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{"created":"2022-01-31T14:47:21.009826+00:00","id":"lit14612","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 163-182","fulltext":[{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Deutfehes Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE.\nF\u00fcnfter Band. Zweites Heft.\nI.\nUeber die Villofa des Menfchen und einiger Thiere. Von A. Meckel. (Hierzu Tab. ill, und IV.)\nW* eder die \u00e4ufsern Formen des Darmkanals mit der ihn umkleidenden ier\u00f6l'en Oberfl\u00e4che, noch die 'luskel-haut, welche, tien Get\u00e4fsea \u00e4hnlich, den Mechanismus in periftaltifchen Pullen beforgt, noch die zur feinem Vertheilung der Gef\u00e4lse geh\u00f6rige, und die ganze Form vorz\u00fcglich beftimmende, logenannteNervenhaut : fondern vor allen die innere oder Schleimhaut ilt als der wefent-liche Theil des Darmkanals und ihm verwandter, eben deshalb mit Hecht, nach Bichat, Schleimh\u00f6hlen zu nennender, Organe anzufehen. Dafs alfo die hier vorkommenden, meiftens mikrofkopifchen Formen von hohem lntereffe f\u00fcr die Phyfiologie leyen , bedarf keines weiteren Beweifes ; dafs fie jedoch im Allgemeinen weit weniger beachtet worden find, als lie dieter An-ficht zufolge verdienen , ift wohl keinem Anatomen unbekannt.\nFurchen und H\u00f6hlen, Fallen und Zotten, dies find die verfchiedenen Gebilde, deren fich die Natur hier, wieder Zellen in den Lungen, tier, oft dendriti-fchen, Franzen in den Kiemen, zur Vergr\u00f6fserung der\nM. d. Archiv, V. 2,\tM","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"Oberfl\u00e4che bedient. Die H\u00f6hlen find fehr verfclneden in Geftait und Gruf.se ; klein und kurz in den einfachen Schleimdr\u00fcfen, z.B. des Dr\u00fcfenmagens der V\u00f6gel, l\u00e4nger, jedoch ebenfalls einfach, in den Pylorusanh\u00e4ngen der Fifche; dendritifch verzweigt, zuweilen felbft den Lungenzellen \u00e4hnlich entfaltet (z. 11. Leber der Mollusken nach Po/i) in den Ausf\u00fchrungsg\u00e4ngen der Drilfen. Die Furchen liegen rneiftens zwilchen d\u00fcnnen Haulfal-ten, mit ihnen abwechfelnd, letztere werden oft durch kleinere Furchen abgetheilt, und fo entfteht das foge-nannte zottige Gewebe.\nBei einer vergleichenden Betrachtung der Darmzotten geht wohl billig die erfte Frage nach der eigen-th\u00fcmlichea Bedeutung des Worts. Die Sprache unter-fcheidet villus und plica, Zotte und Falte, beide Ausdr\u00fccke weiden oft fehr unbeitiinmt gebraucht, und eine fcharfe Trennung ift fchon deshalb nicht wohl m\u00f6glich, weil der ganze Unterfchied auf den relativen Verh\u00e4ltniffen von L\u00e4nge und Breite beruht. Falten find auch die Zotten, aber eine gewiffe Art clerlelben, n\u00e4mlich verl\u00e4ngerte Falten, foiche, deren freier Theil im Verh\u00e4ltnifs zum feftfitzenden, der Bafis, vorz\u00fcglich lang ift. Doch bleibt die genauere Be Humming, der unmerklichen Uenerg\u00e4nge wegen, immer nur Ich wankend.\n\u00ce. Geftait der Zotten,\nWenn Helvetwts und Heitjbn die Zotten Kerkrin* gifche Klappen im Kleinen nennen; ib bevveifen dagegen die Verh\u00e4itnii'fe der L\u00e4nge und Breite zwilchen beiden, die partielle Unrichtigkeit der Vergleichung. Wenn dagegen Lieh erk\u00fchn, Hedwig und neuere Anatomen die Ausdr\u00fccke cylindrifch, kegel-, keulen-, fingerf\u00f6rmig zur Befchreibung der Geftait der Zotten gebrauchen, fo fpringt die Unrichtigkeit noch klarer","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"165\nin die Augen, da alle diefe Ausdr\u00fccke keine Hautfalten, Fl\u00e4chen, fondern folide K\u00f6rper bezeichnen, Be-i'timmen wir alfo die\u2019Zotten als fiark hervorragende Hautfalten, fo fehlen Jene indem fie das ft\u00e4rkere rler-vorragen, Diefe indem fie das Wefen einer jeden Haut-falte, die \u00fcberwiegende Fl\u00e4chenform, \u00fcberleben. Hew-\u00dfm, der, wie bekannt das Wefentliche von den Darmzotten des Meufchen vorz\u00fcglich gut beftimrnt hat, giebt doch in Bezug auf manche Thiere, z. B. Munde, Katzen, Efel, die von Andern angenommene Cylinder-form zu J), fait alle neuern Schriftfteller tragen diefe oder eine \u00e4hnliche Form auch auf den Meufchen \u00fcber, ich habe weder bei ihm noch irgend einem Fibers Darmzotten gefunden, welche dergleichen Ausdr\u00fccke rechtfertigten.\nVor allen fchienen mir die keulenf\u00f6rmigen Gehalten, welche Hedwig vom Huhne abbildet, Rudolfd im Ganzen als der Natur getreu anerkennt, zur eignem Unterfuchung hinziehend. Jn der fiebern Erwartung, die auf d\u00fcnnen cylindrifcheu Stielen auf\u00f6 tuenden kolbigen Enden fogleich zu erblicken, brachte ich ein Theilchen der innern Darmhaut unter ein gutes Mikrofkop, und lab zu meinem befremden Nichts dem Aehnliches. Nat\u00fcrlich gab ich mir die Schuld, da die bekannte Gefcbichte der l\u2019o oft: ganz verfchieden befchrie-benen Blutk\u00fcgelchen, die Leichtigkeit des .Irrthums bei mikrofkopilchen Unterfuchungen beweift, und fuchte weiter nach, bald mit einfacher, bald zufammengefetzter Vergr\u00f6fserung 3 doch keine Bem\u00fchung konnte die erfte\nM 2\nl) Cuvier vergl. Artat. 4. Th. Anmerk, von J. F. MeckeL S) Heu\u2019fon's exper. inquir. Th. II. S. 171.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nAnficht \u00e4ndern. Ich fall blofs zarte Bl\u00e4tter, die wie keimende Konipflanzen fait immer etwas um ihre Aclife gewunden find, fo dafs iich auch in ihnen die Neigung zur Spirallinie, die lo oft in Bewegung und Bildung der Naturk\u00f6rper erlcheint, deutlich offenbart; die auch wohl, an beiden Seiten zulammengcfaltet, einen Halbkanal, eine Rinne bilden, bald an der Spitze, bald an der Grundfl\u00e4che breiter erforschten, je nachdem De lieh hier oder dort mehr entfaltet haben, immer aber eine gewiffe regeltnafsige Grundgehalt hindurehblicken laf-fen, aus welcher man jede andere erfcheinende Figur fehr leicht ableiten kann, fobald man die Falten mit feinen Nadeln entwickelt. Dies fcheinen mir die Raupt-eigenheiten ihrer Form.\nAls die allgemeine Grundform der Darmzotten, foviei ich davon bei verlchiedenen Thieren gefehen habe, glaube ich die eines an der \u00dfafis breiten, an der Spitze verfchm\u00e4lerten Blattes annehmen zu d\u00fcrfen. Unendliche Gradationen kommen vor in Hinlicht der Verh\u00e4lt-nille von Breite, L\u00e4nge und Abftumpfung oder Zu-fpitzungdes freien Endes; doch das Wesentliche der be-zeichneten Form, die fehr h\u00e4ufig dem Langendurcb-fchnitte eines Fingers \u00e4hnlich, oder auch zungenf\u00fcrmN ift, fcliien mir bei den v\u00f6llig entfalteten Bl\u00e4ttchen, nia zu fehlen.\nWie nun aber in der un.organifchen Natur unter den Kryftallilationsformen derSpathe die Grundkrylbl-lifation am feltenlten erfcheint, wie diefe jedoch aus eitlem jeden Kr y ft all durch mechanifche Analyfe nach den Durchg\u00e4ngen der Bl\u00e4tter dargeftellt werden kann; fo fieht man auch, wenigftens da wo fie lang und dann find, die Grundform der Darmzotten nur feiten wegen der Biegungen und Falten, die liefaft immer annehmen, und dennoch l\u00e4lst lie ficli fte!.s erkennen, wenn man Uebung","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\nund Geduld hat, die Entfaltung mit feinen Siaarnadeln unter dem Mikrofkop vorzunehmen, die zuweilen auch fchon gelingt, indem einzelne Zotten zwilchen Glimmerbl\u00e4ttchen nach Barbas Vorfchrift geprefst werden. Hat man lieh auf diefe freilich imihvolle Art, in der .Entfaltung der Zotten ge\u00fcbt; fo i\u00e4fst fich auch ohne mechanifche Beih\u00fclfe, weiterhin die wahre Geftalt leicht ausmitteln.\nWenn nun aber die genannte Grundform von den Schriftftellern durch Ausdr\u00fccke bezeichnet wurde, welche etwas Solides andeuten, und die Bezeichnungen berichtiget wurden, indem man, das Blattf\u00f6rmige anzudeu\u00bb ten, den Durchfehnilt jener K\u00f6rper, Kegel, Cylinder, Fiiwer nimmt; fo Jaffen fich auch wohl andere \u00e4hnliche gebrauchte Ausdr\u00fccke auf diefelbe Art fehr leicht auslegen. Das fcheinbar Keulenf\u00f6rmige, (n\u00e4mlich der Umrifs diefer Form) entfteht vorz\u00fcglich h\u00e4ufig, indem entweder der untere Theil des Villus mulden - oder rin-nenf\u00f6rmig gebogen, der obere ausgebreitet daliegt, oder bei einer gewifien Drehung, wodurch fich der untere Theil mit dem Rande, der obere mit der Fl\u00e4che darbietet. Dafs \u00e4hnliche an den entgegengefetzten Enden vorkommende Umft\u00fcnde eine entgegengefetzte fcheinbare Metamorphofe bewirken miilfen, ift von felhft klar; die Spitze erfcheint dann Jang und d\u00fcnn, die Grundfl\u00e4che auffallend breit.\nFadenf\u00f6rmig febeinen fie alle, fobald man den einen oder andern feitlichen Rand allein fielit, oder fie fehr ftark zufammengedreht find, in der Mitte einge-Jchn\u00fcrt, fobald durch eine halbe Drehung um ihre Achfe an diefer Stelle der Rand iichtbar ift, an der Spitze wie ab\"efehnitten (a/rice truncad) wenn diefe fich umgebogen hat.\nAlle \u00fcbrigen, durch partielle Verbiegung am einen oder andern Rande, gleichzeitige Drehung des l il-","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nhis an diefer* oder jener Stelle, Kr\u00fcmmung, Biegung der Spitze, unendlich vielfach entgehenden Gehalten be-fchreiben zu wollen, w\u00e4re erm\u00fcdend und \u00fcberfliiffig, da die Abbildungen, vorz\u00fcglich die der einzelnen Zotten verfchiedener Thiere, befonders des Hafen, (Taf. 111. Fig. xx. a \u2014 m.) die aufi'allenclften Formen, welche mir vorgekommen find, enthalten,\n2\u00bb Structur der Zotten.\nN\u00e4chft der Form kommt das Gewebe in Betracht. War jene den keimenden Kornbl\u00e4ttern \u00e4hnlich, fo ift es dies vielleicht noch mehr, wenigftens bei den langem Darmzotten. Die l\u00e4ngften, weicheich Iahe, waxen die der Fifchotter und einiger grofser Walferv\u00fcgel, Haubentaucher (proclicnps erl\u00dfaiirs) und Gans, n\u00e4chft dielen erft die des Huhns und Rephuhns,\nRudotphi fall bei der Gans fchon mit blofsem Auge, vorz\u00fcglich aherunter der Vergr\u00f6fserung ein oder mehrere Kan\u00e4lchen in den l'illis gegen die Spitze hin verlaufen. Dies fcheiut lehr richtig, jedoch zeigten lieh mir, jemehr rlio Vergr\u00f6fserung und im Verh\u00e4ltniffe auch die Beleuchtung von unten \\ er harkt wurde, ftets mehrere Streifen oder Kan\u00e4le, fo dafs unter den ft\u00e4rk-ften Linien die ganze Subftanz aus ihnen zu beftehen fchien. Immer waren jedoch einige It\u00e4rkcr als die andern, und die z uer ft bei fchwacher Vergr\u00f6fserung lichtbaren erfchienen auch bei der ft\u00e4rklten als die am mei-ften hervorragenden. So verh\u00e4lt; es lieh auch bei den genannten Pflanzenbl\u00e4ttern, und in Hinficlit der Zufam-meni'etzung aus Zellen, mittelft deren ohne eigentliche Gef\u00e4fse, Einfaugnng, Aushauchung, Saftbewegung Statt findet, glaube ich in beiden v\u00f6llige Identit\u00e4t an-nehmen zu k\u00f6nnen. Freilich zeigt (ich der regelm\u00e4fsige Bau, wie ihn die ftark vergr\u00f6fsarte Abbildung (Taf. III. Fig. 13 und x4.) ixr der Fifchotter darftelit, bei andern","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"169\nThieren ftufemveife mit abnehmender L\u00e4nge der Zotten immer weniger, doch auch die regelm\u00e4fsigen Zellen-ftreifen der Gr\u00e4fer gehen in das weniger linienf\u00f6rmig geordnete Zellgewebe anderer, befonders k\u00fcrzerer Bl\u00e4tter \u00fcber, und fo ift dann diefe Abweichung in der Anordnung der Zellen nur eine neue Beft\u00e4tigung der fo oft vorkommenden Bildungsregel, der zufolge die Form der Tbeilchen die des Ganzen im Kleinen wiederholt.\n3- Gefiifse der Zotten.\nDiefe Streifen oder Zellenreihen kann man nun allerdings wohl Gef\u00e4fse nennen, wie denn auch die feinen Lvmphgef\u00e4fse nichts Anderes zu fevn fcheinen, und demnach lagen, die Vllll haben Gef\u00e4fse, ja fie beftehen ganz daraus, doch mit eben dem Hechte nimmt man auch an, fie beftehen aus Zellgewebe und haben keine Gef\u00e4fse, wenigftens keine Arterien, deren W\u00e4nde man licli als gerade fortlaufend ohne Klappen und Scheidew\u00e4nde denken mufs, Venen alfo eben fo wenig.\nDiefer fo viel beftrittene Satz fchien mir iogleich v\u00f6llig klar, als mir der Zufall den Darmzotten \u00e4hnliche, mit Arterien und Venen verfehene Tbeilchen zur Vergleichung darbot, in einem Organ, wo maJ cs wegen der Verlchiedenhcit der Function nicht erwartet, im Gehirn der V\u00f6gel. Bekanntlich befteht das Aderge-flecht im Gehirn des Menfchen, nach i'icq d\u2019Azyr, aus Gef\u00e4fsen und einer gefalteten Membran. F\u00e4ltchen des Darmkanals gehen in Zotten \u00fcber, F\u00e4ltchen des Adergeflechts bei der Gans und Ente ebenfalls, und Andere, welche es fallen, glaubten unter dem Mikro!kop vollkommne Darmzotten zu erblicken. Der \u00e4ufsern Form nach \u00e4hnlich find fie in der Structur verfchieden, und leicht erkennt man auch ohne Injection wahre Blut-gef\u00e4fse, die an ihren R\u00e4ndern verlaufen , fo auffallend, dafs mit ihnen verglichen, den Darmzotten keine Arterien und Venen zugefchrieben werden k\u00f6nnen.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nUnd dennoch geh\u00f6rt in der That kein befonderes Gefchick oder Gl\u00fcck dazu, um die Dannzotten durch Arterieninjectionen zu f\u00fcllen, bei Kindern gelingt es ohne Schwierigkeit, und ich habe fr\u00fcherhin als Profek-tor oft Gelegenheit gehabt, fo injicirte Darmkan\u00e4le zu \u00f6ffnen. Nie aber habe ich die Zotten injicirt, ohne dafs zugleich der ihnen anklebende Schleim , zuweilen felbft die ganzen Contenta des Darms die Farbe der angewandten Maffe ebenfalls gezeigt h\u00e4tten, und da dies allo offenbar die Exfudation und die ] Leichtigkeit, mit der Ge aus dieler \u00dcberfl\u00e4che erfolgt, be weilt, fo folgt wohl ganz nothwendjg, man m\u00fci'ste denn die fr\u00fcherhin hypotlietileh angenommenen Oefftumgen von Gef\u00e4fsen am der Oberfl\u00e4che wirklich beweilen, dafs diele Oberfl\u00e4che ielbft und die lie konftituirenden Zotten, ebenfalls durcn Exfudation aus den eigentlichen Gef\u00e4fsen gef\u00e4rbt werden k\u00f6nnen, da fie ja ohne diefe F\u00e4higkeit auch die l\u00e4rbung nicht weiter leiten, und zum Darm\u00bb fclueime \u00fcbergehen 1 affen w\u00fcrden.\nDenn dafs im lode eine Solche Transludation von innen her durch die Gewalt der Injection leicht erfolge, kann wohl wenig befremden, da fchon beim Lebenden diefelben im gew\u00f6hnlichen Zuftande der Einfaugung zum Llute offnen zelJigen G\u00e4nge im ungew\u00f6hnlichen, bei Diarrh\u00f6en (jie m\u00f6gen durch itinern Trieb, Fieber, oder durch \u00e4ufsern Heiz, abf\u00fchrende Arzeneien ent-ftanden f vn) eben Io fchuell und leicht die entgegengefetzte Saftbewegung, Ausftofsung von Schleim aus dem blute \u00abermitteln ; da ja auch die \u00e4hnlich organifirten l\u2019fLnz-.-nbifktcr Einfaugung und Aushauchung auf gleiche YVeile unterhalten,\nIthhabeiujicirte Villosgefehen,einen (Taf.Ilf. F. 4. a.) auch abgebildet, deren Spitze angef\u00fcllt, die Balis leer war, bekanntlich gehen in die eigentlichen Gef\u00e4fse gedrungene Jnjeclionen, fo langt; fie il\u00fcliig lind, leicht ; Ex.-","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"171\nfudationen oder Extravafate nie zur\u00fcck. Wollte man nun annehmen, die Spitzen feyen durch Arterien angef\u00fcllt worden, welclie im Villus verliefen, deren Contenta beim Druck der Injection z\u00fcrn Theil am genannten Orte ausgefloffen und zur\u00fcckgeblieben, aus ihnen felbft aber bei nachlaffenden Drucke zur\u00fcckgetreten w\u00e4ren: Io h\u00e4tte man das Ph\u00e4nomen leicht erkl\u00e4rt, nur rn\u00fci'sfe dabei an die Exiftenz diefer Arterien\u00e4fie geglaubt werden, zu welcher Meinung ich mich nicht bekenne. Man k\u00f6nnte aber auch die Erfcheinung entweder etwas anklebendem gef\u00e4rbten Darmfchleime oder einer geringen , noch vorhandenen, vielleicht mechanifch thntigen Abforption, Attraction oder Inhalation zuiclir-eiben, in jedem Falle mufs etwas Hypothetifches der Erkl\u00e4rung zu H\u00fclfe kommen, und die F\u00e4rbung tier Spitze ohne \u25a0Achtbaren Zufammenhang mit der ganzen \u00fcbrigen Injection, beh\u00e4lt ltets das R\u00e4thfelhafte.\n4. B afi s der Zotten.\nDer in genetifcher Flinficht wichtigfte Theil der Zotten, ift wie bei jedem Organ, tier, von dem fie ausgehen, durch tien fie ltets mit dem Uebrigen verbunden bleiben, die Balis. Sie entliehen aus Falten, dies zeigt aufser der von meinem Bruder (Bd. 3.) gelieferten Bii-dungsgefchichte und damit paralleijfirten Befchreibung des Reptilien - Darrnkanals auch der Anblick fier hier beigef\u00fcgten Figuren von kleinen Wafferv\u00f6geln (Tab. IV''.) beionders der rothbriiftigen Schnepfe (Numeuius fubarquata) und tier Meerlerche (Chciradrius hici* ticulu) und dem dicken Darm des Huhns; man erkennt es ehenlalls beim envachfetien Menfchen aus dem Uebergange der lehr deutlichen Fallen des Duodenums in die Zotten des D\u00fcnndarms, aus dem Aufhoren tier letzteren und ihrem allm\u00e4hlichen Verfchwin-","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nri fin in die Falten auf der Bauhinifchen Klappe, (welche, wie ich bald zeigen werde, deutlich in die zwilchen den fehr feinen und regelm\u00e4fsige\u00bb rundlichen L\u00f6chern des dicken Darmes befindlichen erhabenen Stellen feiner Schleimhaut \u00fcbergehen.) Die Stellung diafer Falten ift fehr verfchieden, und fo auch ganz nat\u00fcrlich die der Zotten, da He von der Balis abh\u00e4ngt und diefe mit den Falten zufammenf\u00e4Jlt. Die der V\u00f6gel verlaufen im Zickzack, im Ganzen mehr longitudinal als quer, bei einigen Reptilien dagegen entheben dio Zotten, wie mein Bruder gezeigt hat *), aus querverkufenden, beim erwachfenen Menfchen aber, und dem Igel aus fehr vielfach gefchl\u00e4ngelten, gar keiner beftimmten Richtung folgenden, beim Bunde dagegen aus z\u00fcrn Theil, oder ganz kreisf\u00f6rmigen, kleine L\u00f6cher umfchliefsenden Falten, wie man an deffen Pylorus Zieht. Dafs nun die Stellung der Zetten eben i'o variirt, glaube ich deshalb, weil die der Gans, wenigfiens gegen den Dickdarm hin, fehr regeim\u00e4fsig im Zickzack ftehen, io wie die Falten der zottcnlofen V\u00f6gel, z. B. die des Staars. Die des Menfchen und Igels dagegen, als zerfallene Falten, mit ihrer Bafis Theile derfelhen gekr\u00fcmmten Linien, welche lene Falten felbft \u00eem Duodenum und an der Bauhinifchen Klappe hefchreiben, darftellen 3 ), die des Hundes\nl) D. Archiv, Ed. III. S. 22t.\n5) Da man dies, wie manches Andere noch A nzn F\u00fchrende, ohne Anwendung eines Mittels, welches mich der Zufall bei Beobachtung der Einwirkung von Giften ruf todte thie-rifche Theile lehrte, nicht leicht fehen wird, lnjectianen \u00fcber, welche Hcwfon als nothwendig anerkennt, um die feinen Formen der Schleimhaut zu beobachten, theils fehr umft\u00e4udlieb find, theils unzuverh\u2019iiTig, weil h\u00e4ufige Exfu-Nationen die Geftalten leicht ver\u00e4ndern; fr> gebe ich dies einfache, untr\u00fcgerifche, nichts ver\u00e4ndernde Mittel fogleich","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"173\nendlich, dicht an der Bails abgefchnitten, was mir \u25a0jedoch nur ein Mal darzuftellen gegl\u00fcckt ift, (Taf. lii. l'iq. g. vergl. was Rudolphi von denen des Ferkels lagt), wie die erw\u00e4hnten Falten im Anf\u00e4nge des Duodenums, ebenfalls kreisf\u00f6rmig zu feyn fcheinen.\n5, Abweichende Geftaltcn der Zotten.\nDie Geftalt der Zotten ift in dernfelben Theiie des Darms fehr regelm\u00e4fsig cliefelbe, die vcrfchiedene Lago und Faltung in der lie lieh zeigen, macht fcheinbare grofse Verfchiedenheiten wie bei den Bl\u00e4ttern der B\u00e4ume. Blofs Monftrout\u00e4t bringt bedeutende Abweichungen hervor. Nicht ganz leiten ift. Verwachfung von zweien auch dreien unter einander, durch gr\u00f6fsere Breite erkennbar, wie zuweilen bei den Blumenbl\u00e4ttern des Spa* \u00bbItalien Flieders (Syringa per\u00dfcci), mit denen die durch\nan. Man legt den geh\u00f6rig aufgefchnittenen Darm einig\u00a9 Minuten in Arfenikaufl\u00e4fung und bringt ihn dann in hydro-thionfaures Waffer, das durch Aufl\u00dffung von Schwefelleber ganz leicht bereitet wird. Der Arfenik ift aufgeloft in die Zotten gedrungen, die Hydrothionf\u00e4ure fchlagt ihn gelblich \u25a0weifs darin nieder. So werden lie, wenn man das Verfahren \u00f6fter wiederholt, ganz undurchflchtig, aller Schleim trennt \u00dfch von ihnen, und man lieht nun ihre formen unver\u00e4ndert, beffer mit einfacher Vergr\u00f6fserung (die fchon Deila Torrc f\u00fcrs weit weniger triigerifch als die zufammen-gefetzte erkannte) durch eine gute Lupe (denn die von Barba weitl\u00fcuftig angepriefenen Glask\u00fcgelchen als einfache Vergr\u00f6fsertmgsgl\u00e4fer leinenen mir nicht brauchbar) als ohne dies Mittel mit der gelungenften Injection. Andere metal* lifche Gifte, durch die bekannten Reagentien niederge-fchlagen, haben zum Tbeil diefelbe Wirkung, man kann den Zotten fo jede beliebige Farbe mittheilen , doch erreicht an Deutlichkeit nichts den, Arfenik durch Schwefelwafftr* ftoffgas gef\u00e4llt.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nArfeni'k gef\u00e4rbten Zotten der Gans grofse Aehnlichkeit liaben , die Verwacklung ift vorz\u00fcglich h\u00e4ufig partiell, und findet dann blois zun\u00e4cblt dem von Natur verwach\u00bb lenen Theile, der Balis Statt, zuweilen erftreckt (i* lieh aber auch durch die ganze L\u00e4nge.\n6. Villofa des Menfchen.\nZotten im dicken Darme, Magen und Schlunde beim Menfchen anzunehmen, fcheint mir dem Zufolge was im Ringange \u00fcber ihren Unterfchiec! von den Falten gefagt wurde, unrichtig, eben fo wenig aber erfch\u00f6-pfen die Beichreibtingen der Villofci, weiche als Vor-fpr\u00fcnge allein die Villas, als Vertiefungen die Driifen-\u00fcffnungeri betrachten, die wahre Structur der Villofa im D\u00fcnndarm, denn aufserdem zeigt fie noch das von Kewfcri im Magen und dicken Darme nachgewiefene, nicht ganz richtig \u00dfitiienzellig (honey combed) genannte Gewebe.\nDer ganze dicke Darm, eben fo der ganze Magen, die den beiden Oeffnungen zun\u00e4chft liegenden Stellen ausgenommen, zeigen diefelbe Structur der Schleimhaut. Dem blofsen Auge glatt erfcheinend zeigen fie ficii fchon bei f\u00fcnfmaliger Vergr\u00f6fserung des Dnrciimeffers wie mit Nadel fliehen ziemlich regehn\u00e4fsig in alternirenden Reihen (quincunx) durchbohrt. Nat\u00fcrlich bleiben zwilchen den L\u00f6chern Scheidew\u00e4nde, die wohl, fofern lie \u00e4hnlich angeord-nets H\u00f6hlen umfchliefsen, mit den Wachszellen verglichen werden k\u00f6nnen, nicht wohl aber in Hin-licht ties ganz verfehiedenen Verh\u00e4ltniffes der Gr\u00f6fse der H\u00f6hlen zur Dicke der W\u00e4nde. Denn hei jenen ficii die W\u00e4nde fuhr d\u00fcnn, vielleicht kaum vom Durehmeffer tier Zelle, hei den Darm - und Magenzel-Jen dagegen find fie verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig dick , dem Durch-","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"175\n\u00eeneffer der L\u00f6cher (der freilich abfolut fehl* klein ift, ungef\u00e4hr -Iq'\" betr\u00e4gt) ungef\u00e4hr gleich. Auch weicht die Geftalt des liotiigwabens von der vergr\u00fcfserten Darmfl\u00e4che in Hinficht der dort fechseckigen, hier aber runden einzelnen Zeilen ab, und fo kommt letztere mehr mit dem Exanthem favus, als mit den favis der Bienen oder dem Zellenmagen der Wiederk\u00e4uer Oberein.\nDas durch dies Gewebe gebildete, lehr feinmafchige Netz glaube ich nun als die Grundlage derganzen innern Flache des Darmkanals der S\u00e4uge:hiere und des Men-fclien an feilen zu d\u00fcrfen, auf welcher dann, wie auf einem por\u00f6fen Acker, im d\u00fcnnen Darm die Zotten hervorkeimen, das aber im .Magen und Dickdarm unbedeckt liegt. Zu diefer Anficht leitete mich der Anblick des Darmkanals vom Maulwurf, duffen Viliofa Rudolphi fehr richtig befchreibt. Flier fieltt inan im D\u00fcnndarm die gr\u00f6fsern denen der kleinern V\u00f6gel \u00e4hnlichen zickzackf\u00f6rmigen L\u00e4ngenfalten ganz deutlich auf einem fein-mafchigen Gewebe, das alle R\u00e4ume zwilchen ihnen erf\u00fcllt, unter ihnen fortgeht, auffilzen. Immer treten viele der feinem Zwifchenw\u00e4nde der Mafchen zur Bildung der gr\u00f6fsern L\u00e4ngenfalten zulammen, und fo fcheinen jene die Wurzeln von (liefen abzugeben.\nWie gefugt, entfprechen die zickzackf\u00f6rmigen Falten der V\u00f6gel, alfo auch des Maulwurfs, den Zotten bei andern, ich vennuthete alfo bei dielen ein \u00e4hnliches Verh\u00e4ltnis von Maichengewebe und Zotten, als beim Maulwurf von Mafchen und Falten. Wirklich Iah ich dies beim Igel, dem Hunde, ; zuletzt auch dem Men-fchen, beft\u00e4tigt, denn bei ihnen allen geht fehr deutlich das Mafchengewebe des Magens zwilchen den Falten und Zotten des Duodenums weiter, beim Hunde und Menfchen lieht man es auch am Endtheile des D\u00fcnndarms zwifchen den, beim Menfchen befonders, in der genannten Gegend, einzeln flehenden Zotten verlauten","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nund diefe felbft auf und aus ihm wie beim Maulwurf vvut* zeln. Es seht alfo wahrl'chemlich beim Menfchen und den S\u00e4ugthieren auch durch die ganze L\u00e4nge des D\u00fcnndarms. Obgleich unfichtbar und verfteckt an den Villus-reichften Stellen tri tt es \u00fcberall her vor, wo die Zotten d\u00fcnner ge Set find , dies namentlich auch an den Peyerj'chen Dr\u00fclhnhaufen. Hier ftehen die Villi wie in Furchen zwilchen den einzelnen Draschen d\u00fcnn und einzeln, die Driifen felbft aber find mit dem Mafchengewebe fo \u00fcberzogen, dafs man durchaus keine gr\u00f6fsere ihnen eigent\u00fcmliche Oeffnung fieht, fondern annehmen rnufs, ihr Secretum dringe zwifchen den feinen Mafchen felbft hervor.\nDies Grundgewebe des eigentlichen Darmkanals fehlt dem Schlunde. Diefer, eine Verl\u00e4ngerung der Mundh\u00f6hle, kommt in Hinficht feiner weichen Haut mehr mit diefer als mit dem Darmkanal \u00fcberein, und eine fcharfe Gr\u00e4nze zwifchen jenem und (liefern bildet einen Ring an der Cardia, von auffallender Befchaf-fenheit.\nDer Schlund ift mit fehr feinen L\u00e4ngenf\u00e4ltchen be-fetzt, diefe wieder mit fehr feinen W\u00e4rzchen, die Hew-fon cylindrifche oder konifche Zotten nennt, die aber eben diefer fehr richtig bezeichneten Geftalt wegen mit den Zungenw\u00e4rzchen im Kleinen \u00dcbereinkommen. Die F\u00e4ltchen anaftomoiiren h\u00e4ufig unter einander, in den Vertiefungen dazwifchen ftehen hin und wieder fehr feine mit einem Kreife von W\u00e4rzchen umgebene Dr\u00fcfen-\u00f6ffnungen. Die F\u00e4ltchen find ungef\u00e4hr J fo hoch als die des Duodenums, die W\u00e4rzchen ^ fo lang als die Zotten des Leer-und Krummdarms. An der Cardia f\u00e4ngt nun fogleich das ganz verfcliiedene Gewebe des Magens an. Zwifchen den letzten F\u00e4ltchen des Schien-des, die hier glatt werden, zeigen lieh die L\u00f6cher des Mafchengewebes und zwar zum Theil weit gr\u00f6fser als","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"177\nim \u00fcbrigen Magen, fo dafs ihr Durclimeffer zuweilen das Vierfache von jenen betr\u00e4gt. Ihre Anordnung ift weniger regeltn\u00e4fsig als weiter abw\u00e4rts, fie ftehen nicht im Quincunx, dies kann nicht feyn, da ihre Gr\u00f6lse im Verh\u00e4ltnifs von X : 8 variirt. Die fie umgebenden Haut* f\u00e4ltchen find verh\u00e4icnifsm\u00e4fsig d\u00fcnner als weiterhin, zwilchen den eigentlichen und abgefchioffenen L\u00f6chern kommen noch, wie beim Schlunde, feine L\u00e4ngenfurchen vor, und der von vielen angenommenen drey Linien breite Dr\u00fcl'enring an der Cardia fcheint in dielen Lochern feine M\u00fcndungsitelien zu haben.\nDiefer Ring geht nun ziemlich fchnell abgefchnit-ten, indem die Zwifchenw\u00e4nde fielt vereinigen und die feinen regehn\u00e4isigen L\u00f6cher auf die angegebene Art um-fchlielsen, in das allgemeine Mafcheugewebe \u00fcber. Dies ifc im Magen in gr\u00f6fsere und kleinere Schollen oder Infein vertheilt, zwilchen (liefen find Furchen, in deren Tiefe das Mafchengewebe ununterbrochen fortl\u00e4uft. Die gr\u00fcfseren Infein enthalten einige hundert, die kleinern zuweilen nur zwanzig L\u00f6cher; am Grunde und \u00fcbrigen der Cardia nahe liegendem Theile des Magens Geht man zwifchen den gew\u00f6hnlichen kleinen L\u00f6chern hin und wieder auch noch ein gr\u00f6fseres wie am Cardia-Ringe, das vielleicht auch als eine Dr\u00fcfenoff-nung anzufehen, gew\u00f6hnlich mit einem befonclern feinen Rande umgeben ift.\nDer \u00fcbrige Th eil des Magens bis gegen den Pf\u00f6rtner hin zeigt die Infein, zwifchen diefen die Furchen, \u00fcberall die runden abgefchloffenen L\u00f6cher. Am Pylorus aber \u00e4ndert fielt ihr Anlehen, denn hier erheben lieh die Zwifchenw\u00e4nde und deuten fchon den im Duodenum weiter entwickelten Bau von gr\u00f6fsern Falten an. Die L\u00f6cher icheinen dadurch mehr in einander \u00fcberzugehen, find nicht mehr fo beftimrnt von einander ge-fchieden, als da wo die niedrigen W\u00e4nde nichts von ihrem","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"Umfange verbargen, und je n\u00e4her dein Pylorus, defto hoher werden die Falten, delto gr\u00f6fser die R\u00e4ume zwilchen ihnen. Der Pf\u00f6rtner felbft ift nicht wie die Cardia , durch einen befonders geformten Ring diefer Haut ausgezeichnet, fondera der Uebergang der kleinern Falten des Magens in die gr\u00f6lseren des Duodenums erfolgt allm\u00e4hlich, nur die Schollen oder Infein des Magens mit den Furchen zwilchen ihnen, h\u00f6ren liier pl\u00f6tzlich auf. Die Falten des Duodenums find lehr mannichfaltig gewunden, bald l\u00e4nger bald k\u00fcrzer, oft anaftomofirend, zuweilen kreisf\u00f6rmig, fpitz oder ftumpf umgebogen, aber in ihrer Tiefe fieht man ftets das allgemeine Ma-fehengewebe unver\u00e4ndert fortlaufen 1 ).\nDiefe Zottenfalten {fit venia verbo) verwandeln lieh erft am untern Ende des Duodenums in eigentliche Villos, diefe bedecken den Darm bis 1'al't zur Bauhini-leben Klappe, hier aber gehen fie zu eben dem Gebilde zur\u00fcck, von welchem fie ausgingen, vereinigen lieh zu gr\u00f6fseren, denen des Duodenums \u00e4hnlichen Falten und diele verleb winden im freiftehenden Mafchengewebe des Dickdarms. Dies Aufh\u00f6ren der hervorragenden Theileben gefchieht noch einige Linien \u00fcber dem fchar-fen Rande der \u00dfauhinifchen Klappe, fo dafs, in Bezug auf die innere Fl\u00e4che, der Dickdarpi vielmehr etwas in den D\u00fcnndarm, als diefer in jenen hineinragt.\nDas den ganzen Dickdarm ohne gr\u00f6fsere Infein und Furchen zu bilden, wie fie im Magen Vorkommen, bekleidende Mafcheimetz hat bei feiner letzten En di-P1U12 am orific. ani wiederum eine feinem erften An-\nlange\np)as Abweichende diefer Befchreibung von der Home'fehen Darftellung (philof. Transact. J. I8l?) foil in einem der folgenden Hefte durch einige Abbildungen erliiuterc werden.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\nfange an der Cardia gewiffermafsen entfprechende Be-fchaifenheit, denn auch hier kommen einzelne gr\u00f6fsere Driifen\u00f6ffnungen zwilchen den kleineren Malehen hin tind wieder vor; als fecretum diefer Driifen im Redo fieht man nach Anwendung des Arfeniks oft einen Faden coagulirten Schleims aus ihnen hervorgehen, weiter abw\u00e4rts aber, am After felhft, fehlt diefer, und flatt feiner w\u00e4chft ein Haar aus der Mille der Drille.\n7. Bedeutung der Zotten,\nUm den Mechanismus bei Erkl\u00e4rung der Einfau-gung im Darmkanal fo weit als m\u00f6glich vorzufchDben, lind den Zotten , indem man ihnen vorzngswede dies Gefch\u00e4ft zuer.theiite, eine hohe Wichtigkeit zu geben, hat man dielen r\u00f6hren-und keulenf\u00f6rmig fingirten H\u00e4utchen bekanntlich auch Oeffnungpn angedichtet. Schon Hewfon l\u00e4ugnet fie und bemerkt fehr wahr1 *, dafs die blattf\u00f6rmige Geitait gegen ihre Annahme fireite. Rudolph i fall hei feinen zahlreichen Unterfuchuugen ebenfalls nie dergleichen und meint 1 ) : wenn irgend welche vorhanden w\u00e4ren, miifste man fie ganz gewifs heim Huhne fehen, wo die fehr grofsen Filii dicke keulenf\u00f6rmige Enden h\u00e4tten. Diele Jlypotliefe f\u00e4llt alfo hinweg und Vergr\u00fcfserung der Fl\u00e4che, welcher an jedem Punkte Einfaugungsverm\u00f6gen zukommt, ift als Hauptzweck aller Falten und Vertiefungen der Schleimh\u00e4ute anzufehen. Po/i 3) fagt von den Mollusken : inteftina crafj'a ventriculo, tenuia ano propiora ; beim fr\u00fchen Ein bryo fand mein Bruder den Anfang des d\u00fcnnen Darms unverh\u00e4ltnif\u2019sm\u00e4fsig weit 3 ). K\u00f6nnten wir die Ged\u00e4rme\nl) Anat. phyf. Abhandl. S. f?.\n\u00bb) Teftacea utriusque Sicil. Parr. II. Cap. III. snatomia fub\u00bb filientium.\n3) J. F. Meckel Beitr. zut vergl. Anat. Bd. I. H. I. S. 114.\nM. d, Archiv. V. 2.\tN","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"18U\ndes erwachlenen Menfclien entfallen, l'o w\u00fcrden wirdaf-i feine vonihnen lagen, denn das io allgemeine Ueberwiegen der ob\u00e9ra K\u00fcrperh\u00e4Jfte \u00fcber die untere, durch ein Auf-ftreben zum Haupte hervorgebracht, zeigt fich nicht weniger in den einzelnen Theilen als im Ganzen. Jeder Theil des Darmkanals, wieder innern, darm\u00e4hnlichen, Gefchlechtstheile, jedes Glied der Extremit\u00e4ten, fait jeder Muskel derfelben zeigt die Spur diefer fo allgemeinen Form und des fie bildenden Triebes zum Haupte, das, wie der Culminationspunkt des Magneten, die gr\u00f6fste Kraft verfendend, dennoch durch eben dies Ausflr\u00f6men auch die meiften Tlieile, indem es ihnen felbft Leben und Willen giebt, zu fich hinftr\u00f6men macht. Auffallender i\u2019pringt dies Ueberwiegen der obern H\u00e4lfte jm Schlunde, Magen, Dickdarm und Uterus ; weniger auffallend beim Menfclien im D\u00fcnndarm hervor, doch wer die vier Millionen Zotten, welche, die Kerlcringifchen Klappen mitgerechnet, der d\u00fcnne Darm ungef\u00e4hr haben mag, entfalten, und aufserdem die: Schleimhaut der Gallen-und pankreatifchen G\u00e4nge ausgebreitet dazulegen k\u00f6nnte, w\u00fcrde auch hier das allgemeine Gefetz deutlich ausgefprochen finden.\ng. Ueber die Tafeln III. und IT.\n([Ihre Erkl\u00e4rung I. unten.)\nDa die vorhandenen, bofonders Iledal gfchen Figuren, ganz der getreue Ausdruck der Befchreibungen find, und ich fchon bemerkt habe, was mir an letzteren im Allgemeinen mangelhaft und fali'ch fchien; fo glaubeich mich der Muhe \u00fcberhoben , noch eine Kritik der erberen zu geben, und die richtigere Darftel-lm g der Gegenft\u00e4nde auf den hier beigef\u00fcgten Tafeln weitl\u00e4uftig beweifen zu wollen. Kupfer k\u00f6nnen wohl einen fchnelletn Ueberblick des Ganzen geben, doch","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"181\nkeineswegs an Klarheit die Sprache erreichen, und fo glaube ich auch das Wichtigere \u00fcber die Darnizotten beider in der Befchreibung als in den Abbildungen gegeben zu haben.\nDie dritte Tafel enth\u00e4lt vom Menfchen und einigen S\u00e4ugethieren, die vierte von V\u00f6geln und einem Reptil, der Blindfchleiche (angui-s frag!lis) entlehnte Bilder. Die dein Luftleben entfprecheude \u00fcrganilatiou der V\u00f6gel deutet \u00fcberall ein Dauptmittel an, wodurch die Natur Leichtigkeit und Kraft bezweckte, m\u00f6 di hit geringe Anh\u00e4ufung nicht augenblicklich zu verbrauchender Stoffe und Ichneller VVechful derfeibm; daher rafche Verdauung in den erben, zweiten und dritten Wegen, daher - aufserordentliche Th\u00e4tigkeit des Darmkanals. Ganz unglaublich ift fchon im untern Theile des Schlundes und Kropfes, im Dr ifenmageri und Magen der V\u00f6gel die Menge feiner ftark hervorragender, im Dr\u00fcfenmagen quer laufender fch\u00f6n ge-fchl\u00e4ngelter, im eigentlichen Magen fchon zottenartig zertheilter Falten, und nicht weniger zeigt der dicke Darm diefelbe zur fchnellen Einfaugung mit wirkende zotten- und faltenreiche Structur, w\u00e4hrend nur die Blindd\u00e4rme, und auch diefe oft nur theilweife, in Bezug auf die innere Haut, mit dem Dickdarm der S\u00e4ug-thiere \u00dcbereinkommen. So findet lieh zwar eine bedeutende Verfchiedenheit zwilchen ihnen und denS\u00e4iw-\nCi\nthieren in Bezug auf das Vorkommen der Zotten und Zottenfalten, doch kommen diele Theilchen felbft in\n__________\tN 2\n1) Die von Home fphilof. Transact. 1817.) im Dr\u00fcfenmagen der Javafchwalbe befchriebenen Bl\u00e4ttchen, find nichts weniger als dieter eigentbiimlich, ich habe fie bis jetzt bei allen in diefer Hinlicht unterfachten V\u00f6geln gefunden, wie ich bald zeigen werde. Cuvier erw\u00e4hnt vom Schwan ge-fchliingelte Linien im Dr\u00fcfenmagen, Tiedemann (Lool.) nichts der Art.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nbeiden Thierklaffen v\u00f6llig rnit einander \u00fcberein, und nicht leicht w\u00fcrde man z. B. die des Pferdes und riet' rothbr iftigen Schnepfe (i\\umetihts fubarquMa), die tier Fifchotter mirl die vorn D\u00fcnnd\u00e4rme des Huhns (die verfchiedene L\u00e4nge abgerechnet), die der Maus und die im Dickdarm des Huhns beiinulichen, voneinander unterfcheidcn.\nII.\nEinige allgemein phyliologifche Analogieen, Von A, Meckel i).\nEiin fr\u00fcherer Verlach von mir, die Aehnlichkeitea zwilchen anfcheifiend fehr differenten Organen, Darm-\u00bb kanal und Genitalien zufammenzuftelJen, wurde im Ganzen gut aufgenomtucn , doch meinten Einige , ein fd-dies Unternehmen fey mehr Spiel des Witzes, als dais es die Wifientchaft r\u00f6rdere, und man k\u00f6nne zwar ailes unter einander vergleichen, auch \u00fcberall Athnlichkei-ten finden oder heriieiztehen , doch rauchte der firfob die angewandte M\u00fche wenig lohnen. Es fragt (ich alfo zun\u00e4chft, was kann der Zweck hierbei fern?\nUeberali in der Vv eit erblickt man eine unendliche Mannichfaltigkeit dar Organisationen in Form, Zafaiii-menhang, Milchungen, Verrichtungen, und die Na. turwiffenlchart hat das Beftreb.cn, alle diele Verfehle-denheiten zu lammeln, und Io durch Worte ein treueres und ich\u00fcneres Bild der Natur durzultelleu, als dies auf irgend eine andere Art m\u00f6glich ilt. Wie nun aber\ni) Ich dictiMa dielen Auffatz zu einer Zeit, wo ich, wm einer fchwntn Augenverlcf/uug, dem \u00dfiicherauffchkwi und Nae\u00e4\u00fceieii entl\u00fcden innfsts. \u2014 ILei zur lintfcliuldi-gung der mangelnden Gkate.","page":182}],"identifier":"lit14612","issued":"1819","language":"de","pages":"163-182","startpages":"163","title":"Ueber die Villosa des Menschen und einiger Thiere","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:47:21.009832+00:00"}