The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Anatomische und physiologische Untersuchungen über einige Theile des Auges bei Gelegenheit einer Kopfwunde: Mém. de la société médic. d'émul., T. 7, p. 86 ff.

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T16:54:42.513007+00:00","id":"lit14565","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Ribes, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 617-622","fulltext":[{"file":"p0617.txt","language":"de","ocr_de":"617\nnicht eine andere Function, Behufs der Beugung und Farbenzerftreuung der Lichtftrahlen, welche ihren Rand treffen ? Kann diefe nicht mit der Wirkung der con-caven Linfe im achromatifchcn Fernrohr verglichen werden? Ein kleines Loch in einer Karte bringt Beugung und Zerftreuung der, durch dalle)he tretenden, Strahlen hervor , kann dies nicht noch mehr durch den feinge-franztenlxand der Iris bewirkt werden? Die am ft\u00e4rkften brechbaren, gef\u00e4rbten Lichtftrahlen werden auch am ft\u00e4rkften gebogen. Wenn'nun das Liebt ftark ift, oder divergirende Lichtftrahlen auf das Auge fallen, und die-fes fo angeordnet ift, dafs es durch Itarke Brechung Convergenz der Strahlen hervorbringt, wo mithin die Zerftreuung lehr betr\u00e4chtlich feyn mufs, fo ixt die Pupille am engften, und die beugende und zerftreuende Kraft der Iris am gr\u00f6bsten. Kann nicht diefe Wirkung der Iris die Farbenzerftreuung, welche die Lichtftrahlen durch die Augenfeuchtigkeiten erleiden, hindern, und darin alfo die Abwefenheit prismatifcher Farben beim gew\u00f6hnlichen Sehen begr\u00fcndet feyn?\nHieraus d\u00fcrfte mau fchliefsen, dafs, fo oft die Anordnung der Feuchtigkeiten des Auges und der Umfang der Pupille fxch nicht unter einander und zur St\u00e4rke und Richtung der Lichtftrahlen im richtigen V erh\u00e4ltilifs befinden, die Farbenzerftreuung nicht mehr corrigirt werde, und das Auge aufb\u00f6re, achromatifch zu feyn. Ift dies nicht wirklich bei den erz\u00e4hlten Verbuchen der Fall, wo offenbar eine nicht gehinderte Zerlegung der Lichtftrahlen Statt fand ?\nio. F. Ribes anatomifclie und phyHologifche U ri t e r f u c h u n g e n \u00fcber einige T h e i 1 e des Auges bei Gelegenheit einer Kopfwunde. (Mein, de la foci\u00e9t\u00e9 m\u00e9dic. d \u00e9mul. T. 7. p, 86 ff.)\nVor einiger Zeit hatte ich einen jungen Mann an einer, durch ein fchneidendes Inftrument vermochten, Kopfwunde zu beforgen, die lieh fchief vom vordem Secbstheil der ehern Gegend der linken Schlafgrube bis","page":617},{"file":"p0618.txt","language":"de","ocr_de":"618\nin rlie Gegend der reckten F.ckzahn Vertiefung erftreckte, und \u00fcber die Nafenwurze! verlief. Die Haut, die Sclil\u00e4fe-zvveige des Antlitznerven, der vordere (Jhrmoskel, ein Theii des Schlafmuskels, des Augenlidmuskels, des Stirnmuskels, Augenbrauenmuskels, der Stirnnerv und die Augenbrauenpulsadern waren durchfchnitten, und hingen, nehft einem Theile des Fortfatz.es des Stirnbeins herab, wodurch der vordere Theii der Sch\u00e4delh\u00f6hle und die obere Wand der Augenh\u00f6hle fo blofsgelegt wurden, dafs man den Augapfel und die Bewegungen des Gehirns leben konnte. Tiefer und mehr nach innen waren der Nafcnnerv und die Nafenpulsader, der Pyramidenmuskel und die Nafenbeine durchfchnitten. Das Gehirn und der Augapfel waren unverletzt, nur war der vordere Theii des Augenlidhebers nach unten und vorn gezogen und hing mit herab. Der Kranke war fehr et feh\u00f6pft, hatte aber das Bewufstfeyn nicht verloren. Binnen fechs Wochen war, ohne den geringften Zufall von Bedeutung, die Heilung vollkommen erfolgt, ungeachtet nur Heft-pflafter und ein h\u00f6chft einfacher Verband gebraucht wurden; indeffen war das verletzte Auge blind und das obere Augenlid unbeweglich. Der Zufall gefchah vor IO Jahren. Die Blindheit und L\u00e4hmung find geblieben, das Auge ift zwar v\u00f6llig durchfichtig, aber gefchwunden. Die Unbeweglichkeit des obern Augenlides hat, da der Heber zerfehnitten war, nichts auffallendes, fchwerer ift die Erfchlaffung des vorderen Tbeiles diefes Muskels zu erkl\u00e4ren. Sie fchliefst fielt an die mehrmals von mir bei grofsen Wunden der Gliedmaafsen beobachtete Erfchei-nung, dafs der am feiten Punkte befindliche Theii eines durchfchnittenen Muskels fielt lehr ftark zufammenzieht, w\u00e4hrend der am beweglichen feftfitzer.de bald nachher erfchlafft. Die Urfaehe hiervon ift nicht blofs dieDurch-fchneidung der Nerven und Pulsadern, indem auch der untere Theii fortw\u00e4hrend beide erh\u00e4lt. Ich kann mir diefe Erlcheinung nur aus der Gewohnheit des Muskels, fielt in der Richtung nach dein feften Punkte hin zufam-lrtenzuziehen, was jetzt, da die Fafern durchfchnitten find, nicht mehr m\u00f6glich ift, erkl\u00e4ren.\nEben Io merkw\u00fcrdig ift, wenn gleich viele \u00e4hnliche Beifpiele vorhanden find, die Blindheit des Auges,","page":618},{"file":"p0619.txt","language":"de","ocr_de":"619\nda fich nirgends eine Verletzung zeigte. Diefe Erfebei-nung ift nach mehreren Schriftftellevn in einer Erfcb\u00fctte-rung des Gehirns und einer Etgiefsung in der Sch\u00e4del-holde begr\u00fcndet. Allein, wie foil diefe durch leichte Wu nden entftehn? Wach andern, z. B\u00bb Sabatier , r\u00fchrt lie von der Verletzung des Stirnnerven her, der durch den Nafennerven fympathifch auf das Auge wirkt. Allein wie? durch L\u00e4hmung der Muskeln, oder der Blendung , oder der Netzhaut?\nIndeffen beweile.n mehrere Ei fhhrungen, dafs Verletzung der Muskeln der Augemidei oder des Augapfels zwar Unbeweglichkeit, allein keineswegs Blindheit ber-vorbringen, und bewirkte daher die Verletzung des Stirnnerven, was doch auch fchwieiig feheint, nur L\u00e4hmung der Augenmuskeln, fo w\u00fcrde keine Blindheit entliehen.\nDie vom Linfenknoten kommenden Nerven gehen zur Blendung, fo dafs durch Verletzung des Stirnnerven lie in. ihren Functionen geh\u00f6rt werden k\u00f6nnen, wodurch die Blendung in. einen Zuftand von Krampf oder L\u00e4hmung verfallen kann, der nat\u00fcrlich dem Selten lehr hinderlich ift. Allein keinesweges wird dadurch Blindheit veranlafst, indem die Netzhaut auch bei der, durch Be\u00fcadonnaextract veranlagten L\u00e4hmung der Blendung das Verm\u00f6gen, Gegenft\u00e4ude wahrzimeinren , beh\u00e4lt.\nAul die Netzhaut unmittelbar erftreckt lieh daher die Folge der Verletzung des Stimnerven und des Nafen-ner en. Eben fo unmittelbar wirkt auf he die Durch-fchneidung des Gangliennerven, die nach Petit\u2019s Ver-fuchen (Mein, de Paris. Ann. 1727) Verdunkelung des Geiichtes hervorbringt. Wie aber wirkt diefe Verletzung des Gangliennerven und des Stirnnerven unmittelbar auf die Netzhaut? Wahrfcheinlich nicht durch den Urfprung des Sehnerven, indem lie nicht mit ihm zu-\u00fcamuienh\u00e4ngen, und keine Krfobeinungen auf eine vorangehende und vermittelnde Einwirkung auf das Senforium Icl\u00c4iefsen laffen , unftreitig aifo auf einem kurzem Wege.\nFolgendes lfefultat gaben die, in diefer Beziehung von Herrn Chaujfier und mir angeftellten Unterfuchun-gen. Nach Zermalmung und Entfernung des Gehirns durch mehrmaliges Abwafclien, ohne Verletzung feiner","page":619},{"file":"p0620.txt","language":"de","ocr_de":"620\nPulsadern und Wegnahme des Augenh\u00f6hlendaches fahen wir, dafs ein. B\u00fcndel der Nervenfcheide des Ganglien* nerven, welche die innere Kopfpul.sader umgiebt, f\u00fcr die Augenpulsader abgeht, fleh f\u00fcr alle ihre Aefte ver-zweigt, und auch die Netzhautpulsader verlieht. Dies fleht man unter Wafler deutlich. Unftreilig begleiten diefe F\u00e4den die Verzweigungen der Netzhautpulsader, find alfo f\u00fcr die Netzhaut befrimmt. Auch der Linfen-kneuen erh\u00e4lt einen Zweig vom Gangliennerven und unter den aus ihm tretenden verlieh ein fehr kleiner, nahe an der Netzhautpulsader. Wenn wir ihn gleich nicht durch den Sehnerven bis zur Netzhaut verfolgen konnten, fo nehmen wir doch an, dals er fleh zu die-ler begiebt, weil es die Analogie und die\u2019fympathilchen Erfcheinungen beweifen. In der That verliert lieh z. \u00df. die Paukenlaite nicht im Zungeuafte des Unterkiefernerven, fondern hegt, wie man beim Durchfehneiden ihrer gemeinfchaftlichen Scheide deutlich lieht, nur neben ihm, und theilt lieh in zwei Zweige, einen f\u00fcr die Unterkiefer* dr\u00fcfe, nachdem er mit Zweigen des Zungenaftes ein Kn\u00f6tchen gebildet hat, den andern f\u00fcr die Zunge. Die Schlinge des Zungenfleifchnerven wird nicht durch diefen, fondern durch den zu ihm tretenden Aft vom erften Halsnerven gebildet, der fleh bald von jenem trennt, nachdem er eine Strecke lang mit ihm in einer Scheide verlaufen ift. Beim Hunde geht dreier Aft l\u00e4ngs dem ganzen Halle herab und bildet fo mit dem zweiten und dritten Halsnervenpaar eine Schlinge, ohne im geringften mit dem Zungenfleifchnerven verbunden zu feyn. Ueber-haupt k\u00f6nnte ich durch viele Beifpiole ervveifen, dafs, wenn fleh gleich Nerven an einander legen, lie fleh doch nicht, zumal wenn lieh kein Knoten findet, verbinden, und jeder, als w\u00e4re er v\u00f6llig ifoiirt geblieben, an den Ort f einer Beftiumiung geht. Daraus fcfeliefse ich, dafs die F\u00e4den, welche die Netzhautpulsader umgeben, der welcher vom Linfenknoten kommt, und die durch den Sehnerven dringenden nur f\u00fcr die Netzhaut beftimmt feyn k\u00f6nnen, was auch Portai (Anat. m\u00e9d. T. IV, p. 4-S-) geahndet zu haben lebe int Noch dringen mehrere Blendungsnerven vorn durch die Aderhaut in die Ciliarlort-f\u00e4tze und, wenigftens zum Theil, von hier nach hinten","page":620},{"file":"p0621.txt","language":"de","ocr_de":"6 21\ngegen die Stelle, wo fich die Netzhaut an den Strahlenkranz legt. Vermuthlieh ftehn fie in Beziehung mit der Empfindlichkeit: der Netzhaut und den fympatliifchen Erfcheinungen dieler JYlembran. So fchickt alfo der Gangliennerv mittelft des Zweiges zum Linfenknotexi F\u00e4den zur Netzhaut und der Blendung. Daher die Ge-fichtsVerminderung und Erweiterung der Pupille nach Durchfehneidung des Gangliennerven, bei ftarken Reizungen des Dannkanals und Schw\u00e4che der Verdauungswerkzeuge und wabrfcheinlich k\u00f6nnte man fympathilch mittelft derfelben auf das Auge, Behufs der Heilung mancher Krankheiten deffelben, wirken. Nach diefen ana-toroileben Unterfuchungen erkl\u00e4ren die Verbindungen des Stirnnerven mit dem Ganglien-und Nafennerven, von denen die rneiften Nerven aes innevn Auges entliehen, die L\u00e4hmung der Netzhaut und die krankhaften Ver\u00e4nderungen der Blendung in Folge derVerletzung diefes Nerven oder feiner Zweige. Daher der gute Erfolg, den Valfalva durch Einreibungen beider Stirnnerven bei einer Frau fah, welche durch eine leichte Augenwunde ihr Geiicht verloren hatte.\nNun fragt lieh noch, warum die Lostrennung eines Theiles der Blendung bei Staai Operationen und die Durchbohrung derfelben bei der k\u00fcnftliehen Pupillenbildung nicht eben fo auf die Netzhaut wirke, w\u00e4hrend die Durchbohrung der Aderhaut bisweilen Erbrechen und felbft Kothausleerung veranlaffen?\nNach dem Vorigen lieht inan leicht, dafs ich die Netzhaut nicht als Ausbreitung des Sehnerven betrachte. Sie fteht mit ihm nur in Orts-, Function - und Zufammen-hangsbeziehung, Die Nervenf\u00e4den, die lie, unabh\u00e4ngig von den feinigen, erh\u00e4lt, beweifen alleinfchon, dafs fie ihren Uriprung eben Io wenig ihm als die Nafen- und Labyrinthshaut dem Liech - und H\u00f6rnerven verdankt. Bei einer andern Gelegenheit werde ich dem, was fVinslow und Bichat \u00fcber diefe Frage gefagt haben, einiges beil\u00fcgen.\nRefultate.\nl) Eine Schnittwunde, in deren Lappen lieh ein Tlieil der Sch\u00e4delknochen befindet, mufs, felbft wenn","page":621},{"file":"p0622.txt","language":"de","ocr_de":"6 22\n(Tie Faferhaut entblofst ift, als einfache Wunde vereinigt werden, wenn nicht vielleicht Erfch\u00fctterung und Extra-vafat vorhanden iit.\n2)\tDie Kenntnifs des Zuftandes zweier, in querer Richtung getrennten Muskeltheile zeigt dem Wundarzt bis auf einen ge willen Punkt an, dafs die Zufammen-dn'tckungsmittel vorzugsweife auf den am feiten Punkte haftenden Theil angewandt werden muffen, um feine Th\u00e4tigkeit zu befehr\u00e4nken, und ihn mit dem entgegengefetzten erfchiafften in Ber\u00fchrung zu erhalten.\n3)\tDie, bisweilen felbft leichte Wunden der Augenbrauen des obern Augenlides und der Bindehaut begleitende Blindheit entfteht, weder durch L\u00e4hmung oder Durchfchneidung der Augenmuskeln, noch L\u00e4hmung oder Krampf der Blendung, fondern durch L\u00e4hmung der Netzhaut, weiche fympathifcli durch Verletzung des Stirn-oder Nafennerven bedingt wird.\n4)\tDie Netzhaut und Blendung ftehen durch die Stirn- und Nafennerven mit den die Augenh\u00f6hle umgebenden Theilen, durch den Gangliennerven mit der Unterleibsh\u00f6hle in unmittelbarem Zufamraenhange. Der gegenfeitige fympathifclie Einflufs diefer Theile unter einander erkl\u00e4rt lieh hieraus.\n5)\tAus dem Vorigen ergiebt Geh wenigftens mit gro-fser Wahrfcheinlichkeit eine vom Sehnerven unabh\u00e4ngige Exiftenz der Netzhaut, indem die blofse Verletzung der zu ihr von andern Punkten tretenden Nerveniaden zur Vernichtung der Hauptfunction derfelben hinreicht und. den Einflufs des Sehnerven, Behufs des Sehens, aufhebt.\nII. F. Rihes \u00fcber den Strahlenk\u00f6rper und d eff en Einflufs auf den Glask\u00f6rper, die L i n f e und die w \u00e4 f f e r i g e Feuchtigkeit. (Mein, de la foc. m\u00e9d. d\u2019\u00e9tnul. T. 8. p. 631 fF.)\nIn dem vorliegenden Auffatze werde ich die Frage er\u00f6rtern: 1) Ob die eigenen H\u00e4ute des Auges Blutge. false haben?","page":622}],"identifier":"lit14565","issued":"1818","language":"de","pages":"617-622","startpages":"617","title":"Anatomische und physiologische Untersuchungen \u00fcber einige Theile des Auges bei Gelegenheit einer Kopfwunde: M\u00e9m. de la soci\u00e9t\u00e9 m\u00e9dic. d'\u00e9mul., T. 7, p. 86 ff.","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:54:42.513012+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit14565
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo