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{"created":"2022-01-31T16:31:21.152723+00:00","id":"lit14448","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 386-387","fulltext":[{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nLitteraturbericht.\nin engem Zusammenhang mit der Lehre von der Konstanz der organischen Formen steht, aher dieser Zusammenhang ist kein notwendiger : man wird sehr wohl eine beschr\u00e4nkte, \u00e4ufserst langsame Variabilit\u00e4t der spezifischen Sinnesenergien zugestehen k\u00f6nnen und doch an dem spezifischen Charakter der Sinnesenergien bei allen Individuen innerhalb \u00e4ufserst weiter Zeitgrenzen festhalten d\u00fcrfen. Diese sehr beschr\u00e4nkte phylogenetische Variabilit\u00e4t erkl\u00e4rt sich eben daraus, dafs, wie man Wundt zugeben kann, das einzelne Kindenelement, obwohl nur zu einer bestimmt^ Funktion disponiert, unter gewissen Umst\u00e4nden, z. B. vikariierend, doch auch eine um ein Geringes abweichende Funktion versehen kann. Fafst man aber in dieser Weise die spezifischen Sinnesenergien nicht als absolut konstante, sondern als phylogenetisch entstandene auf, so wird man freilich zwar nicht absolute und mathematisch scharfe Grenzen zwischen den einzelnen Eindencentren erwarten d\u00fcrfen und doch der MuNKschen Lokalisationslehre gerade auf Grund der Lehre von den spezifischen Sinnesenergien zustimmen k\u00f6nnen.\tZiehen (Jena).\nBrown-S\u00e9quard. Nombreux cas de vivisection pratiqu\u00e9e sur le cerveau de l\u2019homme, leur verdict contre la doctrine des centres psychomoteurs. Archiv, de Physiol, norm, et patholog. 1890. Nr. 4. S. 762.\nVerfasser, einer der hartn\u00e4ckigsten K\u00e4mpfer gegen die Lehre von den sog. psychomotorischen Eindencentren stellt 20 F\u00e4lle von Trepanation des menschlichen Sch\u00e4dels aus der Litteratur zusammen, welche nach seiner Ansicht entscheidend gegen jene Lehre sprechen. Zun\u00e4chst ist bemerkenswert, dafs Br. die zahlreichen aufser jenen 20 F\u00e4llen in der Litteratur verzeichneten Trepanationen im Bereich der motorischen Eegionen v\u00f6llig \u00fcbergeht; so wird im Leser der Glaube erweckt, als seien jene 20 F\u00e4lle alle \u00fcberhaupt bekannten oder beliebig herausgegriffen. Jene 20 F\u00e4lle sind heraus gesucht. Und weiterhin: widersprechen jene 20 F\u00e4lle denn wirklich der Lehre von den motorischen Centren? Zun\u00e4chst nimmt B. in vielen F\u00e4llen Anstofs daran, dafs die z. B. bei der Excision einer Geschwulst aus der Hirnrinde gesetzte L\u00e4sion der letzteren nicht neue L\u00e4hmungen hervorruft, statt die schon vorhandenen zu beseitigen. Hierauf ist zu entgegnen, dafs bei diesen Excisionen in der Eegel von einer bestimmten motorischen Eegion nur ein relativ geringer Teil weggenommen, der zur\u00fcckbleibende Teil aber, indem die eine Kompressionsl\u00e4hmung unterhaltende Geschwulst beseitigt wird, wieder funktionsf\u00e4hig gemacht wird. Eine weitere Fehlerquelle in vielen Epikrisen des Verfassers besteht darin, dafs Br. die sog. Fernwirkungserscheinungen im wesentlichen nur als Eeizerscheinungen kennt, w\u00e4hrend die klinische Betrachtung ganz unzweifelhaft lehrt, dafs ein Kranheitsherd auf seine n\u00e4here und fernere Umgebung nicht nur reizend, sondern h\u00e4ufig auch l\u00e4hmend einwirken kann. Damit f\u00e4llt denn auch die Theorie zusammen, welche Br. selbst der Lehre von den motorischen Centren entgegenstellt; selbst wenn die physiologischen Experimentaluntersuchungen noch Zweifel offen liefsen, klinisch ist die Br.\u2019sehe Theorie unhaltbar.\nMehrfach legt auch Verfasser der Lehre von den motorischen","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n387\nCentren zur Last, dafs in einem speziellen Falle die \u00fcbliche Lokalisation des einzelnen Centrums nicht zutraf. Auch dies kann Verfasser nicht zugeben. Der Lokalisation der motorischen Centren, wie sie sich f\u00fcr den Menschen aus den neuesten Versuchen Beevors und Horsleys am Orang ergiebt, widerspicht im wesentlichen kein einziger der angef\u00fchrten F\u00e4lle. Wenn auch die Details der Lokalisation noch in mancher Beziehung zweifelhaft sein m\u00f6gen, die Hauptthatsachen stehen fest.\tZiehen (Jena).\nFr. Bateman. On Aphasia or Loss of Speech and the Localization of the Faculty of articulate Language. 2d edit. London, Churchill 1890. 420 S.\nDie umfangreiche Monographie Batemans enth\u00e4lt keine neuen That-sachen und Theorien, sondern beschr\u00e4nkt sich, abgesehen von der Mitteilung einiger F\u00e4lle des Autors, im wesentlichen auf eine Zusammenstellung des bereits Bekannten. Was die Lokalisation der artikulierten Sprache angeht, so h\u00e4lt B. im Anschl\u00fcsse an Kussmaul es \u00fcberhaupt f\u00fcr unangemessen, nach einem bestimmten \u201eSitz der Sprache\u201c im Gehirn zu suchen. Der \u00fcberaus komplizierte Mechanismus der Sprache sei an die Funktion sehr zahlreicher, r\u00e4umlich weit auseinander liegender Centren gekn\u00fcpft. Das einzige, was zugegeben werden k\u00f6nne, sei, dafs zum artikulierten Sprechen die normale Funktion eines begrenzten Abschnittes der linken Hemisph\u00e4re notwendig zu sein scheine. Liebmann (Bonn).\nW. Bechterew. \u00dcber die Erscheinungen, welche die Durchschneidung der Hinterstr\u00e4nge des R\u00fcckenmarkes bei Tieren herbeif\u00fchrt, und \u00fcber die Beziehung dieser Str\u00e4nge zur Gleichgewichtsfunktion. Archiv f. Anatomie u. Physiologie. Abteil, f. Physiol., 1890. S. 489\u2014504.\nVerfasser sah nach meist im obersten Halsmark vollzogenen Durchschneidungen der Hinterstr\u00e4nge, deren blofse Ber\u00fchrung schon heftige Bewegungen ausl\u00f6st, bei Tauben, Kaninchen und Hunden konstant dauernde Gleichgewichtsst\u00f6rungen mannigfacher Art, w\u00e4hrend St\u00f6rungen der Gef\u00fchlssph\u00e4re nicht beobachtet wurden. [Hyper\u00e4sthesie in einigen F\u00e4llen r\u00fchrte von entz\u00fcndlichen Vorg\u00e4ngen in der grauen Substanz her.] B. ist der Ansicht, dafs die Hinterstr\u00e4nge, insbesondere die Fasern der inneren B\u00fcndel, Impulse zur Regulierung des Gleichgewichts von der Peripherie ins Kleinhirn leiten, und ist, wie es scheint, nicht ganz abgeneigt , nach Analogie von Tast- und Temperaturnerven, auch speciflsche Gleichgewichtsnerven-Endigungen in der Haut anzunehmen. Die Kleinhirn-\u2022Seitenstrangbahnen leiten jedenfalls \u00e4hnliche Impulse, vielleicht aus der Muskulatur, ins Cerebellum.\tSchaefer.\nGallerani e F. Lussana. S\u00fclle funzioni dei centri nervosi mesencefalici\nBivista di Freniatria, Bd. XVI, Heft 4. S. 479\u2014484.\nDie von Schiff und sp\u00e4ter von Lussana sen. vertretenen, vielfach bestrittenen Ansichten \u00fcber die Funktionen der Sehh\u00fcgel erhalten durch die Experimente der Verfasser an Tauben ihre Best\u00e4tigung. Bei den S\u00e4ugetieren sind die Thalamuskerne Centren f\u00fcr die Seitenbewegungen der Vorderglieder und zwar f\u00fcr Adduktion der gleichen und f\u00fcr Abduktion\n26*","page":387}],"identifier":"lit14448","issued":"1891","language":"de","pages":"386-387","startpages":"386","title":"Brown-S\u00e9quard: Nombreux cas de vivisection pratiqu\u00e9e sur le cerveau de l'homme, leur verdict contre la doctrine des centres psychomoteurs. Archiv. de Physiol. norm. et patholog. 1890, Nr. 4, S. 762","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:21.152729+00:00"}