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{"created":"2022-01-31T17:03:18.723614+00:00","id":"lit14585","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Gaupp","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 403-404","fulltext":[{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n403\nwie bekannt, bei Degeneration der grauen Substanz das Schmerzgef\u00fchl aufgehoben wird, die Druckempfindung aber bestehen bleibt, ist weiter anzunehmen, dafs die Summationsbahn der grauen Substanz auch der Vermittelung der Schmerzempfindungen dient.\tEbbinghaus.\nW. B. Dalby. Meni\u00e8res Vertigo and the Semicircular Canals. British Med. Journ. 19. April 1890. S. 888.\nIn einem Leitartikel der Nummer vom 5. April 1890 des British Med. Journ. [pag. 792] erf\u00e4hrt die Hypothese, dafs die Halbzirkelkan\u00e4le des Ohres ein statisches Sinnesorgan darstellten, eine entschiedene Ablehnung : B\u00f6ttcher wies anatomisch nach, dafs man bei Tauben die Bogeng\u00e4nge nicht zerst\u00f6ren k\u00f6nne, ohne gewisse Hirnteile zu verletzen; Steiner zerst\u00f6rte die Bogeng\u00e4nge hei Haifischen, ohne Koordinationsst\u00f6rungen zu sehen, die dagegen prompt auf Zerrungen des Akustikus-stammes, also auch wahrscheinlich gleichzeitig seines Ursprungs in der Medulla oblongata, folgten; Ewald beobachtete eine Taube, die nach Entfernung der 6 Ampullen Man\u00e8gebewegungen ausf\u00fchrte, solange sie sich selbst \u00fcberlassen war, aber auch wohl im st\u00e4nde war, ein Ziel, auf das ihre Aufmerksamkeit gelenkt wurde, auf geradem Wege zu erreichen; Politzer sah einen Fall von angeborenem Fehlen der Bogeng\u00e4nge, und Lucae einen solchen von Ausf\u00fcllung derselben mit Blutgerinnseln ohne begleitende Koordinationsst\u00f6rungen.\nIm Anschlufs hieran bemerkt nun Verfasser, es sei nicht berechtigt, aus dem vagen Symptomenkomplex, den man unter dem Namen der MENi\u00c8RESchen Krankheit begreift, Schl\u00fcsse auf physiologische Beziehungen zwischen Bogeng\u00e4ngen und Bewegungs- resp. Lageempfindungen zu ziehen. Irritationen des Akustikus, der jedenfalls mit dem Vagus einen Beflexhogen bildet, f\u00fchren durch Fortleitung auf seinen Medullarursprung zu Erbrechen, Schwindel, Gehst\u00f6rungen; Erscheinungen, die auch auf Reizung des Vagus eintreten. Des weiteren best\u00e4rkt eine einmal zuf\u00e4llig gemachte Beobachtung von Hirnschufsverletzung den Verfasser in der Ansicht, dafs Bewegungsst\u00f6rungen immer viel eher auf eine Gehirnl\u00e4sion als auf eine Verletzung der Bogeng\u00e4nge bezogen zu werden verdienen.\tSchaefer.\nAndr\u00e9 Lef\u00e8vre. Du Cri \u00e0 la Parole. Bev. Mens, de l\u2019\u00c9cole d\u2019Anthropologie de Paris, I, 1891. S. 3\u201419.\nVerfasser behandelt die alte Frage nach dem Ursprung der Sprache, oder besser der Bedeutung der Worte, und zwar vom entwickelungsgeschichtlichen Standpunkte aus.\nAls unzweifelhafter Embryo des Wortes erscheint ihm der tierische Schrei. Derselbe ist allerdings haupts\u00e4chlich Ausdruck einer wirklichen Emotion; und Interjektion ist noch keine Sprache. Neben diesem rein reflexm\u00e4fsigen spontanen Schrei finden wir aber schon im Tier den willk\u00fcrlichen Schrei, der einesteils einer dauernden Erinnerung entspricht, andernteils einer Voraussehung, die sich realisieren kann, Ausdruck giebt. (Warn-, Droh-, Anruf-Schrei.) Hier insbesondere ist die Quelle der Demonstrativwurzeln. Schon der tierische Schrei ist gewisser Modulationen f\u00e4hig;\n27*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nL\u00fcteraturberichl.\nals geradezu unendlich aher erscheint die Ver\u00e4nderlichkeit und Dehnbarkeit des menschlichen Schreis. Die Entwickelung geht nun vorw\u00e4rts, indem entweder die Zahl der einsilbigen Schreie unermefslich anw\u00e4chst (chinesisch), oder indem die gegebenen Schreie sich associieren und kombinieren. Verfasser weist hierbei besonders auf die Reduplikation als eine universelle Thatsache hin. Eine weitere Etappe in der Entwickelung der Sprache -wird durch die onomatop\u00f6se bezeichnet, die haupts\u00e4chlich die Attributivwurzeln liefert. Verfasser verteidigt ihre Bedeutung gegen Max M\u00fcller und Paul Regkaud, Er konstatiert allerdings ein Zur\u00fccktreten der Onomatop\u00f6ie f\u00fcr die h\u00f6her entwickelten Sprachen, meint aber, wenn sie in den klassischen Sprachen so wenige Z\u00fcge ihrer Wirksamkeit zur\u00fcckgelassen habe, so sei dies noch kein Beweis gegen ihre Bedeutung in pr\u00e4historischen Zeiten. Derselbe Einwurf tr\u00e4fe auch die andere Quelle der Sprache, den Schrei. Zum Schlufs betrachtet der Verfasser noch die Rolle, welche die Metapher und die Analogie bei der Entwickelung der Sprache spielt, sie vollenden den Sprachschatz, indem sie auf die Objekte der \u00fcbrigen Sinne die vermittelst des Geh\u00f6rsinns onomatopoetisch gewonnenen Bezeichnungen \u00fcbertragen. Gaupp (Cannstatt).\nBr. Maennel. \u00dcber Abstraktion. Eine psycholog.-p\u00e4dagog. Monographie. Inaug.-Dissert. G\u00fctersloh, 1890. 63 S.\nVerfasser beginnt mit einem \u00dcberblick \u00fcber die Wandlungen, welche die Lehre von der Abstraktion seit Sokrates erfahren hat. Er konstatiert die Aufeinanderfolge einer metaphysichen, logischen und psychologischen Auffassung des Problems. Abschnitt II. handelt \u00fcber \u201eWesen und Arten der Abstraktion.\u201c Verfasser schliefst sich darin an Herbarts (im wesentlichen aber schon von dem genialen Berkeley begr\u00fcndete) Auffassung des Gegenstandes an, und zwar folgt er des n\u00e4heren in der Darstellung Denjenigen, welche, die schn\u00f6rkelhafte spekulativ-mathematisierende Einkleidung Herbarts fallen lassend, das, was darin an gesunder und feiner Beobachtung steckt, einfach als Ergebnis psychologischer Analyse Vorbringen.\nNach einer Betrachtung \u201eder Bedingungen der Abstraktion\u201c folgt der Abschnitt: \u201eDie Abstraktion im Spiegel menschlicher Entwickelung.\u201c Verfasser glaubt, auf Grund ethnologischer Mitteilungen \u00fcber das Geistesleben primitiver V\u00f6lker und der Erfahrungen an der Entwickelung der Kindesseele den Satz vom Parallelismus zwischen genereller und individueller Entwickelung best\u00e4tigen zu k\u00f6nnen. Die Arbeit schliefst mit der Aufforderung an die P\u00e4dagogen, diesem Parallelismus in der Gestaltung des Unterrichtes Rechnung zu tragen. Liepmann (Berlin).\nCharles Richet. Experimentelle Studien auf dem Gebiete der Gedanken\u00fcbertragung und des sogenannten Hellsehens. Autorisierte deutsche Ausgabe von Dr. A. Freih. von Schrexck-Notzing. Stuttgart, Enke, 1891. 254 S.\nDiese Ver\u00f6ffentlichung des ber\u00fchmten Pariser Physiologen ist seitens des Herrn \u00dcbersetzers durch eine \u00fcbersichtliche Zusammen-","page":404}],"identifier":"lit14585","issued":"1891","language":"de","pages":"403-404","startpages":"403","title":"Andr\u00e9 Lef\u00e8vre: Du Cri \u00e0 la Parole. Rev. Mens. de l'\u00c8cole d'Anthropologie de Paris I, 1891, S. 3-19","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:18.723620+00:00"}