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{"created":"2022-01-31T16:23:52.476061+00:00","id":"lit14443","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Sommer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 380-381","fulltext":[{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nLitter aturbericht.\nGest\u00e4ndnisse die Schuld der schw\u00e4cheren Spielgenossen auf sich nehmen und \u00e4hnliches. Bei den meisten Kindern ist die Wahrheitsliebe durch pers\u00f6nliche Zuneigung und Abneigung beeinflufst. \u2014 Die gr\u00f6fste Zahl der in der statistischen Erhebung festgestellten L\u00fcgen betrifft F\u00e4lle, in denen es sich um Kundgebungen der Selbstsucht im engeren Kreise handelt, also etwa L\u00fcgen beim Spiel, besonders bei aufregenden Spielen, bei denen die Versuchung grofs ist. Eingehende Beachtung finden auch diejenigen Selbstt\u00e4uschungen, welche den eigentlichen Phantasiereiz vieler Kinderspiele ausmachen, wie das Kriegspielen oder Nachahmen der Tiere. Zuletzt kommen jene an der Grenze des Pathologischen stehenden L\u00fcgen in Betracht, durch welche die Kinder in hysterischer Weise die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen u. s. w. Jede dieser Gruppen ist in Stanley Halls Bericht durch zahlreiche Beispiele erl\u00e4utert.\nM\u00fcnsterberg (Freiburg i. B.)\nL. Str\u00fcmpell. Die p\u00e4dagogische Pathologie oder die Lehre von den Fehlern der Kinder. Leipzig, Boehmes Nachfolger, 1890. M>. 3.60.\nDieses Buch will den P\u00e4dagogen eine genaue Kenntnis der \u201eFehler\u201c der Kinder vermitteln und greift dabei oft in das Gebiet \u00fcber, welches besser dem Hausarzt oder einem \u201eSchularzt\u201c \u00fcberlassen werden sollte. Die eigenartige Verbindung von Medizin und P\u00e4dagogik tritt am sch\u00e4rfsten in dem alphabetischen Verzeichnis der Kinderfehler hervor. Z. B. finden sich unter C folgende drei:\n\u201eCoquett, Cretinismus, Capriei\u00f6s.\u201c\nUnter J findet sich:\n\u201eJ\u00e4hzornig, Idiotismus, Impertinent, Irren, Irrsinnig, Illusionen.\u201c\nUnter M liest man u. a. :\n\u201eMenschenscheu, Monds\u00fcchtig (Mondwandler, Nachtwandler, Somnambulismus), Mucken haben.\u201c\nFerner unter Z :\n\u201eZappelig, zu fr\u00fch reif, Zauberkunstst\u00fccke, Zwangsvorstellungen und Zwangshandlungen.\u201c\nStr\u00fcmpell er\u00f6rtert nun in sehr lehrreichen Ausf\u00fchrungen, welche dadurch eine notwendige Erg\u00e4nzung zu der obenerw\u00e4hnten Aufz\u00e4hlung bilden, dafs in ihnen das medizinische und p\u00e4dagogische Gebiet sch\u00e4rfer getrennt wird, die Analogien und Unterschiede zwischen der medizinischen und der p\u00e4dagogischen Pathologie und Therapie.\nSodann giebt Str\u00fcmpell im V. bis VII. Kapitel die psychologische Grundlage seiner Erziehungslehre unter h\u00e4ufiger Beziehung auf seine umfassenderen psychologischen und p\u00e4dagogischen Werke. \u201eZur noch weiteren Erg\u00e4nzung der f\u00fcr die p\u00e4dagogische Pathologie n\u00f6tigen Vorkenntnisse verweise ich auf meine Psychologische P\u00e4dagogik (Leipzig bei G. Boehme, 1880).\u201c Das Charakteristische des Buches liegt in dem Hervortreten der medizinischen spec, psychiatrischen Elemente, welche als neues Gebiet in den Gesichtskreis der P\u00e4dagogen treten sollen. 8. 95: \u201eSo etwas, wie dies (eine p\u00e4dagogische Pathologie und Therapie), kann es erst einmal nach vielen Jahrhunderten in den besten Staaten geben, welche ihre Bildungsaufgabe in betreff der heranwachsenden Kinder der B\u00fcrger bis zu einem Institut derart ausgedehnt haben, dafs","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Iritteraturbericht.\n381\njeder Familie, wie jetzt ein medicinischer, eben auch ein p\u00e4dagogischer Kinderarzt wird zur Verf\u00fcgung stehen.\u201c\nAls Pendant zu diesem Buch, welches den P\u00e4dagogen medizinische Vorstellungen vermitteln soll, erg\u00e4nzt man sich unwillk\u00fcrlich ein anderes, in welchem der Verfasser von psychiatrisch gebildeten Haus- und Schul\u00e4rzten eine genaue Kenntnis der P\u00e4dagogik und Psychologie der Kinder verlangen w\u00fcrde.\tSommer (W\u00fcrzburg).\nJoseph Jastrow. Studies from the Laboratory of Experimental Psychology of the TJnicersity of Wisconsin. Amer. Joum. of Psychology. Bd. Ill (1890). S. 43\u201458.\nDer Verfasser teilt die Ergebnisse von f\u00fcnf Experimentaluntersuchungen seines Laboratoriums mit, welche innerlich durch ihre gemeinsame Beziehung zum psychophysischen Gesetz verbunden sind. Die wesentlichen Resultate sind folgende.\nAnkn\u00fcpfend an die bekannte Thatsache, dafs die Astronomen, dem Gesichtseindruck folgend, die Sterne in eine Reihe von Gr\u00f6fsenklassen einordneten, welche bei objektiver Messung sich als geometrische Reihe erwies, liefs Jastrow mehrere Versuchspersonen in \u00e4hnlicher Weise sechs bis neun Gruppen aus mehreren hundert St\u00e4ben der verschiedensten L\u00e4nge bilden. Jeder kannte den k\u00fcrzesten und l\u00e4ngsten Stab, sah aber bei der Beurteilung stets nur einen Stab, der dann sofort in einen der sechs oder neun Beutel gesteckt wurde. Sp\u00e4ter wurde die Durchschnittsl\u00e4nge aller in je einen Beutel zusammengebrachten St\u00e4be berechnet. Es ergab sich, dafs die Reihe dieser Durchschnittsl\u00e4ngen sich in hohem Mafse einer arithmetischen ann\u00e4herte, keinenfalls geometrischen Typus aufwies. Wurden die Durchschnittswerte aus allen sechsklassigen Versuchen gemeinsam berechnet, so ergab sich als Differenz zwischen den sechs L\u00e4ngen, deren kleinste 31,6 mm, deren gr\u00f6fste 269, 8 mm war: 46,8 \u2014 49,6 \u2014 53,8 \u2014 44,4 \u2014 43,6 mm. Die Resultate sind den bei der Sternanordnung beobachteten Verh\u00e4ltnissen also genau entgegengesetzt.\nEine zweite Arbeit unternimmt dieselben Versuche nur mit der Abweichung, dafs die St\u00e4be nicht gesehen, sondern durch das Gef\u00fchl des entlang gleitenden Zeigefingers abgesch\u00e4tzt werden. Auch auf diese Weise entsteht eine arithmetische Reihe von Durchschnittsl\u00e4ngen.\nEine weitere Untersuchung kn\u00fcpft an die fr\u00fcheren Arbeiten des Verfassers an \u00fcber Vergleichung von Raumdistanzen mittelst verschie dener Sinne. Zwei Stellen an der Innenseite des Unterarms werden gleichzeitig gereizt und die Versuchsperson mufs dann eine Linie zeichnen, deren L\u00e4nge ihr gleich der Distanz der gereizten Punkte zu sein scheint. Bei je zehn Versuchen blieb der eine von beiden Punkten konstant. Es ergab sich, dafs die Punktdistanzen wesentlich untersch\u00e4tzt wurden; die Linien waren bei einer Person durchschnittlich nur 66\u00b0/o, bei der anderen sogar nur 31 % der objektiven Distanz. Die Untersch\u00e4tzung scheint mit wachsender L\u00e4nge abzunehmen; sie ist geringer, wenn der untere Punkt, nahe dem Handgelenk, konstant ist, als wenn es der obere ist, nahe dem Ellbogen.\nEine Studie \u00fcber den Drucksinn verwertete die Methode der r. u. f. F.","page":381}],"identifier":"lit14443","issued":"1891","language":"de","pages":"380-381","startpages":"380","title":"L. Str\u00fcmpell: Die p\u00e4dagogische Pathologie oder die Lehre von den Fehlern der Kinder. Leipzig, Boehmes Nachfolger 1890","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:52.476067+00:00"}