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Beobachtung einer Schwangerschaft bei einer sogenannten doppelten Gebärmutter

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{"created":"2022-01-31T17:04:43.819195+00:00","id":"lit14599","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Tiedemann, Fr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 131-135","fulltext":[{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\neben Darmkanal ; die Leber und Gallenblafe waren gedoppelt Vorhanden. Er bemerkt noch, dafs der eine Kopf lieben Stunden fpatcr als der andere hart). Vor kurzer Zeit machte Dr. Corradori zu Ru to in Toskana in italienifchen gelehrten Bl\u00e4ttern bekannt, dafs er eine lebende Schlange mit zwei K\u00f6pfen gefeiten habe, die befondeie W illens\u00e4ulseiungen gezeigt h\u00e4tte, fo frafs Z. B. der eine Kopf, w\u00e4hrend der andere ruhte.\nX.\nBeobachtung einer Schwangerfchaft bei einer fogenannten doppelten Geb\u00e4rmutter. Von Dr. Fr. Tiedemann, Hof-rath und Profeffor in Heidelberg. (Mit Abbildungen.)\nNoch immer bezweifeln einige Phyfiologen und Geburtshelfer die M\u00f6glichkeit einer Schwarigerichafi und die v\u00f6llige Zeitigung eines Kindes in einer fogen,Hinten doppelten Geb\u00e4rmutter. Folgende Beobachtung ii't geeignet, jeden Zweifel der Art zu tilgen. In der hiefigen anatomifchen Sammlung befind\u00e9t fleh eine doppelte Geb\u00e4rmutter mit doppelter Mutterfcheide von einer Perfon, die vor mehreren Jahren in der ehemaligen Entbindungsanftalt zu Mannheim geboren hat, und wenige Tage nach der Niederkunft ftarb. Diele will ich befchreiben, zuvor aber die Eutbindungsgefohichte fo angeben, wie ich fie der gef\u00e4lligen Mittheilung meines verehrten Kollegen, des Herrn Hofrath Ah 'igele verdanke, der fie in dem Tagebuch feines verdorbenen Schwiegervaters, des Geheimenraths Mai, welcher\nI i","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nehemals Vorhand jener Entbindungsanftalt Avar, aufge-zeichnet fand.\nDie Perlon, der jene Geb\u00e4rmutter angeh\u00f6rt hatte, war einige zwanzig Jahr alt, von gefundem Anfehen, fehl wohl gestaut, und zum erlten Alal fchwan^er, c!a he in die Entbindungsanftalt zu Mannheim auf-e-nommen wurde. Nachdem die Zeit der Schwanger-fc'na ft verfioffen war, bekam he Wehen, und Geheimer-rath Mai unterfuchte fie. Er fand den Muttermund bereits etwas ge\u00f6ffnet, den Kopf vorliegend, jedoch noch lein hoch ftehend. Zuf\u00e4llig kam gerade der verdorbene Profeffor Fi,'eher hinzu, ein lehr gefehicktet Geburtshelfer und Mitvorfteher der Entbindungsanftalt. Auch djefer unterfuchte die Perfon und verliehene, einen Muttermund zu f\u00fchlen, der nichts weniger als ge\u00f6ffnet ley, vielmehr g\u00e4nzlich verfchloflen und feiner Geftalt und \u00fcbrigen Befchaifenheit nach einem jungfr\u00e4ulichen Muttermund ganz \u00e4hnlich. Nach feiner Unter-luchung behauptete er, die Perfon ley entweder gar nicht lchwanger, oder es fey eine Bauch Ich wanger* fchaft vorhanden.\nDa beide Geburtshelfer fiel) auf ihre, mit Ge-nauigkeit angeftellte Unterfuchnng ft\u00fctzten, fo erhob lieh ein kleiner Streit, fier in dels bald durch eine neu veranltaltete Unterliichurig gehoben wurde, denn es fanden lieh zwei Scheiden\u00f6tfnangen mit ganz getrennten Scheiden und 2wei Geb\u00e4rmutter-M\u00fcndungen , von denen die linke ge\u00f6ffnet, die rechte aber gelchloffen war, und fo ergab lieh als Ui facile jener Controversy dafs der eine Geburtshelfer bei der erften Unterfuchnng in die linke, und der andere in die rechte Scheide ge-rathen war.\nDie Geburt verlief \u00fcbrigens ganz normal, und die Perlon brachte ein gefundes reifes Kind zur Welt. Am erften Tuge nach der Niederkunft befand lieh die","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"135\nW\u00f6chnerin ganz wohl; at\u00bb zweiten wurde fie von ftar-ken Schmerzen in fier linken Oberhauchgegend und von heftigem Fieber befallen, umf am nennten Tag nach der {Nie lerkunit Hart) fie. Bei der Leichen\u00f6ffnung fand man in der Milz einen geborftenen Abcefs, aus dem fielt viel Filer in die Bauchh\u00f6hle ergoffen hatte. Die Gefchlerhtstheile wurden ausgefehnitten und in Spiritus au! bewahrt. Diefe find noch fuhr wohl und voll-ft\u00e4ndig erhalten, und ich will fie nun befchreiben.\nBeim Auseinan,lei legen der grufsmi und kleinen Schamlippen erblickt man die beiden Eing\u00e4nge in die Scheiden (Fig. i.), welche durch eine ftarke Scheidewand von einander getrennt find. Die an bei ten Seheideneing\u00e4ngen vorhandenen myrthenf\u00f6rmigen Erhabenheiten, als Reite des zerft\u00f6rten Hymens, beweifen,, d'afs der Coitus durch beide Scheiden exercirt worden ift. Die beiden anfehnlich weiten Scheiden, jedoch ift: die linke etwas weiter als die rechte, haben die gew\u00f6hnlichen Faltenf\u00e4ulen, und find durch eine dicke lind ftarke Scheidewand vollkommen von einander ab-gefchieden. D t linke Muttermund cler grol\u2019sen linken Geb\u00e4rmutter (a), worin (ich der F\u00f6tus befand, ift bedeutend weit, und gleicht einer grofsen (\u00f6uerfpaite mit unebenen R\u00e4ndern. Der rechte Muttermund dagegen bildet eine kleine, enge und gefchloffene Spalte mit ganz glatten R\u00e4ndern, wie bei einer Perfon, welche noch nicht geboren hat, jedoch ift zu bemerken, dafs er etwas fchr\u00e4'g liegt. Beide Geb\u00e4rmutter, in der Mitte (bei c) verbunden, find jm Inneren fo von einander durch eine Scheidewand gefchieden, dafs keine Verbindung ihrer H\u00f6hlen Statt findet. Die rechte Geb\u00e4rmutter (b) ift eif\u00f6rmig geftaltet, und hat nicht ganz die Malle einer uneefoh w\u00e4ngerteu im normalen Zu-ftand. Uie linke (.) ift achtmal fo. grol\u2019s als die rechte, eif\u00f6rmig, und hat lehr dicke, und mit vielen weiten","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"Gr S'a fs: en durchzogene Wandungen, und an ihr l\u00e4fst lieh auch eine fufeiige Structur erkennen, wie an einer fchwangern, oder fchwanger gewefenen Geb\u00e4rmutter. Die runden Mutterb\u00e4nder (f. f,), die Mutter* trompeten ( ch d.) und die Eierft\u00f6cke (e. e.) zeigen nichts ungew\u00f6hnliches. Beide Eierft\u00f6cke lind, wia gew\u00f6hn Sich, w\u00e4hrend oder kurz nach der Schwanger-fchaft gr\u00f6sser und gef\u00e4i\u2019sreicher, der linke indefs mehr als der rechte. Bemerkenswerth ift es noch, dafs die Arterien der linken ichwnnger gewefenen Geb\u00e4rmutter \u00abinen lehr viel gr\u00f6lsern Durchmefler als die der rechten Laben. Diefer hall beweift aifo zur Evidenz, dafs bei \u00abtiefer abweichenden Bildung eine Abtheilung der Geb\u00e4r-m\u00fcder vollkommen hinreichend il't, um einen F\u00f6tus zu belie; bergen, und dafs er in derlelbeit zur vollkommenen Reife gelangen kann. Uebrigens l\u00e4fst {ich auch wohl nicht bezweifeln, dafs bei einer folchen Bildung eine Su perforation m\u00f6glich ift, wie fie ohnehin fo oft bei einer \u00e4hnlichen, und zwar normalen Einrichtung bei den Naget hieran verkommt.\nBeil\u00e4ufig will ich hier noch zwei andere F\u00e4lle der Art, nur mit einem geringeren Grade der Theilung angeben, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte.\nin dem Leichnam eines gleich nach der Geburt verdorbenen Kindes fand ich bei einfacher Scheide zwei Geb\u00e4rmutter-M\u00fcndungen (Fig. 2.), von denen jede zu einem engen l\u00e4nglichen Uterus (b. b.) f\u00fchrte, aus d el\u00efe-n oberm Theil die Mul 1er trompete (d) ent-fprang. Diele Uternsbildung hat ungemein viel Aehn-lichkeit mit der, welche bei den Aagethieren, den Jlaivn Kaninchen, Bieber, Murmelt liier u. a. als normaler Bau vorkommt. Sonderbar ift es, dafs bei die' fern Kinde nur eine Ich r grofse, ge meinfeha ft liehe, mitten auf der Wirbelf\u00e4ule liegende Niere (f) vorkam,, mit einem einzigen Harnleiter (g). So waren alib oben","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Organe verbunden, zufammengefchmolzen, die getrennt feyn foliten, und unten dagegen ein Organ gleich la in in zwei Organe abgelchieden, zerfallen, welches der Norm nach nur eins feyn lollte. Es fand hier gleich-fam ein Umkehren der Pole in der Bildung der Geui-ta ien und der Nieren Statt, um mich eines neueren von den Ph)fiologen lehr gebrauchten Ausdrucks zu bedienen, woraus aber im Grunde nichts erkl\u00e4rt wird. Sehr wahrfehcinlieh ift es, dafs eine Hemmung in der Bildung Start fand, n\u00e4mlich in f hr fr\u00fcher Zeit der Etnbryoshiidung fcheinen beide Nieren nur eine ge-meinlchaftliche Malte zu bilden, und der Uterus dagegen gleicht mehr zweien in die Muttertrompeten auslaufenden H\u00f6rnern, die noch durch keinen vollkommenen K\u00f6rper vereint find. Demnach w\u00e4re es eine Hemmung in der Bildung, ein Stehenbleiben auf c*iner fr\u00fchem Bildungsstufe. Fragt man nun aber, was hemmte die Bildung, fo k\u00f6nnen wir dermalen keine befriedigende Antwort geben.\nDer andere Fall betrifft die Geb\u00e4rmutter eines envaohienen M\u00e4dchens. Diefe ift im H\u00e4lfe und K\u00f6rper einfach, th dit lieh aber feitlich in zwei H\u00f6rner, aus deren Spitze die Muttertrompeien ihren \u00dcrfprung nehmen. Dt einfach vorhandene Muttermund zieht fielt bis in die Hohle des K\u00f6rpers fort, und diefe trennt lieh dann unfmr einem ftumpien Winkel in zwei Kan\u00e4le, welche den H\u00f6rnern entfprechen.","page":135}],"identifier":"lit14599","issued":"1819","language":"de","pages":"131-135","startpages":"131","title":"Beobachtung einer Schwangerschaft bei einer sogenannten doppelten Geb\u00e4rmutter","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:43.819201+00:00"}

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