Open Access
{"created":"2022-01-31T16:10:14.974810+00:00","id":"lit14385","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer, Karl L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 227-229","fulltext":[{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Littera turbericht.\n227\nGruppen: eine mit vollst\u00e4ndiger Durchkreuzung, repr\u00e4sentiert durch die Einhufer, die Zweihufer und einen Teil der Nager; und eine mit partieller, zu der die anderen Nager, die Raubtiere, die Affen und der Mensch geh\u00f6ren. Auch in diesem Teil der Wirbeltierreihe best\u00e4tigt sich das Gestz, dafs totale Opticuskreuzung mit vollkommener Trennung der Pupillar-reflexbahnen vergesellschaftet ist: die konsensuelle Reaktion fehlt der ersten Gruppe. Zwischen dieser und der zweiten steht das Kaninchen, welches trotz partieller Kreuzung nur direkte (einseitige) Reaktion aufweist. Diese Beobachtung l\u00e4fst sich mit obigem Gesetz sehr gut in Einklang bringen durch die aus mehreren Gr\u00fcnden gerechtfertigte Annahme, dafs nur Sehfasern, aber keine Pupillarfasern den ungekreuzten Teil des Kaninchenopticus zusammensetzen, in Bezug auf die Irisreflexe also noch v\u00f6llige Kreuzung vorliegt. Erst bei h\u00f6heren Ordnungen (von den Raubtieren aufw\u00e4rts) beteiligen sich auch Pupillarbahnen an der Bildung des ungekreuzten B\u00fcndels, und dementsprechend stellt sich konsensuelle Reaktion ein. Hinsichtlich des Grades der letzteren konstatiert Verfasser, dafs die konsensuelle Pupillen Verengerung des verdunkelten Auges genau gleich der direkten des belichteten ist. Es besteht also mit anderen Worten, auch bei ungleich intensiver Bestrahlung beiderseits gleiche Pupillenweite.\tSchaefer.\nL. Hermann. Phonophotographische Untersuchungen. 3 Teile. Pfl\u00fcgers\nArchiv f. d. gcs. Physiologie, Bd. 45. S. 582\u2014592; Bd. 47. S. 44\u201453;\nS. 347\u2014391.\nDie Einmischung der eigenen Tr\u00e4gheitsschwingungen des angesungenen resp. angesprochenen K\u00f6rpers und die Eigenschwingungen etc. des schreibenden Hebels sind immer die wesentlichsten Hindernisse exakter Aufzeichnungen von Stimm- und Sprachlauten gewesen. Zu ihrer Beseitigung bedient sich Verfasser der Photographie. Seine phonophotographische Methode ist in ihren Grundz\u00fcgen folgende. Als Material zu der durch Vermittelung eines Mundst\u00fcckes angesungenen Membran diente Eisenblech, Glas, Glimmer, Holz und anderes. Je steifer die Membran, desto besser die Resultate; weshalb auch ausnahmslos noch eine besondere D\u00e4mpfungsvorrichtung in Anwendung kam. Indessen ist \u201eselbst bei den geeignetsten Membranen ein gewisser Einflufs der Membran auf das Photogramm unverkennbar.\u201c Darum wurden nur aus solchen Eigenschaften der Vokalkurven \u00fcberhaupt Schl\u00fcsse gezogen, welche konstant von allen den verschiedenen Membranen gewonnen wurden. Die R\u00fcckseite der Membran tr\u00e4gt nun ein kleines d\u00fcnnes Spiegelchen, dergestalt befestigt, dafs die Membranschwingungen nur Vibrationen desselben um die Vertikalaxe ausl\u00f6sen. Eine elektrische Lampe wird alsdann so aufgestellt, dafs ihr Licht durch einen feinen vertikalen Spalt (und durch eine Konvexlinse) auf den Spiegel f\u00e4llt, welcher seinerseits den empfangenen Lichtstreifen auf eine schwarze Blechplatte reflektiert, die einen genau horizontalen Spalt besitzt, so dafs sie das Licht also nur in Form eines Punktes durchl\u00e4fst. Dieser Lichtpunkt trifft den horizontal gestellten, mit empfindlichstem Brom-","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLitteraturbericht.\nSilberpapier bezogenen Cylinder eines BAi/rzAitschen Kymographion. Soll die Kurve, welche nun auf diese Weise photographisch gewonnen wird, sobald der Cylinder rotiert und die angesungene Membran durch Vermittelung des Spiegels den Lichtpunkt in horizontaler Richtung hin und her schwingen l\u00e4fst, ganz fehlerlos sein, so m\u00fcssen Ersch\u00fctterungen der Lampe und des Cylinders vor allem vermieden werden. Die subtilen Vorsichtsmafsregeln, welche Verf. in dieser Richtung getroffen, sowie die Details der Versuchsanordnung m\u00fcssen im Original, das eine sehr ausf\u00fchrliche Beschreibung giebt, nachgelesen werden. \u2014 Die Messung der Ordinaten geschah unter 20faeher Vergr\u00f6fserung mit Hilfe eines mikrometrischen Objekttisches und dazu geh\u00f6rigen Mikroskopes. F\u00fcr A\u20140\u2014U wurden 40 Ordinaten als gen\u00fcgend erachtet. Die auf die Ordinatenausmessung sich aufbauende Berechnung der Partialt\u00f6ne ward nach der \u00fcblichen Methode, jedoch unter Anwendung einiger abk\u00fcrzender Kunstgriffe ausgef\u00fchrt. Die Analyse lieferte das Ergebnis, dafs alle Vokale durch einen spezifischen Ton von absoluter Tonh\u00f6he charakterisiert sind. Insofern best\u00e4tigte sich die HEi.MHOLTZsche Vokaltheorie in der Hauptsache, doch findet Verf. durchg\u00e4ngig nur einen charakteristischen \u201eMundton\u201c f\u00fcr jeden Vokal. Derselbe liegt f\u00fcr A zwischen e* und gis* ; f\u00fcr E zwischen h3 und c4; f\u00fcr J zwischen dl und y4; f\u00fcr 0 zwischen d- und es; f\u00fcr U zwischen cs und d\u2018\\ Diese charakteristischen T\u00f6ne dr\u00fccken sich nun in den Kurven \u201emit solcher Deutlichkeit unmittelbar aus\u201c, dafs der Gedanke nahe lag, sie \u201eunmittelbar durch Ausmessung des Verh\u00e4ltnisses zwischen der Dauer der charakteristischen Schwingung und der ganzen Periode auszumitteln.\u201c Durch eine solche \u201eProportionalausmessung\u201c wird also die trotz der oben angedeuteten Erleichterung immer noch sehr umst\u00e4ndliche FouRiERSche Analyse unn\u00f6tig. Bei dem Vokal E gen\u00fcgte sogar einfaches Ausz\u00e4hlen. (\u201eEnth\u00e4lt z. B. eine E-Kurve auf die Note H 16 kleine gleich lange Schwingungen, so ist offenbar der entsprechende Ton der 16. Partialton (15. Oberton) von H, d. h. A3.\u201c) Die Proportionalausmessung liefert \u00fcberdies eine weit bessere Charakteristik der Vokalkurve als die FouRiERSche Analyse, da, \u201ewenn der charakteristische Ton ein unharmonischer ist, wie es in der grofsen Mehrzahl der Kurven in der That der Fall ist, dieser Ton durch die Analyse gar nicht zum Vorschein kommen kann, weil dieselbe nur harmonische Partialt\u00f6ne als Komponenten ergeben kann.\u201c \u2014 Die Vokalkurven des Verf. unterscheiden sich derart wesentlich von allen fr\u00fcheren, dafs ein Beweis f\u00fcr die v\u00f6llig naturgetreue Wiedergabe der Vokale durch dieselben n\u00f6tig schien. H. erreichte dies mit Hilfe des neuen EmNSONSchen Phonographen. Er sang eine grofse Zahl von Vokalen gegen einen solchen und dann wurden die Schwingungen der H\u00f6rplatte, w\u00e4hrend gleichzeitig das Ohr die treue Wiedergabe der Vokale kontro-lierte, phonophotographisch aufgenommen. Die Resultate zeigten eine erfreuliche \u00dcbereinstimmung mit den Untersuchungsphonogrammen; so dafs wenigstens die wesentlichsten Charakteristika der Vokale durch diese wirklich naturgetreu zum Ausdruck gelangt sind. \u2014 Zum Schl\u00fcsse der umfangreichen Abhandlung giebt Verf. eine eingehende Darstellung der Beziehungen seiner Ergebnisse zu den bisherigen Vokaltheorien.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n229\nWie schon angedeutet, f\u00fchrt die Auslegung der Phonophotogramme zu-einer Best\u00e4tigung der \u00dcEi.MHOLTZSchen Theorie, derzufolge die Vokale durch T\u00f6ne von absoluter H\u00f6he charakterisiert sind. Es ist dies aber in einer Weise der Pall, welche Veranlassung bietet zur Aufstellung einer neuen Vokaltheorie: \u201eA ist . . . bei mir nur ein intermittierender oder oscillierender Mundton f2; erfolgt die Oscillation 131 mal in der Sekunde, so hat das A die Note c. Das Wesentliche des Vokals w\u00e4re nach meinen Ver suc h en ein intermittierendes oder oscillierendes Anblasen des Mundtones durch die\nStimme. Wenigstens gen\u00fcgt dies zur Charakteristik des Vokals.......\nWelchen Einflufs Stimmklang und sonstige Eigenschaften des S\u00e4ngers auf seine Vokalproduktion haben, steht erst in zweiter Linie.\u201c Als gr\u00f6fste Schwierigkeit gegen seine neue Theorie erkennt Verfasser den Umstand, \u201edafs wir beim Singen eines Vokals auf die Note c den Ton c bei weitem am st\u00e4rksten h\u00f6ren, w\u00e4hrend er bei der FouRiERSchen Analyse des Phonogramms so gut wie vollkommen fehlt.\u201c Seine Darstellung der Vokale sei aber leicht verst\u00e4ndlich, \u201ewenn das Ohr jede Art von Periodik mit einer Tonempfindung beantwortete, also auch das schwebungsartige Intermittieren eines Tones als einen Ton von der Schwingungszahl des Intermittierens h\u00f6rte.\u201c Dafs letzteres wirklich der Pall, daf\u00fcr sprechen unter anderem auch des Verfassers erfolgreiche Versuche, mittelst einer der neuen Vokaltheorie genau entsprechenden Methode k\u00fcnstliche Vokale zu erzeugen.\nGegen Art und Resultate der im Vorstehenden referierten Untersuchung Wendet sich nun auf das Entschiedenste ein Aufsatz von\nH. Pipping: Nachtrag zur Klangfarbe der gesungenen Vokale. Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. XXVII. N. F. IX. S. 433\u2014438.\nIn f\u00fcnffacher Beweisf\u00fchrung wird zun\u00e4chst f\u00fcr die Unm\u00f6glichkeit \u2022des Vorkommens unharmonischer Teilt\u00f6ne im Vokalklang plaidiert. Die Proportionalausmessung wird als verfehlt bezeichnet; die Vokalsynthesen als nicht geeignet Hermanns Theorie zu st\u00fctzen. Aufserdem wird die Korrektheit der Kurven, abgesehen davon, dafs sie an Eleganz hinter denen des HENSENSchen Sprachzeichners1 zur\u00fcckstehen, durch die von H. selbst zugegebene Einmischung der Membranbeschaffenheit nachteilig beeinflufst. Kurz, die neue Vokaltheorie mufs, wie Hensen sich in jeine r Anmerkung zu Pippings Ausf\u00fchrungen ausdr\u00fcckt, f\u00fcr irrig und irref\u00fchrend gehalten werden.\tSchaefer (Jena).\nL. Hermann. Bemerkungen zur Vokalfrage. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol, Bd. 48, S. 181\u2014194.\nVerfasser erwidert auf die im Vorstehenden referierten sachlichen Einw\u00e4nde Pippings gegen seine neue Vokaltheorie, dafs dieselben s\u00e4mtlich einem physikalischen und einem mathematischen Mifsverst\u00e4ndnis entspringen. Erstens ist es nicht gerechtfertigt, die Abwesenheit unhar\n1 Vgl. das Referat \u00fcber Pippings Untersuchung: Zur Klangfarbe der\ngesungenen Volcale. Bd. I. S. 353 dieser Zeitschrift.","page":229}],"identifier":"lit14385","issued":"1891","language":"de","pages":"227-229","startpages":"227","title":"L. Hermann: Phonophotographische Untersuchungen, 3 Teile. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiologie, Bd. 45, S. 582-592, Bd. 47, S. 44-53, S. 347-391","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:10:14.974815+00:00"}