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{"created":"2022-01-31T16:15:25.127917+00:00","id":"lit14350","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Verworn, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 120-122","fulltext":[{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nGiuseppe Sergi. Ricerche su alcuni organi di senso nelle antenne delle formiere. Bivista di Fibsofia scientifica. Serie 2a Anno IX, vol. IX agosto 1890.\nSergi beschreibt in vorliegender Arbeit die an den F\u00fchlern der Ameisen von Hicks und Forel entdeckten Sinnesorgane. Die F\u00fchler bestehen aus einem mit dem Kopf artikulierenden Gliede und 9\u201410 weiteren, die eigentliche Antenne ausmachenden Segmenten. Das zarte weifse Mark der Antenne ist von einer soliden Chitinschicht \u00fcberzogen. Vom Kopfe her dringt ein Nerv ein und verl\u00e4uft ungeteilt bis zum letzten Gliede der Antenne, um sich hier in reiche Ver\u00e4stelungen aufzul\u00f6sen. Verfasser kann gegen\u00fcber den Behauptungen fr\u00fcherer Autoren keine Verbindung zwischen Nerven und Sinnesorganen sehen und nimmt daher Ausstrahlung des Nerven in die Marksubstanz an. Sergi unterscheidet nun dreierlei Sinnesorgane: 1. solche, welche bei 50<fi L\u00e4nge das Aussehen einer langgezogenen Flasche haben, deren Boden als langer Cylinder in den Hohlraum vorragt; sie liegen im Mark und m\u00fcnden in der Chitinmembran ; 2. solche, die einem Champagnerkork \u00e4hnlich sehen von 10 L\u00e4nge, ebenfalls mit einem becherf\u00f6rmigen Hohlraum; sie liegen nur in der Chitinschicht und haben eine \u00d6ffnung nach aufsen ; 3. solche, welche aus einem gr\u00f6fseren, einem kleinern Bl\u00e4schen und einem Stachel bestehen. Die beiden ersteren Arten kommen an der Spitze des letzten Antennengliedes in ca. 5 Exemplaren vor, vereinzelt auch an den vorletzten Antennengliedern. Die dritte Kategorie besetzt die \u00fcbrige Oberfl\u00e4che der Antennen in grofser Anzahl. Verfasser h\u00e4lt die erste Art f\u00fcr Geh\u00f6rorgane, die zweite f\u00fcr Geruchsorgane und die dritte f\u00fcr Schutz- resp. Tastorgane. Burckhardt (Berlin).\nJ. Loeb. Weitere Untersuchungen \u00fcber den Heliotropismus der Tiere und seine \u00dcbereinstimmung mit dem Heliotropismus der Pflanzen.\nPfl\u00fcgers Arch. XLVII. (1890.) S. 391\u2014416.\nNachdem der Verfasser in seiner fr\u00fcheren Arbeit die tropische Wirkung des Lichts auf freibewegliche Tiere konstatiert hatte, stellte er neuerdings einige Versuche \u00fcber die Wirkung des Lichts auf festsitzende Tiere an. Besonders diente zu den Versuchen ein mariner, zu den Anneliden geh\u00f6riger Wurm, Spirographis Spallanzanii, der in einer","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n121\nbiegsamen, selbstsecernierten R\u00f6hre lebt, aus welcher er in ausgestrecktem Zustande nur seine spiralig angeordneten, radi\u00e4r zur L\u00e4ngenaxe des K\u00f6rpers stehenden Kiemenf\u00e4den hervorsehen l\u00e4fst. Der Verfasser liefs in einem Aquarium, in welchem sich die Tiere am Boden angeheftet hatten, einseitig einfallendes Licht auf dieselben einwirken. Der Erfolg war der, dafs sich die Tiere mitsamt der R\u00f6hre, ganz allm\u00e4hlich bogen, bis sie die Axe ihres Tentakelkranzes in die Richtung der einfallenden Lichtstrahlen eingestellt hatten, eine Stellung, in welcher sie dauernd verharrten, solange die Richtung der einfallenden Strahlen nicht ver\u00e4n dert wurde. Die heliotropische Wirkung war bei Sonnenlicht ebenso wie bei diffusem Tageslicht sichtbar.\nAn einer anderen, der vorigen nahe verwandten, koloniebildenden Annelidenform, Serpulla, welche aber starre, aus Kalk bestehende R\u00f6hren produziert, zeigt sich die Wirkung des Lichts in entsprechender Weise, indem die Tiere ihren Tentakelkranz ebenfalls mit seiner Axe in die Richtung der Lichtstrahlen einstellen, so dafs die neuwachsenden, oberen Teile der R\u00f6hren nun ebenfalls eine Kr\u00fcmmung nach der Lichtseite hin zeigen m\u00fcssen. \u00c4hnliche Versuche wie an W\u00fcrmern stellte Verfasser auch an Hydrol'dpolypen an, bei denen, wie schon fr\u00fcher H. Driesch ausf\u00fchrlich gezeigt hat, die Anordnung der Individuen und das Wachstum des Stockes in w-esentlicher Weise vom Lichte beeinflufst wird.\nDas Verhalten der untersuchten Tiere zum Licht ist demnach in jedem Punkte dasselbe, wie das der ebenfalls festsitzenden Pflanzen.\nAuf Grund seiner Beobachtungen sieht sich der Verfasser schliefs-lich veranlafst, seiner Arbeit noch einige Bemerkungen psychologischen Inhalts \u00fcber den Instinkt und den Willen der Tiere beizuf\u00fcgen, die, obwohl sie einer richtigen Grundidee entspringen, von ihm in einer Weise gegeben werden, welche den Leser leicht verf\u00fchren k\u00f6nnte, dem Verfasser Ansichten zuzuschreiben, gegen die er sich eventuell selbst verwahren m\u00f6chte.\nVerfasser tritt in diesen Bemerkungen gegen den Gebrauch auf \u201eInstinkt\u201c und \u201eWillen\u201c der Tiere als bewegungsbestimmende Faktoren zu betrachten. Er weist zu diesem Zwecke auf die durch verschiedene Reize, besonders durch das Licht bewirkten Erscheinungen hin, welche vielfach als instinktive, resp. freiwillige Bewegungen angesprochen worden sind. Gerade bei diesen Bewegungen l\u00e4fst sich, wie auch Verfasser bereits a. a. 0. mehrfach gezeigt hat, die \u00e4ufsere unzweideutige Ursache des eigent\u00fcmlichen Verhaltens direkt als in den betreffenden Reizen gelegen nachweisen und der Experimentator hat es in der Hand, durch Ver\u00e4nderungen des Reizes das Verhalten der Versuchsobjekte in h\u00f6chst exakter Weise zu bestimmen. Verfasser will also als bewegungsbestimmende Ursachen mit Recht nur diejenigen gelten lassen, die auch in der leblosen Natur als solche wirken. Kein moderner, wissenschaftlich gebildeter Psychologe wird ihm hierin widersprechen. Wenn er aber in seiner absprechenden Weise eine Polemik gegen eine Wissenschaft er\u00f6ffnet, die sich mit dem \u201eallerdings kleineren Gebiet der sogenannten psychischen Lebenserscheinungen\u201c besch\u00e4ftigt, so kann man sich dem komischen Eindruck nicht verschliefsen, als wenn er die psychischen","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nJ 22\nErscheinungen ganz aus der wissenschaftlichen Psychologie verbannen und sich an dem Nachweis \u00e4ufserer bewegungsbestimmender Ursachen gen\u00fcgen lassen m\u00f6chte, und doch ist mit dem Nachweis der \u00e4ufseren Ursache einer Bewegung noch nicht der geringste Einblick in den sie begleitenden psychischen Vorgang gethan, mag derselbe einen Namen bekommen wie er will. Gerade die schwierigste Aufgabe der Psychologie, die Aufgabe, eine Vorstellung davon zu schaffen, wie aus den einfachen mechanischen Vorg\u00e4ngen, welche durch die \u00e4ufseren Ursachen im Organismus erzeugt werden, die'F\u00fclle der subjektiven Erscheinungen entsteht, bliebe auf diese Weise v\u00f6llig unber\u00fchrt. Verwohn (Jena).\nCl. di: Bois-Reymond. Keratoskop zur Messung des Hornhautastigmatismus. Centralbl. f. pr. Augenheilk. 1890. S. 257\u2014259. (Selbstanzeige.)\nDie in derselben Art wie das PLAcmosche Keratoskop zu benutzende Scheibe tr\u00e4gt nur einen weifsen Ring mit weifsem Durchmesser. Durch Drehung der Scheibe in ihrer Ebene verlegt man den Durchmesser in die Langaxe des elliptischen Hornhautbildes und liest die Axenrichtung ab. Dann wird die Scheibe gegen den Tubus geneigt, bis die perspektivische Verk\u00fcrzung im Spiegelbildchen die Kreisform hergestellt hat und man findet auf einer zweiten vom Erfinder berechneten Teilung die Dioptrienziffer. Das Instrument soll zur schnellen und bequemen Vorprohe bei der Brillenwahl dienen.\nF. Kreyssig. Genuine totale Farbenblindheit. Ein Beitrag zur Charakteristik derselben. Mitteilungen aus der ophthalmiairischen Klinik in T\u00fcbingen, herausgegeben von Prof. Nagel. Bd. 2. Heft 3. S. 332. 1890.\nSeitdem uns Donders in den Jahren 1882 und 1884 mit seinen umfassenden, auf das gesamte damals vorhandene Material begr\u00fcndeten Charakteristiken der angeborenen totalen Farbenblindheit erfreute, ist bisher nur von dem Referenten (gemeinsam mit C. Dieterici) ein weiterer hierher geh\u00f6riger Fall genau untersucht und die durch photometrische Messungen erhaltene Helligkeitskurve des Spektrums ver\u00f6ffentlicht worden (1886) Die Resultate beider Untersuchungen stimmen v\u00f6llig \u00fcberein. Ohne auf diese Arbeiten Bezug zu nehmen, beschreibt der Verfasser der oben citierten Mitteilung seine Beobachtungen an einem weiteren ihm zur Kenntnis gelangten Falle. Alle typischen Eigent\u00fcmlichkeiten (herabgesetzte Sehsch\u00e4rfe, Lichtscheu u. s. w.) sind auch hier vorhanden. Soweit sich aus den Angaben folgern l\u00e4fst, scheint auch die Helligkeitsverteilung im Spektrum dieselbe zu sein. Leider giebt der Verfasser nicht an, ob er bei der spektroskopischen Untersuchung Sonnenoder Gaslicht benutzt hat, und ob bei der Bestimmung der Enden des Spektrums das sonst unvermeidliche diffuse Licht durch entsprechende farbige Gl\u00e4ser abgeblendet war. Vielleicht erkl\u00e4rt sich durch den Mangel dieser Vorsichtsmafsregel seine Angabe, dafs er keine Verk\u00fcrzung des Spektrums vorfand. Der Umstand, dafs Rot fast konstant als schwarz, immer aber als ganz dunkel bezeichnet wurde, scheint doch sehr f\u00fcr eine starke Verk\u00fcrzung am langwelligen Ende des Spektrums zu sprechen, welche sowohl Donders wie auch der Referent hei angeborener totaler Farbenblindheit gefunden haben.\tArthur K\u00f6nig.","page":122}],"identifier":"lit14350","issued":"1891","language":"de","pages":"120-122","startpages":"120","title":"J. Loeb: Weitere Untersuchungen \u00fcber den Heliotropismus der Tiere und seiner \u00dcbereinstimmung mit dem Heliotropismus der Pflanzen Pfl\u00fcgers Arch. XLVII, 1890, S. 391-416","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:25.127923+00:00"}