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{"created":"2022-01-31T16:22:26.541194+00:00","id":"lit14328","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 1: 489-491","fulltext":[{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Versammlungen.\nX. Internationaler medizinischer Kongrefs zu Berlin 1890.\nIII.\nSektion f\u00fcr Physiologie-Referiert von Dr. HEYMANs-Berlin.\nSch\u00e4fer und Mott (London) demonstrierten beim Affen die asso* ciierten Augenbewegungen, welche 1) durch unilaterale faradische Reizung der frontalen Region der Hirnrinde, 2) durch bilaterale Reizung derselben Region, 3) durch bilaterale Reizung der occipitalen Hirnrinde und 4) durch die gleichzeitige Reizung der frontalen Rinde einerseits und der occipitalen andererseits hervorgerufen werden.1 Es zeigte sich ad 1): Die Region der konjugierten Augenbewegungen zerf\u00e4llt in drei Teile : a. eine mittlere Zone, deren Reizung einfache laterale Ablenkung der Augen nach der entgegengesetzten Seite hervorruft; b. eine unmittelbar dar\u00fcber gelegene obere Zone, bei deren Reizung Inklination der Augen nach unten, und c. eine untere Zone, bei deren Reizung Hebung der Augen erfolgt, beides in der Regel verbunden mit seitlicher Ablenkung. Gleichzeitig mit den Augenbewegungen und in demselben Sinne wie sie zeigten sich jedesmal deutliche Bewegungen des Kopfes. Durchschneidung des Balkens und Zerst\u00f6rung der der gereizten Stelle entsprechenden Rindenpartie der anderen Hemisph\u00e4re \u00e4nderte nichts an dem Resultat ; die Association der Bewegungen mufs also durch niedere Centren vermittelt werden. Ad 2): also bei bilateraler Reizung der Erontalregion fand sich, dafs nach Aufsuchung zweier Reize, die f\u00fcr sich m\u00f6glichst gleichstarke Wirkung hervorriefen, deren gleichzeitige Applikation die Augen in die Prim\u00e4rstellung brachte. Dabei gingen sie bei Reizung der oberen Rindenpartie gleichzeitig nach unten, sowie bei Reizung der unteren Partie nach oben. H\u00f6chst bemerkenswert war ein Resultat, welches sich h\u00e4ufig einstellte, wenn nach der doppelseitigen Reizung wieder die einseitige vorgenommen wurde. Diese hatte dann n\u00e4mlich nicht sofort wieder den ihr eigent\u00fcmlichen Effekt einseitiger Ablenkung, sondern lieferte dasselbe Resultat wie die vorangegangene bilaterale Reizung. \u201eEs ist,\u201c sagen die Autoren in ihrer gedruckten Publikation, \u201eals ob die niederen Centren durch die doppelseitige Reizung\n1 F\u00fcr eingehendere Beschreibung der Experimente s. Brain, Juli 1890.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nVersammlungen.\nin eine bestimmte Gewohnheit des Funktionierens gebracht worden w\u00e4ren, von der sie nicht ohne weiteres zu ihrem Indifferenzzustande zur\u00fcckkehren.\u201c Ad 3) und 4) ist nur zu bemerken, dafs gleichzeitige Faradisation der Hinterhauptslappen ganz analoge Resultate ergab wie diejenige der Stirnregion, und dafs bei gleichzeitiger Reizung einer Hinterhauptsregion und der antagonistischen Partie der Stirnregion der anderen Hemisph\u00e4re der von der letzteren ausgehende Bewegungseffekt ganz aufserordentlich \u00fcherwog.\nDieselben Autoren demonstrierten ferner die faradische Reizung des Balkens beim Affen (s. Anmerk. vor. S.). Reizung der vorderen Teile des Balkens ruft Bewegungen des Kopfes und der Augen hervor ; werden die-Elektroden weiter nach hinten angelegt, treten Bewegungen der vorderen und \u2014 bei noch weiterer Verschiebung nach hinten \u2014 der hinteren Extremit\u00e4ten auf. Nach Zerst\u00f6rung der motorischen Centren auf einer Seite der Hirnrinde werden die Bewegungen unilateral, und zwar zeigen sie sich auf derselben Seite mit der Zerst\u00f6rung. Daraus folgt, dafs die Wirkung der Balkenreizung eine mittelbare ist. Die Nervenfasern des Balkens gehen u. a. beiderseits zu den motorischen Centren der Rinde, und ihre Reizung ruft von hier aus bilaterale Bewegungen hervor. Werden die Rinden-centren auf einer Seite ausgeschaltet, so wirkt der Reiz nur noch von der intaktgebliebenen.Hemisph\u00e4re aus und f\u00fchrt zu Bewegungen der gekreuzten K\u00f6rperseite.\nMott hat beim Affen die Seitenstr\u00e4nge des R\u00fcckenmarks durchschnitten und dabei beobachtet, dafs die bilateralen associierten Bewegungen nach drei Wochen wieder anfingen, und dafs die Abnahme der Sensibilit\u00e4t, welche an beiden Seiten ungef\u00e4hr gleich stark gewesen war, nach einigen Wochen verschwand. Auf der gel\u00e4hmten Seite war die Temperatur etwas niedriger. Wurden darnach die Seitenstr\u00e4nge auch auf der anderen Seite durchschnitten, so trat vollkommene L\u00e4hmung ein, eine geringe Empfindlichkeit blieb aber bestehen.\nB. Danilewsky (Charkow) zeigte anatomische Befunde beim Frosch, welche beweisen, dafs dessen Gehirn nach Ablation sich fast vollkommen regenerieren kann.\nUntersuchungen von Aducco (Turin) bezweckten die Wirkung festzustellen , welche eine partielle und vor\u00fcbergehende An\u00e4mie auf die Erregbarkeit der nerv\u00f6sen Centren aus\u00fcbt; es ergab sich als Resultat, dafs ein umgekehrtes Verh\u00e4ltnis besteht zwischen der Intensit\u00e4t des Blutstromes und der Erregbarkeit der Nervencentren.\nS. Exneb (Wien) teilt neue Versuche am Insektenauge mit; er demonstriert die interessante photographische Aufnahme des aufrechten Retinabildes, und beschreibt die durch das Licht bewirkte Wanderung des Pigmentes, welche im Hellen die Sch\u00e4rfe des Bildes verst\u00e4rkt, im Dunkeln seine Helligkeit.\nZwaardemaker (Utrecht) giebt eine \u00dcbersicht der mittelst seines Olfaktometers angestellten Untersuchungen.\nMittelst der photographischen Methode ist Burdon Sanderson zu dem Resultat gekommen, dafs das anatomische und das elektrische Latenzstadium bei der Muskelkontraktion gleiche Dauer (ca. 0,003\") hat.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Versammlungen.\n491\nF. B. Haycraft (Edinburg) demonstriert, dafs die Muskelfasern resp. Fibrillen einen ihrer beschriebenen Struktur entsprechenden Eindruck auf einer Kollodionschichte hinterlassen, und versucht zu beweisen, dafs die Querstreifung der Muskeln nicht auf inneren Strukturverh\u00e4ltnissen, sondern auf der \u00e4ufseren Form der homogenen Fibrillen beruht.\nA. Mosso (Turin) beschreibt Experimente, welche ergeben, dafs die erm\u00fcdeten menschlichen Wadenmuskeln sich unter demselben Gewicht mehr verl\u00e4ngern als die unerm\u00fcdeten. Der erm\u00fcdete Mensch w\u00fcrde also deshalb weniger leistungsf\u00e4hig sein, weil die Muskeln sich leichter ausdehnen und folglich, um dasselbe Gewicht zu heben, sieh st\u00e4rker kontrahieren m\u00fcssen.\nIV.\nSektion f\u00fcr Neurologie und Psychiatrie.\nReferiert von Dr. BoEDEKER-Berlin.\nMagnan (Paris) spricht \u00fcber Folie intermittente. Er vereinigt unter einer Krankheitsgruppe die folie intermittente, p\u00e9riodique, \u00e0 double forme, circulaire, cyclique, die folies alternes, kurz, alle diejenigen Formen intermittierender Geistesst\u00f6rungen, welche in klinischer Beziehung gemeinsame konstante Charaktere darbieten in Bezug auf Entwickelung, Beginn, Verlauf und Ablauf der Anf\u00e4lle, auf Form und Inhalt des Delirs, auf die Beschaffenheit der die einzelnen Anf\u00e4lle trennenden Intervalle, in Bezug darauf, ob die Anf\u00e4lle als einfache oder kombinierte verlaufen, in Bezug endlich auf die wechselseitigen Beziehungen der Anf\u00e4lle und die den Ausbruch des einzelnen Anfalls begleitenden Modifikationen.\nEs treten dabei vielfache Beziehungen auch zu anderen Krankheitsgruppen zu Tage, namentlich zur folie h\u00e9r\u00e9ditaire.\nAlle diese gemeinsamen Charaktere sind aus einer Reihe von Beobachtungen abgeleitet, welche sich auf eine sehr lange Zeit erstrecken und eine grofse Anzahl von Anf\u00e4llen umfassen.\nMit Hilfe von Kurven, welche Dauer, Form, Charakter und die beim einzelnen Anfall zum Ausdruck kommenden Modifikationen \u2014 einfache, cyklische, kombinierte Anf\u00e4lle \u2014 illustrieren, gelingt es leicht, einen \u00dcberblick \u00fcber den Gesamtverlauf zu gewinnen. Herr M. demonstriert eine Anzahl solcher Zeichnungen , auf welchen der normale Zustand durch eine horizontale gelbe Linie dargestellt wird; in Vertikalen sind die einzelnen Anf\u00e4lle (rot: maniakalisch, schwarz: melancholisch) eingezeichnet; H\u00f6he und Dauer des einzelnen Anfalls, zeitlicher Beginn und Ablauf desselben sind durch entsprechende Gradierung gekennzeichnet.\nDarnach hat man unter der folie intermittente eine Gruppe von Krankheiten zu verstehen, welche sich charakterisieren par la r\u00e9p\u00e9tition chez un sujet, \u00e0 pr\u00e9disposition latente, jusque-l\u00e0 sain d\u2019esprit, d\u2019acc\u00e8s maniaques ou m\u00e9lancoliques, isol\u00e9s ou combin\u00e9s de diverses mani\u00e8resr","page":491}],"identifier":"lit14328","issued":"1890","language":"de","pages":"489-491","startpages":"489","title":"X. Internationaler medizinischer Kongre\u00df zu Berlin: III. Sektion f\u00fcr Physiologie","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:26.541200+00:00"}