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{"created":"2022-01-31T14:12:34.976064+00:00","id":"lit14381","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 223-224","fulltext":[{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n223\n\u25a0der Grofshirnrinde existiert, 2) dafs eine Erzeugung der phonetischen Punktion durch elektrische Beizung weder von der Kehlkopfstelle, noch von der Zungen- und Mundregion regelm\u00e4fsig, sondern nur \u00e4ufserst selten und ausnahmsweise zu bewerkstelligen ist, 3) dafs ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Kehlkopf- und Zungen- resp. Mundregion nicht besteht, dafs es jedoch nur einer m\u00e4fsigen Keizverst\u00e4rkung bedarf, um den Kehlkopf sekund\u00e4r an den Bewegungen der Zunge und der Lippen teilnehmen zu lassen und dafs 4) unter gleichen Verh\u00e4ltnissen und bei gleichen Reizst\u00e4rken eine Beteiligung der Zungen- und Mundbewegungen an denjenigen des Kehlkopfes nicht stattfindet.\nPeretti (Bonn).\nSemok und Horsley. \u00dcber die centrale motorische Innervation des Kehlkopfes. Berl. Min. Wochenschrift. 1890. Nr. 4 u. 7.\nAnl\u00e4fslich einer Priorit\u00e4tsstreitigkeit mit Krause ver\u00f6ffentlichen Verfasser ihre vorl\u00e4ufige Mitteilung \u00fcber das genannte Thema aus dem British Medical Journal in w\u00f6rtlicher \u00dcbersetzung auch in der Berlin, klin. Wochenschrift.\nDie Schl\u00fcsse, zu denen sie bei ihren Versuchen gekommen waren, sind folgende :\n1.\tEs befindet sich in jeder Grofshirnhemisph\u00e4re ein Gebiet f\u00fcr die doppelseitige Kepr\u00e4sentation der Adduktions bewegungen der Stimmb\u00e4nder, welches beim Affen eben nach hinten von dem unteren Ende des Sulcus praecentralis an der Basis der dritten Stirnwindung, und bei den Karnivoren in Gyrus praecrucialis und dem benachbarten Gyrus gelegen ist. Dieses Gebiet hat einen Focus intensivster Repr\u00e4sentation in der vorderen H\u00e4lfte des unteren Endes der aufsteigenden Stirnwindung.\nReizung dieser Stelle bewirkt vollst\u00e4ndige, doppelseitige Adduktion der Stimmb\u00e4nder, welche so lange anh\u00e4lt, als die Reizung dauert. Wird letztere jedoch \u00fcberm\u00e4fsig fortgesetzt, so \u00fcberwindet das \u201ebesoin de respirer\u201c den Einflufs des k\u00fcnstlichen Reizes und bewirkt eine zwar nur momentane, aber kr\u00e4ftige Ausw\u00e4rtsbewegung der Stimmb\u00e4nder. Reizung der mehr peripher gelegenen Teile des Gebietes bewirkt weniger und weniger vollkommene Einw\u00e4rtsbewegungen, je mehr man sich nach aufsen von dem Focus entfernt, und wird der \u00e4ufserste Rand des Gebietes gereizt, so treten die Stimmb\u00e4nder nur noch in die sogenannte \u201eKadaverstellung\u201c. Diese Befunde gelten f\u00fcr Affe, Hund und Kaninchen, bei der Katze wurden abweichende, bis jetst noch nicht zu erkl\u00e4rende Verh\u00e4ltnisse beobachtet.\n2.\tEs ist nicht m\u00f6glich gewesen, in der Hirnrinde ein Gebiet f\u00fcr die Abduktionsbewegungen der Stimmb\u00e4nder zu finden.\n3.\tWenn eines der beiden Rindengebiete f\u00fcr die Adduktion der Stimmb\u00e4nder so vollst\u00e4ndig exstirpiert wird, dafs Reizung der Nachbarschaft der Wunde keine Wirkung auf den Kehlkopf erzielt, und wenn man die Wunde aseptisch heilen l\u00e4fst, so wird keine L\u00e4hmung der Stimmb\u00e4nder beobachtet. Ferner wird, wenn sp\u00e4ter das korrespondierende Gebiet in der anderen Hemisph\u00e4re gereizt wird, eine genau so vollst\u00e4ndige, doppelseitige Adduktion der Stimmb\u00e4nder erzielt, als ob das gegen\u00fcberliegende Gebiet intakt w\u00e4re.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie II.\n15","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nLitteraturberichi.\nAus diesen Thatsachen l\u00e4fst sich schliefsen, dafs einseitige Reizung doppelseitige Wirkung und einseitige Zerst\u00f6rung keine Wirkung^ hervorbringt.\n4.\tEs wurde beobachtet, dafs bei sehr kr\u00e4ftiger oder lange fortgesetzter Reizung des phonatorischen Rindengebietes echte Epilepsie der Stimmb\u00e4nder eintritt, welche sich allm\u00e4hlich auf die benachbarten Muskeln des Gesichts, Halses, Kopfes und der oberen Extremit\u00e4ten ausbreitet. Hieraus l\u00e4fst sich folgern, dafs der epileptische Schrei nicht, wie man so lange geglaubt hat, das Resultat einer in erster Linie medull\u00e4ren Entladung ist, sondern vielmehr ein Stadium in der popul\u00e4r als \u201eepileptischer Anfall\u201c hezeichneten Rindenerregung darstellt.\n5.\tW\u00e4hrend die Verfasser ein so genau specialisiertes Gebiet f\u00fcr die Repr\u00e4sentation der Adduktion der Stimmb\u00e4nder in der Hirnrinde fanden und kein korrespondierendes Gebiet f\u00fcr die Abduktion in derselben Region, fanden sie andererseits, dafs direkte Erregung des Access\u00f6rius-kerns in der Medulla oblongata ausnahmslos Abduktion der Stimmb\u00e4nder bewirkt.\nEie gewonnenen Resultate stehen in vollst\u00e4ndiger Harmonie mit den neuesten Ansichten \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Rindencentren zu den niedrigsten Centren. Denn die Experimente der Verfasser zeigten, dafs die Repr\u00e4sentation der Kehlkopfbewegungen in der Hirnrinde durchaus den dem Willenseinflufs unterworfenen, zweckbewufsten Theil derselben umfafst, da sie der Einw\u00e4rtsbewegungen der Stimmb\u00e4nder oder mit anderen Worten der Phonation dient, w\u00e4hrend andererseits die bulb\u00e4re Repr\u00e4sensation des Kehlkopfs ebenso ausschliefslich f\u00fcr die sogenannten automatischen Prozesse des organischen Lebens, n\u00e4mlich f\u00fcr die Ausw\u00e4r tsbewegung der Stimmb\u00e4nder, die Inspiration, bestimmt ist.\tPeretti (Bonn).\nSemon und Horsley. An experimental investigation of the central motor innervation of the larynx. Philosophical transactions of the Loyal Society of London. Vol. 181 (1890). B. S. 187-211.\nDiese Ver\u00f6ffentlichung enth\u00e4lt die in dem vorhin referierten Aufsatz versprochene ausf\u00fchrliche Darstellung der Methode und der Resultate der Versuche \u00fcber die Centren f\u00fcr die Kehlkopfbewegungen. Den Resultaten w\u00e4ren nur folgende wenige Punkte hinzuzuf\u00fcgen: In der Rinde und zwar oberhalb und nach vorn von dem Centrum der Phonation existiert eine Stelle, deren Reizung Acceleration der respiratorischen Bewegungen des Kehlkopfes herbeif\u00fchrt ; ferner l\u00e4fst sich im Gegensatz zu den anderen Versuchstieren bei der Katze auch ein eigenes Abduktionscentrum in der Hirnrinde nachweisen. In der Medulla oblong, findet sich beiderseits ein kleines Centrum f\u00fcr doppelseitigen Glottisschlufs und nach aufsen von diesem ein kleiner Bezirk, dessen Reizung einseitige Adduktion des Stimmhandes der gleichen Seite bewirkt. Peretti (Bonn).","page":224}],"identifier":"lit14381","issued":"1891","language":"de","pages":"223-224","startpages":"223","title":"Semon und Horsley: \u00dcber die centrale motorische Innervation des Kehlkopfes. Berl. klin. Wochenschrift. 1890, Nr. 4 u. 7","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:12:34.976070+00:00"}