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{"created":"2022-01-31T16:13:08.630214+00:00","id":"lit14396","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 237-238","fulltext":[{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n237\ndabei sehr zweifelhaft sei. Zum Schlufs betrachtet Verfasser die Wichtigkeit der Aufmerksamkeit in biologischer Hinsicht als eines Verm\u00f6gens der Auswahl und weist auf die Aufgaben der Erziehung bei Ausbildung dieses bedeutsamen Faktors hin.\tA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nCh. F\u00e9r\u00e9. Note sur la physiologie de l'attention. Revue philos.,'S., No. 10, Octobre 1890.\nZur Entscheidung der Frage nach der Bedeutung der bei Aufmerksamkeit deutlich zu beobachtenden Bewegungsvorg\u00e4nge hat F. eine Reihe von Versuchen angestellt. Er nahm zuerst sog. Wahlreaktionen vor, so dafs den zugerufenen Zahlen 2, 3, 4 die vorher gut zu associierenden Bewegungen des Zeigefingers, Mittelfinger resp. Ringfingers entsprachen. Durch geeignete Versuchsanordnung, welche es nicht nur erlaubte, die Reaktionszeit zu bestimmen, sondern auch die Beschaffenheit der Bewegung des reagierenden Fingers aufzuschreiben, fand F., dafs im Falle bei gut koncentrierter Aufmerksamkeit die zugerufene Zahl vorher bekannt war, nur der reagierende Finger eine Kurve schrieb, w\u00e4hrend bei diffuser Aufmerksamkeit 3 Kurven entstanden, von denen die dem gegebenen Signal entsprechende den beiden andern um 1\u20143 hundertel Sekunden vorauslief, auch kr\u00e4ftiger und h\u00f6her war, als diese. Gab sich die Versuchsperson M\u00fche, diese Nebenbewegungen zu vermeiden, so war die Reaktionszeit betr\u00e4chtlich erh\u00f6ht.\nNicht alle inneren oder \u00e4ufseren Nebenreize st\u00f6ren die Aufmerksamkeit, es giebt solche, welche die physischen Wirkungen derselben beg\u00fcnstigen. Dies beweisen Reaktionsversuche, welche eine k\u00fcrzere Zeit ergaben, wenn sie bei Vorhandensein eines Lichtreizes, als wenn sie im Dunkeln vorgenommen wurden. Ebenso sollen W\u00e4rme, T\u00f6ne, elektrische Reize eine vorherige Spannung der Muskeln bewirken, welche der Entfaltung der Aufmerksamkeit g\u00fcnstig sei. Dieselbe Muskelspannung soll ferner hervorgerufen werden durch die Cirkulation, die Ern\u00e4hrung und namentlich auch durch vermehrten Lnftdruck. Letzteren Punkt hat F. an sich und einem Assistenten untersucht und dabei betr\u00e4chtliche Verk\u00fcrzungen der Reaktionszeit, sowie vergr\u00f6fserte Energie der Reaktionsbewegungen konstatiert. Da nun, so schliefst F., Ver\u00e4nderungen der Ern\u00e4hrung, des Luftdrucks und andrer \u00e4ufserer oder innerer Reize die Reaktionszeit in derselben Weise ver\u00e4ndern, wie die Aufmerksamkeit und bei ersteren eine vorherige Muskelanspannung das Wesentliche ist, so ist eine analoge Muskelanspannung auch die physiologische Grundlage der Aufmerksamkeit.\nZur Pr\u00fcfung der Rolle der Muskelspannung bei der Aufmerksamkeit machte F. ferner an einer Anzahl von Personen Versuche mit H\u00fclfe des Mossoschen Ergographen, indem die Muskeln des linken Vorderarms durch ein an den Mittelfinger geh\u00e4ngtes Gewicht in mechanische Spannung versetzt und nun mit der rechten Hand auf einen Hautreiz reagiert wurde. Hierbei ergaben die Reaktionszeiten geringere Werte, als wenn das spannende Gewicht an der linken Hand abgenommen wurde. Desgleichen ergab sich, wenn man bei obiger Versuchsanordnung einen Cylinder in Bewegung setzte, auf den ein Metronom die Sekunden, die","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nLit fera turberich t.\nFeder des Ergographen die Verl\u00e4ngerung des Muskels aufschrieb, da fs w\u00e4hrend der Addition von 3 vorgehaltenen Ziffern die Verl\u00e4ngerung des Muskels beinahe null wurde, ja mitunter eine Verk\u00fcrzung des Muskels sich zeigte, w\u00e4hrend vor der geistigen Operation eine sehr schnelle Verl\u00e4ngerung des Muskels stattgefunden hatte.\nDafs der Spannungszustand des Muskels bedeutungsvoll f\u00fcr die Aufmerksamkeit ist, beweist E. weiter durch einfache Eeaktionsversuche, die er bei verschiedenen K\u00f6rperstellungen ausf\u00fchren liefs. Im Stehen und Sitzen zeigten sich dabei k\u00fcrzere Eeaktionszeiten als in K\u00fcckenlage.\nIst somit eine allgemeine Erh\u00f6hung der motorischen Th\u00e4tigkeit als die physiologische Unterlage der Aufmerksamkeit zu denken, so hat die Hypothese von Hemmungsth\u00e4tigkeiten dabei Unrecht. Dafs bei einer in bestimmter Weise lokalisierten Aufmerksamkeit andre Th\u00e4tigkeiten zur\u00fccktreten, erkl\u00e4rt Verfasser als eine Anwendung des Gesetzes vom Gleichgewicht der Kr\u00e4fte. Jede Herabsetzung der Muskelkraft (durch Erm\u00fcdung, Krankheit) bedeutet eine Verminderung der Aufmerksamkeit. Die physiologischen Schwankungen derselben sind bedingt durch diejenigen der Muskelkr\u00e4fte. So wie die Ausf\u00fchrung von Bewegungen wird auch ihre Hemmung durch eine vorherige Muskelth\u00e4tigkeit unterst\u00fctzt. Dies Vorhandensein einer vorherigen Muskelspannung beg\u00fcnstigt auch die Genauigkeit einer Bewegung. Da nun F. beobachtet zu haben glaubt, dafs die Aufmerksamkeit die gleichen Wirkungen auf die Bewegungsvorg\u00e4nge aus\u00fcbt, so schliefst er: es giebt eine allgemeine Muskelspannung, welche die physiologische Bedingung des Vorgangs der Aufmerksamkeit darzustellen scheint. Diese Muskelth\u00e4tigkeit f\u00e4llt zusammen mit anderen, bereits beobachteten, z. B. der Sekretion der Speicheldr\u00fcsen bei Aufmerksamkeit auf Geschmacksempfindungen, der Volumenzunahme bei Eichtung der Aufmerksamkeit auf ein Glied u. dergl. m.\nSo interessant obige Versuche F\u00e9k\u00e9s sind, so bleibt doch ihr Wert so lange ein recht geringer, als nicht der Verfasser der kurzen Angabe der erzielten Eesultate eine genaue Aufstellung der einzelnen Versuchsergebnisse beif\u00fcgt. Erst dann wird sich urteilen lassen, in wie weit Fehlerquellen vermieden sind und eine richtige Deutung der Versuche stattgefunden hat.\tA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nTh. Tissi\u00e9. Les r\u00eaves. Physiologie et Pathologie. Paris, Alcan, 1890.\n214 S.\nDer erste Teil: \u201eEntstehung der Tr\u00e4ume\u201c besteht in einer reichen Sammlung von Tr\u00e4umen, unter Angabe ihrer vermutlichen Entstehungsursachen. Das Material entstammt teils eigenen Erlebnissen des Verfassers, teils Beobachtungen an Gesunden und Kranken, ist teils den Berichten anderer Autoren entnommen.\nZun\u00e4chst werden die Tr\u00e4ume im physiologischen Schlaf abgehandelt. Verfasser unterscheidet diejenigen sensoriellen Ursprungs von denen psychischen Ursprungs. Da er oben den Grundsatz aufstellt, dafs alle Tr\u00e4ume von einem Sinneseindruck entspringen, so h\u00e4tte er entweder die Eubrik \u201er\u00eaves d\u2019origine psychique\u201c und die Abtrennung des in ihr Enthaltenen fallen lassen, oder mindestens pr\u00e4cisieren m\u00fcssen, in welchem","page":238}],"identifier":"lit14396","issued":"1891","language":"de","pages":"237-238","startpages":"237","title":"Ch. 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