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{"created":"2022-01-31T14:19:47.430098+00:00","id":"lit14541","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Magendie","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 474-476","fulltext":[{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\n\\\naber verh\u00e4lt es fielt unfrei dg anders, und der Verfueh von Sert\u00fcrner, wo diefer in f Stunden !\u2022\u00a7 Gran Morphium in 1 Drachme Alkohol auigel\u00f6ft und in rnehrern Unzen deliillirten Wallers verd\u00fcnnt, einnahm, fcheint diefe Meinung zu beft\u00e4tigen. Die Haut r\u00f6tliefe fich bald allgemein fehr merklich: es traten Schl\u00e4frigkeit und Schwindel. nach (er letzten Gabe heftiger iViagenfchmerz und iNeinnng zur Ohnmacht ein. Hierauf wurden 5 - 6 Un-7<;u darker Weineflig eingenommen, worauf Erbrechen, dann merkliche Beruhigung und vollkomrnne Herftellung\nVerfuche mit dem w'dfferi gen O pium.e x tr a ct ohne M or p h i u m.\n19. Achtzehn Gran des, von Morphium befreiten, in Efligwaffer aufgei\u00f6ften Extrades wurden abwechieliid in den Magen und das Selienkelzellgswebe mehrerer kleiner und fchwacher Hunde gefpritzt. Kur eine Stunde lang traten leichte Vergiftungszuf\u00e4lie ein, woraus lieh \u00fcberzeugend ergiebt, dafs das Morphium der wirkende Stoff ift. Die geringen Zuf\u00e4lle r\u00fchren von der Unm\u00f6glichkeit her, durch Magneiia und Ammonium das \u00dfjor-p hi 11 in v\u00f6llig aus dem w\u00e4fferigen Opiumextract nieder-zufchlagen.\n6. Ueher die Anwendung einiger Morphiumfalze in der Medicin, von Magendie. (Nouv. Journ. de M\u00e9d. T. I. p. 23.)\nWenn im Allgemeinen der Arzt bei Verhieben mit neuen Mitteln fehr vorlichtig feyn mufs, fo giebt es an-dererfeits auch F\u00e4lle, wo er und der Kranke bei dergleichen Verhieben gleich interef\u00fcrt lind. Jedem Arzte lind gewifs in den hohem Klaffen ungl\u00fcckliche Gefch\u00f6pfe mit lebhafter Einbildungskraft und gebildetem Verb\u00e4nde vorgekommen, welche ein chronifches Leiden langfam dem Tode entgegenf\u00fchrt. In den erften Jahren werden he nach und nach von verfchiedenen Aerzten mit ver-","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"475\nfiehiedenen Mitteln behandelt, wobei die Krankheit fortw\u00e4hrend zunimmt : hierauf wenden fich die Ungl\u00fccklichen an Marktfchreier, die, nachdem lie ihre prablerifchen Verfprechen nicht erf\u00fcllt haben, gleichfalls den Abfchied erhalten. Darauf kommen die Hausmittel magnetifche Cure\u00ab u. f. w. an die Reihe, und endlich wenden lieh die Kranken, von heftigen Schmerzen und andern fchlimmen Zuf\u00e4llen gequ\u00e4lt, wieder an den Arzt. Was foil diefer, nachdem i'chon Alles verflicht worden das Vertrauen zu Allein verloren gegangen ift, w\u00e4hlen? In einer folchen Lage befand ich mich k\u00fcrzlich in Bezug auf ein Frauenzimmer von 24 Jahren, die feil 10 Jahren an einer Krankheit leidet, welche ich f\u00fcr ein Aneurysma der Bruftaorta halte. Ich fand lie, nachdem fie den angegebenen Kurfus durchgemacht hatte, von beft\u00e4ndiger Sohlafiofigkeit, heftigen Schmerzen in der Zwerch!edgegend und den untern Gliedmaafsen, die zum Theil gefchwunden lind, gequ\u00e4lt. Anfangs wurde die Blaul\u00e4ure mit einigem Vortheil angewandt, nach 6 Wochen aber, weil fie angftvolle und ermattende Tr\u00e4ume vertu fachte, ausgefetzt. Hierauf verfiel ich auf den Gebrauch der fo narkotifchen Morphiumfalze. Ich liefs 4 Pillen bereiten, wovon jede jj Gr an des effigfauren Morphiums enthielt, deren die Kranke jeden Morgen und. Abend eine nahm. Sie nahm am erften Abend binnen I Stunde zwei, verfiel feit langer Zeit zuerft in einen ruhigen Schlaf von 3 \u2014 4 Stunden, worauf lie zwar erwachte, lieh \u00fcbel f\u00fchlte, aber fogleich wieder einfehiief. Daffelbe fand einigemal Statt. Um 6 Uhr Morgens erwachte fie, brach etwas Schleim und Galle aus, fchlief nicht wieder ein, blieb aber in einem Zuftande von Ruhe undWohlfeyn, den lie lange nicht gekannt: hatte. Da offenbar die Wirkung zu ftark gewefen war, liefs ich nun in 24 Stunden nur -J Gran effigfauren Morphiums nehmen, welcher die gew\u00fcnfehtefte Wirkung hervorbrachte. Seit 6 Monaten braucht die Kranke diefe Pillen, die jede nur J Gran enthalten, mit grofsem Nutzen, wobei es merkw\u00fcrdig ift, dafs die Wirkung lieh nicht mindert, indem noch jetzt in 24 Stunden nicht mehr als 4 genommen werden k\u00f6nnen, ohne dafs eine Unan.-\nIi 2","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"47 6\nnehmlichkeif^ z.B. Erbrechen und heftiges Kopfweh, ent-ft\u00fcnde. Salzfaures Morphium, bei der leiben Kranken angewandt, wurde bald unterlaffen, weil felbft l | Gran einen febr unbedeutenden Erfolg hatten. Sclnvefelfaures Morphium fteht zwifchen beiden Salzen. Die Kranke braucht es abwechfelnd oder in Verbindung mit dem elftem feit 4 Monaten. Vor 3 Wochen wollte ich der, nach einem Wechfel begierigen Kranken das gumrn\u00f6fe Opiumextract geben, um die Wirkung deffelben mit der der vorigen Mittel zu vergleichen. Da fie lieh dagegen, als ihrer Erfahrung nach fch\u00e4dlich, erkl\u00e4rte, verordnete ich ihr das Derosne'fche wefentliche Salz, ohne dafs fie die Be-fchaffenheit des Mittels kannte, fand aber in der That, dafs \u00a3 Gran in 24 Stunden genommen, heftigen Erethismus und Kopffchmerz hervorbrachte.\nAuch in andern F\u00e4llen wurden nachher \u00abliefe Sub-ftanzen mit beftimmtem Erfolg angewandt. So nimmt eine Dame, die an einem Scirrhus an der rechten Bruft' leidet, feit 2 Monaten in 24 Stunden -J Gran c f\u00fcg lau res Morphium, und die anfangs lehr heftigen und in kurzen Zwifchenr\u00e4umen wiederkehrenden Schmerzen lind feitdem bedeutend gemindert und feitner geworden.\n*7. V e r f u c h e mit der \"Vu x. jomica, der F a b a St. Ignatii und der Vauquelinc *).\nHerr Pelletait und Cavenlon entdeckten bei der Ana-lyfe der obigen Pflanzen ein Alkali, dem iie den Namen Vauqueline gaben. Es kryftallilirt, ift weifs, unertr\u00e4glich bitter, wenig aufl\u00f6slich in Waffer, fehr aufl\u00f6slich in Alkohol, und beCtehfc aus Oxygen, Hydrogen und Karbon. Esftelltdie blauen Pflanzenfarben her, und bildet, mit S\u00e4uren verbunden , in Waller aull\u00f6sliche Salze. Es ift h\u00f6chft giftig und enth\u00e4lt die Urfache der t\u00f6dtlichen Wirkungen der Samen, worin es vorkommt.\nI. Ein Kaninchen ftarb 5 Minuten, nachdem ihm -\u00a7 Gran in den Schlund gebracht worden war, nachdem in 2 Minuten Kr\u00e4mpfe eingetreten waren.\n1) Ebend, T. II. S. 359.","page":476}],"identifier":"lit14541","issued":"1818","language":"de","pages":"474-476","startpages":"474","title":"Ueber die Anwendung einiger Morphiumsalze in der Medicin: Nouv. Journ. de M\u00e9d., T. 1, p. 23","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:19:47.430103+00:00"}