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{"created":"2022-01-31T17:04:04.422006+00:00","id":"lit14602","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"M\u00fcller, G. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 413-414","fulltext":[{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n413\neines schweren Gewichtes), findet selbstverst\u00e4ndlich eine kr\u00e4ftige antagonistische Synergie statt.\n2.\tWidersteht mau durch Kontraktion der Beuge- oder Streckmuskeln einer \u00e4ufseren Kraft, welche eine Streckung bez. Beugung des Vorderarms herbeizuf\u00fchren strebt, so sind die Antagonisten der kontrahierten Beuge bez. Streckmuskeln erschlafft. Auch dann, wenn eine in der Ausf\u00fchrung begriffene Bewegung pl\u00f6tzlich einen \u00e4ufseren Widerstand findet, werden die Antagonisten der bewegenden Muskeln erschlafft.\n3.\tBei den durch besondere \u00e4ufsere Widerst\u00e4nde u. dergl. nicht be-einflufsten, nat\u00fcrlichen Bewegungen findet im allgemeinen antagonistische Synergie statt. Bei gleichf\u00f6rmigen und langsamen Bewegungen werden die Antagonisten gleichzeitig mit den bewegenden Muskeln in Th\u00e4tigkeit versetzt. Je schneller die Bewegung ist, desto schw\u00e4cher ist im allgemeinen die Innervation der Antagonisten. Bei Bewegungen mit ver\u00e4nderlicher Geschwindigkeit dienen die Antagonisten als Moderatoren der Geschwindigkeit, und der Moment, wo sie in h\u00f6herem Grade ins Spiel treten, f\u00e4llt ein wenig vor den Zeitpunkt, wo die Bewegung aufh\u00f6rt oder ihre Richtung umkehrt. D. zeigt in seiner zweiten Abhand-lung, von welcher Wichtigkeit dieses der Umkehr der Bewegungsrichtung vorhergehende Einsetzen der Antagonisten bei den Bewegungen des Gehens, Laufens und Springens ist. G. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nCharles P. Bancroft. Automatic muscular movements among the insane ;\ntheir physiological significance. The am\u00e9ricain journal of psychology.\nVol. in., 1891. S. 437\u2014452.\nDer gr\u00f6fsere Teil dieser Abhandlung besteht aus einleitenden Darlegungen elementarer und bekannter Dinge. Verfasser unterscheidet drei Hauptarten der bei Geisteskrankheiten vorkommenden St\u00f6rungen der Muskelth\u00e4tigkeit, n\u00e4mlich erstens Zust\u00e4nde, bei denen infolge centraler Beizung die motorische Th\u00e4tigkeit gesteigert ist, zweitens Zust\u00e4nde, wo die motorische Th\u00e4tigkeit infolge centraler Degenerationsprozesse herabgesetzt ist, und drittens Zust\u00e4nde, welche durch abnorme automatische Th\u00e4tigkeit gewisser Hirnzellen bedingt und charakterisiert sind. Nur mit den Zust\u00e4nden der letzten Art, zu denen z. B. das ununterbrochene Beharren in unnat\u00fcrlichen Stellungen, das zwecklose automatische Hin-und Hergehen, das fortw\u00e4hrende Wiederholen sinnloser Phrasen u. dergl. geh\u00f6ren, soll sich die vorliegende Abhandlung besch\u00e4ftigen. Diese durch abnorme automatische Muskelth\u00e4tigkeit charakterisierten Zust\u00e4nde werden darauf zur\u00fcckgef\u00fchrt, dafs in den betreffenden Krankheitsf\u00e4llen die Punktionen der Hirnrinde gest\u00f6rt sind und infolgedessen die subkortikalen Centren, welche die automatischen Bewegungen bewirken, nicht mehr in gen\u00fcgendem Mafse der Kontrolierung und Hemmung durch den Willen unterliegen. Oft entwickelt sich ein Zustand dieser Art in folgender Weise. Die betreffende Muskelth\u00e4tigkeit wird zun\u00e4chst in Ankn\u00fcpfung an eine bestimmte Wahnvorstellung mit einer gewissen Absicht und mit einem gewissen Sinne vollzogen. Dieser Pall wiederholt sich sehr oft. Demgem\u00e4fs nehmen die subkortikalen Centren, welche bei der betreffenden Muskelth\u00e4tigkeit beteiligt sind, infolge des","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nLitteraturbericht.\nEinflusses der \u00dcbung eine Tendenz an, diese Muskelth\u00e4tigkeit automatisch hervorzurufen. Diese Tendenz kommt infolge des Umstandes, dafs eine gen\u00fcgende Kontrolierung und Hemmung durch den Willen fehlt, schliefs-lich zum Durchbruch und zeigt sich auch dann noch wirksam, wenn die Wahnvorstellung, welche die betreffende Muskelth\u00e4tigkeit zuerst veran-lafst hat, \u00fcberhaupt nie mehr im Bewufstsein auftaucht. Palls der Kranke schon fr\u00fchzeitig genau beobachtet worden ist, gelingt es bisweilen, in dieser Weise eine fr\u00fcher vorhanden gewesene Wahnvorstellung als letzte Ursache einer' zun\u00e4chst ganz unverst\u00e4ndlich erscheinenden automatischen Muskelth\u00e4tigkeit, z. B. des fortw\u00e4hrenden Festhaltens einer gezwungenen und unnat\u00fcrlichen K\u00f6rperstellung, aufzuweisen.\nG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nM. Brown-S\u00e9quard. Th\u00e9orie des mouvements involontaires coordonn\u00e9s des membres et du tronc chez l\u2019homme et les animaux. Archiv, de physiol, norm, et patholog. V. S\u00e9rie. II. T., 1890, S. 411 ff.\nDie Bewegungen, von denen hier gehandelt wird, sind: erstens die bei Verletzung gewisser Teile des Nervensy sternes eintretenden Burzel-b\u00e4ume von V\u00f6geln, zweitens das nach Durchschneidung des K\u00fcckenmarkes sich einstellende Nachhintenausschlagen der Kaninchen, drittens die durch Verletzung gewisser Teile des K\u00fcckenmarkes und auch auf anderem Wege herbeif\u00fchrbaren epileptischen Anf\u00e4lle der Meerschweinchen und viertens die unwillk\u00fcrlichen bei den Menschen und Tieren vorkommenden Spring-, Lauf- und K\u00fcckw\u00e4rtsbewegungen und Kotationen. Die Bedingungen des Eintretens der 3 ersten hier angef\u00fchrten Bewegungsgruppen werden auf Grund eigener Versuche- n\u00e4her er\u00f6rtert. Ferner wird die gegenw\u00e4rtig weit verbreiteten Anschauungen entsprechende Theorie aufgestellt, dafs die willk\u00fcrlichen und die unwillk\u00fcrlichen koordinierten Bewegungen auf einer Th\u00e4tigkeit ganz derselben im R\u00fcckenmarke oder an der Basis des Gehirns gelegenen Centren beruhen, und dafs der Unterschied zwischen den ersteren und den letzteren Bewegungen lediglich darin besteht, dafs jenen Centren der Anstofs zum Inth\u00e4tigkeittreten bei den ersteren Bewegungen vom Willen, bei den letzteren aber von einem Sinnesreize, einer Verletzung oder einer sonstigen normalen oder pathologischen rein physichen Ursache kommt.\nG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen.)\nSoltmann. Schrift und Spiegelschrift bei gesunden und kranken Kindern.\nFestschrift zu Henochs 70. Geburtstag. Berlin, Schumacher, 1890. S. 432\u2014460.\nBei Leuten, welche rechtseitig gel\u00e4hmt imd aphasich sind, kommt es vor, dafs die linke Hand anstatt in normaler rechtsl\u00e4ufiger Schrift in Spiegelschrift schreibt, ohne dafs diese besonders einge\u00fcbt w\u00e4re. Die von fr\u00fcheren Autoren an Gesunden angestellten Untersuchungen hatten ergeben, dafs speziell Kinder sehr h\u00e4ufig, aufgefordert, mit der linken Hand zu schreiben, Spiegelschrift entwerfen. Professor Soltmam in Breslau hat nun eine grofse Menge von gesunden Schulkindern untersucht und hierbei im Gegensatz zu der eben angef\u00fchrten Behauptung gefunden, dafs nur wenige Kinder Spiegelschrift schrieben, dafs diese aber durchweg nicht ganz gesund, sondern ausnahmslos aus Familien","page":414}],"identifier":"lit14602","issued":"1891","language":"de","pages":"413-414","startpages":"413","title":"Charles P. Bancroft: Automatic muscular movements among the insane, Their physiological significance. The american journal of psychology, Vol. III., 1891, S. 437-452","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:04.422011+00:00"}