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{"created":"2022-01-31T16:53:13.576337+00:00","id":"lit14551","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Tiedemann, Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 544-549","fulltext":[{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"Ich bin damit befch\u00e4ftigt, die m\u00f6glichften Data aus den Schriftftellern, Aphonie betreffend, zufammeln, und die mannichfialtigen Momente zufammen zu fielen, die hier wirkend find ; befonders werden die dies fail-figen anatomifch - pathologifchen Unterfuchungen mein Intereffe auf fich ziehen, in fofern jene Momente eine \u00dfchtbare Ver\u00e4nderung in den Spradwrganen und ihren ]S erven gebildet!, veruriachten, oder J'olche Ver\u00e4nderungen in Stoff und Form, fejbft als urfuchliche Momente der Aphonie anzufehen find, und iie zur Zeit diefem Archiv einverleiben.\nV.\n. 5\u2018\nUeber einen am Oberarmbein bei mehreren gefchw\u00e4nzten Affen yorkommenden Kanal nntl eine damit in Verbindung fte-hende befondere Anordnung der Arterien und Nerven des Arms. Von Friedrich Tiedemann, Hofrath und Profeffor in Heidelberg. (Nebft einer Abbildung.)\nDer wackere Volcher Colter erw\u00e4hnt in feiner Ana-logia Olfium humanoritm, fitniae et verae, et caudatae, quae cynocephali fimilis eit 1 ), eines eigenen Kanals\nam\nl) In f. Schrift.: Externarum et internarum principalium hu-niani corporis partium Tabulae, atque anatomicae exerci-tationes obfervationesque variae. N-oribergae 1573. fol. p. 6r. Humerus \u00dfmiae non admodum hu m an o diffim iie exi ft it. In caudata differt ab lmmano juxta inferitis caput, quo cum cubito anicuUtur: hac enim in regione reflectitur ab exterior\u00a9","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"545\nam unteren Ende des Oberarmbeins, welcher cfen ge-fchw\u00e4nzten Allen eigenth\u00fcmlich feyn foil. Den meiften Anatomen ift diefe Bemerkung entgangen, Jofephi jedoch kannte diefen Kanal und befchrieb ihn allot\n\u201eBei einigen gefchvv\u00e4nzten Affen zeigt lieh an \u201edem unteren Theil, und zwar etwas nach innen, noch \u201edas befondere, dafs der Knochen hier f\u00f6hnige' v%a \u201ehinten und oben nach vorn und unten durchbohrt \u201eift, und einen kurzen Kanal bildet, durch welchen, \u201edie gemeinfchaft\u00fcche Sehne des zweik\u00f6pfi gen A n 11-\u201emuskels (Biceps brachii) zum H\u00fcgel der Speiche fort-\u201egeht, und welchen ich, feiner Lage nach, Cauaiis \u201efupracondyloideus nennen will So viel ich weifs, \u201efindet fich diefe Oefrnung bei keinem einzigen unge-,,'fchw\u00e4nzten Affen.\u201c An der von Jofephi inifgethoi\u00eeiea Abbildung des Gerippes eines Saju (Simia aped ) Tao. i. Z. Y. ift das Loch zu bemerken.\nDa ich im Jahr 1805 die in der zootomifdien Sammlung zu Paris fehr zahlreich aufgeftelhen Gerippe von Affen unterfuchte, fand ich jenen Kanal gleichfalls bei einigen gefebwiinzten Affen, namentlich beim. Sai (Simia capucina), Saju (S. apella) und Saimiri (S. feiurea.) Wiederholt habe ich denfeiben fp\u00e4terhin nicht nur bei diefen Alten, fondern auch bei Simia fabaea und fuliginofa Geoff, angetroffen. Dagegen fehlt der Kanal bei folgenden Affenarten, S. fatyrus, iinica, aethiops, faunus, rubra, nemeftrina, inuus, rnaimon, hamadryas, fpbinx, pongo, talapoin , rofalia und fac-chus. Demnach kommt derfelbe alfo nur mehreren ge-\nteriore parte introrfum, atque in illa flexura canaliculum acqnirit ex oppoiito latere pervinra. J. Riolan hat diefe Stelle in feiner Anthropographia Parif. 16:6. 4. p, 508 faft w\u00f6rtlich abgefchrieben ohne Coicer zu nennen.\n1) Anatomie der S\u00e4ugethiere. B. 1. S. 3 iS*\nM. d. Archiv, IV. 4,\tEl a","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\nfchw\u00e4rtzten Affen zu, wie Colter febr richtig bemerkt hat, und zwar vorz\u00fcglich denen mit Rollfchw\u00e4nzen aus S\u00fcdamerika.\nDiefer Kanal ift nicht blofs mehreren langge-fchw\u00e4nzten Affen eigenth\u00fcmlich, fondent auch die Makis, die Tarfer und Loris befitzen ihn, wie G. Fifcher 1) angegeben hat, und wie ich an mehreren Gerippen folcher Thiere zu beobachten Gelegenheit hatte. Fifcher fagt, der Kanal fey zur Aufnahme des Ellenbogennerven be-ftimmt.\nLange Zeit blieb ich \u00fcber die Beftimmung des r\u00e4thfelhaften Kanals in Ungewifsheit, bis es mir endlich im verflolfenen Jahre gl\u00fcckte, eine Simla capucina zur Injection der Blutgef\u00e4fse zu erhalten, welche ich der G\u00fcte meines hoch verehrten Freundes, des Herrn Dr. Albers in Bremen, verdanke. Aus meinen Unter-fuchungen ergiebt lieh, dafs der Kanal, welcher das untere Ende des Oberarmbeins in der Richtung von innen nach vorn, oberhalb des inneren Gelenkknorren, durchbohrt (Fig. i. rechtes Oberarmbein c.), weder zum Durchgang der Sehne des zweibauchigen Armmuskels beftimmt ift, wie Jofephi angiebt, noch zur Durchl\u00fcftung des Ellenbogennerven, wie Fifcher ausfagt, fondera es geht die Ellenbogenarterie, und der Mittelarmnerve (N. medianus) durch denfelben. Es findet lieh n\u00e4mlich hier die hohe Theilung der ArmfchJagader in die Speichen-und Ellenbogen-Arterie. Erftere, die Speichenarterie (Fig. 2. linker Arm, d.) entfpringt am oberen Drittheil des Oberarms aus dem Stamm der Armfchlagader, geht unter dem Ellenbogen - und Mittelarm-Nerven durch, und verl\u00e4uft oberfl\u00e4chlich an der vorderen Seite des zweibauchigen Armmuskels (a. a.) gegen die Speichenfeite des Vorderarms herab, wo lie\nl) Anatomie der Maki. Frankfurt IS04. 4. S. 13C,","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"547\nlieh dann auf die beim Menfchen gew\u00f6hnliche Weife vertheiit. Die ungleich gr\u00f6fsere Ellenbogen - Arterie (e.), die Fortfetzung des Stamms der Armarter;,\\ ftgigt am inneren Rande des zweibauchigen Armmuskels herab, auf dein inneren Armmuskel liegend, fchickt mehrere Muskel\u00e4fte ab, und dringt hierauf mit de n Nervus medianus (f.) durch den Knochenkanal (e.). Gleich nach dem Durchgang entfpringt die in die Tiefe gehende Arteria interoffea aus ihr. Die eigentliche Ellenbogenarterie fetzt gefchl\u00e4ngelt ihren Lauf an der [Beugefeite des Vorderarms fort. Bemerkenswerth dt noch eine AnaftomoPe, welche die Ellenbogena-rterie nach dem Durchgang durch den Kanal mit der Speichenarterie bildet. Der Speichen - und Ellenbogen - Nerv (h, g,) bieten in ihrem Verlauf keine Abweichung von denen am menfchlichen Arm dar.\nGanz diefelbe Vertheilung und denfelben Verlauf der Arterien und Nerven des Arms, habe ich im ver-floffenen Sommer bei einer Simia fabaea, und noch vor einigen Tagen bei einem Lemur gracilis, welchen ich der G\u00fcte des Herrn Profeffor Brugmans verdanke, wahrgenommen. Der Analogie nach, lafst fich alfo die fehr wahrfcheinliche Vermuthung aufftellen, dafs jener Kanal des Oberarmbeins auch bei den \u00fcbrigen zuvor genannten langgefchw\u00e4nzten Affen, i\u2019o wie bei den Makis, Tarfern und Loris, zum Durchgang der Ellenbogenarterie und des Mittelarmnerven diene.\nWenn wir \u00fcber den Vortheil reflectiren, welchen diefe merkw\u00fcrdige Anordnung jenen Thieren gew\u00e4hren mag, fo d\u00fcrfte es wohl keine gewagte Vermuthung feyn, dafs die durch den Knochenkanal gehende Ellenbogen-Arterie, fo wie der Mittelarmnerv, gegen Druck bei dem Umfaffen von Aeften w\u00e4hrend des Kletterns gefchiitzt werden. Es bleibt demnach der zur Aus\u00fcbung\nOo 2","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"der Muskel- Contraction nothwendige Zufiufs des arteriellen Bluts ftets frei und ungehindert, und wenn der Stamm der Speichen - Arterie beim Anklammern von Aelten gedr\u00fcckt wird ; fo wird feinen untergeordneten Zweigen Blut durch den anaftomofirenden Aft aus der Ellenbogen - Arterie zugef\u00fchrt. Auf der andern Seite wird aber auch durch die befchriebene Einrichtung der Median-Nerv gegen Druck gefiebert, und deffen notli-wendiger Einflufs zur Hervorbringung der Contraction der Beugemuskeln der Finger ungeft\u00f6rt erhalten. Gegen diele Meinung k\u00f6nnte man vielleicht den Einwurf machen, dafs die andern Affen ja ebenfalls klettern, und dafs f;e dennoch der erw\u00e4hnten Einrichtung ermangeln. Hiergegen erwiedere ich, dafs fich gerade die langgefchw\u00e4nzten Affen und die Makis, diele beft\u00e4ndi-gen Bewohner der B\u00e4ume, durch die gr\u00f6fste Gewandtheit im Klettern und im Be ft eie; eu der h\u00ebehften und aufrechten Aefte auszeichnen, und dafs diele kleinen, niedlichen und fchwachen Thiere oft Stundenlang au den Zweigen h\u00e4ngend zubringen, um fich gegen die Nachftellungen ihrer gr\u00f6fseren Feinde, der Katzenarten, ficher zu ftellen.\nNachdem ich diefe Bemerkungen niedergcfchrieben habe, finde ich in Ev. Home\u2019s Lectures on comparative Anatomy p. 76. die Angabe, dafs das Oberarmbein des L\u00f6wen und einiger andern Thiere, welche er jedoch nicht namhaft macht, durchbohrt fey, um, wie er meint, der Armarterie einen geraden Lauf zu verhaften, und um zu verhindern, dafs diefelbe bei dem Ergreifen ihrer Beute durch die Contraction der Muskeln nicht zufammengedriiekt werde. Mir ift es viel wahrscheinlicher , dafs durch diefe angegebene Lage der Arterie, in deren N\u00e4he auch der Haupt -Nervenftamm liegt, welcher die \u00df'eugemuskeln der Hand und der Finger mit Nervenzweigen verficht, gegen den Druck","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"549\nvon Seiten des ergriffenen Gegenftnndes beim Fefthalten gefiebert werde, w\u00e4hrend weicher der L\u00f6we feine lieh verthekligende Beute erw\u00fcrgt und zerreifst, denn iiefse in Folge des Drucks auf die Arterie und den Nerven die durch diefe bedingte Muskel - Action nach, fo miifste er die Beute wieder fahren laffen.\nVI.\nlieber einen Leim gefranzten Gecko oder*\nWanderkletterer entdeckten Luftbeh\u00e4lter.\nVon Dr. F. Tiedemann, Hofrath und\n>* ^ '\nProfeffor in Heidelberg.\n(Nebft Abbildung. Taf. 5. Fig. 3. 4.)\nIn einem m\u00e4nnlichen gefranzten Gecko ( Gecko fim-briatus Daudin) *), diefem feltenen auf Madagascar lebenden und durch den h\u00e4utigen gefranzten Rand feines K\u00f6rpers ausgezeichneten Thiere, nahm ich eine Erweiterung der Luftr\u00f6hre wahr, wie ich fie bei keiner andern Amphibien-Art bemerkt habe, und daher mag die Befchreibung derfelben hier einen fchicklichen Platz finden.\nDas vordere oder erfte St\u00fcck der Luftr\u00f6hre (Fig. 1. c. 2, a.) bildet gleich hinter dem Kehlkopfe eine eif\u00f6rmige, plattgedr\u00fcckte, \u00fcber einen halben Zoll lange und drei Linien breite Erweiterung, die trichterf\u00f6rmig enger werdend in das hintere St\u00fcck der Luftr\u00f6hre \u00fcbergeht. Die knorpligen St\u00fccke der erweiterten Stelle find anfehnlich grofs und ftark, in der Mitte fchmal ; nach den Seiten werden fie breiter und kr\u00fcin-\n1) Hiftoire naturelle des Reptiles T. 4. p. 160.","page":549}],"identifier":"lit14551","issued":"1818","language":"de","pages":"544-549","startpages":"544","title":"Ueber einen am Oberarmbein bei mehreren geschw\u00e4nzten Affen vorkommenden Kanal und eine damit in Verbindung stehende besondere Anordnung der Arterien und Nerven des Arms","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:53:13.576345+00:00"}