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{"created":"2022-01-31T14:34:19.655241+00:00","id":"lit14413","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liepmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 302-304","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitteraturbericht.\nFrancis Warner. A course of lectures on the growth und means of training the mental faculty, delivered in the university of Cambridge.\nCambridge, Univ. Press, 1890. 222 S.\nVerfasser bearbeitet sein Thema mit dem Auge und den Kenntnissen des Arztes und Naturforschers, indem er die Psychologie des Lehrers durch Physiologie unterst\u00fctzen oder sogar begr\u00fcnden will. Ist doch jedes schw\u00e4chliche oder verdriefsliche Kind ein Beweis f\u00fcr den Fehler des Systems und ein Schaden der Gesamtheit (108). Wohlbewandert in Thatsachen betrachtet Verfasser den Zweck der Erziehung, zu dessen Erreichung vor allem n\u00f6tig sei, dafs das Kind als Analogon anderer lebender Wesen z. B. der Pflanzen angesehen und behandelt werde, bei denen es auf Ern\u00e4hrung, Luft, Licht u. s. w. ankomme. Vor allem sei Studium des Gehirns unerl\u00e4fslich und alles dessen, was von jenem abh\u00e4ngig ist. Man beobachte also den Ern\u00e4hrungszustand (80), die H\u00e4nde und Augen und deren Bewegungen, den Ausdruck des Gesichts (50 f.). Verfasser handelt weiter vom Kopfweh, von der Nervosit\u00e4t, \u00c4ngstlichkeit der Kinder und fordert \u00fcberall auf, vor allen Dingen den Grund unerfreulicher Erscheinungen durch k\u00f6rperliche Untersuchung festzustellen \u2014 was \u00fcber die gew\u00f6hnliche Schulhygiene erheblich hinausgeht (89).\nDie Aufgabe des Lehrers ist eine doppelte (90) : sich selbst und die Kinder rastlos zu vervollkommnen. Alsdann werden verschiedene Typen und deren Behandlung vorgef\u00fchrt; so das unruhige, eigensinnige, l\u00fcgenhafte, unaufmerksame Kind u. s. w. Der Wert k\u00f6rperlicher \u00dcbungen (98), Behandlung zur\u00fcckgebliebener Kinder (100), Wirkung des Tadelns (122). Auch den Verfasser hat die Erfahrung gelehrt, dafs die Kinder im Durchschnitt nicht so sind, wie sie sein sollten (127). S. 142 f. entwirft er ein Schema, nach welchem aufs genaueste der k\u00f6rperliche Thatbestand in Schulen aufzunehmen sei, und giebt statistische Nachrichten aus England. Zuletzt entwirft er einen Katalog eines naturgeschichtlichen Museums, aus dessen Studium besonders der Lehrer seine Kenntnis der Lebensvorg\u00e4nge bereichern soll.\tK. Bruchmann (Berlin).\nG. Simmel. Zur Psychologie der Frauen. Zeitschrift f\u00fcr V\u00f6lkerpsychologie und Sprachw., XX (1890). S. 6\u201446.\nDie Frau, gew\u00f6hnlich Gegenstand affektiver Wertbeurteilung und dann bald \u00fcberschw\u00e4nglich gepriesen, bald gr\u00e4mlich-pathetisch, bald satirisch-humorvoll bekrittelt, seltener schon einfach beschrieben, ist hiereinmal Problem rein psychologischen Verst\u00e4ndnisses. Es gilt dem Verfasser, in den verschiedenen Eigenheiten der weiblichen Vorstellungs-, Denk- und F\u00fchlweise den gemeinsamen Grundzug zu entdecken, gewissermafsen die psychologische Formel des Weibes zu finden, aus der sich dann die besonderen Beth\u00e4tigungen wie Einzelf\u00e4lle aus ihrem Gesetz herleiten und verstehen lassen.\nDiesen Grundsatz erkennt 8. in seiner durch Scharfblick f\u00fcr den inneren Zusammenhang des scheinbar Getrennten und durch Reichtum an Gedanken ausgezeichneten Studie, in der gr\u00f6fseren \u201eU ndifferenziert-heit\u201c der Frau im Vergleich zum Manne, d. h. in der \u201eThatsache, dafs ihre Anlagen, Neigungen, Beth\u00e4tigungen enger um einen Einheitspunkt","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n303\nherum gesammelt und aus ihrem urspr\u00fcnglichen keimhaften Ineinander noch nicht zu selbst\u00e4ndiger Existenz spezialisiert sind.\u201c Dies dokumentiert sich im Vorstellungsleben dadurch, dafs \u201edie Vorstellungen bei der Frau noch in jener innigeren gegenseitigen Verbindung stehen, die den Teil sofort das Ganze reproduzieren l\u00e4fst und bei der weniger logische Zusammengeh\u00f6rigkeit .\t, als reales Zusammensein \u00fcber die\ngegenseitige Stellung im Bewufstsein und \u00fcber das Mafs entscheiden, in dem sie ihre Kraft in Anziehung und Abstofsung zeigen.\u201c\nAus dieser Eigenart des Assoziationslebens begreift sich sowohl das \u00dcberwiegen der Gef\u00fchle, wie die oft erstaunliche Sicherheit und Schnelligkeit im Urteilen, welche den gleich zu besprechenden M\u00e4ngeln gegen\u00fcberstehen.\nDenjenigen Mangel, den man gew\u00f6hnlich den Frauen als fehlende Logik vorwirft, erkennt der Verfasser nicht an. Er meint, dafs hier die h\u00e4ufige Verwechselung materialer und formaler Irrt\u00fcmer Vorlage. Nicht formale Konsequenz, sondern material treue Auffassung der Thatsachen, die durch Gef\u00fchle gef\u00e4lscht werden, gehe den Frauen ab.\nAuch die Neigung der Frauen zum \u00dcbertreiben, zu exzentrischem Empfinden leitet sich aus ihrer undifferenzierter en, primitiveren Verfassung ab. Beide sind \u201enat\u00fcrliche und schwer vermeidliche Eigenschaften eines Geistes, der noch nicht hinreichend differenziert ist, um dem Ausbreitungsbestreben einer einstr\u00f6menden Vorstellung sofort anderweitige modifizierende Vorstellungen entgegenzusetzen\u201c.\nAus demselben Grundcharakter ergeben sich dem Verfasser durch eine Reihe feiner Vermittelungen: die geringe Sachlichkeit der Frauen, ihre vorwiegende Erregbarkeit durch anschaulich Konkretes und Gleichg\u00fcltigkeit gegen abstrakte Ziele, ihr mehr rezeptives und reproduktives Verhalten in der Kunst, ihre hohe Wertsch\u00e4tzung der Sitte.\nAuch im geschlechtlichen Leben begr\u00fcndet die Einheitlichkeit der weiblichen Natur gewisse Verschiedenheiten der Frau vom Manne. Die Frau giebt sich ganz hin oder gar nicht. Daher in der That der weibliche Treubruch eine vollst\u00e4ndigere Lossagung vom anderen Teil bedeutet, als der des Mannes. Davon entlehnt die h\u00e4rtere Verurteilung, welche der Ehebruch der Frau erf\u00e4hrt, eine gewisse Berechtigung.\nAls durch Kultur erzeugte Verminderung der Einheitlichkeit des weiblichen Wesens wird die Koketterie aufgefafst. Sie erf\u00e4hrt eine treffende eingehende Analyse.\nSeiner ganzen Betrachtung giebt S. die sehr wesentliche Bemerkung mit, dafs sie die Frage g\u00e4nzlich offen lasse, ob die gekennzeichnete Grundverfassung der Frau von innerer Notwendigkeit sei, oder aber durch abge\u00e4nderte Lebensbedingungen eine Fortentwickelung erfahren k\u00f6nne.\nDadurch, dafs S. haupts\u00e4chlich die intellektuelle Seite der Frau, ihr Gef\u00fchls- und Willensleben aber wesentlich nur nach der formalen Seite und soweit es der Direktive der Intelligenz unterliegt, in Betracht zieht, ergeben sich ihm fast nur die Schw\u00e4chen des weiblichen Geschlechts, welche den Minderwert desselben begr\u00fcnden. H\u00e4tte er sein Augenmerk auch auf die inhaltliche ureigene Qualit\u00e4t des weiblichen","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nLitter atur bericht.\nF\u00fchlens und Wollens gerichtet, so w\u00e4re er auf notorische Vorz\u00fcge, wie ihr w\u00e4rmeres Mitgef\u00fchl, und vor allem ihre gr\u00f6fsere Selbstlosigkeit und Opferwilligkeit gestofsen, Eigenschaften, deren Hervorhebung die Gerechtigkeit umsomehr erforderte, als sie wohl kaum aufser Zusammenhang mit dem vom Verfasser gefundenen Grundcharakter der weiblichen Psyche stehen d\u00fcrften.\tLiepmann (Berlin).\nJ. Delboeuf. La psychologie des l\u00e9zards. Bevue scientif., Bd. 47 (1891), No. 7, S. 210\u2014212.\nD. betont, dafs der Charakter von Tieren derselben Art, weit entfernt von Uniformit\u00e4t, vielmehr eine aufserordentliche Verschiedenheit zu zeigen pflegt, sowie man n\u00e4her beobachtet. Zur Illustration seines Satzes erz\u00e4hlt er mehrere interessante Einzelheiten von zwei Eidechsen, die er gefangen und gez\u00e4hmt hatte. \u201eEs ist unm\u00f6glich . . . zwischen zwei zuf\u00e4llig herausgegriffenen Menschen gr\u00f6fsere Unterschiede des Charakters zu finden als zwischen diesen beiden Tieren.\u201c Ebbinghaus.\nJ. Soury. La psychologie physiologique des protozoaires. Revue philos., 1891, No. 1, S. 5-44.\nVerfasser kommt, weniger durch eigene Untersuchungen als auf Grund einer kritisch-historischen Zusammenstellung der neueren un d neuesten Arbeiten auf dem Gebiete der Protistenpsychologie, wobei besonders Verworns \u201eProtistenstudien\u201c vollste Anerkennung finden, zu dem Schl\u00fcsse, dafs von irgend welchen Bewufstseinsvorg\u00e4ngen in diesen untersten Regionen der Lehewelt keine Rede sein k\u00f6nne. Erst auf h\u00f6heren Stufen phylogenetischer Entwickelung treten solche als Begleiterscheinungen zu gewissen physiologischen Vorg\u00e4ngen (des Centralnervensystems) hinzu, welche selbst ausnahmslos auf molekularmechanische zur\u00fcckzuf\u00fchren sind.\tSchaefer.\nA. Steinheil und E. V oit. Handbuch der angewandten Optik. Bd. I.\nVoraussetzung f\u00fcr die Berechnung optischer Systeme und Anwendung auf einfache und achromatische Linsen. VI und 314 S. Leipzig 1891, B. G. Teubner.\nBei der Besprechung des vorliegenden auf drei B\u00e4nde berechneten Werkes bedauert der Referent es nur, auf viele vortreffliche Eigenschaften des Buches nicht n\u00e4her eingehen zu k\u00f6nnen, weil der Inhalt desselben zum weitaus gr\u00f6fsten Teile aufserhalb des Rahmens dieser Zeitschrift liegt. F\u00fcr uns kommen neben dem ganzen zweiten Kapitel, welches die Fundamentaleigenschaften eines dioptrischen Systems behandelt, nur diejenigen Abschnitte in Betracht, welche die Achromasie betreffen. Es sind dieses Kap. I, \u00a7 3 und 4, Kap. V, \u00a7 1\u20143 und Beilage II, welche letztere einen Wieder-Abdruck der Abhandlung von C. A. v. Steinheil und L. v. Seidel \u00fcber die Bestimmung der Brechungs- und Zerstreuungsverh\u00e4ltnisse verschiedener Medien enth\u00e4lt, Die Darstellung ist eine ungemein klare und zur Einf\u00fchrung in den Gegenstand h\u00f6chst geeignete.\nBei der Konstruktion und Berechnung achromatischer Linsensysteme kommt bekanntlich neben den Zerstreuungsverh\u00e4ltnissen der benutzten beiden Glasarten auch noch die Helligkeitsverteilung im Spektrum in","page":304}],"identifier":"lit14413","issued":"1891","language":"de","pages":"302-304","startpages":"302","title":"G. Simmel: Zur Psychologie der Frauen. Zeitschrift f\u00fcr V\u00f6lkerpsychologie und Sprache., XX, 1890, S. 6-46","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:19.655247+00:00"}