Open Access
{"created":"2022-01-31T16:14:21.196303+00:00","id":"lit14361","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer, Karl L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 127-128","fulltext":[{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"L itteraturbei icht.\n127\nSensationen wurde \u00fcber dem horizontalen Waagebalken eine parallele Leiste im Abstande der Dicke des Fingers angebracht. Indem so letzterer durch jene gehalten wurde, ward ein Muskelzug zu seiner Fixierung \u00fcberfl\u00fcssig. Zur Ausschaltung des Ber\u00fchrungssinnes wurde der Finger durch festes Umschn\u00fcren an\u00e4sthetisch gemacht. Die gefundenen Zahlen und Tabellen sind im Original nachzusehen.\tSchaefer (Jena).\nR. v. Krafft-Ebing. \u00dcber das Zustandekommen der Wollustempfindung und deren Mangel (Anaphrodisie) beim sexuellen Akt. \u2014 Internat. Centralbl. f. d. Physiol, u. Pathol, d. Harn- u. Sexualorgane. Bd. II (1890), S. 94\u2014106.\nDas Zustandekommen des Wollustgef\u00fchles, \u201eselbstverst\u00e4ndlich eine psychische Leistung der Hirnrinde\u201c, wird nach des Verfassers Ansicht \u201edurch reflektorisch angeregte Muskelkontraktionen auf der H\u00f6he des sexuellen Aktes ausgel\u00f6st.\u201c Es mag dahingestellt bleiben, ob diese Annahme Anspruch auf unanfechtbare Richtigkeit hat; das aber ist allerdings unzweifelhaft, dafs das Eintreten und die Intensit\u00e4t des Wollustgef\u00fchles \u201eabh\u00e4ngig von Grad und Art der Anspruchsf\u00e4higkeit des kortikalen Centrums\u201c ist. Die Umst\u00e4nde nun, von denen diese Anspruchsf\u00e4higkeit abh\u00e4ngt, sind wesentlich folgende. 1) Der physiologische Zustand der Generationsorgane. Je gef\u00fcllter die Samenbeh\u00e4lter und je k\u00fcrzer die Frist seit der letzten oder bis zur n\u00e4chsten Menstruation, um so heftiger sind Libido und Wollustgef\u00fchl. 2) Psychische Einfl\u00fcsse verschiedener Art. Furcht vor Ansteckung bei Benutzung Prostituierter ; vor m\u00f6glichem Eintritt einer Gravidit\u00e4t der Konsors, oder mangelnde Zuneigung k\u00f6nnen trotz Samenergusses den Eintritt des Wollustgef\u00fchls hindern; zuweilen sind \u00fcberhaupt nur perverse Akte im st\u00e4nde, dieses hervorzurufen. Im allgemeinen sind indessen derartige Vorkommnisse bei M\u00e4nnern aufserordentlich viel weniger h\u00e4ufig als bei weiblichen Individuen, bei welchen nicht so selten der volle Genufs des Geschlechtsaktes das ganze Leben hindurch nicht eintritt, oder doch erst nach l\u00e4ngere Zeit regelm\u00e4fsig ausge\u00fcbtem sexuellen Verkehr. Das spinale \u201eEjakulationscentrum\u201c des Weihes, von dem aus jene m\u00e4chtigen Kontraktionen des Genitalschlauches mit konsekutiver Auspressung von Schleim in Scene gesetzt werden, welche Verfasser als die Impulse zur Ausl\u00f6sung der Wollustempfindung ansieht, ist einmal (vielleicht in etwas mit auf Grund der Erziehung) weit weniger anspruchsf\u00e4hig, als das analoge Centrum des Mannes. Dann d\u00fcrften aber auch inhibitorische Einfl\u00fcsse seitens der Hirnrinde eine grofse Rolle spielen. Gelingt es doch einzelnen Frauen nach Belieben, bei bestimmten Personen oder Gelegenheiten das Wollustgef\u00fchl zu voller H\u00f6he aufkommen zu lassen und bei anderen es ganz zu unterdr\u00fccken. Andererseits kann 3) bei beiden Geschlechtern das Ausbleiben des normalen Wollustgef\u00fchles nat\u00fcrlich auch in mangelhaftem Funktionieren des Nervenapparates, sei es des spinalen Ejakulationscentrums, sei es der peripheren Nervenendigungen, seinen Grund haben. Eine Reihe klinischer Beobachtungen spricht daf\u00fcr, dafs sowohl beim m\u00e4nnlichen wie beim weiblichen Geschlecht Masturbation zum dauernden Ausbleiben des Wollustgef\u00fchles bei Aus-","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nLitteraturbericht.\n\u00dcbung des nat\u00fcrlichen Geschlechtsaktes f\u00fchrt, w\u00e4hrend es bei dem masturbatorischen in vollem Mafse auftritt. Auch Aspermie und Erkrankungen des peripheren Genitalapparates k\u00f6nnen beim Manne dazu f\u00fchren, dafs trotz starker Libido keine Wollustempfindung eintritt. Letztere ist an das Vorhandensein von Sperma und dessen Ejakulation gebunden. Sie erlischt demgem\u00e4fs nach der Kastration und jedenfalls fr\u00fcher als die Libido. Beim Weibe findet gerade das Gegenteil statt. \u2014 Bleibt fortgesetzt beim Weibe das Wollustgef\u00fchl auf der H\u00f6he des Aktes aus, so wird niemals so rasch wie normal das Erektions- und Ejakulationscentrum funktionell aufser Th\u00e4tigkeit gesetzt; die Hyper\u00e4mie und Beizung der beteiligten Organe bleiben bestehen und Frauenleiden wie Neurasthenie k\u00f6nnen die Folge sein.\tSchaefer (Jena).\nA. Peter. Ein Beitrag zur Lehre von der kontr\u00e4ren Sexualempfindung.\nM\u00fcnchen, med. Wochenschr. 1890. No. 23.\nKampflust und Mordgier sind in der ganzen Tierreihe so \u00fcber wiegend ein Attribut des m\u00e4nnlichen Geschlechtes, dafs ein engster Zusammenhang dieser Seite m\u00e4nnlicher Neigungen mit der rein sexuellen wohl aufser Frage steht. Die beiden Krankheitsberichte des Verfassers, die wir einem Beferat d. \u201eInternat. Centralbl. f\u00fcr Physiol, u. Pathol, der Harn-und Sexualorgane\u201c entnehmen, sind in dieser Beziehung von besonderem Interesse. In dem ersten Falle wurden Zust\u00e4nde h\u00f6chster sexueller Erregung durch den Anblick von Kampfscenen, selbst gemalten, ausgel\u00f6st: in dem anderen durch grausame Qu\u00e4lereien kleiner Tiere. Weder hier noch dort bestand Neigung zum anderen Geschlechte. \u2014 Beferent selbst glaubt \u00fcbrigens auf Grund einwandfreier Beobachtungen konstatieren zu d\u00fcrfen, dafs auch bei psychisch und sexuell vollkommen gesunden m\u00e4nnlichen Personen die ersten dunklen und unverstandenen Vorboten sexueller Begungen durch die Lekt\u00fcre aufregender Jagd- und Kampfscenen ausgel\u00f6st werden k\u00f6nnen, resp. in unbewufstem Drange nach einer Art Befriedigung zu kriegerischen Knabenspielen (Bingk\u00e4mpfen) Veranlassung geben, in denen ja auch der Fundamentaltrieb des Geschlechtslebens nach m\u00f6glichst extensiver und intensiver Ber\u00fchrung des Partners mit dem mehr oder weniger deutlichen Hintergedanken der \u00dcberw\u00e4ltigung zum Ausdruck kommt.\tSchaefer (Jena).\nL. Mauthner. Pathologie und Physiologie des Schlafes. Wien. med. Wochenschrift 1890. Nr. 23-28.\nNach der Ansicht des Verfassers ist das Wesen des Schlafes unabh\u00e4ngig von der Sistierung der Funktion der Hirnrinde. W\u00e4hrend eine St\u00f6rung der letzteren die als Ohnmacht, Coma, Scheintod bezeichneten Zust\u00e4nde hervorruft, besteht das Wesen des Schlafs in einer Aufhebung der Leitung sowohl innerhalb der centripetalen wie der centrifugalen Leitungsbahn. Bez\u00fcglich der Unterbrechung der centripetalen Bahn f\u00fchrt Verfasser zur Begr\u00fcndung an, dafs einerseits die peripherischen Apparate fungieren, wie die Beflexe zeigen, andrerseits auch die centralen th\u00e4tig sind, wie aus der Thatsache des Tr\u00e4umens hervorgehe. Da dennoch die peripherischen Beize nicht zum Bewufstwerden gelangen,","page":128}],"identifier":"lit14361","issued":"1891","language":"de","pages":"127-128","startpages":"127","title":"R. v. Krafft-Ebing: \u00dcber das Zustandekommen der Wollustempfindung und deren Mangel (Anaphrodisie) beim sexuellen Akt","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:21.196308+00:00"}