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{"created":"2022-01-31T16:53:14.037875+00:00","id":"lit14582","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ebbinghaus, Hermann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 401-403","fulltext":[{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"LiUeraturbericht.\n401\nTa\u00eetzi gelangte (1884) auf demselben Wege zu demselb\u00e9n Resultate. Nach Blix und Goldscheider giebt es spezifische Punkte der Haut f\u00fcr warm und kalt und zwar f\u00fcr letzteres doppelt so viele wie f\u00fcr jenes. \u2014 Dafs Schmerz- und Temperaturempfindung auf verschiedenen Punkten beruhen, belegte Donaldson (1886) durch Applikation von Cocain auf die Cornea, welches den Schmerz allein, nicht aber die W\u00e4rmeempfindung aufhob. \u2014 So weit der allgemeine Teil von Tanzis Arbeit.\n2. Im psychometrischen Teil gibt er, nach genauer Feststellung der n\u00f6tigen Kautelen, die Ergebnisse seiner von allen andern Forschern abweichenden Untersuchungsmethode, bei der er Chlor\u00e4ther als K\u00e4ltemittel und die strahlende W\u00e4rme einer Flamme als W\u00e4rmemittel benutzte, um die Reaktionszeit der verschiedenen Temperaturen zu bestimmen unter Vermeidung der unmittelbaren Ber\u00fchrung der Tastorgane.\nDas Zahlenergebnis war folgendes:\n1.\tAus 50 W\u00e4rmereizungen...............med. 0\"517, Schwankung 0\"38,\n2.\t\u201e\t50 K\u00e4lte\tauf denselben Stellen . .\t\u201e\t0\"231,\t\u201e\t0\"26\n3.\t\u201e\t50\t\u201e\tauf der H\u00e4lfte der Stellen\t\u201e\t0\"380,\t\u201e\t0\"39.\nDaraus folgt, dais 1. K\u00e4lte in weit k\u00fcrzerer Zeit empfunden wird, als W\u00e4rme; 2. dafs die Reaktionszeit f\u00fcr K\u00e4lte der f\u00fcr W\u00e4rme nahe kommt, mithin sich verl\u00e4ngert, wenn das erk\u00e4ltete Hautgebiet viel kleiner ist, als das erw\u00e4rmte; 3. dafs die Reaktionszeit der Zahl der gereizten Punkte nicht genau entspricht.\nDieser letztere Fall l\u00e4fst es unentschieden, ob nicht neben den Erregungspunkten noch andere Vorg\u00e4nge ins Spiel kommen, und zwar 1. eine innere Verschiedenheit von dynamischen Prozessen oder von anatomischen Spinal-Transmissionen; 2. eine (hypothetische und wenig wahrscheinliche) geringere Entfernung der f\u00fcr K\u00e4lte empfindlichen Punkte von der Epidermis, gegen\u00fcber den in gr\u00f6fserer Tiefe liegenden w\u00e4rme-empfindlichen.\nBeide Voraussetzungen k\u00f6nnten m\u00f6glicherweise gleichzeitig zutreflen. Unzweifelhaft fest steht, wie aus den neuesten klinischen und pathologisch-anatomischen Beobachtungen hervorgeht, dafs die thermischen Reize, so kalt wie warm, l\u00e4ngs der Hinterh\u00f6rner sich fortpflanzen. Unabh\u00e4ngig von der Physiologie hat die Pathologie der Syringomyelitis (al. Hydromyelitis), welche Verfasser im dritten pathologischen Teil seiner Arbeit, an der Hand von 45 F\u00e4llen aus der Litteratur behandelt, zu jener Erkenntnis gef\u00fchrt und dafs das Fehlen der thermischen Wahrnehmungen resp. die Verlangsamung der thermischen Reaktion als erstes und wichtigstes Zeichen f\u00fcr die H\u00f6hlenbildung im R\u00fcckenmark zu gelten hat.\tFraenkel (Dessau).\n1.\tGoldscheider, A. \u00dcber verlangsamte Leitung der Schmerzempfindung.\nDeutsche med. Wochenschr-, 1890, No. 31.\n2.\t\u2014 \u00dcber die Summation von Hautreizen. Nach gemeinschaftlich mit H. Gad angestellten Versuchen. Verhandl. d. physiol. Gesellsch. zu Berlin vom 31. Novbr. 1890 (Du Bois\u2019 Arch. 1890).\nDie erste Abhandlung berichtet \u00fcber einen Fall, der die neuerdings mehrfach beobachtete Thatsache best\u00e4tigt, dafs die bekannte Versp\u00e4tung Zeitschrift fiir Psychologie II.\t27","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nLitteraturbericht.\nder Schmerzempfindung bei Ber\u00fchrungen nicht auf Affektionen des R\u00fcckenmarks zu beruhen braucht, sondern rein peripherisch bedingt sein kann. Das Ph\u00e4nomen zeigte sich sehr ausgepr\u00e4gt am Fufsr\u00fccken einer Patientin, die an brandigem Absterben der grofsen und zweiten Zehe infolge einer Cirkulationsst\u00f6rung litt. Bei Ber\u00fchrungen mittlerer St\u00e4rke versp\u00fcrte sie erst eine Druckempfindung und dann nach einem Intervall von 2\u201427s Sekunden einen heftigen und irradiierenden Schmerz. Mit der allm\u00e4hlichen Wiederherstellung der Cirkulation in dem betroffenen Gebiet verk\u00fcrzte sich dieses Intervall mehr und mehr, indem gleichzeitig die Schmerzempfindung ihren heftigen und irradiierenden Charakter verlor. Schliefslich war die Doppelempfindung \u00fcberhaupt nicht mehr zu erzielen.\nDer Fall gab Goldscheider Veranlassung, in Gemeinschaft mit Gad die interessante und wichtige Frage nach dem Auftreten solcher Doppelempfindungen im normalen Zustande zu untersuchen, und die hierbei gefundenen Resultate teilt er in der zweiten Abhandlung mit. Die Hauptpunkte sind diese:\n1.\tReizt man die Haut mit einem einzelnen \u00d6ffnungs-Induktions-schlag, so entsteht unter allen Umst\u00e4nden nur eine einzige Empfindung. Erst wenn man derselben Hautstelle mehrere elektrische Einzelreize kurz hintereinander appliziert, folgt der prim\u00e4ren Sensation eine durch ein leeres Intervall getrennte sekund\u00e4re.\n2.\tDiese ist besonders deutlich, wenn innerhalb eines Zeitraums von 0,1\u20140,4 Sek. 4 oder mehr Einzelreize zur Einwirkung gelangen und wenn zugleich deren Gesamtintensit\u00e4t eine m\u00e4fsige ist.\n3.\tDie sekund\u00e4re Empfindung folgt dann der prim\u00e4ren (an der Hohl-hand) nach ca. 0,9 Sek. vom Ende der Reizreihe an gemessen. Wird die zur Erzeugung einer m\u00f6glichst deutlichen Empfindung erforderliche Dauer der Reizung \u00fcberschritten, so verk\u00fcrzt sich jenes Intervall. Wenn also die zur Ausl\u00f6sung der Sekund\u00e4rempfindung n\u00f6tige Gesamtintensit\u00e4t der Eindr\u00fccke einmal erreicht ist, so wird durch weitere Ausdehnung der Reizung daran nichts mehr ge\u00e4ndert.\nBei mechanischer Reizung (Druck einer Nadelspitze) sind die Verh\u00e4ltnisse \u00e4hnlich wie bei elektrischer, falls die Bedingungen (Dauer und Intensit\u00e4t der Reizung) \u00e4hnliche sind.\nAus diesen Resultaten zieht dann G., zum Teil in Anschlufs an Andere, weitere Folgerungen. Da es sich um zwei getrennte Empfindungen handelt, mufs man annehmen, dafs auch zwei getrennte Leitungswege f\u00fcr diese vorhanden sind. Vermutlich werden also die in das R\u00fcckenmark eintretenden centripetalen Fasern sich hier gabeln und ihre Erregungen einerseits direkt ins Gehirn, andererseits zun\u00e4chst in die graue Substanz entladen, aus der sie dann erst weiterhin und mit einer Versp\u00e4tung ins Gehirn gelangen. Da ferner die Sekund\u00e4rempfindung nicht durch einzelne Reize (falls diese nicht abnorm stark sind), sondern erst durch eine Mehrheit von solchen zu st\u00e4nde kommt, mufs die Fortpflanzung durch die graue Substanz auf einer Summation der Erregungen beruhen, und auch die scheinbar einfache mechanische Reizung mufs bereits als eine Summe von Reizen aufgefafst werden. Da endlich,","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n403\nwie bekannt, bei Degeneration der grauen Substanz das Schmerzgef\u00fchl aufgehoben wird, die Druckempfindung aber bestehen bleibt, ist weiter anzunehmen, dafs die Summationsbahn der grauen Substanz auch der Vermittelung der Schmerzempfindungen dient.\tEbbinghaus.\nW. B. Dalby. Meni\u00e8res Vertigo and the Semicircular Canals. British Med. Journ. 19. April 1890. S. 888.\nIn einem Leitartikel der Nummer vom 5. April 1890 des British Med. Journ. [pag. 792] erf\u00e4hrt die Hypothese, dafs die Halbzirkelkan\u00e4le des Ohres ein statisches Sinnesorgan darstellten, eine entschiedene Ablehnung : B\u00f6ttcher wies anatomisch nach, dafs man bei Tauben die Bogeng\u00e4nge nicht zerst\u00f6ren k\u00f6nne, ohne gewisse Hirnteile zu verletzen; Steiner zerst\u00f6rte die Bogeng\u00e4nge hei Haifischen, ohne Koordinationsst\u00f6rungen zu sehen, die dagegen prompt auf Zerrungen des Akustikus-stammes, also auch wahrscheinlich gleichzeitig seines Ursprungs in der Medulla oblongata, folgten; Ewald beobachtete eine Taube, die nach Entfernung der 6 Ampullen Man\u00e8gebewegungen ausf\u00fchrte, solange sie sich selbst \u00fcberlassen war, aber auch wohl im st\u00e4nde war, ein Ziel, auf das ihre Aufmerksamkeit gelenkt wurde, auf geradem Wege zu erreichen; Politzer sah einen Fall von angeborenem Fehlen der Bogeng\u00e4nge, und Lucae einen solchen von Ausf\u00fcllung derselben mit Blutgerinnseln ohne begleitende Koordinationsst\u00f6rungen.\nIm Anschlufs hieran bemerkt nun Verfasser, es sei nicht berechtigt, aus dem vagen Symptomenkomplex, den man unter dem Namen der MENi\u00c8RESchen Krankheit begreift, Schl\u00fcsse auf physiologische Beziehungen zwischen Bogeng\u00e4ngen und Bewegungs- resp. Lageempfindungen zu ziehen. Irritationen des Akustikus, der jedenfalls mit dem Vagus einen Beflexhogen bildet, f\u00fchren durch Fortleitung auf seinen Medullarursprung zu Erbrechen, Schwindel, Gehst\u00f6rungen; Erscheinungen, die auch auf Reizung des Vagus eintreten. Des weiteren best\u00e4rkt eine einmal zuf\u00e4llig gemachte Beobachtung von Hirnschufsverletzung den Verfasser in der Ansicht, dafs Bewegungsst\u00f6rungen immer viel eher auf eine Gehirnl\u00e4sion als auf eine Verletzung der Bogeng\u00e4nge bezogen zu werden verdienen.\tSchaefer.\nAndr\u00e9 Lef\u00e8vre. Du Cri \u00e0 la Parole. Bev. Mens, de l\u2019\u00c9cole d\u2019Anthropologie de Paris, I, 1891. S. 3\u201419.\nVerfasser behandelt die alte Frage nach dem Ursprung der Sprache, oder besser der Bedeutung der Worte, und zwar vom entwickelungsgeschichtlichen Standpunkte aus.\nAls unzweifelhafter Embryo des Wortes erscheint ihm der tierische Schrei. Derselbe ist allerdings haupts\u00e4chlich Ausdruck einer wirklichen Emotion; und Interjektion ist noch keine Sprache. Neben diesem rein reflexm\u00e4fsigen spontanen Schrei finden wir aber schon im Tier den willk\u00fcrlichen Schrei, der einesteils einer dauernden Erinnerung entspricht, andernteils einer Voraussehung, die sich realisieren kann, Ausdruck giebt. (Warn-, Droh-, Anruf-Schrei.) Hier insbesondere ist die Quelle der Demonstrativwurzeln. Schon der tierische Schrei ist gewisser Modulationen f\u00e4hig;\n27*","page":403}],"identifier":"lit14582","issued":"1891","language":"de","pages":"401-403","startpages":"401","title":"1. Goldscheider, A.: \u00dcber verlangsamte Leitung der Schmerzempfindung. Deutsche med. Wochenschr. 1890, No. 31., 2. Goldscheider, A.: \u00dcber die Summation von Hautreizen, Nach gemeinschaftlich mit H. Gad angestellten Versuchen. Verhandl. d. physiol. Gesellsch. zu Berlin vom 21. Novbr. 1890 (Du Bois' Arch. 1890)","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:53:14.037881+00:00"}