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{"created":"2022-01-31T14:37:52.681410+00:00","id":"lit14451","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 387-389","fulltext":[{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n387\nCentren zur Last, dafs in einem speziellen Falle die \u00fcbliche Lokalisation des einzelnen Centrums nicht zutraf. Auch dies kann Verfasser nicht zugeben. Der Lokalisation der motorischen Centren, wie sie sich f\u00fcr den Menschen aus den neuesten Versuchen Beevors und Horsleys am Orang ergiebt, widerspicht im wesentlichen kein einziger der angef\u00fchrten F\u00e4lle. Wenn auch die Details der Lokalisation noch in mancher Beziehung zweifelhaft sein m\u00f6gen, die Hauptthatsachen stehen fest.\tZiehen (Jena).\nFr. Bateman. On Aphasia or Loss of Speech and the Localization of the Faculty of articulate Language. 2d edit. London, Churchill 1890. 420 S.\nDie umfangreiche Monographie Batemans enth\u00e4lt keine neuen That-sachen und Theorien, sondern beschr\u00e4nkt sich, abgesehen von der Mitteilung einiger F\u00e4lle des Autors, im wesentlichen auf eine Zusammenstellung des bereits Bekannten. Was die Lokalisation der artikulierten Sprache angeht, so h\u00e4lt B. im Anschl\u00fcsse an Kussmaul es \u00fcberhaupt f\u00fcr unangemessen, nach einem bestimmten \u201eSitz der Sprache\u201c im Gehirn zu suchen. Der \u00fcberaus komplizierte Mechanismus der Sprache sei an die Funktion sehr zahlreicher, r\u00e4umlich weit auseinander liegender Centren gekn\u00fcpft. Das einzige, was zugegeben werden k\u00f6nne, sei, dafs zum artikulierten Sprechen die normale Funktion eines begrenzten Abschnittes der linken Hemisph\u00e4re notwendig zu sein scheine. Liebmann (Bonn).\nW. Bechterew. \u00dcber die Erscheinungen, welche die Durchschneidung der Hinterstr\u00e4nge des R\u00fcckenmarkes bei Tieren herbeif\u00fchrt, und \u00fcber die Beziehung dieser Str\u00e4nge zur Gleichgewichtsfunktion. Archiv f. Anatomie u. Physiologie. Abteil, f. Physiol., 1890. S. 489\u2014504.\nVerfasser sah nach meist im obersten Halsmark vollzogenen Durchschneidungen der Hinterstr\u00e4nge, deren blofse Ber\u00fchrung schon heftige Bewegungen ausl\u00f6st, bei Tauben, Kaninchen und Hunden konstant dauernde Gleichgewichtsst\u00f6rungen mannigfacher Art, w\u00e4hrend St\u00f6rungen der Gef\u00fchlssph\u00e4re nicht beobachtet wurden. [Hyper\u00e4sthesie in einigen F\u00e4llen r\u00fchrte von entz\u00fcndlichen Vorg\u00e4ngen in der grauen Substanz her.] B. ist der Ansicht, dafs die Hinterstr\u00e4nge, insbesondere die Fasern der inneren B\u00fcndel, Impulse zur Regulierung des Gleichgewichts von der Peripherie ins Kleinhirn leiten, und ist, wie es scheint, nicht ganz abgeneigt , nach Analogie von Tast- und Temperaturnerven, auch speciflsche Gleichgewichtsnerven-Endigungen in der Haut anzunehmen. Die Kleinhirn-\u2022Seitenstrangbahnen leiten jedenfalls \u00e4hnliche Impulse, vielleicht aus der Muskulatur, ins Cerebellum.\tSchaefer.\nGallerani e F. Lussana. S\u00fclle funzioni dei centri nervosi mesencefalici\nBivista di Freniatria, Bd. XVI, Heft 4. S. 479\u2014484.\nDie von Schiff und sp\u00e4ter von Lussana sen. vertretenen, vielfach bestrittenen Ansichten \u00fcber die Funktionen der Sehh\u00fcgel erhalten durch die Experimente der Verfasser an Tauben ihre Best\u00e4tigung. Bei den S\u00e4ugetieren sind die Thalamuskerne Centren f\u00fcr die Seitenbewegungen der Vorderglieder und zwar f\u00fcr Adduktion der gleichen und f\u00fcr Abduktion\n26*","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nLitter aturbericht.\nder gegen\u00fcberliegenden Seite und auch der Zehen. \u2014 Nach Abtragung eines dieser Centren macht das Tier Reitbahnbewegungen nach der andern Seite; dagegen wird nach Reizung des einen Centrums die Adduktion der gleichen und die Abduktion der gegen\u00fcberliegenden Seite verst\u00e4rkt. Beim Menschen jedoch geht die Wirkung immer auf den Arm der andern Seite, weil die Dekussation der Rasern im Pons bei ihm total, bei den vierf\u00fcfsigen S\u00e4ugetieren partiell ist.\t'\nDie Kontraktion der Wirbelmuskeln und die demgem\u00e4fse Kr\u00fcmmung der Wirbels\u00e4ule h\u00e4ngt, nach Lttssana, von dem auf die obern Kleinhirnschenkel fortgepflanzten Reize und nicht eigentlich von der L\u00e4sion der Sehh\u00fcgel oder ihrer mittleren B\u00fcndel, wie Schiff es will, ab.\nDie lobi optici der V\u00f6gel entsprechen bekanntlich den Vierh\u00fcgeln der S\u00e4ugetiere. Werden sie zerst\u00f6rt, so treten Blindheit auf dem gegen\u00fcberliegenden Auge, Drehung und Kr\u00fcmmung auf der der L\u00e4sion gleichnamigen Seite ein. Wird indes nur die Oberfl\u00e4che, nicht aber der innere Kern der lobi getroffen, so erblindet nur das gegen\u00fcberliegende Auge, die Drehbewegungen aber bleiben aus. Reizung eines obern Kleinhirnschenkels (Lemoigne und Lussana 1870) bewirkt Kr\u00fcmmung der Wirbels\u00e4ule mit der Konkavit\u00e4t nach der gegen\u00fcberliegenden Seite; Durchschneidung bewirkt Kr\u00fcmmung nach der Seite des Schnittes infolge der Muskell\u00e4hmung.\nAlle diese Angaben erkl\u00e4ren sich aus den von den Verfassern bei ihren Experimenten an Tauben gefundenen Vorg\u00e4ngen. \u2014 Bei dem einen Exemplar fand sich die vordere \u00e4ufsere H\u00e4lfte des rechten lobus opticus abgetragen, der tractus opticus durchschnitten und die portio thalamica des Kleinhirnb\u00fcndels zerst\u00f6rt. Der Erfolg war: starke Neigung der Wirbels\u00e4ule, zuerst nach links, sp\u00e4ter dauernd nach rechts; Adduktion des linken Rufses, Abduktion des rechten \u2014 neben Hyper\u00e4sthesie und Linksdrehung bei Ber\u00fchrung \u2014 und Erblindung des linken Auges. T\u00f6tung nach drei Tagen.\nBei der zweiten Taube fand man nach 16 Stunden den linken lobus opticus vollst\u00e4ndig abgetragen, Blutklumpen in der Wundh\u00f6hle, den tractus opticus ganz durchschnitten, den Thalamus und sein B\u00fcndel unverletzt, den Kleinhirnstiel vorn am Thalamus nahe vor dem Austritt des Trigeminus verletzt.\nErscheinungen im Leben: Wirbels\u00e4ule nach rechts, Nacken nach rechts und sehr stark nach unten gebeugt; rechten Rufs adduziert und flektiert, linken Rufs abduziert und gestreckt ; Mydriasis auf beiden Augen. Reitbahnbewegung meist nach rechts, bisweilen nach hinten. \u2014\nErl\u00e4uterungen. Taube I. \u2014 Die Kr\u00fcmmung der Wirbels\u00e4ule (Konkav. nach links) ist Reizerscheinung, die sp\u00e4tere permanente nach rechts L\u00e4hmungserscheinung; die Abduktion des rechten und die Adduktion des linken Rufses Rolge des Schnittes durch den Pedunculus, wodurch die Punktion des rechten Thalamus aufgehoben ist ; die Blindheit und Pupillenstarre des linken Auges Rolge des Schnittes durch den rechten Tractus, nicht aber des Thalamus, der bei den V\u00f6geln damit nichts zu thun hat.\nTaube II. Die Kr\u00fcmmung der Wirbels\u00e4ule von links nach rechts","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n389\nist \u00dfeizerscheinung bei Abtragung des linken lobus opticus, ebenso die Drehung um die L\u00e4ngsachse, mit Senken der rechten, Erheben der linken Seite. \u2014 Die L\u00e4hmung nimmt den umgekehrten Gang. \u2014 Die Abweichung der F\u00fcfse nach links Folge des Reizes auf den Pedunculus. \u2014 Die Reitbahnbewegung nach rechts erkl\u00e4rt sich aus der Deviation der Glieder nach links und aus der Konkavit\u00e4t der Wirbels\u00e4ule nach rechts. Auch die Mydriasis beruht auf Reizerregung.\tFraenkel (Dessau).\n1)\tR. Wiedeesheim. Bewegungserscheinungen im Gehirn von Leptodora hyalina. Anat. Anzeiger, Y (1890), No. 23.\n2)\tP. Samassa. \u00dcber eigent\u00fcmliche Zellen im Gehirn von Leptodora.\nAnat. Anzeiger, VI (1891), No. 2.\nDie vorliegenden Mitteilungen befassen sich mit Bewegungserscheinungen einzelner Zellen am Gehirn eines kleinen S\u00fcfswasserkrusters, welcher durch seine glashelle \u201eDurchsichtigkeit eines der sch\u00f6nsten Objekte zur Erforschung tierischer Organisation und tierischen Lebens darstellt\u201c (Wiedersheim).\nNach Wiedersheim liegen am \u00dcberg\u00e4nge vom Ganglion opticum der Leptodora zum oberen Schlundganglion grofse Ganglienzellen, in welche Fasern aus dem Ganglion opticum ausstrahlen; diese Zellen zeigen tr\u00e4ge am\u00f6boide Bewegungen, welche Wiedersheim zu dem Resultate f\u00fchren, \u201edafs sich im Innern des Gehirns gewisser Krustaceen Bewegungsprozesse abspielen, welche an eine ganz bestimmte Zone desselben gebunden sind. Offenbar kommt dieser Zone, mit welcher s\u00e4mtliche Hauptfasersysteme des Gehirnes wie des Sehganglions in Verbindung zu stehen scheinen, eine hohe morphologische und physiologische Bedeutung zu. Aus meinen Untersuchungen l\u00e4fst sich aber noch der weitere Satz ableiten, dafs die centrale Nervensubstanz nicht in starre Formen gebannt, sondern dafs sie aktiver Bewegungen f\u00e4hig ist. Weiteren Untersuchungen wird es Vorbehalten sein, zu ergr\u00fcnden, welche Rolle jene Bewegungsprozesse im Gehirnmechanismus zu spielen berufen sind.\u201c\nW\u00e4hrend Wiedersheim frisches Material untersucht hatte, bemerkte Samassa die von jenem Autor gesehenen Zellen auf Schnittserien; er bezeichnet sie als Einschl\u00fcsse grofser polygonal abgeplatteter Zellen und kann keinerlei Forts\u00e4tze erkennen. Die in Frage stehenden Gebilde sieht Samassa als Zellen an, welche dem Gehirn blofs aufliegen, und schreibt ihnen keine Beziehungen zu nerv\u00f6sen Erregungsvorg\u00e4ngen zu. Er ist also auch dfcr Ansicht, die Annahme Wiedersheims von aktiven Bewegungen der Nervensubstanz sei als noch nicht erwiesen zu betrachten.\nBurckhardt (Berlin).\nFr. Pikeles. \u00dcber l\u00e4hmungsartige Erscheinungen nach Durchschneidung sensorischer Nerven. Centralbl. f. Physiol. IV., Nr. 24. S. 741.\nExner hat 1889 beobachtet, dafs die Durchschneidung des N. laryn-geus Superior beim Pferde, obwohl dieser Nerv hier durchaus sensorisch ist, Stillstand der Bewegungen der gleichseitigen Kehlkopfh\u00e4lfte bewirkt. Es liefs sich sogar in den betreffenden Kehlkopfmuskeln Degeneration nachweisen. Pikeles erinnert nun daran, dafs schon Bell und Magendie \u00e4hnliche L\u00e4hmungen nach Durchschneidung sensibler Nerven beschrieben","page":389}],"identifier":"lit14451","issued":"1891","language":"de","pages":"387-389","startpages":"387","title":"Gallenari e F. Lussana: Sulle funzioni dei centri nervosi mesencefalici. Rivista di Freniatria, Bd. XVI, Heft 4, S. 479-484","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:37:52.681416+00:00"}