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Beschreibung einiger seltenen Thier-Mißgeburten

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{"created":"2022-01-31T15:25:22.942844+00:00","id":"lit14598","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Tiedemann, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 125-131","fulltext":[{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bildung 'des kurzen Zellenftreckers fteilt eini-germafsen die beim Ai vorkommende dar, wo fielt der kurze Zehenftrecker ganz in eine innere und. \u00e4ufsere H\u00e4lfte fpaltet, von denen jene wieder in eine ankere und innere Sehne \u00fcbergeht.\nIX.\nBefchreibung einiger, feltcnen Thier-Mifs-gelinrtea. Von F. Tiedemann. (Hierzu Tafel 11. Fig. 1 \u2014 3.)\nM ifsbiltlungen kommen im Allgemeinen bei den 1liieren der h\u00f6heren Klalfen, den S\u00e4ugthieren und V\u00f6geln, b\u00e9fonders bei denen , welche lange Zeit in Doinefticit\u00e4t leben, am h\u00e4ufigften vor, und fie werden immer fekeiner, jemehr wir von den h\u00f6heren zu den niederen Thierklallen herabfteigen. Dafs lie indefs bei letzteren h\u00e4ufiger lind, als man gew\u00f6hnlich annimmt, be-weift eine Beilu; von Mifsbildungen , die ich Immen wenigen Jahren zu beobachten Gelegenheit hatte, und deren Befchreibung ich hier mittheilen will.\nMaik\u00fcfer mit acht Fiifsen. (Fig. I.)\nIm verfioffenen Fr\u00fchjahr, wo es in hieliger Gegend fehr viele Maik\u00e4fer (Melolontha vulgaris) gab, erhielt ich einen lebenden K\u00e4fer der Art, weiblichen Ge-fchlechts, der auf der rechten Seite f\u00fcnf F\u00fchrt hatte, n\u00e4mlich ftatt des drillen hintern Fufses fanden fich deren drei. Aus tier einfachen H\u00fcfte waren drei F\u00fcfse hervorgewachh-n. Jeder Fufs beftand aus dem \u00fcber-ichenkel, der Schiene, den Unterfufsgliedern und aus den beiden Krallen. Die Schenkel waren etwas klei-","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"ner und d\u00fcnner als im normalen Zuftand, und die \u00fcbrigen Abteilungen des Ful'ses nahmen an den \u00fcberz\u00e4hligen Fiifsen fo an D\u00fcnne und L\u00e4nge ab, dafs der letzte iler kleinlte und fchw\u00e4chfte war. Das Thier bediente fich beim Gehen aller F\u00fcl\u2019se. Eine l\u2019onftige Mifsbildung konnte ich nirgends wahniehmen.\nMonftrofit\u00e4ten bei den Infekten mit Excels in der Bildung geh\u00f6ren zu den lehr feltenen, weit h\u00e4ufiger und die mit Mangel und mit Hemmung in der Entwicklung, io f\u00fchrt unter andern 0. F. Mailer *) einen Schmetterling an, der noch einen Raupenkopf hatte.\nWas die Enthebung der oben beschriebenen Mifsbildung betrifft, lo l\u00e4fst fich wohl annehmen , dafs die Pnautalie der Mutter des Maik\u00e4fers durch ein voraus* gegangenes Verleben aufgeregt, hier nicht als Urfache belchuldigt werden kann, theils weil wir \u00fcberhaupt keine Reweife f\u00fcr eine, lebhafte Phantafie Her Maik\u00e4fer haben, und theils weil die Bildung des Embryo aufser* halb des Leibes der Mutter nur lehr Janglam gefehielit, und die Mutter ohnehin gleich nach Legung der Euer llirbt. Den alleinigen Grund m\u00fcllen wir in einer ge-Ueigerten Bildungsth\u00e4tigkeit des in feiner Metamor-phofe und Entwicklung begriffenen Maik\u00e4fers fuchen. Die Bedingungen und Einfl\u00fc\u00dfe, welche diefe Steigerung bewirkten, waren wahrfcheinlich reichliche Nahrung der Larve und gr\u00f6fsere W\u00e4rme des Orts, wo fich die Larve entwickelte. Wenn man nun aber weiter fragt, warum gerade ein Paar Fiifise mehr, und gerade an diefer Stelle hervorgewachfen ieyen , fo weifs ich darauf nichts zu antworten, als dafs vielleicht an diefer Stelle eine \u00f6rtliche \u00e4ufsere Reizung Statt fand, wo\u00ab durch die Bildung vermehrt wurde.\nl) D\u00e9couverte d\u2019un papillon a t\u00eate de chenille. Mein, de M\u00bb\u00ab them, et de Pliyf. X. \u00f6. p. 50S.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Mifs gebildete Kr eh sfcheer e. (Fit\u00bb. 2.)\nVor zwei Jahren fand ich bei einem anfehnlleh grofsen Flufskrebs (Abacus fluviatiJis) das gr\u00f6fsere und fl\u00e4rkere St\u00fcck der rechten Scheere in zwei Aefte ec theilt, wie auf der Abbildung zu fehen ifr. Die Scheere hatte diefelbe Croise wie die linke, und f;,-,nd in richtigem Verh\u00e4ltnifs mit der Gr\u00f6fse des K\u00f6rpers, fo dafs cliefe abweichende Bildung nicht als die Folge eines Excelles bei einer etwa Statt gehabten Regeneration der verlornen Scheere betrachtet werden kann.\nDer Grund diefer Mi\u00dfbildung l\u00e4fst firn ebenfalls wohl nur allein in Eirifl\u00fcffen fuchen, welche die Bil-dungslh\u00e4tigkeit des (ich entwickelnden Kretfe.s ftej-gerten.\nMifs geft ni te ter Hecht. (Fig. 3.)\nIm verfioffenen Sommer erhielt ich von meinem verehrten Freunde, dem Herrn Profeffor Leydig\u2022 in Mainz einen monftr\u00f6fen weiblichen Hecht (Efox lu-cius), der im Rhein gefangen worden war. Der vordere Theil feines K\u00f6rpers, der Kopf mit allen Theiien, die Pr\u00fcft - und Baue hfl offen find ganz normal eehibiet, und die Aftermiindung befindet fielt am gew\u00f6hnlichen \u2022Ort hinter den Bauchflolfen. Nur der hintere Theil des K\u00f6rpers ift fehr verk\u00fcrzt, abgeftutzt und merklich dicker als er feyn feilte. Der ungemein kurze Schwanz mit feiner Flofie ift gleichfam in den K\u00f6rper hineingedr\u00fcckt, oder aus demfelhen nicht herausgewachfen und die R\u00fccken - und Afterfloffe ift daher dem Schw\u00e4nze ganz nahe an den untern abgenutzten Theil gelagert.\nAnfangs vermuthete ich, dafs diele Mifshihltmg vielleicht die Folge einer \u00e4ufsern mechanifchen Verletzung feyn m\u00f6ge, allein ich Iahe nirgends die Spur einer Narbe, und au\u00dferdem fand ich dia Wirbelbeine","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nunverletzt, nur felir kurz und dick, und weniger zahlreich als im normalen Zuftand, Das Herz, die Kiemen, der Durrnkanal, die Nieren und Zeugtingsoreane waren regelin\u00e4l'sig gebildet. Die lehr grofsen Eier-hucke enthielten lehr viele zum Legen reife Eier.\nMo nftr\u00f6fe Kar pfen.\nSchon zweimal habe ich eine dem Karpfen (Cy-prinus carpio) eigerith\u00fcmiiche Mifsbildung wahrgenet\u00e4-men, die darin beliebt, dafs lieh die Kiefer nicht geh\u00f6rig ausbilden. Diele find lehr klein und verk\u00fcrzt, nun daher fprk.gt der vordere TheiJ des Schnabels in der Gegend der Stirn lehr ftark vor, und fenkt lieh pl\u00f6tzlich gegen das verkleinerte Antlitz herab, io d\u00e9 der Kopf faft dem eines Moples gleicht.\nEin Beifpiel der Art fuhrt auch Voigt I) in feinem Magazin an, wo es heilst: ln der Graffehaft Wachtersbach fand man die Mifsgcburt eines Karpfen, der ungef\u00e4hr einen Fufs lang war. Sein Kopf hatte ganz die Geltnit eines Mopskopfs; im \u00fcbrigen war er reeolm\u00e4isig gebildet.\nReaumur 2 ) bcichreibt eine merkw\u00fcrdige Mifsgcburt eines Karpfen, welcher in einem Tlieile des Herzogthums Sachfen- Gotha gefangen wurde. Der\u00ab leihe war vier Zoll lang, und kam in der Bildung des K\u00f6rpers von den Kiemen bis zum Schw\u00e4nze vollkommen mit einem Karyten \u00fcberein. D r Kopf war fehr abweichend geltultet, denn er bildete eine Art von Schnabel, zeigte fielt an den Seiten ganz gefchloffen, io dal\u2019s der Oberkiefer und Unterkiefer v\u00f6llig verwach-\nlen\nl) Magazin f\u00fcr die Naturkunde, \u00df. 5. S. 5I5,\ns) Hiftoire de 1\u2019Acad. des Sciences. Aim. 1747. p.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129\nfen waren. Nur nacli oben nahm man eine kleine Spalte wahr, von der L\u00e4nge eines Vierleizolls, welche die Stelle des Mundes vertrat J).\nEine fuhr feltene Mifsbildung von Fjfchen zeigte Juffieu der j\u00fcngere 2) in einer Sitzung der Akademie zu Paris vor. Zwei kleine Fifche, die Art ift nicht angegeben, waren am Bauche vollkommen verwach-fen, \u00fcbrigens wohl gebildet. Diefer intereffante Fall beweift, dafs bei den Fifchen ebenfalls folche Verdoppelungen des ganzen K\u00f6rpers Vorkommen, wie lie oft bei Menfchen, S\u00e4ugethieren und V\u00f6geln beobachtet werden.\nFlier haben wir alfo mehrere Beifpiele von Mifs-geburten bei den Fifchen, mit gehemmter, alienirter lind exceffiver Bildung. Verleben der Mutter und deren nachtheiliger Einflufs auf die Bildung des Embryo kann durchaus nicht angenommen werden, weil es bekannt ift, dafs die Fifche, wenigftens die zuvor gerannten, ihre Eier fr\u00fcher legen, ehe lie noch befruchtet find. Wir find demnach gen\u00fcthigt, die n\u00e4chfte Urfache der Mi\u00dfbildungen diefer Thierklaffe in die alienirte, in den befruchteten Eiern lieh \u00e4u\u00dfernde Bil-dungsth\u00e4tigkeit zu letzen. G\u00e4nzlich unbekannt find uns freilich noch die Bedingungen und Einfl\u00fc\u00dfe, wodurch jenes bildende Agens ver\u00e4ndert wird.\nEi dec life n m i t z w ei Sc k W \u00e4 n z en.\nBei einer im verfloffenen Herbfte nach Holland unternommenen Reife Iah ich in der Sammlung des\n1)\tDies ift wahrfolieint ich cierfelbe Fi fell, welchen G. E. Ham*\nberger in einem eignen Programm, de Cyprino monftrofo roftrato. Jenae 1748. befebrieben bat.\n2)\tHiftoire de l*Acad, des Soien, de Paris, Ann4 1754. p< 3os\nM d, Archiv, V. I,\tI","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nHerrn Profeffor Brugnicinns zwei ausl\u00e4ndifche Ei deck fenarten mit doppelten Schw\u00e4nzen, und einen gleichet Fall fand ich in der Sammlung des Herrn Apotheker K (in genberg in Utrecht. Der einfach von dem R\u00fcmpft entspringende Schwanz theiJte fielt in verfchiedener Entfernung von drei bis f\u00fcnf Zoll in zwei Si\u00fccke, dit in lange Spitzen ausliefen. Da.ich diele mifsgebikle-ten Theile genauer unterfuchte, lb ergab es lieh, dafs fie nicht urlpr\u00fcuglich bei der Bildung des F\u00f6tus int Eie entftanden, fondent die Folge einer excefiiven R\u00e9g\u00e9n\u00e9rai ion waren. Deutlich fah man, dafs der Schwanz abgebrochen geweden, und dals er fielt wieder erzeugt halte, denn das allere St\u00fcck des Schwanzes war mit regelin\u00e4fsig^n Schuppen befetzt und ungleich dicker als das neugebildete gabelf\u00f6rmige St\u00fcck, welches nicht mit regelrn\u00e4fsig gebildeten Schuppen bedeckt , und aa der \u00e4ufserften Spitze noch weich war.\nDiefe F\u00e4lle zeigen, dafs monftr\u00f6fe Bildungen felbft nach dem F\u00f6tuslehen an Theilen entliehen k\u00f6nnen, die wieder erzeugt werden, und dienen zum Beweis, dafs die Urfachen jener in einer Alienation der Bildunosth\u00e4* tiekeit begr\u00fcndet find.\nZuweilen entheben auch hei den Amphibien im Eie Mifsgeburten mit excefliver Bildung, befunden h\u00e4ufig ift die Verdoppelung ties Kopfs bei den Schlaft-gen, wovon fehon Anftotebcs, Adlan, Aldrovand, Li* cents, Lunzoni u. A. Beifpiefe erz\u00e4hlt haben. Iledi') hat eine zweik\u00f6pfige Schlange l\u00e4ngere Zeit lebend gehabt und nach ihrem Tode zergliedert. Kr fand in ihr zwei Herzen, zwei Luftr\u00f6hren und zwei Lungen \u2022 die beiden Magen verbanden lieh zu einem gemeiiii'chaftli.\nt) De Animalcalis vivis, quae in corporibus animalium vivorum reperiuntur Obfervationes. p. i. Tab. i.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\ndien Darmkanal; die Leber und Gallenblafe waren gedoppelt vorhanden. Er bemerkt noch, dafs der eine Kopf fieben Stunden fp\u00e4tcr als der andere ftarb. Vor kurzer Zeit machte Dr. Corradorl zu Ruto in Toskana in italienifchen gelehrten Bl\u00e4ttern bekannt, dals er eine lebende Schlange mit zwei K\u00f6pfen geleiten habe, die befondere VVillens\u00e4ufserungen gezeigt h\u00e4tte, l'o frais z. B. der eine Kopf, w\u00e4hrend der andere ruhte.\nX.\nBeobachtung einer Schwangerfchaft bei einer fogenannten doppelten Geb\u00e4rmutter. Von Dr. Fr. Tiedemann, Hof-ratb und Profeffor in Heidelberg. (Mit Abbildungen.)\nNoch immer bezweifeln einige Pnyfiolcgen und Geburtshelfer die M\u00f6glichkeit einer Scinvarigerichaft und die v\u00f6llige Zeitigung eines Kindes in einer fogenann-ten doppelten Geb\u00e4rmutter. Folgende Beobachtung jft geeignet, jeden Zweifel der Art zu tilgen. In der hiefigen anatomifchen Sammlung befind\u00e9t fielt eine doppelte Geb\u00e4rmutter mit doppelter Mutterlcheide von einer Perfon, die vor mehreren Jahren in der ehemaligen Entbindungsanftalt zu Mannheim geboren hat, und wenige Tage nach der Niederkunft ftarb. Diele will ich befchreiben, zuvor aber die Entbindungsgefohichte fo angeben, wie ich fie der gef\u00e4lligen Mittheilung meines verehrten Kollegen, des Herrn Hofrath N\u00e4gele verdanke, der fie in dem Tagebuch feines verstorbenen Schwiegervaters \u00bb des Geheimenraths Mai, welcher\nI a","page":131}],"identifier":"lit14598","issued":"1819","language":"de","pages":"125-131","startpages":"125","title":"Beschreibung einiger seltenen Thier-Mi\u00dfgeburten","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:25:22.942849+00:00"}

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