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{"created":"2022-01-31T16:59:37.456585+00:00","id":"lit14636","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Swan, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 257-260","fulltext":[{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"25?\nbei der Halsbr\u00e4une vom Rachen zum Ohre reichenden, von dem Leiden diefer Nerven abznh\u00e4ngen.\nFerner ift es wahrfcheinlich, dafs die bisweilen bei Ei'eranhautung in der Pauke eintretende L\u00e4hmung des Geiichts und der Zunge von einem Drucke diefer Nerve\u00ab herriihrt.\nEndlich kann diefe Anaftomofe durch Inftrumenta oder andere, in die Pauke gelangte K\u00f6rper verletzt werden, und dies kann auch bei der Durchbohrung des Pau-keufelles durch Schuld des Wundarztes oder des Kranken Stau tiudeu. Wirklich ift lie einet folchen Verletzung mehr amgefetzt als die Paukenlaite, zu deren Vermeidung mehrere \u00fcberfl\u00fcffige Regeln vorgefehrieben werden, Gewifs w\u00fcrden die Folgen einer folchen Verletzung nicht unbedeutend feyn.\n2. J. Swan Bemerkungen \u00fcber einige, mit der PhyfioJogie und Pathologie des Geh\u00f6rs in Beziehung flehende Punkte. (Med. chir. Transact. Vol. LA. p. 422.)\nVon allen Annehmlichkeiten, die der Menfcli ge-niefst, ift keine gr\u00fcLer als ein volikommnes Geh\u00f6r, und wenn wir auf die grofse Menge derer, die deffen entbehren, und das geringe Gute , welches in Geh\u00f6rkrankheiten gethan werden kann, fehen, fo entfteht nat\u00fcrlich die Frage, ob dies von unferer Unwiffenheit oder der in der Sache liegenden Unm\u00f6glichkeit herr\u00fchrt.\nEinzelne Thatfachen k\u00f6nnen anfangs unbedeutend fcheinen, aber, wenn man lie zufammen betrachtet, h\u00f6chft wichtig werden. Deshalb theile ich die vorliegenden Betrachtungen mit, denn, da ich eine ana-toirifche, meines Willens bisher unbekannte Tliatfache entdeckt habe, und (liefe einige, bisher nicht allgemein verftandene Bedingungen in der Phyiiologie des Geh\u00f6rs erkl\u00e4rt, fo kann iie Veranlaffung werden, mit Ausdauer manchen Fehlern deffelben abzuhelfen, und dadurch mehrern Geh\u00f6rkranken au nutzen.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nWerden die Obren verfchloffen, und eine Uh\u00bb mit irgend einem Theile des Kopfes , dem Gefleht, den Z\u00e4hnen, dem H\u00e4lfe, in Ber\u00fchrung, oder ein Stab, Waller u.f. w., zwilchen diefe und die Uhr gebracht, fo h\u00f6rt man den Schall eben fo gut als bei offnen Uhren.\nNach der gew\u00f6hnlichen Annahme wird der Schall hier meehanifeh durch Fleifcli und Knochen, wie durch einen macerirten Knochen oder Holz gef\u00fchrt, allein, w\u00e4re dies fo, fo w\u00fcrde er, bei gefunder Befchaffenheit des H\u00f6r. nerven, immer vernommen werden, g!eiehviel an weh dien Theil des Kopfes die Uhr angelnacht w\u00fcrde.\nBei mehreren iVienfchen fand ich, dafs, bei vollkom. men normalem Geh\u00f6r durch den \u00e4ufsert\u00bb Geh\u00f6rgang und ohne wahrnehmbare Abnormit\u00e4t im Bau des Sch\u00e4dels, des Antlitzes u. f. w., der Schall nur von einigen die-fer Stellen, bei andern, dafs er von keiner aus vernommen wurde.\nWenn ich meine Ohren verfehliefse, und mein Kinn auf den Felfentheil des Scblufbeins eines macerirten Sch\u00e4dels ftiitze , dann die Uhr mit itgend einem Theile deffelben in Ber\u00fchrung bringe, fo h\u00f6ie ich den Schall vollkommen. Ein tauhftuinnier Knabe, der fprechen ge* lernt hatte, h\u00f6rte, wenn eine Uhr die linke Seite feines Geflehtes ber\u00fchrte, nicht im geringlten aber, wenn dies auf der rechten gefchahe.\nEin Wann, der von einer Krankheit genas, war auf dem linken Ohre fo taub geworden, dafs er meine Uhr nur dann h\u00f6rte, wenn he dicht vor claffelbe gebracht wurde, auf dem rechten h\u00f6rte er vollkommen. Ich bat ihn, feine Ohren zu verfehliefsen, bis er den Schall der, dicht vor diefelbe gebrachte Uhr nicht h\u00f6ren k\u00f6nnte, brachte lie dann mit der linken Wange in Ber\u00fchrung. Hier h\u00f6rte er lie kaum, deutlich aber, wenn lie mit der rechten Seite in Ber\u00fchrung gebracht wurde.\nWenn der Schall meehanifeh durch Fleifch und Knochen fortgepfianzt w\u00fcrde, fo lieht man nicht ein, warum in diefen beiden F\u00e4llen nicht die Uhr gleiclim\u00e4fsig von allen Stellen aus geh\u00f6rt wurde?\nFindet nun. eine lolche \u00eeuechanifche Fortleitung nicht Statt, fo mufs lie durch ein anderes Mittel gefche-\nhen,","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"hen, und dies iff, glaube ich, der Antlitznerv und einige, mit ihm verbundene Nerven,\nBei der Pr\u00e4paratiotl deffelben fand ich beim Men-fchen im Grunde des iimern Geh\u00f6rganges eine Ver\u00ab bindung zwifehen ihm und dem H\u00f6rnerven.\nIm Schaf Iahe ich denfelben Faden.\nBei den Fifehen verbreiten hell mehrere, mit dem H\u00f6rnerven verbundene Nerven in der Haut \u00fcber den ganzen Sch\u00e4del.\nErw\u00e4gt man die Nervenverbindung zwifehen dem\nO\t#\tO\nAntlitz-und H\u00f6rnerven, den eigenthiimliclien Verlauf des erftern, die Aufnahme des oberfl\u00e4chlichen Felfennerven und der Paukenfaite, feine greise Ausbreitung nach feinem Austritte aus dem Griffel - Zitzenloche, fo enthebt die Vermuthung, dafs er eine wichtigere Be-ftimmung als die bisher angenommene habe.\nDafs diefe Anordnung den Tauben n\u00fctzlich iff, ergiebt lieh unter andern aus folgendem, von Haller angef\u00fchrten Falle. ,, Muficus fuit in au/a, ex inorbo fa.~ ctus furdafter , praehendebat vefti.bulu.rn mordicus , et turn oirinino chelyn ex arte pulfabat. \u201c\nDafs lie f\u00fcr mehrere, vorz\u00fcglich Taubhumme benutzt werden k\u00f6nnte, wenn durch zweckm\u00e4\u00dfige In-ftruinente der Schall verft\u00e4rkt w\u00fcrde, feheint mir viel f\u00fcr lieh zu haben, indeffen tnuls man freilich bemerken, dafs, wo der Nerv utTpriinglicb leidet, kein Vortheil dadurch gew\u00e4hrt werden wird. Dies w\u00fcrde lieh aber fchon durch wenige Verfuehe ergeben, wenn inan auf den A usdruck im Geliebt des Kurdes bei Anbringung fchallender K\u00f6rper an den Sch\u00e4del , Geliebt u, f. w. merkte. Dafs mehrere Taubftunuue auf diefem Wege h\u00f6ren, weils ich aus Erfahrung.\n\u2018Sollte aus dem Getagten vvahrfcheinlich werden, dafs der Schall beim Menfcben durch den Antlitzner-ven zum H\u00f6rnerven geleitet wird, fo darf man wohl mit liecht fchliefsen, dafs die, an den weichen Thei-len des Fifchkopfes verbreiteten Nerven gr\u00f6fstembeils die Beftimmung des Paukenfelles beim Menfcben haben, und dafs, wenn gleich bei volikotnnmer Befchaffenbeit des Paukenfelles diefe Vorrichtung beim Menfcben nicht M. d. Arehiv. V. 3.\tS","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nnothwendig ift, doch bei unvollkommnem Zuftande def-JCeJben der Antlitznerv auf diefel be Weife den Schall zuin H\u00f6rnerven leitet, und fo einen fehr wichtigen 'Nutzen ftiftet.\n3. \u00eeVhitlock Nicholl Beobachtung einer fort.\nderharen Unvollkommenheit des Sehens.\n(Medico - Chirurg. Transact. Vol. VII. p. 477.)\nIn den philof. Transact. (Vol. 63. p. 2.) ift ein Fall von erblicher Unvollkommenheit des Sehens be-fchrieben, Und ein \u00e4hnlicher findet lieh bei einem Ver* wandten von mir. den ich jetzt der Gefelifchaft darzu* ftellen die Ehre habe.\nDer Gegenftand der Beobachtung ift ein kluger, lebhafter, gefunder Knabe von II Jahren. Die Augen find grau, die Pupille ift von einem gelben Ringe um* geben.\nKeine Farbe nennt er gr\u00fcn, dunkelgr\u00fcn, braun, und verwechfelt jenes mit gewiffen Arten von braun. Hell, gelb ift ihm gelb, aber dunkleres gelb und hellbraun ver. wechfelt er mit roth, dunkelbraun mit fcluvarz. Hell* gr\u00fcn nennt er h eil roth, gemeines gr\u00fcn roth, he! both und zimmetfarben hellblau. Both belegt er mit dem paffenden Namen. Blau, fowoh! dunkel als hellblau, nennt er blau. Durch ein Prisma konnte er nur drei Farben , roth , gelb und purpurn unterfcheiden. Papier, worauf fielt Flecken von rothen Radieschen befanden, nannte er blau, als die Flecken durch Eintauchen in verd\u00fcnnte Salpeterf\u00e4ure fcharlachfarben geworden waren, rotli. Diefe Scharlachfarbe, neben Lackmuspapier ge* bracht, fchie'n ihm mit diefem diefelbe, nur die letztere heller. Darauf wurde das Scbarlachpapier auf Gras, dann auf gr\u00fcnen Boy gelegt : auch liier fchien ihm alles gleich-gef\u00e4rbt, nur das Gras um etwas heller. Gr\u00fcne Brillen, durch welche er fah, nannte er roth, und Tagte, dafs alle Gegenft\u00e4nde, dadurch betrachtet, einen r\u00f6thlichen Schein h\u00e4tten. Der Rand des Zimmers hatte blaue Bl\u00e4tter mit einem gr\u00fcnen Streifen. Das Blatt nannte er","page":260}],"identifier":"lit14636","issued":"1819","language":"de","pages":"257-260","startpages":"257","title":"Bemerkungen \u00fcber einige, mit der Physiologie und Pathologie des Geh\u00f6rs in Beziehung stehende Punkte: Med. chir. Transact., Vol. IX, p. 422","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:37.456590+00:00"}