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{"created":"2022-01-31T16:11:13.443294+00:00","id":"lit14388","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stumpf, Carl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 230-232","fulltext":[{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nLitteraturbericht.\nmonischer Bestandteile in den Vokalkurven aus Resonatorenversuchen beweisen zu wollen. \u201eEin gew\u00f6hnlicher Resonator wird dadurch zum Mitschwingen gebracht, dafs ihn St\u00f6fse in gleicher Phase seiner Eigenschwingung stets gleichsinnig treffen, w\u00e4hrend meine unharmonischen T\u00f6ne in jeder neuen Periode eine Phasenverschiebung haben, und nur in Bezug auf die Perioden selbst stets in gleicher Phase auftreten.\u201c Da-zweitens Pippikg seinen Berechnungen ausschliefslich die FouRiERSche Analyse zu Grunde legt, mufsten notwendig die unharmonischen Vokalbestandteile verborgen bleiben. P.\u2019s Methode gen\u00fcgt eben allein durchaus nicht zu ersch\u00f6pfender Beurteilung des Vokalcharakters. Im \u00fcbrigen d\u00fcrfte jedoch die \u00dcbereinstimmung beider Arbeiten in der Hauptsache, der Best\u00e4tigung des HELMHOi.TZSchen absoluten Momentes, als wesentlicher Fortschritt der ganzen Frage gelten.\tSchaefer.\nG\u00f6tz Martius. \u00dcber die Reaktionszeit und Perceptionsdauer der Kl\u00e4nge.\nWundts Philos. Studien, VI. 3. S. 394\u2014416.\nVerfasser stellte eine Einrichtung her, bei welcher Saiten durch den Beginn ihrer Schwingung zugleich einen elektrischen Strom \u00f6ffneten, und setzte sie mit einem Chronoskop derart in Verbindung, dafs die Uhrzeiger bei \u00d6ffnung des Stroms in Bewegung gesetzt und dann durch den Reagenten auf gew\u00f6hnliche Weise festgestellt wurden. Er fand an vier Saiten mit den T\u00f6nen C\u201e c1, c3, e4, dafs mit der Tonh\u00f6he die Reaktionszeit abnahm: eine Best\u00e4tigung dessen, was sich nach Untersuchungen Exneks, Auerbachs und v. Kries\u2019 \u2014 wenn auch wegen zu kleiner und weniger H\u00f6henunterschiede nur mit geringerer Wahrscheinlichkeit \u2014 hatte vermuten lassen. Ganz einwurfsfrei sind auch die neuen Beobachtungen nicht. Erstlich wegen der Obert\u00f6ne der Saiten. Man ist doch nicht sicher, ob das, was im ersten Moment wahrgenommen und worauf reagiert wurde, der Grundton ist. Bei Cx war, wie Verfasser selbst angiebt, der erste Oberton fast ebenso laut zu h\u00f6ren als der Grundton, besonders gerade beim Beginn des Schwingens. Allerdings w\u00fcrde durch diesen Einwand der Schlufs, dafs auf h\u00f6here T\u00f6ne schneller reagiert wird, nicht wesentlich gef\u00e4hrdet, da die Obert\u00f6ne (wenigstens die homologen) der h\u00f6heren Saiten eben auch h\u00f6her sind; aber ganz durchsichtig ist die Sachlage nicht, und jedenfalls weifs man nicht sicher, auf welche absoluten H\u00f6hen die gefundenen Reaktionszeiten zu beziehen sind. Zweitens aber sagt Verfasser nichts \u00fcber das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis der T\u00f6ne. Nun aber besitzen h\u00f6here T\u00f6ne eine besondere Empfindungsst\u00e4rke und wird auf st\u00e4rkere Eindr\u00fccke im allgemeinen schneller reagiert. Nach brieflicher Mitteilung wurde versucht, die Kl\u00e4nge in einer mittleren St\u00e4rke zu halten. Aber gewifs ist eine genauere Aufmerksamkeit auf diesen Punkt \u2014 soweit eben St\u00e4rkevergleichung verschiedener T\u00f6ne m\u00f6glich ist \u2014 ebenso erw\u00fcnscht, wie die Untersuchung, die Verfasser nunmehr dar\u00fcber machen will, ob Verk\u00fcrzung der Reaktionszeit auch durch Verst\u00e4rkung eines und desselben Klanges unter den von ihm ben\u00fctzten Umst\u00e4nden eintritt (wobei nur wieder umgekehrt zu zu beachten bleibt, dafs bei Verst\u00e4rkung von Kl\u00e4ngen die Teilt\u00f6ne in der Regel nicht gleichm\u00e4fsig verst\u00e4rkt werden).","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n231\nVerfasser zieht auch Folgerungen \u00fcber die geringste Anzahl von Schwingungen, welche zur Entstehung einer Tonempfindung n\u00f6tig ist. Die Br\u00fccke dazu bildet die Voraussetzung (die dem Verfasser f\u00fcr ausgemacht zu gelten scheint), dafs die einzige Wirkung eines knallartigen Ger\u00e4usches im Ohre in der einmaligen Exkursion der n\u00e4mlichen Nervenendigungen besteht, die auch den Tonempfindungen dienen. Auf Grund dieser, mir nicht so unbezweifelbaren, Voraussetzung subtrahiert Verfasser von den erhaltenen Reaktionszeiten diejenigen f\u00fcr das Fallger\u00e4usch eines elektrischen Hammers, welche fast durchweg kleiner waren. So ergehen sich die Zeiten, die hei verschiedenen T\u00f6nen f\u00fcr die jeweilig n\u00f6tige Anzahl von Schwingungen verfliefsen mufsten (Tab. III.), woraus diese Anzahl seihst durch Multiplikation mit den Schwingungszahlen gefunden wird (Tab. IV.).\nMir scheint aus letzterer Tabelle, wenn ich die genannte Voraussetzung zugehe, hervorzugehen, dafs die Anzahl der n\u00f6thigen Schwingungen mit der H\u00f6he (wenn auch nicht in gleichem Mafse wie die Schwingungszahl) mindestens bis zu e3 zunimmt. Alle Werte stimmen darin \u00fcberein. Von c3 zu c4 stimmen die Versuche der drei Eeagenten nicht miteinander; beim ersten ebenfalls Zunahme, heim zweiten ungef\u00e4hr Gleichheit, heim dritten R\u00fcckgang auf einen negativen Wert (\u20143,4). Dieser hat seinen Ursprung darin, dafs auf den Hammer um 1,6 Tausendstel einer Sekunde fr\u00fcher reagiert wurde als auf c*. ,,Das Erscheinen dieser negativen Zahl mufs \u00fcber die Theorie, nach welcher sie gefunden ist, den Stab brechen, sobald wir voraussetzen, dafs sie nicht auf Zufall beruht, dafs vielmehr auch hei den anderen Reagenten, wie dies nach Tab. II. durchaus nicht unwahrscheinlich ist, die Differenz der Klang-mit der Ger\u00e4uschreaktion gleich Null oder negativ geworden w\u00e4re, falls wir nur die Versuche mit h\u00f6heren T\u00f6nen als c4 fortgesetzt h\u00e4tten.\u201c\nEs ist mir nicht ganz klar, ob sich Verfasser hier gegen die unmittelbar vorher erw\u00e4hnte Annahme wendet, dafs die Anzahl der n\u00f6tigen Schwingungen mit der H\u00f6he wachse, oder gegen die Annahme Fr\u00fcherer, die er ebenfalls bek\u00e4mpft, dafs die Anzahl \u00fcberall etwa 10 betrage. Aber wie dem sei, das Erscheinen jener negativen Zahl gr\u00fcndet, soviel ich sehe, \u00fcberhaupt in keiner Theorie, aufser in der obigen gerade vom Verfasser stillschweigend adoptierten \u00fcber die Wirkung von Ger\u00e4uschen. Zudem halte ich es f\u00fcr sehr prek\u00e4r, auf eine so winzige Differenz wie die von 1,6 Tausendstel einer Sekunde (hei 18 und 14 Versuchen und einer mittleren Variation von einem Tausendstel) einen Schlufs zu bauen und zu diesem Schlufs auch noch eine Anleihe zu machen bei Ergebnissen, die vielleicht erfolgt w\u00e4ren, wenn \u2014.\nVerfasser betont brieflich, dafs wir die Ger\u00e4usche ganz fortlassen und die Reaktionszeit f\u00fcr c* von den \u00fcbrigen ahziehen k\u00f6nnen, um eine Sch\u00e4tzung f\u00fcr die Zeitunterschiede zu gewinnen, die hei der Entstehung der T\u00f6ne im Organ auftreten. Dann verschwindet aber der negative Wert und erscheinen zugleich nach Multiplikation mit den Schwingungszahlen ausnahmslos aufsteigende Zahlen. Hiernach scheint es mir also erst recht klar, dafs, wenn \u00fcberhaupt etwas, nur die Zunahme der erforderlichen Anzahl von Schwingungen mit der H\u00f6he erschlossen werden","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nLitteraturbericht.\nkann. Etwas hypothetisch ist freilich auch dieses Verfahren; jedenfalls gestattet es nicht, absolute Werte zu erschliefsen.\nBichtig bemerkt Verfasser, dafs in meiner Wiedergabe der Auerbach-KRiEsschen Eesultate (Tonpsychobgie, I. 215 f.) das Komma um eine Stelle zu weit links steht. Doch wird das Verh\u00e4ltnis der Zahlen und die Sehlufs-folgerung, auf die es hier ankommt, dadurch nicht ge\u00e4ndert; und dafs ich diese Versuche \u00fcberhaupt (mit ausdr\u00fccklicher Eeserve) in Ermangelung genauerer heranzog, verdient doch wohl keinen Tadel, nachdem die des Verfassers die Wahrscheinlichkeit des Ergebnisses nur erh\u00f6ht haben.\nC. Stumpf (M\u00fcnchen).\nJ. Breuer. \u00dcber die Funktion der Otolithenapparate. Pfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol., Bd. 48, S. 195\u2014304.\nDie historische Einleitung enth\u00e4lt eine Zusammenstellung derjenigen vergleichend-anatomischen und -physiologischen Arbeiten, welche daf\u00fcr sprechen d\u00fcrften, dafs die im Tierreich weit verbreiteten Otolithenapparate zun\u00e4chst ein Sinnesorgan f\u00fcr Wahrnehmung und Wahrung des Gleichgewichts sind, und dafs sich aus dieser ihrer Aufgabe, die gleichgewichtst\u00f6renden Ersch\u00fctterungen des umgebenden Mediums zu perzi-pieren, erst sekund\u00e4r die Auffassung der Luftersch\u00fctterungen als Schall entwickelt hat. Verfasser trat und tritt jetzt wieder daf\u00fcr ein, dafs die Empfindung von Winkelbeschleunigungen direkt durch die Ampullennerven, die der gradlinigen Progressivbeschleunigungen und der Lage durch Vermittelung der Otolithen ausgel\u00f6st werde. Dafs dabei der Haut-, Muskel-, Sehnen-, Gelenksensibilit\u00e4t, sowie Gesichtswahrnehmungen ein grofser Anteil normaler Weise zukommt, wird ausdr\u00fccklich betont. F\u00fcr ein lageperzipierendes Sinnesorgan im Kopfe sprechen zwingend die eigent\u00fcmlichen, eben nicht anders erkl\u00e4rbaren, reflektorischen Augenbewegungen bei Neigung des Kopfes gegen die Vertikale; ferner die sehr gute Orientierung Gesunder im Wasser bei doch stark geschw\u00e4chter Gravitationsempfindung der Glieder und die \u2014 \u00fcbrigens keineswegs ausnahmslos \u2014 sehr schlechte Taubstummer, die zum grofsen Teil auch nicht drehschwindlig werden. Auch dem eingehend gew\u00fcrdigten vergleichend-anatomischen Befund wird eine entschiedene Bekr\u00e4ftigung der Annahme abgewonnen, dafs die Otolithenapparate ein lageperzipierendes Organ darstellen, w\u00e4hrend akustische Leistungen weder mit ihrer histio-logischen Struktur noch der topographischen Disposition in Einklang zu bringen sind. Experimentelle Untersuchungen sind schwierig wegen des naheliegenden Mithineinspielens von Erscheinungen seitens der Bogeng\u00e4nge. Doch zeigen gut operierte Fr\u00f6sche Ausfall der Lageempfindungen im Wasser. Tauben mit beiderseits ganz entferntem Labyrinth machen bei passiven Drehungen um ihre L\u00e4ngsaxe nicht im geringsten jene lagekompensierende Kopfdrehung, welche normale sehr selten vers\u00e4umen. Galvanische Eeizung lieferte dem Verfasser keine direkt zwingenden Beweise f\u00fcr seine These, wenn auch st\u00fctzende Momente. Steiner und Sewall sahen nach mechanischer Besch\u00e4digung der Bogeng\u00e4nge bei Haien keine nennenswerten Bewegungsst\u00f6rungen, wohl aber solche \u2014 jedoch auch nicht konstant \u2014 nach L\u00e4sion der Otolithenapparate. \u2014 F\u00fcr eine Leitung von Lageempfindungen seitens des Acusticus spricht, dafs Tiere","page":232}],"identifier":"lit14388","issued":"1891","language":"de","pages":"230-232","startpages":"230","title":"G\u00f6tz Martius: \u00dcber die Reaktionszeit und Perceptionsdauer der Kl\u00e4nge. Wundts Philos. Studien, VI. 3. S. 394-416","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:11:13.443300+00:00"}