Open Access
{"created":"2022-01-31T16:54:41.672170+00:00","id":"lit14557","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Brande, W. T.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 593-602","fulltext":[{"file":"p0593.txt","language":"de","ocr_de":"A\u00efs U n te v fell e ! rl u n g s m e r k m al der PurpmTaure kann, man wold, aufser andern Eigentli\u00fcmlichkeken, die foh\u00f6ne Purpurfarbe ihrer alk\u00e4lifchen und erdigten Salze anfelien.\nSie und ihre Salze bilden walirfcheinlich die Grundlage mehrerer thierifcher und Pflanzenfubftanzen. Der zimmtfarbene Niederfehlag im Harn Fieberkranker fcheint feine Farbe vorz\u00fcglich dem purpurfauren Ammonium, gelegentlich auch dem purpurfauren Natron zu verdanken. Mehrere Salze, z. B. purparfaurer Kalk, k\u00f6nnten wohl als Farben gebraucht wei den. Bei diefer Gelegenheit bemerke ich, dafs die Aufl\u00f6fung VonHarnf\u00e4ure inSalpeter-f\u00e4ure die Haut und andere thierifche Subftanzen dauernd, f\u00e4rbt. Die Farbe' erfcheint gew\u00f6hnlich erft wenn die Subftanz der W\u00e4rme, oder, was noch wirkfamer ift der Sonne ausgefetzt worden ift. Im letztem Falle be-fonders erfcheint fehnell eine dunkle Purpurfarbe, und. die gef\u00e4rbte Subftanz (befonders die Haut) ft\u00f6fst w\u00e4hrend des Proeeffes einen eigen th\u00fc ml ich en, darken Geruch aus der dem, welcher unter denfelbenUmft\u00e4nden auf Anwendung des faipeterfauren Silbers entfteht, genau \u00e4linelt.\n2. W. T. Brande \u00fcber die medicinifch-che-mifche Behandlung der Steinbefchwer-den. (Journal of fcience and the arts. Vol. 6, London 1819. p- 196 ff.)\nIm Jahr 1 808 unternahm ich auf Herrn E. Homes Verlangen die Unterfuchung der in der trefflichen Sammlung der Wund\u00e4rzte befindlichen Harnfteine, und die Refultate derfelben wurden nebft Bemerkungen von Home in den philof. Transactionen von 180g bekannt gemacht \u2019)\u2022 Jn einigen folgenden A.uff\u00e4tzen wurde diefe Unterfuchung von uns fortgefetzt, und in dem gegenw\u00e4rtigen liefere ich eine Darftellung alles deffen, was in den fr\u00fchem wichtig ift, nebft fp\u00e4tern Thatfaclien und Beobachtungen.\nl) Ueberf. in tiefem Archiv Ed. 2, S. 684,\nM, d, Archiv. IV. 4,\tRr","page":593},{"file":"p0594.txt","language":"de","ocr_de":"694\nErfter Abfchnitt. Allgemeine Bemerkungen \u00fcber die fr\u00fchem Symptome des Steines und die Behandlungsweife deffelben.\nDie genaue Beobachtung der fr\u00fcheften Symptome des Harnftein- ift h\u00f6chft wichtig, indem wir oft im Stande find, mit geringer Schwierigkeit den fernem Fortgang zu hemmen. Nur in diefer Periode kann von aufl\u00f6fen-den Mitteln die Frede feyn, und lind wir im Stande, die Anh\u00e4ufung deffelben zur Bildung von Nieren-oder Blafen-fteinen zu verh\u00fcten. Da meine Anficht von denen Mar-cet\u2019s, des einzigen Schriftftellers, der bis jetzt deutlich und verft\u00e4ndig diefen wichtigenTheil unfers Gegenftandes abgehandelt hat, in mehreren Punkten abweichen, fo wird eine allgemeine Darftellung derfelben nicht unzweckm\u00e4\u00dfig feyn.\nVon den im menfchlichen Harn enthaltenen Sub-ftanzen erfcheinen feiten mehr als drei als Niederfcliiag oder Sand , der phosphorfaure Kalle, die phosphorfaure Ammoniakmagneiia und die Harnf\u00e4ure. Die beiden er-ften find weifs, die letztere roth. Jene und diefe muffen, gegen die Gewohnheit der Praktiker, fehr genau von einander unterfchieden werden. Der gefunde Harn ift immer fauer, und die \u00fcberfch\u00fcffige S\u00e4ure h\u00e4lt die erw\u00e4hnten Salze in Aufl\u00f6fung : ift aber durch St\u00f6rung der Verdauung, regelwidrige Abfonderung, gewiffe Speifen oder unpaffende Arzneien die S\u00e4ure vermindert, fo fallen fie nieder. Innerlich gegebene S\u00e4uren bewirken meiftens Ver\u00e4nderung oder Verfchwinden diefes Niederfchlages, eine Thatfache, deren Entdeckung wir Wollafton verdanken.\nWeifser Sand ift h\u00e4ufig ein Symptom geh\u00f6rter Verdauung und erfcheint leicht, wenn ein Uebermaafs im Effen und Trinken Statt gefunden hat, befonders, wie es fcheint, nach mehligen Speifen. Der Genufs alkalifcher Mittel bewirkt dies gleichfalls, und Perfonen, die gew\u00f6hnlich Sodawaller oder Magnelia zu fich nehmen, entleeren ihn h\u00e4utig. Seine Erfcheinung unter der letzteren Bedingung hat oft ernfthafte Irrth\u00fcmer veranlafst. Sodawaffer brachte in einem mir bekannten Falle, wo es gegen den Stein gegeben wurde, einen reichlichen weifsen Nieder-","page":594},{"file":"p0595.txt","language":"de","ocr_de":"595\nfehl a g hervor, der f\u00fcr den, durch daffelbe aufgel\u00f6ften Stein gehalten wurde , w\u00e4hrend gerade dadurch auf fehr nachtheilige Weife Veranlaffung zur Vergr\u00f6fserung des Steines gegeben ward, indem man bemerken mufs, dafs der Harn von Natur die erw\u00e4hnten phospborfauren Salze auf jeden fremden K\u00f6rper in dem Harnorgan und oft auf die innere Haut der Harnblafe abzufetzen ftrebt, wenn diefe auf irgend eine Weife krank ift.\nAuch der Gebrauch von Magnefia vcranlafst einen weifsen Niederfclilag, und mir wurde ein folcher als mit dem Harn abgehende Magnefia befchrieben.\nDie Neigung des Harns zur Bildung eines weifsen Niederfcltlages, fobald feine S\u00e4ure gemindert ift, l\u00e4fst fich leicht durch Zufatz von etwas Alkali zu frifchge-laffenem Harn zeigen, wodurch fogleich ein weifses Pulver gebildet wird. Die, der Hegel nach, \u00fcberfch\u00fcffigen S\u00e4uren, welche die phospborfauren Salze aufgel\u00f6ft halten, find die Phosphor -, Harn - und Kohlenf\u00e4ure. Meine Verfuche halten mich ab, mit Berzelius auch die Milchf\u00e4ure hierzu zu rechnen. Marcet hat fich (Effay on calculus p. 159. Not.) gegen meine Anficht, dafs immer Kohlenf\u00e4ure im Harn vorhanden fey, erkl\u00e4rt, indeffenhabe ich fie immer in einiger Menge erhalten, fo oft ich den von ihm erw\u00e4hnten Verfuch, den Harn unter den luftleeren Recipien-ten der Luftpumpe zu bringen, machte. Eben fo enthielt, wenn ich Barytwaffer zu frifchgelaffenem Harn gofs, der Niederfchlag, welcher fogleich entftand, kehlen-fauren Baryt.\nDiefer weifse Niederfchlag verdient wohl, wenn er nur gelegentlich entfteht und eine, durch zuf\u00e4llige Unordnung verurfachte, Indigeftion begleitet, keine befon-dere Beachtung; entfteht er aber immer nach dem Laffen und nicht erft beim Erkalten des Harns, fondern zur Zeit, wenn die letzten Tropfen fallen, fo ift es ernft-licher zu nehmen, indem er oft Vorbote anderer Formen der Krankheit ift.\nBisweilen veranlafst er Barke Reizung, bildet felbft einen Stein, vorz\u00fcglich, wenn die Blafe nicht v\u00f6llig entleert wird. Ich habe ihn als Wirkung einer erh\u00f6heten. Beizbarkeit der Blafe betrachten fehen, wo er in der That Urfache war.\nBr 2","page":595},{"file":"p0596.txt","language":"de","ocr_de":"596\nDie lieft en Heilmittel find S\u00e4uren. Unter diefen li\u00e2t man Salpeter-, Schwefel - und Salzf\u00e4ure angewandt, und vielleicht verdient in lieferndem F\u00e4llen jede den Vorzug, allein alle lind unpaffend, wo die Harnwege in einem ftark gereizten Zuftande lind, und da he dielen leicht erzeugen , fo mufs man gro\u00dfe Vorhehl anwenden ungeachtet he den wei\u00dfen Niederfclhag fehr wirkfam vermindern.\nSalpeterf\u00e4ure wie Salzf\u00e4ure kann man von 5\u2014 20 SchwefrJf\u00e4ure von io \u2014 30 Tropfen, Morgens und Abends, oder dreimal t\u00e4glich in blofsem oder Gerftenwaffer geben. Die Salpelerfiiure ift vielleicht die unbequernfte, und ver-urfacht am leichteften Auftreibung und Auffto\u00dfen in einzelnen S\u00e4llen , wenn he fortgefetzt wird, Widerwillen gegen Speifen, ungeachtet he allgemeiner das Gegemheil bewirkt. Schwefelfiiure wirkt tonifch, kann am i\u00e4rmften fortgefetzt werden, verurfacht feiten Ekel und Grimmen und bef\u00f6rdert faft immer die Verdauung. Die Salzf\u00e4ure ift gew\u00f6hnlich nicht dem Magen, wohl aber dem Darm-kanal, fch\u00e4dlich, der immer dadurch mehr als durch die \u00fcbrigen S\u00e4uren ge\u00f6ffnet wird. Indeffen fpricht gerade diefer Umftand f\u00fcr ihren Gebrauch, indem bei dem, die Bildung weifsen Sandes beg\u00fcnftigenden Zuftande desK\u00f6r-pers gew\u00f6hnlich Verftopfung vorhanden ift.\nWo Mineralf\u00e4uren ertragen werden, find he gew\u00f6hnlich lehr wirkfam , und vermindern oder hebenin wenig Tagen den weifsen Niederfchlag ganz. Im entgegengefetzten Falle vermehren he ihn eher und bewirken eine fchleimige Ab\u00e4nderung, die gewifs zuweilen die Gefahr der Steinbildung durch Zufammenldeben des Sandes vergr\u00f6\u00dfert. Kinder vertragen he gew\u00f6hnlich nicht.\nUnter diefen Umft\u00e4nden mufs man daher Phanzen-f\u00e4uren w\u00e4hlen. Reine Weinfteinf\u00e4ure oder Cremor Tarlari k\u00f6nnen reichlich genommen werden, die erftere von 5 \u2014 20 Gran, der letztere von 20 \u2014 40\u201460 Gran. Der letztere bewirkt leichter Oeffnung, was, wie bemerkt, oft w\u00fcnfehenswerth ift. Citronenfiiure ift im Ganzen wohl vorzuziehen. Sie kann von 5 \u2014 30 Gran gegeben \u2022werden, purgirt feiten auf nachtheilige Weife und wirkt befonders auf Umwandlung der Harnfecretion.","page":596},{"file":"p0597.txt","language":"de","ocr_de":"597\nNicht feiten ift ein fehr ftarker weifser Nieder-fchlag Symptom einer regelwidrigen Gallenabfonderung, oder wenigftens damit verbunden. Schmerzen in der Lebergegend, fchmutzige Farbe, weifslich - braune und trockne Zunge begleiten ihn dann, und eben fo ift auf fehr befchwerliche Weife unregelm\u00e4fsiger Stuhlgang, mei-Itens Verftopfung, die bisweilen mit Durchfall abwecbfelt, oder von demfelben begleitet wird, vorhanden. Olt habe ich diefe Verbindung bei Perfonen gefunden, die aus helf en Klimaten zur\u00fcckkehrten. Oft nehmen diele ilne Zuflucht zu den Aufl\u00f6fungsmitteln von Empirikern, die l\u2019aft immer in itarken alkalifchen Mitteln beftehen, oder zu Aerzten, die nur auf den Sand, nicht auf feine Be-fchaffenheit aufmerkfamfmd, \u00e4hnliche Dinge vorfchreiben, wodurch die Verdauung noch mehr geh\u00f6rt, der Sand vermehrt, die Functionen der Ged\u00e4rme noch unregelm\u00e4fsiger werden, und oft ein unheilbarer Zuftand entlieht. Hier lind Mineralf\u00e4uren durchaus n:cht, wohl aber Pflanzenf\u00e4uren heilfam. Weniger aber ift von Arzneien, als der Di\u00e4t zu erwarten, im Allgemeinen der Ge-nufs faurer Dinge, Enthaltung von alkalifchen und Malz enthaltenden Getr\u00e4nken, der Gebrauch des Champagners und Burgunders vorzugsweife vor Madera oder Portwein, beides aber in geringer Menge, bei bleibender Verftopfung 1 \u2014 2 Drachmen Epfomfalz in einem halben. N\u00f6isel lauwarmen Waffer des Morgens bei n\u00fcchternem Magen oder einen Theel\u00f6ffel voll Magneha, dann und wann in einem Glafe Limonade, Salat und faure Fr\u00fcchte, vorz\u00fcglich Apfelfinen, zu empfehlen.\nSelten, aber doch bisweilen bei erh\u00f6hter Reizbarkeit derBlafe werden auch Pflanzenf\u00e4uremnicht vertragen. Fr\u00fcher (Phil. Transact. I8l3- p. 213.) habe ich in diefer Hiniicht die Kolilenf\u00e4ure empfohlen, wenn alle \u00fcbrigen Mittel nicht anwendbar find, und feitdem diefe Anlicht durch mehrere Erfahrungen beft\u00e4tigt gefunden.\nAuf welche Weife wirken die erw\u00e4hnten S\u00e4uren ? Gehn fie zu den Nieren, und wirken lie unmittelbar auf den Harn, indem lie ihn faurer und dadurch f\u00e4higer machen, die Phosphorfalze aufgel\u00f6ft zu halten , oder wirken \u00fce mittelbar durch die Verdauungswerkzeuge, \u00a30 dafs fie die Th\u00e4tigkeit der Nieren umftimmen, und","page":597},{"file":"p0598.txt","language":"de","ocr_de":"598\ndadurch die Abfonderung derfelben ab\u00e4ndern? Dem, was ich fr\u00fcher hier\u00fcber fand , kann ich wenig zufetzen. Die Verfuche \u00fcber den Abgang der Kohlenf\u00e4ure fand ich durch neuere beft\u00e4tigt. Der frifcbgelaffene Harn wurde in eine Flafche mit einem gebogenen H\u00e4lfe gethan, der iich in Kalkwaffer \u00f6ffnete und der ganze Apparat unter den Recipienten der Luftpumpe gebracht. Immer entwickelte lieh w\u00e4hrend des Auspumpens Kohlenf\u00e4ure und in reicherm Maafse nach dem Genuffe von Fl\u00fcffig-keit, die fie frei enthielten. Ungeachtet der Unficher-heit folcher Verfuche und der ver\u00e4nderlichen Zufammen-fetzung des Harns kann ich die Meinung nicht aufgeben, dafs die Anwefenheit einer reichlichen Menge Kohlenf\u00e4ure im Magen mit Abfonderung derfelben in den Nieren verbunden ift.\nDie freie Kohlenf\u00e4ure im Harn h\u00e4lt vorz\u00fcglich die phosphorfaure Ammoniakmagnelia aufgel\u00f6ft und diefe fchl\u00e4gt iich beim Entweichen der S\u00e4ure als ein H\u00e4utchen auf der Oberfl\u00e4che des Harns nieder.\nWo das faure Regime bei diefer Dispofition nicht hinreicht, um den Stuhlgang zu erhalten, lind milde Laxiermittel angezeigt. Der gute Erfolg von Mineral-f\u00e4uren ift oft ihrem tonifohen Einflufs auf die Verbeffe-rung der Verdauung und dadurch der allgemeinen Ge-fundheit zuzufchreiben. Fieberhafte Zuf\u00e4lle von Kindern find oft mit einem lehr ftarken weifsen Harnnieder-fchlage verbunden , der oft mit dem Fieber durch einige Gaben Kalomei verfchwindet. Freie Luft, Bewegung, Rinde, bittere Dinge, mineralifche tonifche Mittel wirken oft auf diefelbe Weife.\nAuch bei dem rothen, durch Harnf\u00e4ure gebildeten Niederfehlage niufs man die F\u00e4lle, wo er lieh in dem ge-lalfenen, anfangs hellen Harne, nach einigen Stunden bildet, von dem unterfcheiden, wo er wirklich ausgeleert wird. Im letzlern Fall ift er ein bekanntes Zeichen einer Neigung zur Steinbildung, im erftern oft nur ein vor\u00fcbergehendes Symptom von Indigeftion, follte aber doch, wenn er oft wiederkehrt, mit Rrnft behandelt werden. Wegen der Aufl\u00f6slichkeit der Harnf\u00e4ure in kauftifchen, fixen Alkalien werden diefe vorz\u00fcglich als Aufl\u00f6fungsmittel gebraucht. Indeffen lind die unvoll-","page":598},{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"599\nkommenen und vollkommenen kohlenfauren Alkalien in gleichem Grade wirkCam und clem Magen weniger feh\u00e4dlich als die reinen Alkalien, und, da in ihnen die Harnf\u00e4ure lieh nicht aufl\u00f6ft, fo ift es klar, dafs der Nutzen alkalifcher Mittel nicht in ihrer aufl\u00f6fenden Kraft begr\u00fcndet ift. In der That k\u00f6nnen auch die \u00e4tzenden Alkalien innerlich genommen, nicht als folche zum Harn gelangen, fondern muffen lieh mit der Kohlenf\u00e4ure oder andern S\u00e4uren deffelben verbinden.\nIn Bezug auf die Vorz\u00fcglichkeit des anzuwendenden Alkali\u2019s und des Zuftandes, in welchem es zu gelten fey, wird im Allgemeinen das Natron gew\u00e4hlt. Ungeachtet es ferner im reinen Zuftande am wirkfamften ift, fo wird es doch am beiten im ftark kohlenfauren, wie im Sodawaffer angewandt, weil man es fo l\u00e4nger ohne Nachtheil brauchen kann. Vieles k\u00e4ufliche Sodawaffer enth\u00e4lt faft kein Natron, fondern blofs Kohlenf\u00e4ure, eben fo ift es oft mit Kupfer, Zink, Blei aus den. Bereitungsgef\u00e4fsen verunreinigt, zu deren Entdeckung Pepys (diefes Journal Bd, 4.) die Mittel angegeben hat. Bisweilen ift das Kali aber wirkfamer als das Natron, eine von Herrn G. Blane (Transact, of a foc. for impr. med. and chir, knowl. Vol. 3.) ausgemittelte Tbatfache. Er r\u00e4th zugleich eine unvollkommene. S\u00e4ttigung des Kali mit Citronenf\u00e4ure und eine Verbindung mit Opium, vorz\u00fcglich bei hoher Reizbarkeit, an,\nAmmonium und unvollkommen kohlenfaures Ammonium ift hier gleichfalls, zumal wenn die \u00fcbrigen Alkalien die Verdauung ft\u00f6ren, und hei Verbindung mit Gicht-befchwerden, fehr n\u00fctzlich.\nIn einem, in den philof. Transact, von 18IO gedruckten Auffatze, machte ich auf die Heilfamkeit der IVlagnelia zum Verhindern der Bildung des harnfauren Sandes aufmerkfarn, und fp\u00e4tere Erfahrungen haben die Richtigkeit diefer Thatfachen beft\u00e4tigt. Sie foil die \u00fcbrigen Alkalien nicht verdr\u00e4ngen, kann aber, wo. ihr fortgefetzter Gebrauch Befchwerden verurfacht, oder doch die Bildung der S\u00e4uren nicht hindert, mit Nutzen angewendet werden.\nDie \u00e4tzenden Alkalien werden am heften in einen* fchleimigen Pflanzeninfufum gegeben, und ihr ekelhafter","page":599},{"file":"p0600.txt","language":"de","ocr_de":"600\nGeruch durch Lia ni ritia verborgen. Morgens und Abends, oder dreimal t\u00e4glich, kann man io\u201420 Tropfen des Liquor potaffac ph. Lond. in einem Glafe Gerftenwaffer nehmen. Eine Drachme kohienfaures Kali oder Natron, werden nach Blctne in zwei Unzen mit Honig ver-f\u00fcfstem Waffer aufgel\u00f6ft, und w\u00e4hrend des, durch eine halbe Unze Citronenfaft verurfachten Aufbraufens , zwei oder dreimal t\u00e4glich genommen. Das k\u00e4ufliche Soda-vyaller follte in den L\u00e4den einfach, doppelt und dreifach vorhanden feyn, das erfte eine, das zweite zwei, das dritte drei Drachmen des unvollkommen kohlenfauren \u00eftryftallifirten Natrons in einem Nofsel enthalten, und nach Befinden m\u00fcfste man von I \u2014 3 halben N\u00f6fseln t\u00e4glich nehmen. Ein Theil des Alkali in dem ft\u00e4rkftcn kann rzweckm\u00e4fsig durch Zufatz eines Efsl\u00f6ffels voll Citronenfaft zu einem halben Nofsel gef\u00e4ttigt werden. Von einer bis zwei Drachmen der Ammoniumauflofung der Ph. Lond. werden in einer hinl\u00e4nglichen Menge Waffer aufgel\u00f6ft. Das unvollkommen koblenfaure Ammonium hat gleiche Wirkfamkeit und den Vortheil, in Pillen mit etwas bitterm Extract gegeben werden zu k\u00f6nnen. Zwanzig Gran hiervon und eine Drachme Extract werden zu 24 Pillen gemacht, hiervon 2 \u2014 3 auf ein Mal, 2 \u20143 Mal des Tages genommen.\nDie unvollkommen kohlenfaure oder gemeine Magnolia ift der ealcinirten\u2019.vorzuzielien, aufser bei Auftreibung des Magens. Die Gabe der erften ift von 20\nO\to\t_\nbis 50, der letztem von 10 bis 30 Gran. Leicht enthebende Anh\u00e4ufung der Magnefia in den Ged armen wird durch gelinde Laxanzen oder S\u00e4uren, wenn lie anwendbar lind , gehoben. Einen merkw\u00fcrdigen, hierher geh\u00f6rigen Fall befchrieb mein Bruder (diefes Journal Bd. I.). Magnefia laust fleh im Uebermaafs mit Kohlenf\u00e4ure auf-Icfen , und dadurch ein treffliches Subftitut f\u00fcr das Soda-waifer bilden.\nDafs die Alkalien nicht aufl\u00f6fend auf den gebildeten Harnfand wirken, ergiebt lieh durch den Nutzen der kohlenfauren Alkalien und der Magnelia, welche die Harnf\u00e4ure nicht aufl\u00f6fen und doch eben fo febr ihre Bildung bindern als die \u00e4tzenden Alkalien. H\u00f6chft wahr-fch\u00ebinlich gefchieht dies durch ihre Einwirkung auf den","page":600},{"file":"p0601.txt","language":"de","ocr_de":"601\nDavmkanal, namentlich durch Verhinderung der Bildung von S\u00e4ure oder Neutralilirung und Verbindung mit derfei-hen , wodurch die Ablonderung derfelben in den Nieren Lefchr\u00e4nkt wird. Dennoch gehen die Alkalien mit dem Harn ab. In den Phil. Transact, tgio habe ich mehrere fehr wichtige Verfuche hier\u00fcber mitg\u00dftheilt, aus welchen fielt die Gefahr der Anwendung von Alkalien, wenn eine Neigung zur Bildung von phosphor lauten Salzen vorhanden ift, und die Wahrfcheinlichkeit, dal's lie eine Neigung zur Bildung des weifsen Sandes, wenn die zur Erzeugung des rothen durch fxe befeitigt worden ift, veranlaf-Xen, ergiebt.\nNicht feiten ift der Niederfclilag au.: Harnf\u00e4ure und phosphorfauren Salzen geinifcht. Nach meinen Unter-Jfuchungeii ift der Niederfelilag bei entz\u00fcndlichen Krankheiten gew\u00f6hnlich diefer Art, kommt auch bei Weintrin-kern h\u00e4ufig und nicht feiten in der Gelbfucht und andern Leberkrankheiten mit reichlichem eiweifsartigen Schleim vor. Hier n\u00fctzt befonders allgemeine Behandlung, vorz\u00fcglich Ber\u00fcckiichtigung des 'Zuitande's des Magens und der Ged\u00e4rme, Purgiermittel und toniiehe Dinge. Ich habe Salpeterf\u00e4ure, als Aufl\u00f6fungsmittel f\u00fcr beide Niederfchl\u00e4ge, empfohlen, und wirklich in einigen F\u00e4llen von D. Pemberton iin George\u2019s Hofpital mit Nutzen an wenden feilen, m\u00f6chte aber ihre Wirkfamkeit mehr ihrer tonifchen, als aufl\u00f6fenden-Kraft zufchreiben. Ueber-haupt ift die beft\u00e4ndige Ber\u00fcckiichtigung der allgemeinen Gefunclbeit und St\u00e4rkung des Magens durch tonifche Mittel bei vorhandenem Harnfand nicht genug zu empfehlen.\nIn Bezug auf die Di\u00e4t bei vorhandenem harni\u00e4uren Sande ift, der Verfchiedenheit der Meinungen ungeachtet, unftreitig die vegetabilifche unbedenklich vorzuziehn. In einem mir bekannten Falle wurde ein Anfall von harnlaurem Sande durch einw\u00f6clientliehe Enthaltung von thierifeben Speifen befeitigt, ungeachtet Alkalien wenig nutzten, und in andern \u00e4hnlichen F\u00e4llen trat derfelbe Erfolg ein. Hierher geh\u00f6ren auch fVollafton s intereffante Beobachtungen (Phil. Transact, igio. diefes Archivs Bd.2. S. 703.), denen ich eine \u00e4hnliche merkw\u00fcrdige Thatlache beif\u00fcgen kann. Herr Barrow gab mir neulich eine rothe Subitanz zur Unterfuchung, welche den Schnee in","page":601},{"file":"p0602.txt","language":"de","ocr_de":"602\nhohen Breiten f\u00e4rbt, und vom Capit. Franklin in der neuer, liehen Polarexpedition gefammelt wurde. Man hielt lie f\u00fcr Liclienfaamen, allein ich fand lie aus Harnf\u00e4ure gebildet, die durch Pottafche aufgel\u00f6ft, und aus diefer allcalifchen Aufl\u00f6fung durch Salzf\u00e4ure in Geftalt eines gelber; Pulvers niedergefchlagen werden konnte. Die Harnf\u00e4ure ift mit einer Ab\u00e4nderung derfelben Suhftanz vermifeht, welche mehrere Eigenfchaften des Oxyd um scant]; \u25a0 am von Marcet hat. Uebrigens mufs zugleich bemerkt werden, dafs, wenn die Entziehung der gew\u00f6hnlichen FJeifchdi\u00e4t Flatulenz und andere Magenleiden \u25bcerurfacht, meiftens nachtheiiige Folgeneintreten werden, Bisher war die Rede vom Harnfande ohne vorhandene Steinbildung ; ift diefe zugleich vorhanden, fo ent-ftehen neue Fragen und Schwierigkeiten, wovon ich n\u00e4ch-ftens handeln werde\u00ab\n3. Unterfuchung der im Unterleibe des in der Menagerie zu Paris 1817 geftorbenen Elephanten gefundenen Gasarten. Von Vau quel in. (M\u00e9m. d\u2019hift. nat, T. III, p. 279 fr.)\nVier und zwanzig Stunden nach dem Tode des Thieres war der Unterleib deffelben \u00e4ufserft ausgedehnt, woraus lieh auf eine Trommelfucht als Todesurfache fchliefsen l\u00e4fst.\nI. Untersuchung des Bauchh\u00f6hlengas.\n1)\tDas Gas roch \u00e4ufserft \u00fcbel nach fauler thieri-fcher Suhftanz und SchwefelwafferftofTgas.\n2)\tIn Ber\u00fchrung mit fl\u00fcfligetn \u00e4tzenden Kali verminderte fich fein Volum ungef\u00e4hr um ; das Kali f\u00e4rbte lieh gelb und braufte mit S\u00e4uren auf, nahm einen faden und \u00dcbeln, aber nicht To hinkenden, Geruch an als das Gas, und fehlug das effigfaure Blei als eine weifse, ganz in Salpeterf\u00e4ure aufl\u00f6sliche, Subftanz mit Aufbraufen nieder.\n3)\tIn der alkalifchen Aufl\u00f6fung fand fich ein fchwarzer Staub, der, aufgel\u00f6ft in fl\u00fcffiger Chlorine, den","page":602}],"identifier":"lit14557","issued":"1818","language":"de","pages":"593-602","startpages":"593","title":"\u00dcber die medicinisch-chemische Behandlung der Steinbeschwerden: Journal of science and the arts, Vol. 6, London 1819, p. 196 ff.","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:41.672179+00:00"}