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{"created":"2022-01-31T17:04:16.182832+00:00","id":"lit14610","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liebmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 2: 420-421","fulltext":[{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nLitter aturbericht.\nFremdartiges und 3. werden sie nie durch einen Gem\u00fcts- oder Affektzustand hervorgebracht, k\u00f6nnen aber von sekund\u00e4ren Angstzust\u00e4nden gefolgt sein. Dem letzten Punkte widersprachen andere Autoren, wie Sander, Krafft-Ebing, Morel, Wille, Legrand du Saulle u. A., welche annahmen, dafs die Zwangsvorstellungen auch eine emotive Grundlage haben k\u00f6nnen. Wille ist sogar der Meinung, dafs sie nicht immer einfache, station\u00e4re Symptome bleiben, sondern sich \u00f6fter, als man glaub-ausdehnen und zu wirklicher Geistesst\u00f6rung f\u00fchren k\u00f6nnen. Allgemein wurde die Eolle, welche der Erblichkeit f\u00fcr die Entstehung der Zwangsvorstellungen zukommt, betont. Magnan betrachtet sie neuerdings als direktes und unmittelbares Zeichen der heredit\u00e4ren Belastung.\nLadame meint nun, man m\u00fcsse die Folie du doute und d\u00e9lire du toucher als zwei besondere Formen ansehen, die sich wohl \u00f6fters verbinden k\u00f6nnen, h\u00e4ufiger jedoch einzeln f\u00fcr sich bestehen, wie dies die zwei F\u00e4lle, die er mitteilt, zeigen sollen. Zur Behandlung hat L. die statische Elektrizit\u00e4t und die hypnotische Suggestion angewendet und empfiehlt sie f\u00fcr die F\u00e4lle, wo die Zwangsvorstellungen als Symptom der Neurasthenie bei erblich Disponierten auftreten. Brie (Bonn).\nG. Robertson. Melancholia, from the Physiological and Evolutionary Points of View. Joum. of Ment, science XXXVI. (1890). S. 53\u201467.\nDarwin hat gezeigt, dafs die Art und Weise, wie der Mensch seine Gem\u00fctsbewegungen \u00e4ufsert, vielfach nur eine Modifikation des Ausdrucks \u00e4hnlicher Gem\u00fctsbewegungen bei Tieren darstellt. Setzt man nun voraus, dafs unter Umst\u00e4nden eine R\u00fcckbildung zu einem \u00e4lteren und niedrigeren Typus Vorkommen kann, so l\u00e4fst sich vermuten, dafs unter dem Einfl\u00fcsse einer Geisteskrankheit die \u00c4hnlichkeit von Mensch und Tier in dieser Beziehung noch gr\u00f6fser wird. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet Robertson die Melancholie.\nEr unterscheidet mit Savage eine passive, eine aktive und eine stupor\u00f6se Form der Melancholie je nach dem Verhalten des motorischen Systems, und weist nach, dafs depressive Gem\u00fctsbewegungen auch bei Gesunden \u00e4hnliche, wenn auch weniger intensive und schneller vor\u00fcbergehende Erscheinungen bewirken. \u2014 Die so \u00e4ufserst mannigfachen Krankheitsbilder, welche die Melancholie dar bietet, glaubt er vom Standpunkte der Evolutionslehre einheitlich erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen. Er geht von dem bekannten DARWiNschen Prinzip aus: \u201eZweckm\u00e4fsige Handlungen werden gewohnheitsm\u00e4fsig mit gewissen Seelenzust\u00e4nden assoziiert und werden ausgef\u00fchrt, m\u00f6gen sie in jedem besonderen Falle von Nutzen sein oder nicht.\u201c Der Seelenzustand der Melancholiker wird von den Gef\u00fchlen der Angst, des Schreckens, der Verzweiflung beherrscht. Angst, Schrecken und Verzweiflung aber haben unsere Vorfahren, die primitiven Menschen und die Tiere, durch zahllose Generationen hindurch haupts\u00e4chlich empfunden in Gegenwart eines \u00fcberm\u00e4chtigen Feindes. Die Bewegungen, die sie machten, die Stellungen, die sie einnahmen, um sich des Gegners zu erwehren oder ihm zu entkommen, wiederholt der Nachkomme, wenn er von den n\u00e4mlichen Gef\u00fchlen beherrscht wird, also namentlich in der Melancholie, auch ohne dafs er einen Feind vor","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Litter a tu rbericht.\n421\nsich hat, durch die Macht der Vererbung und Assoziation. So erkl\u00e4rt \u00dfoBERTSON die erh\u00f6hte Muskelspannung, das widerspenstige Wesen, die oft pl\u00f6tzlich hervorbrechende G-ewaltth\u00e4tigkeit vieler Melancholiker durch den Hinweis auf das mit dem Feinde k\u00e4mpfende Tier; die Rastlosigkeit der Kranken deutet auf die Flucht vor der Gefahr; die schlaffe Haltung dagegen, wie sie bei der passiven Form der Krankheit angetroffen wird, die k\u00fchle Hauttemperatur und die Schw\u00e4che der Herz, aktion leitet er von der Ersch\u00f6pfung des Tieres nach dem Kampfe ab.\nLiebmann (Bonn).\nJ. Delboeuf. L\u2019Hypnotisme appliqu\u00e9 aux alt\u00e9rations de l\u2019organe visuel.\n32 S. Paris 1890, Alcan.\nWenn es nicht Delboeuf in L\u00fcttich w\u00e4re, von dem diese Publikation herr\u00fchrt, und wenn die darin beschriebenen Experimente und Thatsachen nicht von zwei Augen\u00e4rzten, Prof. Nuel und Dr. Leplat genau kontrolliert worden w\u00e4ren \u2014 so k\u00e4me man sicher in Versuchung, die beiden mitgeteilten F\u00e4lle f\u00fcr eitel Humbug zu halten. Sind sie wahr \u2014 und daran zweifeln wir nicht \u2014, so geben sie eine staunenswerte Illustration von der Abh\u00e4ngigkeit der k\u00f6rperlichen von geistigen Zust\u00e4nden.\nFall I. Junger Mann von 20 Jahren; 4 Jahre nach syphilitischer Infektion Sehst\u00f6rungen. 7 Jahre darauf beiderseits grofses zentrales Skotom und rechts medialer Gesichtsfelddefekt, Handbewegung sieht er nicht weiter als auf 1 m Entfernung. Sehr leicht hypnotisierbar. Hypnose und die betreffenden Suggestionen alle 2\u20143 Tage. Nach einem Monat z\u00e4hlt er Finger im Abstand von 3 m. In 7 Monaten 26 Sitzungen, jede von 1 bis 2 Stunden Dauer. Auf das linke Auge konnte kein Einflufs ausge\u00fcbt werden, ein um so gr\u00f6fserer daf\u00fcr auf das rechte. Hierbei hatte man sich bez\u00fcglich der Suggestionen vorgenommen, immer nur auf zwei Halbmeridiane gleichzeitig zu wirken und ein paar nach dem andern heranzunehmen. Ganz erstaunlich ist die durch Figuren veranschaulichte Ausdehnung, welche das rechte Gesichtsfeld gewonnen hatte! \u2014 Auch das linke hatte sich mittlerweile noch etwas gebessert,\nFall II. M\u00e4dchen von 14 Jahren, fast blind durch eine interstitielle parenchymat\u00f6se Hornhautentz\u00fcndung beider Augen. Irisverwachsung, Iridektomie. Beiderseits erhebliche Gesichtsfelddefekte, die auf beiden Augen durch wiederholte Suggestionen in der Hypnose eine bedeutende Besserung erfuhren!\tSperling (Berlin).\nAugust Forel. Der Hypnotismus, seine psycho-physiologische, medizinische, strafrechtliche Bedeutung und seine Handhabung. 2. umg. u. verm. Aufl. Stuttgart, Enke, 1891. 172 S.\nDer Inhalt der Schrift ist durch den Titel vollst\u00e4ndig bezeichnet Dafs demselben eine ersch\u00f6pfende, auf eigener Erfahrung beruhende Sachkenntnis zu Grunde liegt, versteht sich bei dem auf diesem Gebiete schon l\u00e4nger r\u00fchmlich bekannten Namen des Verfassers von selbst.\nDer Standpunkt ist der der Schule von Nancy. Die Erscheinungen der Telepathie und des Hellsehens werden von ihm als zweifelhaft angesehen, die Fernwirkung von Arzneimitteln, wie sie die Pariser Schule lehrt, auf Suggestion zur\u00fcckgef\u00fchrt. In den Begriff der Suggestion hat","page":421}],"identifier":"lit14610","issued":"1891","language":"de","pages":"420-421","startpages":"420","title":"G. Robertson: Melancholia, from the Physiological and Evolutionary Points of View. Journ. of Ment. science XXXVI, 1890, S. 53-67","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:16.182838+00:00"}