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Versuche über die Transfusion des Blutes durch die Spritze

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{"created":"2022-01-31T16:58:54.622630+00:00","id":"lit14537","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Blundell, Jakob","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 441-452","fulltext":[{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"44 i\ndafs Ge bei O am l\u00e4ngften leben, bei 42* pl\u00f6tzlich fterben,\ndafs Geb zwifchen diefen Extremen die Lebensdauer parallel mit der Erh\u00f6hung der Temperatur vermindert, und dafs eine geringe Zahl von Graden, felbft bei mittlerer Temperatur, in der Lebensdauer diefer Thiere eine bedeutende Verfchiedenbeit hervorbringt,\ndafs Ge im Waffer von O nicht erharren, ihre Lebhaftigkeit aber mit der Temperatur dehelben zunimmt.\nIn Bezug auf die dem Verlache vorangegangene Lufttemperatur folgt :\nDafs, je n\u00e4her diefe an Owar, deftomehr die Lebensdauer der in Waffer zwifchen O und 17\u00b0 getauchten Fr\u00f6fche zunimmt;\ndafs die Lufttemperatur und Jahrszeit ohne Ein-flufs auf Fr\u00f6fche im Waffer von 42\" ift ;\ndafs die Lebensdauer der in Waffer zwifchen 17\u00b0 nnd O getauchten Thiere von dem Verh\u00e4hnifs zwifchen der Temperatur der Luft eine Zeitlang vor dem Verhielte und des Waffers w\u00e4hrend deffelben abh\u00e4ngt;\ndals. der vereinigte Einflufs diefer Bedingungen defto gr\u00f6fser ift, je n\u00e4her die Temperatur der Luft und des Waffers Geh an o befindet.\nIn der n\u00e4chften Abhandlung werde ich den Einflufs der im Waffer enthaltenen Luft unterhielten.\n2\u00ab Verfuclte \u00fcber die Transfufion des Blutes durch die Spritze. Von J. Blundell, M. D., Lehrer der Phyiiologie am Guy s Hofpital. Gelefen Feb. 3. 1818.\" A. d. Med. cliir. Transact. Vol. IX. Part. I. p. 56. ff.\nVor einigen Monaten wurde ich zu einer am Geb\u00e4r\u00bb mutterblutflufs hinfterbenden Frau gerufen. Vor meiner Ankunft hand diefer zwar, allein dennoch ftarb Ae, aller H\u00fclfe ungeachtet, nach 2 Stunden. Da es mir h\u00f6chft wahrfcheiillicit wurde, dafs die Kranke durch lians-fulion zu retten, die Gef\u00e4fse durch die Spritze leicht und fchnell anzufiillen gewefen w\u00e4ren, fo hellte ich die fol-M <l{ Archiv. IV. 3.\tG S","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\ngenden Verfuche an, um' auszumitteln, ob das Blut, nach dem Durchg\u00e4nge durch diele, noch zur Unterhaltung des Lebensproceffss tauglich ley.\nDie Schenke'Jgef\u00e4fse eines Hundes wurden in der Leih engegend blofsgelegt, (Befchreib. V. 2.) und eine R\u00f6hre vom Kaliber der Pulsader in diefe gegen das Herz hin eingebracht. Bei Wegnahme des, um die zu fr\u00fche Entleerung zu verh\u00fcten, angelegten Bandes , ft\u00fcrzten in zwei Minuten 8 Unzen Blut mit der gr\u00f6fsten Heftigkeit heraus, und bald hockte der Au.dlufs. Hierauf traten die bedeutendhen Zuf\u00e4lle, Angfr, Schnappen, Kr\u00e4mpfe, zu-letzt eine tiefe Ohnmacht ein, wobei der Kreislauf v\u00f6llig flockte und die Bauchmuskeln erfchlafft waren. Nach Secunden wurden 6 Unzen aus dex Pttlsadet eines andern Hundes in die Schenkelvene gefpritzt. Sogleich kehrte das Leben zur\u00fcck, die Bauchmuskeln fpann-ten lieh und das Blut bewegte lieh foftark, dafs es den neu^ebildeteir Pfropf herausftiefs und ausflofs. Zu bemerken ift., dafs die Zufammenfetzung jener Symptome unvermeidlich t\u00f6dtlicli ift und der Hund ftirbt, wenn er fxch felbft \u00fcberlaffen wird. Nur Transfuiion kann ihn retten.\nHiernach wird das Blut nach dem Durchgang durch die Spritze nicht untauglich zum Leben; da indeffen diefe Thaifache das Prineip des Verfahrens enth\u00e4lt, fo bedurfte fie fernerer Beft\u00e4tigung. Daher wurden (Refcln . V. 6.) die Sehenkelgef\u00e4fse eines Hundes blofsgelegt, und in die Puls - und Blutader eine R\u00f6hre gebracht, dann durch eine nachher zu befchreibende Spritze das aus der er-ften in eine Tafle kiekende Blut ibgleich wieder in die letztere gebracht. Der Verfuch wurde 24 Minuten fort-gefetzt; dennoch litt der Hund wenig,\t%\nLakt man das Blut aus der Schenkelpulsader eines kleinen Hundes in vollem Strome ftiefsen, fo iliefst in 2 Minuten etwa f N\u00f6fsel aus ; da aber der Verfuch 24 Minuten dauerte und die Pulsader ihr Blut w\u00e4hrend der Zeit mit Gewalt ausftiefs, fo mufsten 12 N\u00f6fsel in das Gef\u00e4fs gefloffen und durch die R\u00f6hre in die Blutadern getrieben worden feyn. Da der Hund aber nicht 12 Pfund wog, fo snufste daffelbe Blut wiederliolentlich durch die Spritze","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"gegangen feyn, was 'durch die hohe Arteriofit\u00e4t des Blutes am Ende des Verfuches noch mehr beft\u00e4tigt wird.\nNach diefen Verbuchen kann alfo die Tr\u00e4nsfufion durch die Spritze mit grofsem Vortheil bewirkt werden; da aber Zuf\u00e4lle bei diefer Operation eintrelenNk\u00f6nnen, fo mufs man lieh \u00fcber den Einflufs derleiben vergewif-l\u2019ern. In der That fcheint das Blut, wenn es nicht fo-gleich aus dem Gef\u00e4fse aufgenommen wird, etwas zu leiden. Ein Hund (V. 80 wurde durch die Schenkelpulsader entleert und durch die Blutader wieder angef\u00fcllt. Statt des Hundeblutes aber wurde menfch\u00fcches angewandt, und beinahe I Minute lang vorher in der Taffa gelaffen. Hierauf erfolgte zwar anfangs Wiederkehr des Lebens, allein doch in wenig Minuten der Tod. Bei einem zweiten Verfuch (V. 7O1 wo das Blut nur eine halbe Minute in der Taffe blieb, war die Erweckung vollkommen, dennoch ftarb das Thier in 12 Stunden. Diefe Verbuche aber find in der That nicht ganz beweibend, da hier Blut eines andern Thieres eingefiofst wurde. Dies ift zwar, nach der angenommenen Meinung, un-fch\u00e4dlich; indeffen wird die Richtigkeit diefer Anlicht dutch folgende Verbuche fehr zweifelhaft.\nDrei Hunde wurden ihres eignen Blutes beraubt und mit Menfchenblute, aber fo angef\u00fcllt, dafs es in dem Augenblick, wo es in die Taffe Hofs, aufgenommen wurde. Alle wurden wieder belebt, ftarben aber doch, der eine in wenig Minuten, der andere in wenig Stunden, der dritte nach einigen Tagen, letzterer mit Herz-beutelwafferfucht. Doch wurde ein anderer, aber fehr ftarker Hund hergeftellt, fo dafs alfo ein folcber Taufch des Blutes das Leben zwar in Gefahr bringt, aber nicht nothwendig zerft\u00f6rt. Auch er aber hatte einige Stunden, lang fehr bedenkliche Zuf\u00e4lle. So ftirbt auch nach k\u00fcrzlich von Herrn Leacock von Barbadoes angeftellten Verbuchen der Hund, wenn er, bis zum Scheintode verblutet, mit Schafblut angef\u00fcllt wurde, gew\u00f6hnlich nach einigen Tagen, wenn er gleich anfangs v\u00f6llig hergeftellt wird. Bemerkenswerth und wichtig ift bei den LeacockTchen Verfuchen, dafs nicht ven\u00f6fes, fondera arteri\u00f6fes Blut, nicht die Spritze, fondera blofs eine R\u00f6hre angewandt","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nwurde. Nach diefen Verfuchen wird es ungewifs, ob wirklich das Blut durch Verweilen in dem Gef\u00e4fs zur Transfulion untauglich wird, da die Anwendung eines verleb ied en artigen die Todesurfache feyn konnte. Hundeblut \u00abevinnt zu fchnell, um emreheidende Verfuche an-zuftellen.\nDa man viel leichter menfcliliches Venen - als Arterienblut erhalten kann, fo ift es wichtig zu bemerken, dafs Venenblut eben fo gut als Arterienblut zur Wiedererweckung taugt. Dies ergiebt lieh aus V. 12., wo ein, einige Secunden lang febon fcheintodter Hund, durch ven\u00f6fes Blut ungef\u00e4hr auf diefelbe Weife als durch arterio-fes liergeftellt wurde.\nBei der Transfulion durch die Spritze ift der Eintritt von Luft zu bef\u00fcrchten. Um den Einflufs hiervon zu pr\u00fcfen, wurden in die Schenkelvene eines Hundes, von der Gr\u00f6fse einer Katze, 5 Drachmen Blut, jedesmal I in achme, eingefpritzt, allein ohne bedeutenden tNaeh-tbeih Zwar trat wahrend der Operation tiefes Seufzen, Unregelm\u00e4fsigkeit des Pulfes, Zittern ein, allein diefe Zuf\u00e4lle ereignen fich durch den blofsen Schreck des Thieves vor dem Anbinden. Unruhe, Erbrechen, Zittern fand auch nach dem Verfuche Statt, dauerte aber nicht ]anae. In drei Tagen war die Herftellung, ohne dafs je ein Zeichen von drohender Gefahr Statt gefunden h\u00e4tte, erfolgt. Dennoch war eine, im Verh\u00e4llnifs zur Gr\u00f6fse des Thieres, betr\u00e4chtliche Menge Luft eingefpritzt worden. Bei einem zweiten Verfuche mit demfelben Hunde (V. 18) wurden 3 Drachmen Luft aus den Lungen, felbft ohne viele augenblickliche Befchwerden, eingeblafen. Hiermit ftimmen auch Verfuche von Haighthon \u00fcberein, und diefe und die meinigen weiden nicht durch andere, wo Pferde durch Finblafen von Luft in die Venen get\u00f6dtet wurden, widerlegt, da die Menge der Luft und die Art, lie einzubringen, nicht angegeben wurden.\nDie Gerinnung des menfchlichen Blutes ift kein Einwurf gegen das Einfpritzen, da lie langfam eintritt. Drei Drachmen Biut (V. \u00bb5.) aus der Schenkelpulsader eines Hundes fingen in IO Secunden an zu gerinnen1, und waren in 80 vollkommen geronnen; dagegen fing Blut eines epilepttfchen, \u00fcbrigens gefunden M\u00e4dchens erft","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"445\nnach einer Minute zu gerinnen an, und war erft in 6 Minuten v\u00f6llig ge franc! en. Ochfen- und Schal'blut gerinnt fchneller als MenCchenblut.\nSei lift Waller und fchwacher Wein wurden ohne Nachtheil eirigefpritzt, und das Inftrument nicht erw\u00e4rmt.\nDer bei dielen Verfuchen gebrauchte Apparat be-Iteht aus der Spritze, der Talle, den R\u00f6hren und dem Geltell x). Die Spritze ilt auf die gew\u00f6hnliche Weile eingerichtet. Die, zur Aufnahme des Blutes beltimmte Taffe ilt trichterf\u00f6rmig; nur die R\u00f6hren find etwas zu-fanuriengefetzt. Es finden lieh zwei und ein Hahn, der nach entgegengeletzten Richtungen gedreht werden kann. Durch eine R\u00f6hre wird der Inhalt der Spritze ausgeleert. Sie h\u00e4ngt an einem Ende mit derDiille, am andern, wenn das Inftrument in Th\u00e4tigkeit ilt, mit dem, in die Vene gebrachten R\u00f6hrchen zufammen, mit diefem nur fo, dafs die Enden beider \u00fcber einander gleiten , iie daher leicht getrennt werden k\u00f6nnen, mit der Spritze ilt lie durch eine Schraube an der Seite der Dulle bcleltigt.\nDie andere R\u00f6hre, welche das Blut von der Taffe zur Spritze f\u00fchrt, ilt an dem einen Ende mit dem Ende der Dulle, am andern mit dem Grunde der Taffe vereinigt, alfo an beiden Enden rechtwinklich gekr\u00fcmmt, fo dafs diele aufrecht fteht. Der Hahn bildet einen Theil der Dulle, und wenn man mit ihm eine Viertelsdrehung vornimmt, fo wird die Ausleerungsr\u00f6hre ge\u00f6ffnet, die Zutrittsr\u00f6hre verfchloffen, oder umgekehrt, ja nachdem man ihm eine oder die andere Stellung giebt. Die g i uze Vorrichtung fteht fenkrecht auf einem geraden H\u00f6ften, und der Boden, worauf diefer ruht, ift mit Blei befehwert, damit das Schwanken des Inftrumentes die Operation nicht ft\u00f6ren k\u00f6nne. Die Charni\u00e8re find luftdicht. Die Spritze ITt von Mefhng, h\u00e4lt II Drachmen. Die Ausleerungsr\u00f6hre mufs aus lehr nachgiebigem Leder, die Lmtriitsr\u00f6hre kann aus dem bieglamen Metall, woraus man Katheter macht, beftehen; erfteres damit, wenn das Thier unruhig ift, die R\u00f6hre lieh nicht in der Vene hin und her bewegt, letzteres, damit die Taffe leichter gekeilt werden kann. Aus demfelben Grunde mufs lieh der Pfeiler, an dem die Spritze beleftjgt ift, drehen\ni) S Tal. 4. Fig. 15.","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nk\u00f6nnen. An der Stelle, wo die R\u00f6liren mit der Spritze vereinigt lind, k\u00f6nnen Klappen angebracht werden, um den Lauf der Fl\u00fcffigkeit zu ordnen, indeffen ift der Hahn die hefte Vorrichtung diefer Art, weil er am wenig* ften leicht durch Blut verftopft oder anderweitig in Unordnung gebracht und fehr leicht luftdicht gemacht wird. Will man diefe Vorrichtung beim Menfchen anwenden, fo kann man am heften eine Ader am Arm oder der Hand \u00f6ffnen und eine R\u00f6hre einbringen, dann einem Befftehenden Blut in ein GelaR laffen und ohne Haft oder Auffcbub einfpritzen. Hierbei wird der Stempel mit der einen Hand gedr\u00fcckt, der Hahn mit der andern gerichtet, fo dafs das Blut zu den verfchiedenen R\u00f6hren aus- und eintveten kann. Vor der Operation inufs die Luft aus den R\u00f6hren getrieben und die Luftdichtheit des Apparates ausgemittelt werden. Erfteres gefchieht am heften durch Anf\u00fcllung der R\u00f6hre mit lauem Waffer,, letzteres, indem man einige Unzen Waffer in die Taffe gielst, den Hahn gegen die Zutrittsr\u00f6hre \u00f6ffnet und den Stempel fchnell bewegt. Der Geh\u00fclfe mufs daf\u00fcr forgen, dafs die Taffe nie leer wird, damit keine Luft eintritt. Auch der Operateur kann dies bewirken, wenn er die Einfpritzung nach der Blutmenge abmifst. Eben fo wenig darf man lieh das Blut in der Taffe anh\u00e4ufen laffen. Sollten indeffen zahlreiche, geuaue und Sichere Verfuche beweifen, dafs Menfchenblut einige Secundcn aufserhalb der Gef\u00e4fse feyn kann ohne /.u gerinnen oder untauglich zu werden, fo k\u00f6nnte cs am heften feyn, ein halbes N\u00f6fsel auf einmal in die Taffe treten zu laffen. Gegen den Einwurf einer zu bef\u00fcrchtenden Venenentz\u00fcndung kann manmitReeht bemerken, dafs d ie Transfusion nur in verzweifelten Fallen anzuwenden ift. Ueberdies braucht man die R\u00f6hre nicht an die Vene zu binden, und kann auch in die Pulsader fpritzen. Statt des befchriebenen Apparates wandte Herr Goodridge von Barbadoes die gew\u00f6hnliche Spritze an, und in der 'That empliehlt fie lieh durch ihre Einfachheit and die l.eichtigkeit des Fortfchaffens, wenn lieh die Unfeh\u00e4d-li.ehkeit einiger Luftbl\u00e4schen und eines kurzen Verweilen\u00ab des Blutes aufserhalb der Gef\u00e4fse bet\u00e4tigen follte. Die Operation der Transfufion durch die Spritze hat vor-","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"447\nz\u00fcglich l) den Vortheil der Leichtigkeit, da immer Men-fchenblut vorhanden ift, und das Inftrument leicht in Bereitfchaft gehalten werden kann; ein, wegen der fchnellen T\u00f6dtlichkeit der Blutfliiffe wichtiger Uinftand. Ueberl\u00e4fst man einen durch Blutentleervmg feheintadten Hund, auch nur einige Minuten nach Aufh\u00f6ren der Refpi-ration, lieh felbft, fo Hilft nachher felbft die Transfufion nichts. Ein zweiter Vortheil diefer Methode befteiit in der Menge des Blutes, welche zugef\u00fchrt werden kann. Ein Hund mittlerer Gvofse ftirbt gew\u00f6hnlich nach einem Verlufte von 8\u201412 Unzen Blut, aber von einem Meirichen kann eine weit gr\u00f6fsere Menge genommen werden. Indeffen reicht eine weit kleinere Menge Blutes als die verloren gegangene zur Wiedererweckung, wenn gleicn nicht zur kr\u00e4ftigen Merftcllunghin. Diefer Punkt verdient \u00fcbrigens eine noch genauere Unterfuchung. Der wich-tigfte Vortheil aber ift 3) die M\u00f6glichkeit, Menfchenblufc in Menfchenadern \u00fcberzuf\u00fchren, welche ausfchliefslick nur diefer Methode zukommt.\nB e f c h r e i b u n g der V e r f u c h e.\nA. Transfufion des Blutes von den Pulsadern eines Hundes in die Blutadern eines andern durch die Spritze.\nI. Durch eine, in die Schenkelpulsader gebracht\u00a9 und fie genau anf\u00fcllende R\u00f6hre, wurden in 2 Minuten ungef\u00e4hr XO Unzen Blut ausgeleert. Mehr war nicht zu erhalten. Nach einem Scheintode von wenig Stunden, wurden mit der Spritze 2 Unzen Arterienhlut in die Schenkel vene gegen das Herz hin gefpritzt- Auf den Blutverlul't folgte zuerft Angft, Str\u00e4uben, erfchwertes Athmen, bald Schnappen nach Luft, g\u00e4nzliche Erfchlaf-fung der Bauchmuskeln, Scheintod. Die Angft wird, durch ein eignes Gefchrei bezeichnet. Wenig Secunden nach der Einfpritzung lebte das Thier wieder auf, die Bauchmuskeln fpannten fielt an, das Athmen wurde regelm\u00e4fsig, und der Kreislauf erneute lieh fo kr\u00e4ftig, dafs das Blut ein Gerinnfel ausftiefs und ausflofs.\n2. Acht Unzen Blut, fo viel als nur ans\u00dfiefsen konnte, wurden wie vorher ausgeleert, dann 6 einge-fpritzt, worauf der Hund genas. Die Zuf\u00e4lle wie bei I.","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\n3. Das Blut wurde wie bei I und 2, allein aus der Kopfpulsader und , mit Zwifchenr\u00e4umen von wenig Secunden, in drei Abf\u00e4izen genommen. Der Hund war lUein, und nur 5 Unzen wurden aus geworfen. Nachdem der Scheintod einige Secunden gedauert hatte, wurde das, gleichfalls einige Secunden in dem Gefchirr aufbe-lia.lfene \u00dflut eines andern Hundes eingefpritzt. In wenig Augenblicken war der Hund fo v\u00f6llig hergeftellt, dafs er vom Tifcbe fpra\u00fcg. Ein anderer, dem man auf diefelbe Weife Menjlhcnbtut eingefpritzt hatte, war fehr fchvvach.\nB. Transfufwn aus den Pulsadern in die Blutadern deffelbe.n T. hiercs,\n4- Es wurde eine R\u00f6hre in die Kopfpulsader und Halshiutader, beide mit den Spitzen gegen das Herz, gelegt, dann die Spritze angebracht, das Blut, welches man in eine Taffe treten liefs , fogieich, zu 3\u20144 Drachmen auf einmal, wieder in die Blutader gefpritzt. Nachdem fo 6 Unzen transfundirt worden waren, h\u00f6rte man einige Minuten lang auf. Dann wurden wieder 6 Unzen, nach einer zweiten kaufe noch 4, nur langfamer und weniger heftig, transfundirt, zufammen alfo ein N\u00f6fsel. Luft wurde nicht eingelaffen. Anfangs intermittirte der Puls zuweilen, doch trat keine Temperaturver\u00e4nderung ein , bald verlor lieh auch das erfte Zeichen. Einige Stunden lang war der Hund matt, erholte fich aber vollft\u00e4ndig. Hier wurde eine Pinte Blut ohne Nachtheil \u00fcbergef\u00fchrt, w\u00e4hrend der Verluft einer halben einen Hund von derfelbeti Gr\u00f6fse get\u00f6dtet haben w\u00fcrde. Die Unregelm\u00e4l.vigkeif derTh\u00e4ligkeit des Herzens war vielleicht zum Pheil intler Gewalt, die es durch den Stofs der Spritze erlitt, zum Theil aber wohl im Schrecken des Thiercs und in einer gewiffen Halt, da dies einer der elften Verhiebe war, begr\u00fcndet. Auch waren im elften Stadium 3 \u2014 4 Drachmen auf einmal eingefpritzt, vielleicht eine zu grofse Menge f\u00fcr den rechten Vorhof, in den lie faft unmittelbar traten. In der That wurde auch gegen das Ende des Verhiebs, wo das Blut gleichin\u00e4fsiger uu-! in geringem Gaben eingefpritzt ward, die Bewegung des Herzens regelm\u00e4fsiger.","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"5.\tWie bei 4, nur mit wenig Verfchiedenheiten. Das Blut wurde in 4, nicht 3 Abf\u00e4tzen eingefpritzt, und diefe dauerten l\u00e4nger, namentlich der letzte, wo das Blut aus den Karoliden in einem lehr hohen Grade arteriell her-vorfpritzte. Ungef\u00e4hr I Drachme Luft drang in die Vene. Der Puls intermittirte, der Beftiirzung des Thieres wegen fchon vor der Transfulion, doch kamen w\u00e4hrend derfdben die Intermiffionen h\u00e4ufiger, aller 5 \u2014 6Schl\u00e4ge, wieder, fo dafs das Blut bald heftig, bald langfam aus der Karo-tis drang. Gegen das Ende verfchwanden die Inter-miflionen. Athmen und W\u00e4rme regel m\u00e4l'sig. Der Luft-eintritt brachte keine eigenth\u00fcmliche Zuf\u00e4lle hervor. Der merkvv\u00fcrdigfte und bedeutend fte Zufall war die In.ter-ntifiion des Pulfes, die unftreitig the\u00fcs von der Anglt, theils aber von der Unregehn\u00e4fsigkeit der Blutzufuhr, nicht aber von der gefteigerren Arteriofit\u00e4t des Blutes und dem Einflufs der Spritze herr\u00fchrt, da die Intermiffionen in d\u00f6mfelben Verh\u00e4ltniffe abnalimen, als diefe Einfl\u00fcffe lieh vermehrten.\n6.\tWie 4 und 5, nur wurden die Schenkelgef\u00e4fse gew\u00e4hlt, und das Blut in 3 Abf\u00e4tzen eingefpritzt. Alle dauerten 8 Minuten, die Zwifchenzeiten eine halbe Stunde. W\u00e4hrend der erften wurde das Blut hoch arteri\u00f6s. W\u00e4hlend der dritten bildeten fich fchwache Gerinnfel in der Taffe. Der vor dem Verfuche ungleiche und ausfetzende Puls wurde w\u00e4hrend deffelben regelm\u00e4\u00dfig, Ich lug J 50 in der Minute, was bei diefetn Hunde ziemlieh Regel war. Der Athem war etwas befchleunigt, die W\u00e4rme regelm\u00e4fsig. Die Regelm\u00e4fsigkeit des Pulfes hangt vielleicht hier mit dem Umftande zufaromen, dafs das Blut in die vorn Herzen entfernten Schenkelgef\u00e4fse, nicht die Halsgef\u00e4fse, gefpritzt wurde. Die Gerinnung ift merkw\u00fcrdig, indem dadurch die Tauglichkeit des Blutes nicht verloren ging.\nC. Verfuche, wobei das Blut eine kurze Zeit in dem Gef\u00e4fs verw\u00e7dte.\n7.\tEs wurden ungef\u00e4hr 6 Unzen Blut aus der Schen-ke\u2019pnlsader gelaffen, indem keine gr\u00f6lsere Menge erhalten weiden kennte. Sogleich nachher wurden 10 Unzen","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"frifehes Menfchenblut eingefpritzt. Zwei Unzen liefs man eine halbe Minute in dem Gef\u00e4fs, ehe fie eingefpritzt wurden. Luft drang nicht ein. Scheintod \u2014 Wiedererweckung durch die Einfpritzung \u2014 Puls 120, ohne Intermillion, \u2014\u25a0 Nach der Operation lief das Thier, frafs, liefs lieh gern liebkofen, ftarb aber nach 12 Stunden.\n8.\tWie 7, nur war der Hund klein, und die weg-genommene Blutmenge betrug nur 4 Unzen, als voll-kommner Scheintod eintrat. Diefelbe Mengfe Menfchen-blnt wurde, nachdem es I Minute in der Taffe gewefen war, eingefpritzt. Die Herftellung erfolgte aber nur f\u00fcr Augenblicke, und das Thier ftarb noch auf dem Tifche.\nD. Vrrfuche, wo der Hund feines Blutes beraubt und mit Menfchenblut angef\u00fcllt wurde.\n9.\tMehr als 7 Unzen Blut wurde aus der Schenkel-pulsader gelaffen, und unmittelbar durch 6 Unzen Men-fchenblut erfetzt. Scheintod \u2014 vollkommne Erweckung, die aber nur wenig Secunden dauerte, worauf der Tod eintrat, ungeachtet der Hund grofs und lebhaft war, auch Wenig durch die Operation gelitten hatte. W\u00e4re IJunde-blut eingefpritzt worden, fo machen es die vorigen Ver-fuehe wohl gewiCs, dafs das Thier gerettet worden w\u00e4re.\n10.\tWie 9, nur wurden 8 Unzen aus der Schenkelpulsader weggenominen und 6 eingefpritzt, und es drang etwas Luft ein. (S. Verf. 5. ) Scheintod \u2014 Erweckung durch das eirjgefpritzte Blut \u2014 nach wenig Minuten aber \u00abtrat, wie bei 9, Schnappen nach Luft, Krampf, G\u00e4hnen, \"Erbrechen, ein und das Thier ftarb, nachdem es eine Stunde in einem der Ohnmacht nahen Zuftande auf der Seite gelegen hatte. Der Luftzutritt hatte, nach V. 5. uuil den folgenden Verfachen keinen Antheil am Tode.\n11.\tVier Unzen Blut wurden aus der Schenkel-Pulsader genommen, drei, jedesmal eine halbe Unze, eingefpritzt. Der Scheintod war weniger vollkommen als bei 9 und 10, die Herftellung vollft\u00e4ndiger. Zwei Stunden nachher trat D\u00fcrft, Mattigkeit und Schw\u00e4che ein, der puls war io klein, dafs man nicht ausmittelu konnte, ob er intertnittirte oder nicht. Doch liefsen die Zuf\u00e4lle nach, und am dritten Tage fehlen pl\u00f6tzliche Genefun\u00ab","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"451\neinzutreten, allein I\u20142 Tage nachher Tanken die Kr\u00e4fte wieder, und am fechsten erfolgte der Tod mit Herzbeutel-Wafferfucht, ohne Zeichen von Entz\u00fcndung oder Waffe r-anh\u00e4ufung in andern H\u00f6hlen. Der Hund war gefund und lebhaft.\nE.\tVerfuche mit Trans/u\u00dfon von vcn\u00f6fem Blute.\n12.\tAuf diefelbe Weife als mit arteri\u00f6fem ; da aber das Blut fparfam aus der Schenkelblntader flofs, fo ging der Verfuch langfam. Vollkommne Herftellung.\nF.\tVerfuche mit Einfjiritzen von Luft in die Blutadern,\n13.\tF\u00fcnf Drachmen, jedesmal 1, in Zwifchenzeiten Ton 30 \u2014 40 Secunden, wurden in die Schenkelblutader gefpritzt. Es trat leichte St\u00f6rung des Athmens, tiefes Seufzen, Ungleichheit des Pulfes, Zittern ein. Sogleich nach L\u00f6fung der Bande aber fprang das Thier vomTifche, leckte die H\u00e4nde und fchien lieh \u00fcber Liebkofungen zu freuen. Am folgenden Tage war es matt, unruhig, zitterte, der Puls fetzte zuweilen aus, es erfolgte einmal Erbrechen. Sonft war es wohl und genas am dritten Tage v\u00f6llig. Der Hund war kaum fo grofs als eine Katze und zart; erhielt alfo verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig ziemlich viel Luft. Doch kann man alle Zuf\u00e4lle der blofsen Angft zufchrei-ben, die gew\u00f6hnlich, befonders bei furchtfamen Thieren, lange dauernde Eindr\u00fccke zuruckl\u00e4fst,\n14.\tDrei Drachmen Luft wurden aus meiner eignen Lunge, der gr\u00f6fste Theil auf einmal, in die Schenkelblutader deffelben Hundes, der diesmal ruhiger war, getrieben, ohne dafs beinahe irgend ein Zufall eintrat. Hiernach bringt fowohl atmofph\u00e4rifclie als ausgeathmete Luft, in das Blutfyftem gefpritzt, keine t\u00f6dtliche Wirkung hervor.\nG.\tVerfucke \u00fcber die zur Gerinnung des Hundeblutct erforderliche Zeit.\n15- Drei Drachmen aus der Schenkelpulsader ge\u00ab nommenen Blutes, welche in dem Boden eines kegel-","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"f\u00f6rmigen WeinglaTes gefammelt wurden, fingen in io Secunden zu gerinnen an und waren in 8\u00b0 vollkommen geronnen. Bei einem andern Verfuch dauerte die Gerinnung von io \u2014 6o Secunden. Hundeblut gerinnt daher Ichneller als Menfchenblut.\n3. Horffield \u00fcber den Giftbaum von Java. Aus den Batavian Transactions, Vol. VII. 1814. in Thom-fon\u2019s Annals, Vol. IX. 18*7- p- 203 ft.\nDie itn Folgenden enthaltene Befchreibirag des Giftbaums wurde an Ort und Stelle von mir felbfr entworfen, eben fo die Verfuche eigenh\u00e4ndig angeftellt und hoffentlich werden dadurch mehrere, jetzt beftehende Irrth\u00fcmer berichtigt werden. Nicht leicht ift die gelehrte Welt gr\u00f6ber, als durch die im Jahr 1783 in Holland erlchienenen Nachrichten \u00fcber den Upas betrogen worden. Forfch, der daran Theil hatte , war Wundarzt dritter Klaffe zu Satnarang, in Dienften der \u00fcftindi-fchen Gefellfchaft und, wie ich ziemlich genau weds, fo unwiffend als 'unwahr. Einige von ihm fehneil aufgegriffene Noti.'en wurden in Europa von einem andern fo zufammengeftellt, dafs lie nachher allgemeinen Glauben fanden , Pis fie erft lange nachher in einem Bande der batavifehen Verhandlungen widerlegt wurden.\nDennoch findet lieh alter wirklich ein Baum in Java, aus deffen Safte ein Gift bereitet wird, das, wenn es in den Kreislauf gelangt, Wirkungen hervorbringt, welche denen der ft\u00e4rkften thierifchen Gifte gleich kommen. Diefev Baum heiTst Antfchar und w\u00e4chft am \u00f6ftiiehen Ende der Infel. W\u00e4hrend meines Aufenthaltes zu Java befand lieh dort auch ein franzoiifcher Naturforfcher, Lefihenault de la Tour, der f\u00fcr den Statthalter von Java an der Nordoftk\u00fcfte naturhiftorifche Ge-genft\u00e4ude fammelte, und w\u00e4hrend ich, auf einer Reife nach derfelben Gegend, mich in Surabay befand, mir feine Bemerkungen \u00fcber dielen Baum, wie er ihn in der Provinz Blambangan fand, mittheilte, eine Bemerkung, die ich nur mache, um jedem etwanigen Streit","page":452}],"identifier":"lit14537","issued":"1818","language":"de","pages":"441-452","startpages":"441","title":"Versuche \u00fcber die Transfusion des Blutes durch die Spritze","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:58:54.622636+00:00"}

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