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Merkwürdige Aphonie nach einem gastrischen Nervenfieber

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{"created":"2022-01-31T16:56:11.966649+00:00","id":"lit14550","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"G\u00fcnther","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 540-544","fulltext":[{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nAusfaugen ihrer BriVfte, felbft wenn diefe s durch den Mund \u00e4lterer Perfonen gefchieht, unterhalten. Diefe Beobachtung verdanke ich einer erfahrnen Frau, de^ ren vorz\u00fcgliche Befch\u00e4ftigung feit dreifsig bis vierzig Jahren im Ausfaugen der Br\u00fcfte mittelft ihres Mundes befteht, und die fo verfl\u00e4ndi'g und frei von Vorur-theil ilt, dafs ich nicht den geringften Zweifel ia diefe ihre Erfahrung fetze.\nIV.\nMerkw\u00fcrdige Aphonie nach einem gaftri-fchen Aervenfieber, beobachtet vom Me-dicinalrath Dr. G\u00fcnther, zu K\u00f6ln.\ndLphonie ift zweierlei ; entweder befteht fie darin, dafs das davon ergriffene Individuum fcldechter dings keinen Ton von fielt zu geben vermag (Aphonie im engern Sinne), oder, das Individuum kann zwar Tone hervorbringen, aber fie nicht zu Worten articuliren. (Aphonie im weitern Sinne.)\nDie erfte Art von Aphonie ift vorz\u00fcglich \u00f6fters ein Symptom oder Folge verfchiedener Krankheiten, fo-\u2022wohl acuter als chronifcher. Man bemerkt diefelbe namentlich, in b\u00f6sartigen Fiebern, befonders im Typhus nervofus und putridus, bei Hals - und Bruft-entziindungen, bei gaftrifchen und vermin\u00f6fen Affe-ctionen, in der Catalepfie, Hyfterie, Epilepfie u. f. w. Ferner beobachtet man fie zuweilen nach Unterdr\u00fcckung habitueller H\u00e4morrhagien, nach dem Verfchwinden ge-wiffer Hautausfchl\u00e4ge, bei der Schwangerfchaft, nach einem Schrecke u. f. w. \u2014 Man weifs, wie gef\u00e4hrlich der Zufrand des Fiebernden ift, wo rliefes Symptom ein-tritt, befonders wenn fich noch andere b\u00f6fe Zeichen","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"541\ndazu ge fei len. Hippokrates lieht den Verluft der Sprache mit grofser Schw\u00e4che, oder mit erfchwerter Re-fpiration, als ein h\u00f6chft gef\u00e4hrliches Symptom an ; in Fiebern mit Convuilionen und ftilien Delirien, h\u00e4lt er es f\u00fcr t\u00f6dtlich ; eben fo follen, nach feiner Beobachtung , diejenigen h\u00e4ufig fterben, wo nach \u00fcbeln Krifen die Stimme fehlt, und Rigor fich damit verbindet,\u2014 Beobachtungen, deren vVahrheit fich jedem aufmerk-famen Arzt noch immer bel'tatigt. Er fpricht fich dar-\u00f6ber folgendermafsen aus:\n\u2014 \u201eVocis interceptiones in febribus, convul-fiones modo contingentes, fi ad mentis emotionem cum filentio deveniunt, perniciofum. \u201c (Prod. S. 7. ed. van der Linden.)\n\u201eCum vocis clefectione mentis emotiones, perniciofum.\u201c (Coac. S. 2. No. 177 )\n\u201eVocis defectiones, rigore fubinde correptis, le-thale. \u201c (Coac. S. 2. No. i 7\u00a70\nund beft\u00e4tigt diefe Ausfpriiche durch Mittheilung ver\u00ab fchieder.er Krankheitsgefchicbten, als der Frau des Philins, die in Thafus krank lag, (4. Gefch. I. B. der Volkskr.) des\u25a0 Philiskus, der an der Mauer wohnte, (i. Krankheitsgefch. 1. B. der Volkskr.) des Silenus, der an der See wohnte, (2. Gefch. 1. B.) des Tob-\u00dfiohtigen, in der 4. Krankheitsgefch. des 3. B. der 3. Abtheil. u.f. w. \u2014 die jeder Arzt durch eigene Beobachtungen noch vermehren k\u00f6nnte.\nAber auch jene -andere Art von Aphonie, wo der Kranke zwar T\u00f6ne hervorbringen , a brr \u00dfe nicht zu Worte articuliren kann, ift oft der Begleiter mehrerer Krankheiten, z. B. der Schlagfl\u00fcffe, der Wurmkrankheiten; fo wird in den Eph. Acad. Nat. c. obf. 160, der Fall von einer periodischen Aphonie diefer Art erz\u00e4hlt, die fo oft eintrat, als die Wurmbefchwerden","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"erschienen, und nachdem diefe aufgeh\u00f6rt, auch wieder verfchwand. Eben io bemerkte man fie nach unterdr\u00fccktem Schweifse, A. N. C. vol. III. obf. 82, nach Blattern, ebene!, vol. I. obf. 112. u. f. w. \u2014 Beide Arten von Aphonie habe ich mehrmals in und nach Krankheiten beobachtet, und im erftern Falle jedesmal die n\u00e2chfte Urfache im Larynx gefunden, fo wie im zweiten Falle diefe gew\u00f6hnlich in der Zunge, und lichtbar genug war : denn entweder war fie deformirt, bei ftarken Congeftionen nach dielem Organe, und dann ftammelte der Kranke doch noch unverft\u00e4ndliche Worte, oder es fehlte ihr an freier Bewegung, oder diefe h\u00f6rte ganz auf, und fie war durchaus paraly-' tilclj- \u2014 Wie aber bei, wenigfteus Jcheinbar, unverletztem Zuftande derjenigen Organe, wodurch die Sprache, als articulirte T\u00f6ne hervorgebracht wird, als die Zunge, die Lippen u. f.w., und bei gutem Verftande, diefe durchaus fehlen kann, bleibt mir noch immer eine nicht ganz gel\u00f6fte phyfiologifche Aufgabe. Ich will einen lelbft beobachteten Fall diefer Art hier mittheilen.\nEin M\u00e4dchen von eilf Jahren, fenfibler Confti-tution, erkrankte im Fr\u00fchjahre 1817 am gaftrifchen Nervenfieber, woran fie innerhalb drei Wochen fo weit genafs , dafs alle Functionen wieder regelm\u00e4fsig eintraten, das Fieber fie verliefs, der Appetit zur\u00fcck\u00ab kehrte, \u2014- nur war fie fiuinm , und dr\u00fcckte ihre Wiin-fche durch einen blofsen Schrei aus. Das Geh\u00f6r war vollkommen gut: denn fie beantwortete jede Frage ganz paffend durch rlopffchntteln oder Nicken, wodurch fie, fo wie durch alle ihre \u00fcbrigen Handlungen, zugleich bewiefs, dafs es ihr, nicht an Verftande fehle. Da ihre Stimm Werkzeuge, fo wie ihre Sprachorgane, fcheinbar wenigftens, in vollkommnem Zuftande waren: denn der Gebrauch derfeiben war unverletzt, indem","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"543\nfie ungehindert, und wie im nat\u00fcrlichen Zuftande, die Speifen kauete, verfchluckte u. f. w. : fo war mir diefe Erfcheiming, wie gefagt, ein phyfiologifrhes R\u00e4thfel, und ich glaubte anfangs, dafs das Zur\u00fcckhaken der Sprache auf Eigenfinn beruhe. Allein verfchiedene Pror b$n \u00fcberzeugten mich vom Gegentheil> und oft wurde fie unwillig dar\u00fcber, dafs fie ihre W\u00fcnfche nicht aus-dr\u00fccken konnte. Ich verfechte mancherlei, aber vergebens; es verftrichen in diefem Zuftande bei drei Wochen, bis ich durch den Gedanken, dafs doch, ungeachtet der beim Kauen und Schlucken ungehinderten Bewegung der Zunge, wohl die Urlache diefer Sprach-loGgkeit in einer critifrhen Affection des Nervus hypo-gloffus, oder des Nervus gloffopharyngeus, als derjenigen Nerven, wovon die freie Bewegung der Zunge zun\u00e4chft abh\u00e4ngt, zu fuchen feyn mogle, meine Zuflucht zu 7.wei grofsen Zugpflaftern nahm, welche ich ah beide Seiten des Nackens, da, wo diefe Nerven aus ihren L\u00f6chern treten, legen liefs. Es erfolgten hierauf n\u00fcch vier und zwanzig Stunden Sichtbare Zuckungen her Zunge und Schmerzen, wie fie zu erkennen gab, UBd die Sprache ftellte fich allm\u00e4hlich wieder ein, fo, tfafs fie in wenigen Tagen jedes Wort wieder deutlich ausfprach. Ich iahe die Kranke noch fait w\u00f6chentlich; ihr ganzes Befinden ift wie vor der Krankheit, und in ihrer Ausfprache ift nichts fehlerhaftes zur\u00fcckgeblieben.\nEs ift allerdings nicht zu l\u00e4ugnen, dafs zwifchen der Bewegung der Zunge, in fofern fie beim Kauen und Schlucken dient, und der, wodurch die T\u00f6ne articu-lirt werden, noch immer ein Unterfchied Statt finde, indem diefes letztere auf weit feinem Nuancen beruht, aber doch immer unbegreiflich, wie hier eine v\u00f6llige Stummheit eintreten konnte, ohne auch einmal einen ftammelnden, articulirten Laut von fich zu geben.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"Ich bin damit befch\u00e4ftigt, die m\u00f6glichften Data aus den Schriftl\u2019tellern, Aphonie betreffend, zufammein, und die mannichfaltigen Momente zufammen zn ftelkn, die hier wirkend find; befonders werden die die s falb figen anatomifch - pathologifchen Unterfuchungen mein Intereffe auf lieh ziehen, in Jofem jene Momente eine fichtbare Ver\u00e4nderung in den Spraefiorganen und ihren ]S erven gebildet!, verursachten, oder jo lche Ver\u00e4nderungen in Stoff und Form, felbft als urfiichliche Momente der Aphonie anzufehen find, und iie zur Zeit diefem Archiv einverleibeu.\nV.\nUeber einen am Oberarmbein bei mehreren gefchw\u00e4nzten Affen yorkommenden Kanal und eine damit in Verbindung hebende befondere Anordnung der Arterien und Nerven des Arms. Von Friedrich Tiedemann, Hofrath und Profeffor in Heidelberg. (Nebft einer Abbildung.)\nDer wackere Volcher Colter erw\u00e4hnt in feiner Ana-logia Oifium humanoritm, fimiae et verae, et caudatae, quae cynocephali fimilis eit 1 ), eines eigenen Kanals\nam\nl) In f. Schrift.: Externarum et internarum principalium humant corporis partium Tabulae, atque anatomicae exerci-tationes obfervationesque variae. Noribergae 1573. fol. p. 61. Humerus fimiae non admodum lmmano diffimile exiftit. In caudata differt ab humano juxta inferins caput, quo cum cubito articulutur : hac enim in regione reflectitur ab exterior\u00ab","page":544}],"identifier":"lit14550","issued":"1818","language":"de","pages":"540-544","startpages":"540","title":"Merkw\u00fcrdige Aphonie nach einem gastrischen Nervenfieber","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:56:11.966655+00:00"}

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