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{"created":"2022-01-31T16:12:23.429612+00:00","id":"lit14408","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Bruchmann, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 297-298","fulltext":[{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nK. Kroman. Kurzgefafste Logik und Psychologie. Nach der 2. Auf], des Originals unter Mitwirkung des Verfassers ins Deutsche \u00fcbersetzt von F. Bendixen. Leipzig, Reisland. 1890. 389 S. it 5.\u2014\nDie Psychologie, der allein diese Anzeige gilt, beginnt mit S. 104 ; sie zerf\u00e4llt in 3 Teile : Natur und Ursprung der psychischen Erscheinungen; die Grundformen des Seelenlebens (Vorstellungs-, Gef\u00fchls-, Willenslehen); das Zusammenspiel der Grundformen S. 362 f.\nWille im allgemeinem ist Reaktion des Subjekts auf die Ver\u00e4nderung seines Zustandes, welche ihren Ausdruck hat in den neu auftauchenden Empfindungen u. s. w. und deren Wert f\u00fcr das Subjekt sich in den mitfolgenden Gef\u00fchlen kundgiebt (294 f.). Jedes Wollen ist ein Streben, den durch das Unlustgef\u00fchl hezeichneten Zwiespalt des Subjekts zu heben oder die durch das Lustgef\u00fchl bezeichnete Selbst\u00fcberein-stimmung zu bewahren, denn jedes f\u00fchlende Wesen hat Selhstbehaup-tungstrieb (340). Sind daraus nat\u00fcrlich die primitiven Triebe abzuleiten (302. 341), so erstreckt sich die Wirksamkeit dieses Grundzuges unserer Natur sogar auf die einfachsten psychischen Th\u00e4tigkeiten, wie denn jede Aufmerksamkeit eine Willenserscheinung sei (143). Die einfachste Reaktion des Subjekts ist die Empfindung; sie sei eine verh\u00e4ltnism\u00e4fsig einfache Vorstellung (128), man erhalte sie als Element hei der Aufl\u00f6sung eines Sinneshildes in seine Bestandteile (130). Schon in der Empfindung \u00fcbe das Ich eine zusammenfassende und unterscheidende Th\u00e4tig-keit (131) und wenn schon die einzelnen Sinnesorgane seihst aus Vielheiten des Reizes (Ton, Farbe) .Einheiten machen, so sind die Sinneshilder erst recht nicht Kopien, sondern Symbole der Aufsenwelt (209).\nDie allgemeine Rolle des Gef\u00fchls besteht darin, Mittelglied zwischen Vorstellen und Wollen zu sein (276. 250. 282.), denn jedes Gef\u00fchl sei ein unwillk\u00fcrlicher Wertmesser der freundlichen oder feindlichen Stellung, welche die Vorstellungs\u00e4nderung gegen\u00fcber der Selbstbehauptung einnimmt . Daraus ergiebt sich seine Definition S. 224. 225. Es wird \u201eeingef\u00fchrt\u201c durch Vorstellungen (229), so dafs kein F\u00fchlen ohne Vorstellen sei und umgekehrt (231. 234, doch vgl. 235). Verfasser untersucht die Bewegung der Gef\u00fchle 245 f., gieht eine Einteilung 255 f. und hat f\u00fcr die \u00e4sthetischen und ethischen die Bezeichnung der objektiven Gef\u00fchle (wie Steinthal: Ethik, S. 44 f.). Das zentrale ethische Gef\u00fchl ist das Gewissen (272).","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nLitteraturbericht.\nDem Schmerzenskin.de der Apperzeption begegnen wir beim Verfasser nicht. Er operiert mit Assoziation und Denken. Erstere, deren Wichtigkeit er eingehend beleuchtet, ist ihm wesentlich eine erg\u00e4nzende Th\u00e4tigkeit (147) und durchaus nicht eine Verbindung auf Grund der \u00c4hnlichkeit (149. 151); sie wird unterst\u00fctzt durch das Interesse (152). Aufser ihr als der Grundbedingung wirkt bei jedem Wiedererkennen aber auch das Denken mit, ein bewufstes Vergleichen der Assoziationsbilder mit den Sinnesbildern (157). Das willk\u00fcrliche Denken hingegen lasse sich bezeichnen als ein Phantasieren unter Beobachtung gewisser Gesetze (170. 171. 177), erleichtert werde es durch die Sprache (174). Alles Denken sei mehr oder weniger ein stilles, inneres Beden, gew\u00f6hnlich jedoch in gr\u00f6fserem oder geringerem Mafse von einer fortlaufenden Bildergestaltung als Veranlassung oder Kontrolle begleitet (167). Aus der Assoziation entspringe auch das Kausalgesetz (179. 204), das freilich auch seine erkenntnis-theoretische Begr\u00fcndung n\u00f6tig habe. \u00dcberhaupt ist die Psychologie eine empirisch-apriorische Wissenschaft (107). Und da sie einerseits empirisch ist, so mufs man sich, wie Verfasser \u00f6fter thut, der Grenzen unseres gegenw\u00e4rtigen Wissens wohl bewufst bleiben (S. 106, 125, 127, 195, 200, 216, 308, 369).\nVerfasser wendet sich zun\u00e4chst (V. VI.) an die angehenden Lehrer seines Vaterlandes, welche in die Psychologie und einigermafsen in die Ethik eingef\u00fchrt werden sollen. Indessen auch f\u00fcr Andere scheint mir das Buch mit seiner straffen Darlegung eine passende Einf\u00fchrung in die Psychologie zu sein, da wir eine kanonische Psychologie ja einstweilen noch nicht besitzen. Da der Verfasser eine ausf\u00fchrlichere Darlegung beabsichtigt, so giebt uns die vielleicht seine Ansichten \u00fcber einige Punkte genauer.\nSo hoch man \u00fcbrigens von den m\u00fchevollen und scharfsinnigen Untersuchungen der Psychophysik denken mag, und so unzweifelhaft es auch ist, dafs die Kenntnis der elementaren Prozesse notwendig ist f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der komplexen, so wenig wird sich die Meinung ersch\u00fcttern lassen, dafs Psychologie ihrem Begriff nach nicht vollst\u00e4ndig ist ohne Anthropologie und ohne Betrachtung des gesamten geistigen Lebens, besonders aber der Sprache und Litteratur, in welchen ja der Mensch seine Gedanken und Gef\u00fchle am deutlichsten niedergelegt hat.\nK. Bruchmann (Berlin).\nTh. Beishaus. Die Seele des Menschen. Eine gemeinfafsliche Darstellung der menschlichen Seelenkr\u00e4fte, wie sie sich in der Erfahrung des Lebens offenbaren. Hanau, Alberti, 1890. 103 S. A 1.20.\nVerfasser, dessen Schrift ausschliefslich erzieherischen Zwecken dienen will, teilt nach alter Sitte die Verm\u00f6gen der Seele in Erkenntnis-, Gef\u00fchls- und Begehrungs verm\u00f6gen. Nach einigen anatomisch-physiologischen Angaben handelt er von den Sinnen, ihrem Zusammenwirken, dem Gemeingef\u00fchl, dem innern Sinn (dieser besteht in der F\u00e4higkeit, sich selbst zum Gegenstand der Betrachtung zu machen), von Ged\u00e4chtnis und Phantasie, von Vernunft und Verstand, von den Gef\u00fchlen und ihrer Dauer, vom Affekt, dem religi\u00f6sen und Pflichtgef\u00fchl, vom Geschmack oder Sch\u00f6nheitsgef\u00fchl und dem Sitz der Gef\u00fchle = Gem\u00fct; von den","page":298}],"identifier":"lit14408","issued":"1891","language":"de","pages":"297-298","startpages":"297","title":"K. Kroman: Kurzgefa\u00dfte Logik und Psychologie. Nach der 2. Auflage des Originals unter Mitwirkung des Verfassers ins Deutsche \u00fcbersetzt von F. Bendixen. 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