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Janusmißgeburten

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{"created":"2022-01-31T17:01:55.370084+00:00","id":"lit14553","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Klein","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 551-557","fulltext":[{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"551\nvir.\nJannsmifsgeburten. Vom Dr. Klein zu Stuttgardt.\n(Taf. <5. Fig. I. \u00ee.)\nI. Diefe \u00e4ufserft merkw\u00fcrdige Mifsgeburt wurde den 9. April 1812 im Oberamt Rothweil geboren, und lebte eine halbe Stunde.\nSie ift weiblichen Gefchlechts, und auf den erften Anblick erkennt man , dafs zwei Kinder auf die fon-derbarfte Art fo in einander gefchoben find, dafs nur ein Kopf vorhanden ift, beide K\u00f6rper an der Bruft ineinander fliefsen, daher auch nur einen K\u00f6rper bilden, an welchem vier Arme und zwei Beine herab h\u00e4ngen. Aus dem R\u00fccken des linken Kindes h\u00e4ngt ein fehr mifs-geftalter fufs\u00e4hnlicher Stumpen. Das rechte Kind ift eigentlich das ausgebildetere, in diefes ift das linke, viel kleinere, eingefchoben *), und in jenem endigt fich auch die einfache Nabelfchnur.\nDie Geburt foil im Anf\u00e4nge des fechsten Monats der Schwangerfchaft gefchehen feyn , auch wogen diefe Zwillinge nur etwas \u00fcber zwei Pfund Civilgewicht, das gr\u00f6fsere ift eilf Parifer Zoll lang, das kleinere ragt mit feinen H\u00e4nden jenem nur bis an den Anfang der Schenkel, und die Nagel beider find gar nicht gebildet.\nDie Art der lneinanderfchiebung ift eben fo feiten l) * * * 5), als fie fchwer zu befchreiben ift. Beide Kinder find mit ihrer vordem Fl\u00e4che ineinander gefloffen, fo dafs das linke kleinere, fehr zufamrnengekr\u00fcmmte, und\nl) Es ift merkw\u00fcrdig, dafs bei zufammengewachfenen, oder in\neinander gefebobenen Kindern das linke im JDurchfchnitt das\nmifsgeftaltere ift.\nWie feiten fie fey, beweift, dafs ich von menfchlichen \u00e4hn-\nlichen Difformit\u00e4ten nur bei Schenk p. 7;. bei Hefter, Eph. uat. cur, ann. VI. obf. XXIII. ein Beifpiel gefunden habe.","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"552\nmifsgeftaltere, aus c!er Bruit des rechten zu kommen fcheint. Es ift fehr fchief in das andere gefchoben, deshalb find beide Schultern h\u00f6her, als des rechten, befori'lers die linke. Wird diefer in ein Kind zufamme'n-geflofiene Zwilling auf die linken Arme gelegt, fo f\u00e4llt das Geficht nicht fond\u00e8rlich f\u00fcr den erften Anblick auf, nur die etwas ungew\u00f6hnlich breitere Nafe mit einer leichten Einkerbung in der Mitte, die etwas mehr als fouft von einander entfernten Ohren, das platte, auffallend kleine Geficht, bei dem gr\u00f6fseren behaarten Theil, und der gegen beide Seiten hervorragendere Kopf l\u00e4fst auf etwas eigenes fchliefsen. So auch der dickere kurze Hals. Man lieht \u00fcbrigens zwei gut gebildete, mit den Augenbrauen geh\u00f6rig verfehene Augen.\nLegt man nun das Kind auf feine rechte Seite, fo wird man h\u00f6chft flberrafcht. Auch hier ift der Kopf in der Mitte abgeplattet, eine kleine Stelle in der Mitte haarlos, wie das Geficht ift. In der Achfe ift ein etwas grofs\u00e9res Auge, als die beiden anderen, mit in ein Kreuz gefpaltenen, alfo vier Augenlidern, mit Wimpern verfehen. Unter diefem ift ein ganz kleiner Reft einer Nafe mit einer Oeffnung, eine in iie eingebrachte Sonde geht durch den ganzen Kopf zur vorderen Nafe heraus, und vergewilfert, was man fich bei der vorderen Bildung entfernt zu denken wagte.\nNun kommt eine Kinn\u00e4hnliche Bildung, und unter diefer, \u00fcufserft merkw\u00fcrdig, zwei mit den L\u00e4ppchen fich unten beinahe ber\u00fchrende, fchief gegen einander gekeilte, durch einen warzen\u00e4hnlichen Auswuchs getrennte, Ohren. Von einem Munde ilt hier keine Spur. Der \u00fcbrige Theil des Kopfes ift behaart. Der Hals ift \u00e4ufserft kurz, und nimmt beinahe den Durchmeffer des Kopfes ein. Deutlich f\u00fchlt man zwei Halswirbelf\u00e4ulen, die linke ift fehr gekr\u00fcmmt, daher find die Schultern diefesKindes viel h\u00f6her, viel n\u00e4her am Kopf,","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"als die des rechten, am n\u00e4chften die linke Schulter deffeiben.\nZwilchen beiden Armen des linken Kindes h\u00e4ngt ein, einem Hinterbacken, Schenkel und Unterfufs \u00e4hnlicher, lieh in einen fpitzen, mit einem Nagel verfehe-nen, Vorderfufs endigender, drei Zolllanger, Stumpf herab, wodurch das Ganze ein h\u00fcchft bizarres Anteilen bekommt.\nAn diefem Kinde ift keine Oeffnung, nichts den Zeugungstheilen \u00e4hnliches, zu bemerken.\nAlles \u00fcbrige an dem andern Kinde ift gut gebildet, fo wie alle vier H\u00e4nde, die \u00fcufseren Zeugungs-theile und der After.\nDie Entftehungsweife diefer Art von Mifsgeburten fcheint mir folgende zu i\u2019eyn.\nIch bin \u00fcberzeugt, dafs clid'e beiden Kinder nicht eigentlich in einander gefchoben find, fondern lieh nur aneinander angelegt haben. Zuverl\u00e4ffig wurde bei beiden, wie bei dem fogenannten Wolfsrachen, nur der Gaumen und die Lippe, der ganze Kopf nach feiner L\u00e4ngenachfe gefpallen, fo dafs das Hinterhaupt ganz blieb. Jeder gefpaltene Kopf legte lieh auseinander, und jede H\u00e4lfte verwuchs mit der des andern Kopfes, und bildete daher auf der vordem Fl\u00fcche ein ganzes Geficht mit breiterer Nafe und entfernteren Ohren, beide feitlichen Erhabenheiten find beide Hinterhaupte. Bei beiden hinteren H\u00e4lften der K\u00f6pfe wurde gleichfam ein fchiefer Schnitt durch jedes halbe Auge, obere uncl untere Augenlider, an den Ohren herabgemacht, durch welchen die Nafe, der Mund und die Kinnlade von jedem halben Kopf wegfielen. Die R\u00e4nder wurden einander gen\u00e4hert, dadurch kamen die Ohren jedes halben Kopfes fo nahe mit ihren L\u00e4ppchen zufammen, beide halbe Augen Hoffen in eines fiber, die vier halben","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":"Augenlider bildeten das kreuzf\u00f6rmige Augenlid def-feiben, und eine Nafen f\u00f6rmige Ilautfalte mit einer Oeff\u00bb muig blieb \u00fcbrig; daher geht eine Sonde durch beide Nafen , daher wurde der hintere glatte Gefichtstheil fo klein , daher wahrfcheinlich die leichte Einkerbung in der Achfe der Nal\u2019e; daher auch noch ein gefpaltener Gaumen.\nVon einem Hinterhaupt zum andern war der Durchmeffer 3^ Zoll, von einer Nafe zur andern 2\u00a7 Zoll.\nDiefe Vermuthung w\u00fcrde durch die anatomifche Unterfuchung bet\u00e4tigt worden feyn, welche aber f\u00fcr jetzt nicht bewilligt wurde.\nII. Im K\u00f6niglichen Cabinet befindet fich noch eine hielier geh\u00f6rige Mifsgeburt, fie ift fehr gut erhalten, ungeachtet fie fchon gegen vierzig Jahre dafelbft fich befindet. Leider kann niemand von ihrer Gefchichte die entferntefte Nachricht geben.\nEs find zwei M\u00e4dchen, wie die vorherigen, nur noch viel ft\u00e4rker in einander gelchoben, das eine hat acht und einen halben Zell L\u00e4nge, das andere ift einen halben Zoll k\u00fcrzer, der in einander gefchobene Kopf hat im gr\u00f6fsten Durchmeffer zwei und einen halben Zoll.\nBeide find bis an die Nabelgegend innig in einander gefchoben, dort ift die Nabelfchnur dicht abge-fchnitten, ganz nabe neben einander gehen \u00fcbrigens die Nabelgef\u00e4fse in jedes Kind, doch l\u00e4fist fich nicht un-terfcheiden, ob es einft eine einfache, fich hier erft theilende, Nabelfchnur war. Der Kopf, Ichief gegen die rechte Seite geneigt, fo dafs dort der Hals ganz wegfiel, zeigte auf der vorderen Seite ein breites, flach gedr\u00fccktes, fo ziemlich regelm\u00e4fsiges Geficht, Die Haare dr\u00e4ngen fich in zwei Bogen \u00fcber die Augen, das linke Ohr ift nat\u00fcrlich geformt, das rechte,","page":554},{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"556\nnach fechs und zwanzig Jahren, w\u00e4hrend welcher Zeit fie felir gut in Branntwein aufbewahr!: wurde.\nEs bildet diefe Mifsgehurt zwei mit ihrer vorderen Fl\u00e4che fo auf und in einander gewachsene Kn\u00e4b\u2022 eben, dafs fie Scheinbar- einen.Rumpf-, einen Hals, und einen Kopf haben, und erft an dem gemeinschaftlichen Nabel, mit den) Becken und unteren Extremit\u00e4ten nach aufsen lieh in einem Starken Winkel von einander entfernen, fo dafs beide Wirbelf\u00e4ulen in der Mitte ftark c-ingebogen find, vier wohlgebilde\u00eee Arme mit allen Fingern h\u00e4ngen an dem in einander gefchmolzenen Rumpf herab, und eben fo durchaus wohlgebildet find beide Becken und die vier unteren Extremit\u00e4ten.\nVom Kopf bis zu allen Ferfen war die Mifsgeburt zehn und einen halben Zoll lang, beide Kinder alfo fcheinbar gleich grofs. Der Kopf hatte beinahe \u00fcberall drei und einen halben Zoll im Durchmeffer, und der kurze Hals war \u00fcberall wenig von diefem unterfchieden.\nBeide rechte Achfeln waren viel h\u00f6her als die linken, der untere Tlieil des R\u00fcckgraths und das Becken des rechten Kindes war ftark gegen die linke Seite gekr\u00fcmmt, das vom linken eben fo ftark gegen die rechte.\nBeide Nabelfchnuren lagen neben einander mit einer Haut umgeben, und theilton lieh alsdann rechts und links f\u00fcr beide Kinder in einer Art von Bauchbruch, welcher in der Gr\u00f6fse eines Kronentbalers von der eigentlichen Haut entbl\u00f6ft, und blofs mit der Oberhaut bedeckt war. Die Hoden waren bei keinem herabge-funken. Die N\u00e4gel \u00fcberall ganz weich, nicht hervorragend. An dem Kopf f\u00e4llt auf feiner fcheinbaren vorderen Fl\u00e4che die fehr breite Hafenfeharte mit gefpal-tenem Gaumen, das linke mehr fchief als das rechte gerichtete Auge, und die Verfchiedenheit der Ohren, auf, indem das rechte gegen das linke viel gr\u00f6fser ift. Das Geficht fcheint zu klein zu feyn. Der ganze","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcbrige Tlieil des Kopfes ift behaart. Auf der fchein-baren hinteren Fl\u00e4che ift aufser einer kleinen, aber tiefen, Hautfalte das merkw\u00fcrdigfte der tief unten am Hals, in der Achfe liegende, einem Achter \u00e4hnliche, Zufair rnenflufs zweier Ohren. Gegen beide Seiten ragen auch hier beide Hinterhaupte hervor, in der Richtung der R\u00fccken. Ehe ich zur Zergliederung fchreite, bin ich zum voraus \u00fcberzeugt, dafs es bei diefer jneinanderfchiebung diefelbe Bmvandinifs habe, wie ich he mir bei den vorigen denke, nur fand fie hier in einem weit ft\u00e4rl-eren Grade Statt, fo dafs beide hinteren H\u00e4lften der Gefichtstheile ganz ver-fchwanden und die Ohren zufamuienfchmolzen.\nVIII.\nUnterfuchungen \u00fcber die Milch und ihre n\u00e4hern Beftandtheile. Von Dr. Sch\u00fcbler in Hofvvyl (nun Profeffor der Naturge-fchichte in T\u00fcbingen.)\n(Vorgelefen in der naturforfclienden Gefellfchaft zu Bern.)\nPr\u00fcfung der Milch durch Milnhmeffer,\n( Gal a c t o m e t er. )\nDie Pr\u00fcfung der Milch im frifchen Zuftande ift mit manchen Schwierigkeiten verbunden, weil he aus mehreren Stoffen zufammengefetzt ift, welche in Anleitung ihres IpeciiiCclien Gewichts lehr von einander veri'chie-den find. Ihre Pr\u00fcfung durch lnftrumente beruht entweder auf Beftimmung ihres fpecififchen Gewichts, welches gew\u00f6hnlich durch Ar\u00e4ometer gefchieht, wohin der Milchmeffer des Cadet de Vaux geh\u00f6rt, oder auf Beftimmung der verbaltnil\u2019sm\u00e4fsigen Menge ihrer ein-","page":557}],"identifier":"lit14553","issued":"1818","language":"de","pages":"551-557","startpages":"551","title":"Janusmi\u00dfgeburten","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:01:55.370090+00:00"}

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