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{"created":"2022-01-31T16:14:33.128624+00:00","id":"lit14359","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer, Karl L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 125-127","fulltext":[{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n125\nden alleinigen Sitz von Abnormit\u00e4ten des Labyrinthes abgaben. Hem-mungs- oder Mifsbildungen konnten nur an der Schnecke h\u00e4ufiger nachgewiesen werden. Atrophie und Degeneration des Acusticus fand sich nur ausnahmsweise vor. Ver\u00e4nderungen des Centralnervensystems werden in den angef\u00fchrten 118 Sektionsf\u00e4llen teils gar nicht erw\u00e4hnt, teils ist die Beziehung der mitgeteilten Befunde auf die Taubheit eine sehr fragliche. Auch die von R\u00fcdinger an Taubstummen Vorgefundene sehr kleine 3. Stirnwindung der linken Seite, sowie die von Wai.dschmidt in zwei F\u00e4llen nachgewiesene rudiment\u00e4re Entwickelung der linken Insula sind, wie Mygind bemerkt, in erster Linie auf die durch Taubheit hervorgerufene Stummheit zu beziehen und als Ausdruck einer Inaktivit\u00e4ts-Atrophie anzusehen.\tUrbantschitsch (Wien).\nP. C. Larsen und Holger Mygind. Ein Fall von erworbener Taubstummheit mit Sektion. Arch. f. Ohrenheilk., Bd. XXX (1890), S. 188\u2014197.\nDie Verfasser ver\u00f6ffentlichen die Krankengeschichte eines Taubstummen, der, nachdem er anfangs ganz wie andere Kinder gleichen Alters h\u00f6ren und sprechen gekonnt, mit 2V2 Jahren nach einer heftigen Krankheit (Entz\u00fcndung der Hirnh\u00e4ute) taubstumm wurde. (Dasselbe Schicksal erlitt \u00fcbrigens kurz vorher sein einige Jahre \u00e4lterer Bruder.) Die Sektion \u2014 2 De-cennien sp\u00e4ter \u2014 ergab v\u00f6lligen Mangel der halbcirkelf\u00f6rmigen Kan\u00e4le und hochgradige Obliteration des \u00fcbrigen Labyrinthes. Dies ist um so interessanter, als die bisher in die Litteratur aufgenommenen F\u00e4lle von erworbener Taubstummheit mit Schwund des Labyrinthes bez\u00fcglich der Geschichte der Krankheit nicht v\u00f6llig einwandfrei erschienen, so dafs die meisten Autoren das Vorkommen postf\u00f6taler Verkn\u00f6cherung der Canales semicirculares \u00fcberhaupt zu bezweifeln geneigt waren. Des weiteren sind die Mitteilungen der Verfasser insofern physiologisch von grofser Wichtigkeit, als durch die vorliegende Sektion aufs neue bewiesen wird, wie v\u00f6llig irrelevant das Vorhandensein der Halbcirkelkan\u00e4le f\u00fcr die Orientierung im Raume und f\u00fcr die Koordination der Bewegungen st. Von St\u00f6rungen in dieser Beziehung wird auch in diesem Falle nicht das Geringste berichtet,\tSchaefer (Jena).\nA. M. Bloch. Exp\u00e9riences sur les sensations musculaires. Berne scientifique. 1890. Tome 45. No. 10. S. 294\u2014301.\nVerfasser weist in einem ersten Abschnitt der Abhandlung darauf hin und belegt durch Beispiele, dafs wir bei keiner Bewegung irgend ein Gef\u00fchl in den sich kontrahierenden Muskeln haben. Die eine Bewegung begleitenden Sensationen r\u00fchren ausschliefslicli von Hautreizen her. Ebensowenig werden wir uns dessen bewufst, dafs jeder koordinierten Muskelaktion nach Verlauf von 1/eo bis Vso Sekunde eine Kontraktion der Antagonisten, sowie auch gewisser Hilfsmuskeln folgt. Beabsichtigt man z. B. zwischen den Z\u00e4hnen der rechten Seite einen harten Gegenstand zu zerbeifsen, so kontrahiert sich stets auch, selbst wider Willen, der linke Masseter mit. [Zu derartigen sekund\u00e4ren Kontraktionen werden \u00fcbrigens nach der Ansicht des Verfassers nicht blofs die n\u00e4chsten Nachbarmuskeln, sondern alle K\u00f6rpermuskeln insgesamt","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nLitter aturbericht.\nmit herangezogen.] \u2014 Zu Versuchen \u00fcber die Sch\u00e4tzung der r\u00e4umlichen Ausdehnung von Bewegungen wurde folgende Methode gew\u00e4hlt. In genau symmetrischer Lage zum aufrechtstehenden Beobachter wurden rechts und links zwei vertikale, vorn in der Medianebene unter einem Winkel von ca. 80\u00b0 zusammenstofsende, grofse Papierbogen aufgestellt. Sie waren auf eine feste Unterlage geklebt und in quadratische Felder eingeteilt. Es war nun die Aufgabe, bei geschlossenen Augen gleichzeitig rechts und links zwei symmetrische Punkte mittelst eines St\u00fcckchens Zeichenkohle zu fixieren. Als Resultat ergab sich, dafs die Fehler am geringsten waren beim Punktieren in der H\u00f6he der Augen und bei m\u00f6glichst geringem Abstande des Experimentators. Hebt man die Arme nach einander, so ist die Schwierigkeit, den symmetrischen Punkt zu finden, eine bedeutend gr\u00f6fsere, und die Fehlergr\u00f6fse w\u00e4chst mit der Pause zwischen beiden Bewegungen. Die begangenen Irrt\u00fcmer werden andererseits nicht gr\u00f6fser, wenn der erste Arm passiv von einem Assistenten gehoben, oder die zur Hebung n\u00f6tige Kontraktionsgr\u00f6fse durch Gewichtszug ver\u00e4ndert wird. Daraus folgert Verfasser, dafs die Vorstellung von Art und Gr\u00f6fse der vollf\u00fchrten Bewegung in keiner Weise von den Kontraktionsvorg\u00e4ngen in der bewegenden Muskulatur abh\u00e4ngt. Dieser Schlufs scheint \u00fcbereilt. Denn bei jeder passiven Bewegung werden die sonst zur aktiven Vollf\u00fchrung derselben dienenden Muskeln erschlaffen, weil ihre Ansatzpunkte einander gen\u00e4hert werden und die Antagonisten entsprechend \u00fcber ihre gew\u00f6hnliche L\u00e4nge in der Ruhelage gedehnt. Es findet also in den zuletzt erw\u00e4hnten Versuchen des Verfassers immer noch eine Summe von Spannungs\u00e4nderungen innerhalb der Muskulatur statt, die hinreicht, um Bewegungs- resp. Lageempfindungen ausl\u00f6sen zu k\u00f6nnen. [Vgl. des Ref. Ausf\u00fchrungen \u00fcber \u201eDie Wahrnehmung eigener passiver Bewegungen durch den Muskelsinn.\u201c Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. 41. S. 566 ff] Verfasser stellte des weiteren den Versuch an, zwischen Daumen und Zeigefinger einer Hand eine gewisse Anzahl Bl\u00e4tter eines aufgeschlagenen Buches fassend, mit den n\u00e4mlichen Fingern der anderen Hand m\u00f6glichst dieselbe Zahl zu treffen. Dabei stellte sich als wichtigstes Ergebnis heraus, dafs die Distanz zwischen Daumen und Zeigefinger der im t\u00e4glichen Leben ge\u00fcbteren Hand, also meist der rechten, in der Regel \u00fcbersch\u00e4tzt wird. \u2014 Der Beginn einer Willk\u00fcrbewegung entzieht sich v\u00f6llig unserem Bewufstsein: \u201eLa contraction devance toujours le moment, o\u00f9 nous croyons la faire.\u201c \u2014 Die Sch\u00e4tzung gehobener Gewichte ist zum Theil eine Funktion von Muskelempfindungen \u2014 den Ausdruck \u201eMuskelsinn\u201c lehnt Verfasser ausdr\u00fccklich ab \u2014, zum Theil eine solche des \u201eBer\u00fchrungssinnes.\u201c Beide Faktoren werden zun\u00e4chst zusammen, dann getrennt untersucht. Zu ersterem Zwecke wurde eine horizontal befestigte r\u00f6mische Schnellwaage an ihrem k\u00fcrzeren Arm belastet und dann durch Auflegen des Fingers auf wechselnde Stellen des l\u00e4ngeren im Gleichgewicht gehalten. Durch Hinundherschieben des Fingers wurde dann die Strecke ermittelt, innerhalb welcher die zum Aequilibrieren n\u00f6tigen Druckgr\u00f6fsen nicht als verschieden erkannt wurden. Die Strecke variierte in den verschiedenen Versuchsreihen zwischen 4 und 14c\u2122. Zur Elimination der Muskel-","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"L itteraturbei icht.\n127\nSensationen wurde \u00fcber dem horizontalen Waagebalken eine parallele Leiste im Abstande der Dicke des Fingers angebracht. Indem so letzterer durch jene gehalten wurde, ward ein Muskelzug zu seiner Fixierung \u00fcberfl\u00fcssig. Zur Ausschaltung des Ber\u00fchrungssinnes wurde der Finger durch festes Umschn\u00fcren an\u00e4sthetisch gemacht. Die gefundenen Zahlen und Tabellen sind im Original nachzusehen.\tSchaefer (Jena).\nR. v. Krafft-Ebino. \u00dcber das Zustandekommen der Wollustempfindung und deren Mangel (Anaphrodisie) beim sexuellen Akt. \u2014 Internat. Centralbl. f. d. Physiol, u. Pathol, d. Harn- u. Sexualorgane. Bd. II (1890), S. 94\u2014106.\nDas Zustandekommen des Wollustgef\u00fchles, \u201eselbstverst\u00e4ndlich eine psychische Leistung der Hirnrinde\u201c, wird nach des Verfassers Ansicht \u201edurch reflektorisch angeregte Muskelkontraktionen auf der H\u00f6he des sexuellen Aktes ausgel\u00f6st.\u201c Es mag dahingestellt bleiben, ob diese Annahme Anspruch auf unanfechtbare Richtigkeit hat; das aber ist allerdings unzweifelhaft, dafs das Eintreten und die Intensit\u00e4t des Wollustgef\u00fchles \u201eabh\u00e4ngig von Grad und Art der Anspruchsf\u00e4higkeit des kortikalen Centrums\u201c ist. Die Umst\u00e4nde nun, von denen diese Anspruchsf\u00e4higkeit abh\u00e4ngt, sind wesentlich folgende. 1) Der physiologische Zustand der Generationsorgane. Je gef\u00fcllter die Samenheh\u00e4lter und je k\u00fcrzer die Frist seit der letzten oder bis zur n\u00e4chsten Menstruation, um so heftiger sind Libido und Wollustgef\u00fchl. 2) Psychische Einfl\u00fcsse verschiedener Art. Furcht vor Ansteckung bei Benutzung Prostituierter ; vor m\u00f6glichem Eintritt einer Gravidit\u00e4t der Konsors, oder mangelnde Zuneigung k\u00f6nnen trotz Samenergusses den Eintritt des Wollustgef\u00fchls hindern; zuweilen sind \u00fcberhaupt nur perverse Akte im st\u00e4nde, dieses hervorzurufen. Im allgemeinen sind indessen derartige Vorkommnisse bei M\u00e4nnern aufserordentlich viel weniger h\u00e4ufig als bei weiblichen Individuen, bei welchen nicht so selten der volle Genufs des Geschlechtsaktes das ganze Leben hindurch nicht eintritt, oder doch erst nach l\u00e4ngere Zeit regelm\u00e4fsig ausge\u00fcbtem sexuellen Verkehr. Das spinale \u201eEjakulationscentrum\u201c des Weibes, von dem aus jene m\u00e4chtigen Kontraktionen des Genitalschlauches mit konsekutiver Auspressung von Schleim in Scene gesetzt werden, welche Verfasser als die Impulse zur Ausl\u00f6sung der Wollustempfindung ansieht, ist einmal (vielleicht in etwas mit auf Grund der Erziehung) weit weniger anspruchsf\u00e4hig, als das analoge Centrum des Mannes. Dann d\u00fcrften aber auch inhibitorische Einfl\u00fcsse seitens der Hirnrinde eine grofse Rolle spielen. Gelingt es doch einzelnen Frauen nach Belieben, bei bestimmten Personen oder Gelegenheiten das Wollustgef\u00fchl zu voller H\u00f6he aufkommen zu lassen und bei anderen es ganz zu unterdr\u00fccken. Andererseits kann 3) bei beiden Geschlechtern das Ausbleiben des normalen Wollustgef\u00fchles nat\u00fcrlich auch in mangelhaftem Funktionieren des Nervenapparates, sei es des spinalen Ejakulationscentrums, sei es der peripheren Nervenendigungen, seinen Grund haben. Eine Reihe klinischer Beobachtungen spricht daf\u00fcr, dafs sowohl beim m\u00e4nnlichen wie beim weiblichen Geschlecht Masturbation zum dauernden Ausbleiben des Wollustgef\u00fchles bei Aus-","page":127}],"identifier":"lit14359","issued":"1891","language":"de","pages":"125-127","startpages":"125","title":"A. M. Bloch: Exp\u00e9riences sur les sensations musculaires. Revue scientifique 1890, Tome 45, No. 10, S. 294-301","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:33.128630+00:00"}