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{"created":"2022-01-31T16:28:24.595136+00:00","id":"lit14447","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 385-386","fulltext":[{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a turberich t.\n385\nfaradisclie Str\u00f6me erforderlich, um deutlichere Augenbewegungen zu erzielen, als im hinteren. Bemerkenswert ist, dafs nach Abtragung der Sehsph\u00e4renrinde auch die faradische Reizung der Marksubstanz ganz analoge Augenbewegungen ergiebt.\nDie Unabh\u00e4ngigkeit der durch Reizung der McNKSchen Augenregion F hervorgerufenen Augenhewegungen von denen der Sehsph\u00e4re ergiebt sich daraus, dafs erstere auch nach beiderseitiger Sehsph\u00e4renexstirpation persistieren.\nZur Narkose wurde nur \u00c4ther, und zwar in m\u00f6glichst kleiner Menge, verwandt, da jede st\u00e4rkere Narkose die Rindenreizbarkeit gerade mit Bezug auf die Augenbewegungen besonders stark, auch nach dem Erwachen, zu sch\u00e4digen scheint.\tZiehen (Jena).\nW. Wundt. Zur Frage der Lokalisation der Grofshirnfunktionen. Philos.\nStudien, Bd, VI (1890), H. 1. S. 1\u201425.\nVerfasser gieht eine Kritik der M\u00fcNKschen Lokalisationslehre. Er wirft derselben namentlich vor, dafs sie zwei funktionell v\u00f6llig verschiedene centrale Elemente f\u00fcr Empfindung und f\u00fcr Erinnerungsbild annimmt, obwohl doch in den allgemeinen Verh\u00e4ltnissen der Lagerung, der anatomischen Beschaffenheit und der sonstigen physiologischen Eigenschaften Unterschiede nicht nachweisbar seien. Viel Gewicht wird man diesem Einwand nicht beilegen k\u00f6nnen, da eine Ungleichartigkeit der Funktion hei sonstiger hochgradiger, namentlich anatomischer \u00c4hnlichkeit im centralen Nervensystem erwiesenermafsen sehr h\u00e4ufig ist und aufserdem die unbestreitbare anatomische Verschiedenheit der Ganglienzellen in den verschiedenen Rindenschichten eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Verschiedenheiten der Funktionen eventuell sehr wohl bieten w\u00fcrde. Auch der zweite Einwand, dafs die MuNKsche Lehre von der Wechselwirkung der Empfindungselemente und der Erinnerungselemente im einzelnen undurchf\u00fchrbar sei, ist nicht stichhaltig: die M\u00f6glichkeit einer solchen Durchf\u00fchrung ist erst k\u00fcrzlich vom Referenten gezeigt worden (Leitfaden der physiolog. Psychologie, Vorl. 8 u. 9).\nDie weitere Argumentation des Verfassers sucht die von Munk gegen\u00fcber fr\u00fcheren Einwendungen Wundts verteidigte Lehre von den spezifischen Sinnesenergien zu ersch\u00fcttern und namentlich nachzuweisen, dafs letztere und die MuNKsche Lokalisationshypothese sich nicht gegenseitig st\u00fctzen. \u00dcber die einzelnen Argumente und Gegenargumente kann hier nicht berichtet werden ; die Auffassung der Hallucination, welche W. S. 17 Munk zuschreibt, scheint dem Referenten aus der M\u00fcNKschen Darlegung in keiner Weise hervorzugehen. Wesentlich ist das Zugest\u00e4ndnis Wundts (S. 20), dafs an den Erinnerungsfunktionen Rindengebiete sich beteiligen, welche an den unmittelbaren Sinneswahrnehmungen nicht beteiligt sind. Hiermit ist im Prinzip eine gewisse Lokalisation resp.r\u00e4umliche Trennung der empfindenden und der Erinnerungsfunktionen anerkannt. Endlich versucht Wundt die Annahme spezifischer Sinnesenergien als unvertr\u00e4glich mit einer phylogenetischen Entwickelung der Sinnesformen nachzuweisen. In der That ist nicht zu verkennen, dafs bei Johannes M\u00fcllek die Lehre von den spezifischen Sinnesenergien Zeitschrift f\u00fcr Psychologie II.\t26","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nLitteraturbericht.\nin engem Zusammenhang mit der Lehre von der Konstanz der organischen Formen steht, aher dieser Zusammenhang ist kein notwendiger : man wird sehr wohl eine beschr\u00e4nkte, \u00e4ufserst langsame Variabilit\u00e4t der spezifischen Sinnesenergien zugestehen k\u00f6nnen und doch an dem spezifischen Charakter der Sinnesenergien bei allen Individuen innerhalb \u00e4ufserst weiter Zeitgrenzen festhalten d\u00fcrfen. Diese sehr beschr\u00e4nkte phylogenetische Variabilit\u00e4t erkl\u00e4rt sich eben daraus, dafs, wie man Wundt zugeben kann, das einzelne Kindenelement, obwohl nur zu einer bestimmt^ Funktion disponiert, unter gewissen Umst\u00e4nden, z. B. vikariierend, doch auch eine um ein Geringes abweichende Funktion versehen kann. Fafst man aber in dieser Weise die spezifischen Sinnesenergien nicht als absolut konstante, sondern als phylogenetisch entstandene auf, so wird man freilich zwar nicht absolute und mathematisch scharfe Grenzen zwischen den einzelnen Eindencentren erwarten d\u00fcrfen und doch der MuNKschen Lokalisationslehre gerade auf Grund der Lehre von den spezifischen Sinnesenergien zustimmen k\u00f6nnen.\tZiehen (Jena).\nBrown-S\u00e9quard. Nombreux cas de vivisection pratiqu\u00e9e sur le cerveau de l\u2019homme, leur verdict contre la doctrine des centres psychomoteurs. Archiv, de Physiol, norm, et patholog. 1890. Nr. 4. S. 762.\nVerfasser, einer der hartn\u00e4ckigsten K\u00e4mpfer gegen die Lehre von den sog. psychomotorischen Eindencentren stellt 20 F\u00e4lle von Trepanation des menschlichen Sch\u00e4dels aus der Litteratur zusammen, welche nach seiner Ansicht entscheidend gegen jene Lehre sprechen. Zun\u00e4chst ist bemerkenswert, dafs Br. die zahlreichen aufser jenen 20 F\u00e4llen in der Litteratur verzeichneten Trepanationen im Bereich der motorischen Eegionen v\u00f6llig \u00fcbergeht; so wird im Leser der Glaube erweckt, als seien jene 20 F\u00e4lle alle \u00fcberhaupt bekannten oder beliebig herausgegriffen. Jene 20 F\u00e4lle sind heraus gesucht. Und weiterhin: widersprechen jene 20 F\u00e4lle denn wirklich der Lehre von den motorischen Centren? Zun\u00e4chst nimmt B. in vielen F\u00e4llen Anstofs daran, dafs die z. B. bei der Excision einer Geschwulst aus der Hirnrinde gesetzte L\u00e4sion der letzteren nicht neue L\u00e4hmungen hervorruft, statt die schon vorhandenen zu beseitigen. Hierauf ist zu entgegnen, dafs bei diesen Excisionen in der Eegel von einer bestimmten motorischen Eegion nur ein relativ geringer Teil weggenommen, der zur\u00fcckbleibende Teil aber, indem die eine Kompressionsl\u00e4hmung unterhaltende Geschwulst beseitigt wird, wieder funktionsf\u00e4hig gemacht wird. Eine weitere Fehlerquelle in vielen Epikrisen des Verfassers besteht darin, dafs Br. die sog. Fernwirkungserscheinungen im wesentlichen nur als Eeizerscheinungen kennt, w\u00e4hrend die klinische Betrachtung ganz unzweifelhaft lehrt, dafs ein Kranheitsherd auf seine n\u00e4here und fernere Umgebung nicht nur reizend, sondern h\u00e4ufig auch l\u00e4hmend einwirken kann. Damit f\u00e4llt denn auch die Theorie zusammen, welche Br. selbst der Lehre von den motorischen Centren entgegenstellt; selbst wenn die physiologischen Experimentaluntersuchungen noch Zweifel offen liefsen, klinisch ist die Br.\u2019sehe Theorie unhaltbar.\nMehrfach legt auch Verfasser der Lehre von den motorischen","page":386}],"identifier":"lit14447","issued":"1891","language":"de","pages":"385-386","startpages":"385","title":"W. Wundt: Zur Frage der Lokalisation der Gro\u00dfhirnfunktionen. Philos. Studien, Bd. VI, 1890, H. 1, S. 1-25","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:28:24.595142+00:00"}