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{"created":"2022-01-31T16:29:47.948423+00:00","id":"lit14446","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 382-384","fulltext":[{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nLitteraturbericht.\nEin Druck von 105 oder 315 gr. belastete dauernd den Finger und wurde auf ein gegebenes Zeichen vor\u00fcbergehend um 1/i oder Vsi vermehrt oder vermindert; die Versuchsperson mufste angeben, nach welcher Richtung die Ver\u00e4nderung erfolgt sei. Die Berechnung erfolgte nach der von Jastrow fr\u00fcher angegebenen Methode, das Ergebnis entsprach dem WEBERSchen Gesetz. Als dieselben Belastungen durch drucklose Intervalle getrennt wurden, nahmen die falschen F\u00e4lle bedeutend zu.\nDie letzte Arbeit besch\u00e4ftigt sich mit dem eben merklichen Unterschied von Baumgr\u00f6fsen und untersucht, wie grofs die Differenz ist, wenn die Aufgabe gestellt ist, die Gr\u00f6fsen selbst eben merklich gr\u00f6fser oder kleiner herzustellen. Es ergab sich, dafs die Differenz gr\u00f6fser ist, wenn eine eben merklich kleinere Linie gezogen werden soll, als wenn sie eben merklich gr\u00f6fser gemacht wird und zweitens, dafs die Differenz nach dieser Methode erheblich gr\u00f6fser ist als wenn sie nach den sonst \u00fcblichen Methoden gemessen wird.\tM\u00fcnsterberg (Freiburg i. B.)\nH. P. Bowditch. \u00dcber den Nachweis der Unerm\u00fcdlichkeit des S\u00e4ugetiernerven. Archiv f. Anat. w. Physiol., Abteil, f. Physiol., 1890. S. 504-508.\nVerfasser reizte an Hunden und Katzen, nachdem die Sehne des M. tibialis anticus mit einer graphischen Vorrichtung verbunden, der N. ischiadicus durchschnitten und hierauf das Versuchstier mit Curare vergiftet worden, den peripheren Nervenstumpf mit einem Induktionsstrom von vorher bestimmter!, zur Tetanisierung des Tibialis hinreichender St\u00e4rke. Die Heizung begann gleichzeitig mit dem Eintritt der Vergiftung und ward ununterbrochen fortgesetzt. Nach mehreren (bis zu 5) Stunden liefs die Giftwirkung nach, was sich durch spontane Zuckungen in der K\u00f6rpermuskulatur ank\u00fcndigte. Zur selben Zeit begann auch wieder die Induktionswirkung auf den Tibialis; jedoch nicht in Form eines normalen Tetanus. Vielmehr zeigten sich zun\u00e4chst immer vereinzelte Zuckungen, aus denen erst allm\u00e4hlich ein unregelm\u00e4fsiger Tetanus wurde. Diese eigent\u00fcmliche Form der Reaktion des Muskels konnte auf einer gewissen Erm\u00fcdung des Nerven beruhen. . Sie trat indessen auch ebenso gut ein, wenn mit der Nervenreizung erst bei eintretender Entgiftung begonnen wurde, ist daher nur als Curarewirkung aufzufassen. Mithin kommt Verfasser zu dem auch f\u00fcr die Sinnesphysiologie beachtenswerten Schl\u00fcsse: \u201e . .. . Wenn auch die Bewegung zu ihrem Fortschreiten durch den Nerven eines Kraftaufwandes bed\u00fcrfte, welcher aus der Nerven-masse selbst bestritten werden m\u00fcsste, so w\u00fcrde dieser doch von einer unmessbar geringen Gr\u00f6fse sein.\u201c\tSchaefer.\nH. M\u00fcnk. Sehsph\u00e4re und Augenbewegungen. Sitzungsber. d. kgl. preufs. Akad. d. Wiss., 1890, III, S. 53.\nVerfasser betont zun\u00e4chst, dafs seine Lehre von der Projektion der Netzh\u00e4ute auf die Sehsph\u00e4ren durch die Versuche von Sch\u00e4fer eine indirekte Best\u00e4tigung erfahren hat. Sch\u00e4fer fand n\u00e4mlich, dafs beim Affen auf faradische Beizung der Binde des ganzen Hinterhauptslappens","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n383\nassociierte Angenbewegungen eintreten, deren Richtung vom Reizungsort abh\u00e4ngig ist, und indem er annahm, diese Augenbewegungen seien die Folge bestimmt lokalisierter, durch die Reizung entstandener Gesichtsempfindungen, gelangte er zu einer Projektion der Netzh\u00e4ute auf die Sehsph\u00e4ren, welche sich in den wesentlichen Punkten mit der Mdnk-schen deckt. Verfasser hat nun in Gemeinschaft mit Dr. Obbegia diese Augenbewegungen bei Hunden genauer untersucht. Es ergab sich zun\u00e4chst best\u00e4tigend, dafs die associierten Augenbewegungen bei faradischer Reizung der Sehsph\u00e4re stets nach der der Reizung entgegengesetzten Seite erfolgen, und zwar gehen die Augen zugleich nach unten, wenn die Reizung in der vorderen, nach oben, wenn die Reizung in der hinteren Sehsph\u00e4renzone erfolgt. Von einer schmalen intermedi\u00e4ren Zone aus sind reine Seitenbewegungen zu erzielen. Die Aufw\u00e4rtsbewegung der Augen erfolgt am st\u00e4rksten von der zweiten Windung aus und nimmt mit der Ann\u00e4herung der Elektroden an die grofse L\u00e4ngsfissur ab, die Abw\u00e4rtsbewegung eher umgekehrt. Vielfach treten auch Bewegungen der oberen Augenlider und Pupillenerweiterungen auf. Da bei rindenblinden, also der Sehsph\u00e4re beraubten Hunden und Affen die Augenbewegungen, soweit sie vom Sehen unabh\u00e4ngig, erhalten sind, so lassen sich die Augenbewegungen, welche die elektrische Reizung der Sehsph\u00e4re herbeif\u00fchrt, nur zu denjenigen Augenbewegungen des Tieres in Beziehung setzen, welche die Folgen seines Sehens sind. Nun glaubt Verfasser, die n\u00e4chstliegende Annahme, dafs die in seinen Versuchen beobachteten Augenbewegungen durch associative Erregung der motorischen Augenregion entst\u00fcnden, ausschliefsen zu m\u00fcssen, da auch bei st\u00e4rkeren Induktionsstr\u00f6men stets nur Aug e nbewegungen von der Sehsph\u00e4re sich ausl\u00f6sen lassen und gar nicht abzusehen ist, weshalb nicht auch Extremit\u00e4tenbewegungen associativ, wenigstens bei st\u00e4rkeren Str\u00f6men, entstehen sollten, wenn \u00fcberhaupt solche associative Fortleitungen der Erregung \u2022Stattfinden. Noch entscheidender spricht gegen eine solche Annahme die Thatsache, dafs die bez\u00fcglichen Augenbewegungen auch nach Durchtrennung aller associativen Verbindungen des Occipitallappens zu erzielen sind und erst nach Durchschneidung der in der Sehsph\u00e4re entspringenden Projektions fasern verschwinden. Es ergiebt sich hieraus, dafs der Stabkranz der Sehsph\u00e4re auch centrifugale, motorische, zu infrakortikalen Hirnteilen ziehende Fasern f\u00fcr die Augenmuskeln enthalten mufs. Erregungen der Sehsph\u00e4re l\u00f6sen also in direktester Weise Augenbewegungen aus, und zwar nur solche. Alle anderen Bewegungen, welche Folgen des Sehens sind, entstehen durch associative Fortleitung der Erregung auf andere Rindengebiete. Nicht ausgeschlossen ist, dafs auch die Augenbewegungen, welche Folgen des Sehens sind, zugleich oder zuweilen associativ entstehen.\nVerfasser unterscheidet daher drei Arten von Sehreflexen:\n1.\tRetinareflexe, zu welchen die Pupillenverengerung auf Lichteinfall geh\u00f6rt; sie finden statt, ohne dafs es einer Lichtempfindung bedarf.\n2.\tSehreflexe, f\u00fcr welche die durch Optikusfasern zur Sehsph\u00e4re geleitete Erregung unmittelbar wieder durch Projektionsfasern zu","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nLitteraturbericht.\ninfrakortikalen, motorischen Centren geleitet wird. Hierher geh\u00f6ren nur die oben beschriebenen unwillk\u00fcrlichen Augenbewegungen, welche den Blick wandern und vorher undeutlich Gesehenes fixieren lassen. Dieselben sind angeboren und haben nur Gesichtsempfindungen, keine Gesichts Vorstellungen zur Voraussetzung.\n3. Sehreflexe h\u00f6herer Ordnung, welche von der Sehsph\u00e4re durch Associationsfasern zu motorischen Rin den centren geleitet werden. Dieselben sind erworben und haben auch Gesichtsvorstellungen zur Voraussetzung. Hierher geh\u00f6rt das Blinzeln bei Ann\u00e4herung der Hand, das Ausweichen vor Hindernissen, das Zur\u00fccktreten vor der Peitsche etc.\nDie Frage, ob bei den Augenbewegungen infolge faradischer Reizung der Sehsph\u00e4re die Erregung eines gew\u00f6hnlichen Reflexapparates vorlieg#\u00bb oder wirklich Lichtempfindungen entstehen, welche die Einstellung der Augen veranlassen, entscheidet Verfasser im Sinne der zweiten Alternative. Er macht hierf\u00fcr namentlich geltend, dafs eine und dieselbe Reizung unter Umst\u00e4nden nicht stets dieselben Augenbewegungen ausl\u00f6st und dafs die st\u00e4rkste erzielbare Abw\u00e4rtsbewegung kleiner ist, als die st\u00e4rkste Aufw\u00e4rtsbewegung entsprechend der Lage der Macula lutea im oberen \u00e4ufseren Netzhautquadranten beim Hunde.\nDaf\u00fcr, dafs die Rindenelemente selbst in den obigen Versuchen gereizt wurden und nicht die Markfasern, spricht auch die Thatsache, dafs nach Abtragung der Rinde st\u00e4rkere Str\u00f6me zur Erzielung der Augenbewegungen erforderlich sind, und dafs nach grofsen Blutverlusten und in tiefer Morphiumnarkose die Reizung der unversehrten Oberfl\u00e4che fast ganz wirkungslos ist.\nWird die vom Verfasser der Macula lutea zugeordnete Stelle der Sehsph\u00e4re gereizt, so bleiben beide Augen in Ruhe, wenn der Hund fixiert, nur das gekreuzte, wenn der Hund nicht fixiert. Die vorderen Grenzen der Sehsph\u00e4re m\u00f6chte Verfasser auf Grund dieser Versuche im medialen Teil etwas weiter nach vorne legen und den dreieckigen Zipfel, welchen nach den fr\u00fcheren Abbildungen die Sehsph\u00e4re aus der dritten Windung ausschneidet, aus der Sehsph\u00e4re ausscheiden.\nDie Bedeutung der Projektion der Netzh\u00e4ute auf die Sehsph\u00e4re f\u00fcr die Lokalzeichen der Gesichtsempfindung erhellt aus dem Vorausgegangenen unmittelbar: Reihenfolge und gegenseitige Lage der Objekte im v. Helm-HOLTZschen Sehfelde sind durch die Projektion gegeben; dazu verhelfen die Empfindungen, welche die unwillk\u00fcrlichen Augenbewegungen mit sich bringen, zu leichter Orientierung \u00fcber oben, unten, rechts und links : und so gestatten Projektion und Augenbewegungen zusammen die rasche und sichere Kenntnisnahme des Sehfeldes, welche wir bei den Tieren beobachten und welche ganz unm\u00f6glich w\u00e4re, w\u00fcrde f\u00fcr alle Einzelheiten des Sehfeldes die Erfahrung zu H\u00fclfe kommen m\u00fcssen. Ziehen (Jena).\nA. Obregia. \u00dcber Augenbewegungen bei Sehsph\u00e4renreizung. Du Bois-Beymonds Archiv, 1890, 3 u. 4. S. 260.\nDie vorliegende Arbeit ist eine weitere Ausf\u00fchrung der voranstehend referierten Miwxschen Mitteilungen. Die Operationsmethode wird genau beschrieben. Im vorderen Sehsph\u00e4rengebiet sind st\u00e4rkere","page":384}],"identifier":"lit14446","issued":"1891","language":"de","pages":"382-384","startpages":"382","title":"H. Munk: Sehsph\u00e4re und Augenbewegungen. Sitzungsber. d. kgl. preu\u00df. Akad. d. Wiss. 1890, III, S. 53","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:47.948429+00:00"}