl\u00e4rt. Das Wort Hypnotismus dagegen soll diejenige Wissenschaft bezeichnen, welche die bez\u00fcglichen nerv\u00f6sen Erscheinungen auf Suggestion, Autosuggestion und \u00e4hnliche Reaktionen der Versuchsperson zur\u00fcckf\u00fchrt. Diese Erkl\u00e4rungen d\u00fcrften sich wohl kaum einer allgemeinen Zustimmung erfreuen; sie sind zu allgemein; aufserdem ist, was Forel hervorhob, der Gedanke an die Fluidums-Theorie von Messmer von der Auffassung des tierischen Magnetismus unzertrennlich.\nZur Suggestion geh\u00f6ren nach Bernheim \u2014 und so wurde es auch vom Kongrefs acceptiert, \u2014 drei Dinge : 1. Einf\u00fchrung einer Idee in das","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nIdtteraturbericht\nGehirn, 2. Annahme derselben und 3. Verwirklichung derselben, und zwar so, dafs auch der Versuch der Realisation von seiten des Individuums schon f\u00fcr den Begriff der Suggestion gen\u00fcgt.\nDie Auffassung des Somnambulismus (somnambulisme provoqu\u00e9) als eines hypnotischen Zustandes mit mehr oder weniger vollkommener Amnesie nach dem Erwachen (Bernheim) ist wohl allgemein anerkannt.\nOchorowicz brachte die Frage der hypnotischen Empf\u00e4nglichkeit zur Diskussion. Das ganze Thema, welches einen enormen Umfang hat, konnte nat\u00fcrlich nicht besprochen werden. Besonders interessierte die Frage, ob Hypnotisierbar keit und hysterischer (neuropathischer) Zustand insoweit identisch w\u00e4ren, dafs der eine Zustand den andern in sich schliefse und umgekehrt. Die Frage wurde besonders in Anbetracht der reichen gegenteiligen Erfahrungen, die Bernheim zur Geltung brachte, allgemein verneint. \u2014 Die Hypnotisierbar keit, so liefs sich die Ansicht des Kongresses weiter vernehmen, ist nur wenig gekn\u00fcpft an die Individualit\u00e4t der Rasse, und sie h\u00e4ngt ebensosehr ab von dem Geschick und der \u00dcbung des Hypnotiseurs wie von der allgemeinen und sogar auch augenblicklichen Stimmung des Individuums. \u2014 Die Bedeutung des von Ochorowicz demonstrierten Hypnoskops, eines ringf\u00f6rmigen Magneten, zur Erkennung der Hy pnotisierbarkeit durch gewisse an dem betr. Individuum ausgel\u00f6ste motorische und sensible Reizerscheinungen wird von Delboeuf u. a. mit Recht angezweifelt. Aus andern von Mme. Sidgwick (London), Ch. Richet , Myers (London) u. a. ge\u00e4ufserten Erfahrungen scheint unzweifelhaft hervorzugehen, dafs gerade die Individualit\u00e4t des Hypnotiseurs eine ungemein wichtige Rolle spielt.\nVon Ochorowicz wurde ferner die Frage aufgeworfen, ob alle Erscheinungen des hypnotischen Zustandes allein als durch Suggestion hervorgerufen erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnten.\nOchorowicz stellte sich auf den Standpunkt, dafs eine rein physikalische Mafsnahme (z. B. Auflegen der H\u00e4nde auf den Kopf u. s. w.) Hypnose herbeif\u00fchre, er betonte auch die Thatsache, dafs sich als Folge einer Hypnose h\u00e4ufig Zust\u00e4nde einstellen, die der Hypnotisierende durchaus nicht hervorzurufen beabsichtigt hatte, z. B. sp\u00e4ter Schlaf \u2014 \u2014 bei vorausgegangener Schlaflosigkeit \u2014 nach einer Hypnose, in der nur die Suggestion gegeben war, dafs eine Neuralgie oder dergl. verschwinden solle. Bernheim dagegen meinte \u2014 und Forel stimmte ihm bei\u2014, dafs zwischen die physikalische Einwirkung und den in der eingetretenen Hypnose, dem Aufh\u00f6ren von Schmerzen u. s. w. sich \u00e4ufsernden Erfolg ein psychischer Vorgang trete, welcher die Vermittelung zwischen beiden \u00fcbernehme; an jede physische Einwirkung, meint er, kn\u00fcpfe sich zuerst eine Idee bei dem beeinflufsten Individuum (Autosuggestion), durch welche dann erst weitere Wirkungen ausgel\u00f6st w\u00fcrden.\nIn einer andern Sitzung pr\u00e4zisierte Babinski auf Ersuchen des Pr\u00e4sidenten die Lehren der CHARCOTschen Schule : Die wichtige Rolle der Suggestion wird anerkannt, aber die Unabh\u00e4ngigkeit gewisser hypnotischer Zust\u00e4nde, wie der 3 Stadien des grand hypnotisme, von der Suggestion","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberichi.\n211\naufrecht erhalten; man h\u00e4tte sonst diese drei Stadien experimentell hervorhringen k\u00f6nnen, was noch niemand gelungen w\u00e4re. Gewisse physische Mittel k\u00f6nnten ganz allein f\u00fcr sich hypnotisierend wirken ; auch bei der neuromuskul\u00e4ren Erregbarkeit h\u00e4tte die Suggestion nichts zu thun. Die Wichtigkeit somatischer Symptome wie des eben angedeuteten bez\u00fcglich der Simulationsfrage wird von B. besonders hervorgehoben, Die Schule der Salp\u00eatri\u00e8re bleibt dabei, dafs der hypnotische Zustand ein pathologischer sei, was mit grofser Einm\u00fctigkeit in der Diskussion bestritten wird.\nLombroso (Turin) teilte mit, dafs es ihm nur gelungen w\u00e4re, 20% Hypnotisierbare herauszufinden, woraus er gegen\u00fcber den bei weitem bessern Besultaten von Bernheim und Forel auf endemische Dispositionen in Nancy und Burgh\u00f6lzli schliefst. L. bricht eine Lanze f\u00fcr die \u201esch\u00f6ne Entdeckung\u201c der Polarisation, welche er selber bei vielen Versuchen h\u00e4tte best\u00e4tigen k\u00f6nnen, und konstatiert, im Gegensatz zu Bernheim, dafs das hypnotisch-hallucinatorische Bild ein reelles w\u00e4re und durchaus den Gesetzen der Optik folge.\nEine Mitteilung von Prof. Danilewsky (Charkow) bezog sich auf die Hypnose der Tiere. Es ist gelungen, Fr\u00f6sche, Eidechsen, Krokodile, Schlangen, Schildkr\u00f6ten, verschiedene V\u00f6gel und Fische, Krabben, Krebse, Hummern u. s. w. in Hypnose zu versetzen. Von h\u00f6hern Tieren ist Meerschweinchen und Kaninchen hypnotisierbar, w\u00e4hrend beim Hund leider alle Versuche gescheitert sind. Die Hypnose wird in der Weise eingeleitet, dafs man dem betr. Tier irgend eine anormale Stellung (z. B. R\u00fcckenlage) gibt und es durch sanften H\u00e4ndedruck darin so lange erh\u00e4lt, bis es jede Widerstands- und Fluchtbewegung aufgibt. Ein hypnotischer Frosch zeigt eine allgemeine An\u00e4sthesie der Haut und der tiefer gelegenen Organe, selbst auch der Sinnesorgane; die Abwehrhewegungen, welche der Frosch normalerweise jedem \u00e4ufsern Beiz entgegensetzt, kommen nicht zu st\u00e4nde. (Aufhebung der \u00dfeflexerregbarkeit.) Ein anderes Experiment soll zeigen, dafs auch eine L\u00e4hmung des Willens stattgefunden hat: ein St\u00fcck befeuchtetes Fliefspapier, dem normalen Frosch auf die Nase gelegt, wird sofort durch eine schnelle Pattenbewegung weggeschleudert. Werden die Patten angen\u00e4ht oder festgebunden, so entsteht eine Art asthmatischen Anfalls und lebhafte Unruhe des Tieres. Am hypnotisierten Frosch wird die Pattenbewegung zur Befreiung des Atmungsorgans vermifst. Der Vorgang bei derselben erscheint dem Verfasser zu kompliziert, um ihn als \u00dfeflex auffassen zu k\u00f6nnen; er sieht darin eine willk\u00fcrliche Bewegung und in dem Nichtzustandekommen derselben eine Willensl\u00e4hmung.\nBemerkenswert ist, dafs bei einem hypnotisierten Frosch, welcher seines ganzen Gehirns beraubt ist, die An\u00e4sthesie nicht zu Stande kommt und der asthmatische Anfall viel schw\u00e4cher auftritt. Aus dem Eintreten der An\u00e4sthesie beim hypnotisierten normalen und dem Wegfall der An\u00e4sthesie beim hypnotisierten enthirnten Frosch schliefst D., dafs das Gehirn im hypnotischen Zustand eine aktive Bolle spielen mufs, dafs es sich in dem speciellen Falle um keine l\u00e4hmende Wirkung der Hypnose handeln kann.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nLitteraturbericht.\nD. erw\u00e4hnt weiter, dafs oft wiederholte Hypnotisationen hei Tieren h\u00e4ufig Gesundheitsst\u00f6rungen, wie Appetitmangel, Absehw\u00e4chung der willk\u00fcrlichen Bewegungen und Stumpfsinn hervorbringen. Im \u00fcbrigen betont er die Analogie zwischen der Hypnose des Menschen und der Tiere: beim Menschen stelle die Hypnose nur einen etwas komplizierteren Vorgang dar; beim Tier werde durch die Hypnotisations-methode (Festhalten mit der Hand in unnat\u00fcrlicher Lage) das Gef\u00fchl der Ohnmacht, sich zu verteidigen und der Nutzlosigkeit jedes Verteidigungsversuches erweckt, nur der Willensimpuls werde unterdr\u00fcckt. Bei der Hypnotisierung des Menschen w\u00fcrde der k\u00f6rperliche durch einen psychischen Zwang ersetzt; bei manchen Methoden indessen, z. B. bei den sogen. MESSMERSchen Strichen, sei die Analogie vollst\u00e4ndig.\nAuf die vielen Einzelheiten \u00fcber die Eigenheiten des hypnotischen Zustandes andrer Tiere, wie der Schlange u. s. w., kann hier nicht n\u00e4her eingegangen werden.\nDie von dem Kongrefs gelieferten Beitr\u00e4ge zur Entscheidung der Frage nach dem Wesen des Muskelsinns brachten nichts besonderes Neues.\nBez\u00fcglich der von der Society for psychical research in London angeregten Sammelforschung \u00fcber die Hallucinationen bei normalen Menschen wurde die Einsetzung eines permanenten Komitees beschlossen, in welches Sidgwick, Myers, James, Grote und Marillier gew\u00e4hlt wurden.\nAn demselben Tage entspann sich auf Anregung von Charles Richet eine Diskussion \u00fcber die Gedanken\u00fcbertragung ohne \u00e4ufsere H\u00fclfsmittel, welche vorher auch die Sektion f\u00fcr Hypnotismus besch\u00e4ftigt hatte. Myers, Sidgwick, Ch. Richet und Ochorowicz erkl\u00e4rten, auf Grund ihrer Experimente zu der festen Ueberzeugung gelangt zu sein, dafs es eine solche \u00dcbertragung wirklich gebe. Allerdings h\u00e4tten die Ph\u00e4nomene, wie namentlich Myers auseinandersetzte, etwas Kaprici\u00f6ses. Bisweilen gel\u00e4ngen die Experimente bei Beobachtung aller erdenklichen Vorsichts-mafsregeln in einer jede M\u00f6glichkeit des blofsen Zufalls ausschliefsenden H\u00e4ufigkeit, bisweilen, und zwar mit denselben Personen und anscheinend unter ganz denselben Umst\u00e4nden, gel\u00e4ngen sie nicht. Man k\u00f6nne also nicht ohne weiteres zu den Zweiflern sagen: kommt und sehet. Delboeuf giebt das Ueberraschende der Serien von Erfolgen zu, erkl\u00e4rt aber, infogle ebenso frappanter Mifserfolge, seinerseits Skeptiker geblieben zu sein.\nIn der Kommission, welche die Frage der Heredit\u00e4t zu behandeln hatte, wurde von Galton (London) mit Hinweis auf sein neueres Werk \u201eNatural inheritance\u201c und die diesbez\u00fcglichen Ver\u00f6ffentlichungen im Journal de la Soci\u00e9t\u00e9 entomologique ausgef\u00fchrt, dafs man bei planm\u00e4fsigen Z\u00fcchtungen von Tieren sein Augenmerk haupts\u00e4chlich darauf zu richten habe, in wie weit sich erworbene Gewohnheiten vererbten, und welche Ver\u00e4nderung die \u201eGr\u00f6fse\u201c der Tiere erlitte, sei es, dafs man vorher eine Zuchtwahl getroffen oder die Mischung der Geschlechter dem Zufall \u00fcberlassen habe.\nUm der Frage der Vererbung beim Menschen n\u00e4her zu treten, beschlofs der Kongrefs die Aufstellung eines von Galton proponierten einfachen Fragebogens, der den Familien zur Ausf\u00fcllung \u00fcbergeben werden soll. Ber\u00fccksichtigt wird darin 1. Vater mit Geschwistern,","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberich t.\n213\n2. Mutter mit Geschwistern, 3. S\u00f6hne und T\u00f6chter (auch Stief-S\u00f6hne oder -T\u00f6chter v\u00e4ter- oder m\u00fctterlicherseits). Gew\u00fcnscht wird Angabe des ausf\u00fchrlichen Namens, Datum der Geburt oder des Todes, \u201eAugen\u201c, \u201e\u00c4hnlichkeiten (dem Vater oder der Mutter)\u201c, \u201eunterscheidende Z\u00fcge jedes Mitgliedes einer Gruppe\u201c. Die Anweisung, welche zur Ausf\u00fcllung dieses Fragebogens gegeben wird, ist h\u00f6chst d\u00fcrftig.\nIm Anschlufs daran soll noch Auskunft erbeten werden (mit der Feststellung des endgiltigen Planes wird die Soci\u00e9t\u00e9 de psychologie physiologique betraut) \u00fcber physische und psychische \u00c4hnlichkeiten der v\u00e4terlichen Gruppe, \u00dcbertragung der erworbenen Gewohnheiten, technische Fertigkeiten u. s. w. In zweiter Eeihe soll festgestellt werden, inwieweit der Volksglaube berechtigt ist, dafs k\u00f6rperliche oder geistige Ersch\u00fctterungen der Mutter zur Zeit der Schwangerschaft besondere Zeichen, Merkmale oder Anlagen in dem Kinde entwickeln im Sinne der Forschung von Darwins Vater.\nGrote (Moskau) will die Fragebogen noch ausf\u00fchrlicher aufgestellt und beantwortet wissen.\nVon den zahlreichen sonstigen interessanten Vorkommnissen des Kongresses erw\u00e4hne ich nur, dafs v. Schrenck-Notzing (M\u00fcnchen) Photographien von Hypnotisierten in dramatischen Stellungen vorlegte, die allseitiges Interesse erweckten und von denen auch Schauspieler manchen Nutzen ziehen k\u00f6nnten.\nZum Schlufs noch ein Wort \u00fcber die Th\u00e4tigkeit der sogen. Commission d'organisation, welche die Aufgabe hatte, einen Plan \u00fcber die Fortf\u00fchrung des begonnenen Werkes aufzustellen. Ihren Vorschl\u00e4gen gem\u00e4fs wurde beschlossen, den n\u00e4chsten Kongrefs unter dem Namen: \u201eKongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie\u201c im August des Jahres 1892 in London abzuhalten. Um das Programm f\u00fcr denselben vorzubereiten, wurde eine Kommission gew\u00e4hlt, welche sich im Dezember 1891 zu einer beschlufs-fassenden Sitzung vereinigen soll. Mitglieder dieser Kommission sind f\u00fcr Frankreich: Beaunis, Bernheim, Bertrand, Espinas, Ferrari, Glet, Marillier, Ch. Eichet, Eibot; f\u00fcr England: Galton, F. Mters, Sidgwiok; f\u00fcr die Vereinigten Staaten: James; f\u00fcr Deutschland: Muensterberg, v. Schrenck-Notzing, Sperling; f\u00fcr die Schweiz: Forel und Herzen; f\u00fcr Italien: Lombroso; f\u00fcr Eufsland: Danilewski, Ochorowicz, Grote, NEiGLicxf; f\u00fcr Belgien: Delboeuf; f\u00fcr \u00d6sterreich: Benedikt; f\u00fcr Kum\u00e4nien: Gruber.\nSperling (Berlin).\nJ. Gaule. Zahl und Verteilung der markhaltigen Fasern im Froschr\u00fcckenmark. Abhandl. d. Sachs. Ges. d. Wissensch. Math. - phys. Kl. Bd. XV. No. 9. S. 737\u2014780. Mit X Tafeln. Leipzig 1889, Hirzel. (Selbstanzeige.)\nDiese Arbeit hat ein doppeltes Gesicht, Einerseits l\u00f6st sie eine rein thats\u00e4chliche Aufgabe. Es wird ermittelt die Zahl der Nervenfasern, welche sich in der weifsen Substanz des Froschr\u00fcckenmarks befinden. Zu diesem Zwecke werden 5 Querschnitte durchgez\u00e4hlt, die den verschiedenen Abschnitten entnommen sind, n\u00e4mlich von dem \u00dcbergang zur med. oblongata, von der Mitte der Armanschwellung, aus der Mitte","page":213}],"identifier":"lit14325","issued":"1890","language":"de","pages":"208-213","startpages":"208","title":"Congr\u00e8s international des Psychologie physiologique: Compte rendu pr\u00e9sent\u00e9 par la Soci\u00e9t\u00e9 de psychologie physiologique. 157 S., Paris 1890, Bureau des Revues","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:49.705834+00:00"}