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{"created":"2022-01-31T17:02:49.082325+00:00","id":"lit14645","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Lallemands, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 271-296","fulltext":[{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"271\n8, F. Lallemand s Berner k u n g e n \u00fcber die Verrichtungen der v e r f c h i e d e n e n T h e i I e des Net venfyftems. (Ans deffen Obfervations pathoMgiques propres \u00e0 \u00e9clairer pluiieurs points de phylioiogte. Paris I818O\nGangliennerv oder gr of s er fympathifcher Nerv<\nGegen das Ende des Februars 1817 wurde im H\u00f4tel-Dieu eine 40 Jahr alte , zum fechsten Via! fclnvaTigere Frau aufgeuoumien. Die f\u00fcnf erften Niederk\u00fcnften waren durchaus gl\u00fccklich, die Kinder reif, ftark und vollkommen wohl zur Welt gekommen ; dagegen war die letzte Sehwangerl'chaft Io ft\u00fcrmifcb gewefeu, dafs lie, ionft fehr ftark, feit fechs Wochen, lehr herabgekom-roen war. Die Haut war durchicheinend und ftrohgelb geworden, das Unterhautze'llgewebe, vorz\u00fcglicli an den Augenlidern, allgemein wafferl\u00fcchtig, der Unterleib nicht blofs durch die ungeheuer grofse Geb\u00e4rmutter, rondern auch durch Waffer iin Bauchfelle fehr ftark ausgedehnt. Die Kranke konnte nicht in fenkrecbter Lage bleiben, ohne Erftickungszuf\u00e4\u00fce zu bekommen, und glaubte im achten Schwangei fchaftsmonate zu feyn. Zwei Tage vorher f\u00fchlte lie noch, aber fchw\u00e4cher als bei den fr\u00fcheren Schwangerfcbaften , die Bewegungen des Kindes, ein, wie wir fehert werden, fehr merkw\u00fcrdiger Utnftand,\nDie Anfangswehen folgten fchnell auf einander, und bald nach ihrem Eintritt fprangen die Eih\u00e4ute. Das Eindswaffer war in fo betr\u00e4chtlicher Menge vorhanden, dafs es, nachdem es durch die Matratze und den Strohfack gelaufen war, lieh weit umher unter den benachbarten Betten ausbreitete. Nach feinem Austritte verdoppelte fielt die St\u00e4rke der Wehen, und der F\u00f6tus wurde pl\u00f6tzlich, ohne Widerftarul, ausgetrieben, was von der Plattheit des Sch\u00e4dels, indem weder grofses noch kleines Gehirn, noch R\u00fcckenmark vorhanden war, vielleicht auch der grofsen Ausdehnung der Geb\u00e4rmutter herr\u00fchrte. Diefes fchnellen Austrittes wegen wurde nicht bemerkt, ob er bei und gleich nach der Gehurt Lebenszeichen gegeben hatte,","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nEr war m\u00e4nnlichen Gefchlechts, das Fleifch feft, die Haut reichlich mit Firnifs bekleidet, die Oberhaut ging nirgends ab. Wegen des Sch\u00e4delmangels konnte eile Entfernung des Nabels vom Scheitel und. der Fufs* folds nicht beftimmt werden. Eben fo wenig leitete die \u00e4ufsere BefchafFenheit zur Beftimmung des Alters, denn eine grofse Menge rothen , feften , k\u00f6rnigen Fettes , das \u00fcberall die zeliigen R\u00e4ume anf\u00fcllte, hatte alle Theile verb\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu ihrer L\u00e4nge betr\u00e4chtlich angefchwellt, fo dafs Bruft, Unterleib und beide Gliedmaafsen weit dicker aber k\u00fcrzer als gew\u00f6hnlich hei einem reifen F\u00f6tus waren; doch iid's die Lage der Hoden, welche durch die \u00e4ufsere Oeffnung des Bauchringes in den Hoden* fach zu fchl\u00fcpfen bereit lagen, vermuthen, dafs die Mutter das Alter richtig beftimmt habe. Alle Theile des Antlitzes, vorz\u00fcglich der Unterkiefer, weicher den Oberkiefer weit \u00fcberragte, waren fehr betr\u00e4chtlich groll, eine Bedingung, welche mehr oder weniger von allen Schriltftellern angegeben wird, die \u00e4hnliche F\u00e4lle befehreiben, und die infofern befonders merkw\u00fcrdig ift, als in der Thierreihe, in dem Maafse als lieh das Gehirn vermindert, das Antlitz zunimmt.\nZwifclien dem Kinn und dem obern Theile der Brufth\u00f6hle befand lieh eine kropfartige, faft ganz aus Fett gebildete Gefchwulft. Der nach hinten umgebogene Kopf, fo wie die fehr breiten und horizontal liegen* den Ohren, lagen auf den Schultern, das Antlitz fchauta gerade nach oben, und der Kopf h\u00f6rte an den Augenbrauen pl\u00f6tzlich auf. Die Knochen des Sch\u00e4deldaches, Welche entweder auf denen der Grundfl\u00e4che lagen, oder nach beiden Seiten gewandt waren, bildeten eine platte, auf dem Horizont fenkrechte, mit der hintern Wand der Wirbelf\u00e4ule parallele Fl\u00e4che.\nDa die Augenh\u00f6hle wegen des Nicderxlnkens des Stirnbeins keine Oberaugenh\u00f6hlenwand hatte, fo lagen die Augen blofs und erfchienen daher, wie bei den Ba-trachiern, grofs und hervorfpringend. Die Adlernala fchien verl\u00e4ngert zu feyn. Der iUund ftand offen, und die fehr grofse Zunge lag auf der Unterlippe.\nDie Sch\u00e4delhaut, welche an den langen und dicken, in ihr wurzelnden Haaren, kenntlich war, h\u00f6rte in der","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"275\nMittellinie il Zoll weit von den Augenbrauen auf, verl\u00e4ngerte lieh dann auf beiden Seiten bis zu den Ohren, und. endigle zugefpitzt in der H\u00f6be der letzten Bruftwirbel, wodurch ein lehr l\u00e4nglicher, in der Mitte breiter, au beiden Enden fchmaler Halbmond entftand. Der \u00e4ufsere Rand ging in die Haut der Stirn, des Halles, des R\u00fcckens und der Lenden \u00fcber, ohne irgendwo die Spur einer Narbe darzubieten. Der innere Rand umgab einen l\u00e4nglichen, eif\u00f6rmigen, unregelm\u00e4\u00dfigen Raum, der unten durch die, das Heiligbein bekleidende Haut vervollft\u00e4n-digt wurde. Diefe hautiofe Stelle reichte von der Sch\u00e4delgrundfl\u00e4che bis zum Heiligbein und einer Schulter zur andern, war oben mit Ueberbleibfeln der Spinmvebi\u2019n-und Gef\u00e4fshaut und l\u00e4ngs der ganzen Wirbelf\u00e4ule mit der harten R\u00fcckenmarkshaut angelilllt, die keine cylmdrilche Hohle bildete, fondern, wie die Dornfortf\u00e4tze der Wirbel, flach ausgebreitet war, fo dafs lieh eben fo wenig ein Wirbelf\u00e4ulenkanal als eine Sch\u00e4deih\u00f6hle fand. Diefe H\u00e4ute waren durch wahre Narben feit geraumer Zeit mit der Haut verbunden.\nDurch die durchrichtige, harte Haut erkannte man. alle Dornfortf\u00e4tze, welche, ihrer Kr\u00fcmmung vvegen, eine 7 bis 8 Linien breite Rinne bildeten: an der Oberfl\u00e4che diefer Haut befanden fielt zwei Reihen wei\u00dflicher Knoten von der Gr\u00f6fse eines Nadelknopfes, welche den. Wirbelzwifchenr\u00e4umen entfpraehen. In ihnen endigten. Cch die Nerven des Halfes, des R\u00fcckens und der Lenden, deren Urfpr\u00fcnge und Wurzeln mit dem R\u00fccben-rcarke zerft\u00f6rt waren. Wurde die gefpaltene, harte Haut auf jeder Seite aufgehoben, fo falle man diefe Nerven von ihr aus zu den Zwifchenwirbell\u00f6chern gehen. Die lehr d\u00fcnnen Halsnerven Liegen faft fenkrecht empor, um zwifchen den Halswirbeln durchzutreten. Die Riieken-nerven, vorz\u00fcglich die untern, Waren dicker und enthielten weifse Su bftanz, die Lenden-und Heiligbeiimei ven verhielten lieh ganz normal.\nDie Ueberbleibfel der Spinnweben-und Gef\u00e4fshaut bildeten hinter der Sch\u00e4delgrundfl\u00e4che eine Art von Haube, die bis zum untern Ende des R\u00fcckens herab-ftieg. Unter ihnen bildeten die, von einer Menge Blutadern umgebenden Kopf-und Wirbelpulsadern ein unent","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"wirrbares Netz, in d elfen Mitte indeffen die Hirtifichel, die 2.u ihr treienden Blutadern und einige, voneinander und den Nerven ganz getrennte St\u00fccke von Hirn-fubftanz erkannt wurden.\nDiefe Gef\u00e4fs-\u00fcnd Spinnwebenhaut fetzten fich in der H\u00f6he des Haifes in die harte Haut der Wirbel faule fort. Alle Hirnnerven lagen an der Sch\u00e4delgrundfl\u00e4che frei. Die, normal dicken Antlitz-und H\u00f6rnerven waren' nl Zoll lang, noch l\u00e4nget war der pathetifche, der kurze und d\u00fcnne f\u00fcnfte Nerv feliwoll auf dem Felfenbein an, und theilt\u00f6 fich in die gew\u00f6hnlichen St\u00e4mme. Eine Menge, wie die \u00fcbrigen, frei liegender, fehr d\u00fcnner und langer F\u00e4den gingen, zum geriffelten Loche, um den Zungenfchlundkopfnerven und den Stirnmnerven zu bilden. Der gut entwickelte Sehnerv fand lieh nur in der Augenh\u00f6hle. Alle \u00fcbrigen Augennerven waren ganz normal, von den Riechnerven fand fich nur der Knollen.\nBei der Unterfuchung der vorerw\u00e4hnten Hirnrefte fand licit hinter dem H\u00e4lfe Unter dern Keilbein ein rundlicher, weifsiieher, ziemlich fefter K\u00f6rper, den wir f\u00fcr das, vom Hirnzelle bedeckte kleine Gehirn hielten; in der That aber trat hier nach Durchfehneidung der \u00e4ufsern H\u00fclle aus einer fackf\u00f6rmigen H\u00f6hle eine gr\u00fcne, ziemlich z\u00e4he, elaftifche, ganz kindspechartige Subftanz hervor. Die innere Fl\u00e4che des Sackes war rehleimhautartig und geh\u00f6rte dem Schlunde an, indem eine Sonde aus dem Grunde des Sackes durch die Wirbelfaule aus dem Munde hervordrang. Der Schlund war durch eine Oeffnung in tier Wirbelf\u00e4ule hervorgetreten, und bildete eine Schlinge, wie der Dann bei Br\u00fcchen, feine H\u00f6hle war durch Kindspech ftark ausgedehnt. Kurz vor dem Eintritt in die Brufth\u00f6hle war er verfchloffen, indem auch die fein-fte Sonde nicht aus diefer Tafche in den Magen gelangte, Alle Amlitznerven\u00e4fte waren normal. Die Halsnerven enthielten vor ihrem Durchg\u00e4nge durch die ZwifchenWirbellocher kein Mark, nachher aber hatten fie den normalen Umfang. L\u00bbie einzige Abnormit\u00e4t des NervenFyftems beftand in der zu geringen Zahl der Flruftknoten, die dagegen fehr grofs waren. Linker-ieits fanden lieh f\u00fcnf bis fei hs, rechteifeits nur drei, ein fehr groi\u2019ser mittlerer und zwei kleinere, dicht an einander","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"2-5\nging, -leffen Kulm\nti\ndes ! \u2018nnn-en ai;t -er , <i,,rm.-, io in!ter ra\nander ftehende, die ihn mit zahlreichen Aeften umgeben-den Verbindungszweige mit den Interkofralnerveo , \u00ab ti aufsen abfchickten, aus der Dicke des grof-en Eingeweide-nerven, der fo ftark als der Mediannei v warum ft\u00e4rkften Knoten zum Sonnengefiecht ging fo deutlich und fait fo dick als beim Erwaolifenen w i ren. Linkerfeits waren diele Knoten und Nerven k einer, aber zahlreicher. Nerven, Muskeln und Knochen der Gliedmaafsen waren regeln,dl'sig.\nDer Magen und ein St\u00fcck D\u00fcnndarm vor, 5 \u2014 6\" L\u00e4nge waren durch die, aus dem vorher angMuhr - ri Grunde um zwei Drillbf ile verk\u00fcrzte Speilei olu t Brufth\u00f6hle gezogen,Gekv\u00f6fe und der \u00fcbrige Thai darms lehr verl\u00e4ngert, der Blinddarm lag not Wirbeif\u00e4ule, die rechte Niere an der Steile der ft ii die Milz unter dem Zwerchfell verborgen, weiches die Rippen gedrungen war, dafs cs die Bniiiholca die H\u00e4lfte verkleinerte, alles infolge der Verk\u00fcrzung der Speifer\u00f6hre.\nDas Kindspech im Dickdarm kam vollkommen ; mit dem in der Speifer\u00f6hre enthaltenen \u00fcberein.\nAm Skelett lind nur Wirbelfaule und Sch\u00e4del, beide auf gleiche, fchon oben angegebene Weife verunftaitet. Die Knochen an der Grundfl\u00e4che des Sch\u00e4dels lind nur. mal. Das Felfenbein ift fehr grofs, die Schlal\u00efchm pe (ehr klein, die Hinterhauptsge\u2019enktheile sind in tpier-.r Richtung entfernt, ftatt fich zu vereinigen, und noch weiter nach aufsen liegen die beiden St\u00fccke der in zwei Seiten-h\u00e4lften aus einander geworfenen Hinterhauptsfehl,ppe, de lieh mit den Spitzen der R\u00fcckenwirbeldornen verbunden haben, wo es wieder merkw\u00fcrdig ift, dafs bei vielen. Thieren eben diefe Knochenftiicke getrennt bleiben, und in der Zoologie mit befondern Benennungen belegt werden. Das unbedeutende Stirnbein ber\u00fclirt das Keii-bein, das Scheitelbein ift ein 2\u2014 3'\" breiter Knochen\u00ab ftreif, deffen Bedeutung man nur an feiner Lage \u00fcber dem Schlafbein und hinter dem Stirnbein erkennt.\nAn der Wirbelf\u00e4ule lind nicht hlofs die Dornen aller Wirbel, auch des Heiligbeins, zur Bildung einer flachen Rinne ftatt einer H\u00f6hle entfernt, fondent auch die K\u00f6rper der Halswirbel und der 7 erften R\u00fcckenwirbel lind M, d, Archiv, V, S,\t1","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"getrennt. Die H\u00e4lften der Wirbelf\u00e4ule bilden liier auf beiden Seiten zwei halbelliptifcbe Kr\u00fcmmungen, die, oben an der Grundfl\u00e4che des Hinterhauptbeins, unten am achten R\u00fcckenwirbel verbunden, einen Raum um-gt duzen, der die Zeigefingerfpitze aufnimmt und durch welchen die Speifer\u00f6hre getreten war. Diele Wirbel lind eng verfchtnolzen , aber doch durch eine kleine Vertiefung getrennt. Die Spaltung h\u00f6rt auf dem fiebenten R\u00fcckenwirbel auf, der K\u00f6rper des achten und neunten enth\u00e4lt zwei Knochenkerne , die lieh im neunten ber\u00fchren, alle \u00fcbrigen nur einen. Der Theil der Wirbelf\u00e4ule, deffen K\u00f6rper auf diefe Weife gefpalten find, ift noch auf andere Weile entlieht. Kr ilt von vorn nach hinten gegen lieh felbft umgefchlagen, fo dafs der Halstheii beinahe den R\u00fcckeiwheil bei\u00fchrt, weshalb das Geliebt nach oben, die Grundfl\u00e4che des Sch\u00e4dels nach hinten gerichtet ift. Die Pauke ber\u00fchrt die vordere Fl\u00e4che der Halswirbel, die Mitte diefer nach vorn gew\u00f6lbten Kr\u00fcmmung ent-l'prielit dem elften R\u00fcckenwirbel. WTegen der, hier-durcli bewirkten Raumverminderung tilr die Rippen haben lieh diefe einander gen\u00e4hert, und mehrere lind felbft durch ihre benachbarten R\u00e4nder verwachfen.\nDie wichtigften \u00e4hnlichen F\u00e4lle wurden von Morgagni \u2019), van Hoorne 2), RiiyJ'ck und Kerckring 3), Littr\u00e94), MG5), Lauvel 6), Mery 7 8) beobachtet. Andere haben Morgagni b) und Huber9 10') zufammengeftellt 1 \u00b0).\n1)\tDe c. et feil. Ep. 4.8. 50.\n2)\tMifcell. euriof. Dec. I. a. III. o. 129.\n9) Spie, anat, o. 29.\n4) Hift. de l\u2019ac. des fc. 1701. p. 24.\n<;) Ebend, 1746. 0. 6.\n6)\tEbend. 171t, Obf. anat,\n7)\tEbend. 1720. Obf. anat. C,\n8)\tA. a. O. Ep. 20. de c. et f. ep. 4g. 0. 4S. 50,\n9)\tDe medulla fpinali.\n10)\tIch brauche f\u00fcr deutfehe Lefer nicht zu bemerken, dafs die idahl der einzelnen halle und Zufamruenftellungen weit","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"277\nBemerkungen \u00fcber die vorftehenden Beobachtungen.\nDer von mir befcliriebene F\u00f6tus bot mehrere wichtige Bedingungen dar, deren einige noch nicht beobachtet, andere von den genaueren Beobachtern \u00fcberleben worden waren.\nWoher r\u00fchrte die Zerft\u00f6rung des Gehirns u. f. vv., die Spaltung der Wirbel?\nDer Zuftand der Mutter w\u00e4hrend der Schwanger-fchaft, die allgemeine Wafferfncht, f\u00fchren nat\u00fcrlich zu der Anlicht, dafs die erfte Urfache der Krankheit des F\u00f6tus in der Befchaffenheit des m\u00fctterlichen Blutes zu l'ucben fey. Diefe wird durch die ungeheure Menge des Frucht-waffers beft\u00e4tigt, und hierdurch der jetzt allgemein angenommenen Theorie differ Krankheit das Wort geredet, welche Morgagni aufftellte, indem er behauptet, dafs \u00dfch in allen F\u00e4den diefer Art die fr\u00fchere Anwefenheit der fehlenden Theile und ihre Zerft\u00f6rung durci yoran-gegangne Walferfucht des Gehirns und R\u00fcckenmarkes nachweifen lalle. Ift die Krankheit nicht fo hoch ge-ftiegen, tlals dadurch die H\u00fcllen des Gehirns u. f. w. zer-riffen wurden, fo findet man nicht feiten an feiner und des R\u00fcckenmarkes Stelle in einer oder beiden H\u00f6hlen helles, oder mehr oder weniger tr\u00fcbes Waffer, Beim Waflerkopfe aber kann fich die Fl\u00fcffigkeit zwifchen Fafer-haut und Gehirn oder in die Hirnh\u00fchle ergiefsen. Die erfte Art ift fehr feiten und bewirkt vielmehr Zufammen-dr\u00fcckung als Zerft\u00f6rung des Gehirns, wie dies in einigen F\u00e4llen Statt fand ; diezweite, viel allgemeinere , ift, wie Morgagni bewiefen hat, die wahre Urfach der Zerft\u00f6rung des Gehirns der Hemicephalen. Nach Brunner x) und Morgagni 2 ) wird auch das R\u00fcckenmark durch Wafferanh\u00e4ufung in feinem Innern zerfl\u00f6rt. Man lindet\ngr\u00f6ber ift. Die mir bekannten habe ich in meiner pathol. Anat. Ed. I. S. 195-260. zufammengetragen.\tM.\nl) Bei Morgagni de c. et f. Ep. 12. a. II.\n\u00ee) De c. et I. Ep. 12. \u00bb\u2022","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nbisweilen einen mit Waffer angef\u00fcllten Kanal im R\u00fccken-mark , und in den gew\u00f6hnlichen F\u00e4llen von Hydrorachie hat die in der Spinnwebenhaut enthaltene Fl\u00fcfligkeit keinen I influfs auf den Zuftand deffelben und der Nerven.\u00bb\nDer von Stephan, Bauhin, Malpighi, Portai und Gall als regelm\u00e4\u00dfig angenommene R\u00fcckenmarkskanal ift aber wohl befthnmt nur eine krankhafte Krfcheinune, Inden gew\u00f6hnlichen F\u00e4llen hat man feine Kxiftenz durch Queckiiiber nacbgewiefen, welches man aus der vierten Hirnh\u00f6hle in die Rautengrube, und von da in das R\u00fcckenmark treten lie\u00df, i ad elfen verliert (liefe Erfahrung ihre Beweiskraft durch die Weichheit der Hirnfub-ftauz, fo wie die Schwere und Theiibarkeit des Oueck-filhers. Noch hat man die Wafferfucht oder Zerft\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes ment ohne denfelben Zuftand im Gehirn beobachtet. Zwar fuhrt Rayger ') zwei F\u00e4lle an, wo bei g\u00e4nzlichem R\u00fcckentnarksmai.ge) das Gehirn nicht ganz fehlte; es war aber doch betr\u00e4chtlich vet\u00e4ndert. JDiefe Beobachtungen beft\u00e4tigen daher vielmehr die \u00fcbrigen. Dann ift die Wafferanh\u00e4ufung in den Hirnh\u00f6hlen fo h\u00e4ufig als fie in dem R\u00fcckenmark feiten il't , was nicht der Fall feyn w\u00fcrde, wenn die Anwefenheit eines R\u00fccken-markskanals liege) w\u00e4re.\nAus allen diefen Gr\u00fcnden folgere ich , dafs :\n1)\tlieh im Innern des R\u00fcckenmarkes kein Kanal findet ;\n2)\tdas darin bisweilen vorkommende Waffer von einer uiTpriinglicli im Gehirn Statt gefundenen Anfamin-lune defieiben herr\u00fchrt;\n3)\tdiefe Wafferanh\u00e4ufung die wahre Urfaelie der Zerft\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes ifr;\n4)\tdie erfte Orfache diefer Krankheiten bisweilen in der Befchaffenheit dar Materialien enthalten ift, welche de? F\u00f6tus von der .Witter erh\u00e4lt.\nEhe ich weiter gehe, noch einiges \u00fcber verfchiedene Punkte der erften Beobachtung.\nDie Spaltung der Wirbelk\u00f6rper fcheint fehr feiten zu feyn, da Rtiyfch, der 10 F\u00e4lle von Hydrorachie unter-lucht hatte, nicht daran glaubte 2) und auch der gelehrte\nO Eph. 11. c. Dec. !. a. 3. Qbf. ago, a. 2, Obf. 64,\n*_) Obf. an. dur. 34-.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"279\nMorgagni feiner Meinung ift T). Er glaubt nicht an Tulp\u2019s Beobachtung i) 2), und auch ich halte wegen der Unbeftimintheit der Befchreibung und der beigef\u00fcgten Tafel felbft daf\u00fcr, dafs blofs der Bogentheil der Wirbel ge-fpaltcn war. Wie dem auch fey, fo ift die Trennung der beiden Knochenkerne, aus welchen fielt die Wirbelk\u00f6rper bilden, nur bis ungef\u00e4hr zum dritten Schwanger-fcliaftsmonata m\u00f6glich, da fie faft augenblicklich zu einem yerfchmelzen. Dicfer IJmftand, welcher mehrere Anatomen get\u00e4ufcht li\u00e2t, fcheint die einzige Urfache der Seltenheit der g\u00e4nzlichen Trennung zu feyn, da zu der Enthebung der letzteren erforderlich ift, dafs die Krankheit fchon vorher eine bedeutende H\u00f6he erreicht habe 3).\nDie Verwachsung der Speifer\u00f6hre und die Anf\u00e4l-lung des obeihalb der Verwachfung befindlichen Theiles deffelbenbeweifen, meiner Meinung nach, auf die licheifte Weife :\n1)\tDafs der F\u00f6tus fieh nicht durch Verfchlucken des Schafwaffers n\u00e4hrt, ungeachtet, trotz der kopf-mund-und nafenlofen Mifsgehurten w\u00fcrdige Gelehrte noch jetzt diefe Meinung haben.\n2)\tDafs das Mekonium lieh nicht aus dem Scliaf-waffer bildet, da lieh diefes auch im Dickdarm fand. Aus der Speifer\u00f6hre konnte es nicht dahin gelangt feyn, da fich fonft nicht eins fo betr\u00e4chtliche Menge in derlei ben gefunden und fie fackiVjrmig ausgedehnt h\u00e4tte. Die Annahme, dafs der fl\u00fcffigfte Theil hindurch gezogen w\u00e4re, w\u00fcrde auf der Anficht beruhen, dafs das I\u00fcnds-\ni) De c. et f. Ep. 12. a. \u00ee\u00ee,\ns) Obf. med. L. III. c. 90.\n})' Aufser der Beobachtung des Verfaflers beftiitigen Fr\u00fchere von mehrera Schriftstellern, die ich in meiner pathol. Anatomie (Bd. II. S. 5^? ff.) angef\u00fchrt habe, die M\u00f6glichkeit der Spaltung der Wirbelk\u00f6rper. Ueber die Zul\u00fcfligkeit der angegebenen Erkliirungsweife aus der Art der Verkn\u00f6cherung der Wirbelk\u00f6rper mnfs ich mich nach meinen bisherigen brr terfaebungen f\u00fcr jetzt negativ erkl\u00e4ren.\tM-","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\npech ganz gebildet im Fruchtwaffer entbalten fey. Dagegen ftreitet aber die Durchlichtigkeit des letzten. Auch nimmt man gew\u00f6hnlich an, dafs es im Darmkanal gebildet wird, wogegen aber die Gleichartigkeit des in die* fem und der Speifer\u00f6hre enthaltenen fpricht.\n3) Dafs feine gr\u00fcne Farbe nicht von der Galle her-r\u00fchrt, da das Kindspech im Maftdarm fo gr\u00fcn als in der Speifer\u00f6hre war, und man nicht einlieht, warum die Galle allein das Hindernifs in der Speifer\u00f6hre habe \u00fcberwinden k\u00f6nnen.\nWie aber bildet es fich?\nIft es nicht ein Ueberbleibfel des Fruchtwaffers, Io mufs es wohl von den Schleimh\u00e4uten, ungeachtet der F\u00f6tus nicht verdaut, abgefondert werden, wie auch unterhalb des k\u00fcnftlichen Afters Jahrelang die Schleimhaut des Darmkanals abzufondern fortf\u00e4hrt. Die gr\u00fcne Farbe h\u00e4ngt ohne Zweifel von dem langen Aufenthalt diefer Feuchtigkeiten im Darmkanal ab. Aus diefer Vorausfetzung erkl\u00e4rt lieh die, trotz der Verfchliefsung der Speiler\u00f6hre doch in ihr gefundene anfehnliche Menge von Kindspech leicht.\nElie man die phyliologifchen Betrachtungen an-Bellt, zu welchen Jas nicht feltne Vorkommen von ganz oder faft ganz reiten. Gehirn- und Il\u00fcekenmarklofen F\u00f6tus f\u00fchrt, entftehl zuerft die. Frage, ob diefe F\u00f6tus die g\u00e4nzliche Zerft\u00f6rung diefer Organe \u00fcberlebten?\nIch weifs wohl, fagt Legallois, dafs man nicht blofs hirn-, fonderu auch r\u00fcckenmaiklofe F\u00f6tus anf\u00fchrtj allein, abgefehen davon, dafs diefe F\u00e4lle weit feltner als die von blofs hirnlofen F\u00f6tus lind, fo w\u00e4re es fehr wichtig, zu wiffen, ob diefe F\u00f6tus lebend oder todt geboren wurden, und dies findet man nicht immer bemerkt, Ich kenne nur zwei, welche weder Hirn \u25a0 noch R\u00fcckenmark hauen, und doch lebend geboren geworden feyn follen. \u201eUm fo aufsetordentliche Thatlachen zuzulaffen, bedarfes neuer und authentifcher Beobachtungen. Bei todtgebornen, r\u00fcekenmarklofen F\u00f6tus konnte eine Krankheit, z. B. R\u00fcckenu arkswafferfucht dielen Theil im Mutterleibe,zer-It\u00f6rt und dadurch den Tod veranlafst haben r)- \u201c\nl^gExp. fur le princ. ae la vie, p. 250,","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Ich brauche nicht zu bemerken, dafs die Selten-lieit nichts beweift, da, was in einem Falle m\u00f6glich war, es nat\u00fcrlich in allen ift. Die beiden F\u00e4lle, deren Authen-ticit\u00e4t er beftreitet, (es find die letzten der von mir an. gef\u00fchrten) find aber freilich lehr ungewifs. Vorz\u00fcglich gilt dies f\u00fcr den von M\u00e9ry, der nicht einmal lagt, ob er felbft den F\u00f6tus lebend gefehen habe. Der ifnote/Tciie Fall ift weniger aufserordentlich. Mein F\u00f6tus hatte noch zwei Tage vor der Geburt, trotz der betr\u00e4chtlichen .Menge von Kindswaffer, Lebenszeichen gegeben. Auch der lau-vel\u2019fche konnte wirklich zwei Stunden nach tier Geburt Zeichen von Empfindung gegeben haben, da Verfuche \u00fcber den Scheintod netigeborner Thiere und Beobachtungen aus der Entbindungskunde zeigen, ilafs F\u00f6tus ungef\u00e4hr eben fo lange nach aufgehobener Verbindung mit der Mutter, ohne zu athmen, leben k\u00f6nnen. Die einzige Ver. fchiedefiheit aber zwilchen einem gew\u00f6hnlichen und einem r\u00fcckenrnat kslofen F\u00f6tus, der nicht vor der Geburt geftorben ift, befteht darin, dials bei dem letztem das Athmen nicht eintreten konnte.\nGefetzt aber auch, kein folcher F\u00f6tus habe Lebenszeichen nach der Geburt gegeben, fo bleibt der Einwurf dennoch liehen, wenn lieh beweifen l\u00e4fst, dafs fie die Zerft\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes \u00fcberlebten. Zuv\u00f6rderl\u2019t lebten in allen F\u00e4llen die F\u00f6tus noch kurze Zeit vor der Geburt, fie waren gefund, wohlgen\u00e4hrt, ohne \u00dcbeln Geruch und Zeichen von F\u00e4ulnifs. In meinem Falle zeigt die Spaltung der Wirbelk\u00f6rper, dafs die Krankheit lange vor ihrer Verkn\u00f6cherung grofse Fortfcliritte gemacht haben mufste. Da diefe im dritten Monate beginnt, fo mufste die Krankheit im zweiten, vielleicht felbft im er-ften, Statt gefunden haben. Daflelbe gilt f\u00fcr die Verwachsung der Rippen in Folge de.r R\u00fcckgratskt iimmung. Die Vernarbung der bis zur Lendengegend herabge-ftiegenen Sch\u00e4delhaut mit der, die Wirbel bekleidenden harten R\u00fcckennnarkshaot, l\u00e4fst endlich wohl keinen Zweifel \u00fcbrig. Diefe ungeheure Stellverfetzung der Kopfhaut, die Ausbreitung des Cylinders, welchen die hatte Haut bildet, in eine Fl\u00e4che, konnten nur Statt finden, nachdem die aufserordent\u00fcche Ausdehnung eine Zerrei\u00dfung , und diefe der Ausdehnung des Gehirns und","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a383\nries R\u00fcckenmarkes hervorgehracht hatten, Erft dann 1 c die Vernarbung eingetreten feyn, diefe aber fetzt \u00ee n /.\u00fbiir\u2019ii' g, fo w e die Entz\u00fcndung Leben voraus.\nMithin lebte dicfer hirn-und r\u00fcckenmarklofe F\u00f6tus\nbis z>:r Genert.\nDas Leben des F\u00f6tus ift blofs auf feine Entwicklung gpriclilc', rl i lie abet ohne Athrnen und Verdauung Statt Furier, fo bef brin kr Jie lieh auf Vorg\u00e4nge, welche im Innei n tier Organe Statt haben. Diefe aber finden Statt, und E\u2022\u2022.*.<>*i einen energifclien und regelm\u00e4fsigen Kreislauf, r. ithin gleichartige Bewegungen des Herzens voraus.\nI* h \u2019.v .- de meine Betrachtung nur auf diefen Um-ftand befebr\u00e4nken, indem er allein merkw\u00fcrdige Beding.mgen genug darbietet.\nOffenbar bleiin nur die Wahl zwifchen zwei Meinem:. n \u00fcbrig; entweder gefchehen die Bewegungen des Herzens dutch eine eigne, vom Nervenfyftem unabh\u00e4ngige Kraft , oder die Nervenkraft hatte ihren Sitz anderswo als im'Gehirn und R\u00fcckenmark.\nJedermann kennt die Haller'[che Theorie, und ich bemerke nur, dais immer das Herz der Gegen ftand der Unterluchungen \u00fcber die Irritabilit\u00e4t gewefen ift.\nDie wiiht.gften Gr\u00fcnde f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit deffeiben von fier Neryenkraft lind :\n1)\tFortdauer feiner Bewegungen nach Unterbindung feiner IS erven , Durclifohneidung des \u00dfiickenmar. Be , Enthauptung, felbft nach der Trennung des Her-zen.> vom K\u00f6rper.\n2)\tMangel an Einflufs des Galvanismus und der Electricir\u00e4t auf feine Bewegungen.\n3)\tUngeft\u00f6rtheit der Bewegungen des Herzens durcit Utfaehen, welche Krampte in den vvillk\u00fchrlichen Muskeln veraniaffen.\n4)\tHat Legalloh (Exp\u00e9r. etc. p. 27 ff.) gezeigt, dafs diefe Be wegungen des Herzens hinreiehen, um den Kreislauf in der Brufth\u00f6hle zu unterhalten. T\u00f6dtet man das Tliicr au enblicklich, mittelftZerft\u00f6rung des Gehirns oder luiekeninarkes, fo dauern die Zufamrrienziehungen des Hetzen, noch lange nachdem die Carotiden zufammen-gefallen find und, durchfohnitten, kein Blut mehr aus-flie\u00fceit iaffen. Legal/ois unterfcheidet diele Bewegungen,","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"283\nWelche er von der Irritabilit\u00e4t allein herleitet, mit Recht von denen , die von der Nervenkraft abh\u00e4ngen. So z. R. f\u00e4hrt ein enthaupteter Frofch durch den Nerv en ein Hufs zu fpringen und zu leben fort, und durch diefelbe Kraft dauert der Kreislauf regelm\u00e4\u00dfig an. Durch die Irritabilit\u00e4t ziehen fich die Muskeln nach dem allgemeinen Tode auf Einwirkung eines Reizes, das Herz durch die des -Blutes, lulam men.\nAllein der eilte Grund beweift nichts gegen die Abh\u00e4ngigkeit des Herzens vom Nervenfyftem, wenn fich darthun J\u00e4l'st, dafs das Gehirn nicht die einzige Quelle der Nervenkraft ift.\nDer zweite und dritte Grund deuten nach Scarpa (Tab. neurol. \u00a7. 20.) nur eine Verlchiedenheit der Nerven an. Bichat hat gr\u00f6fstenlheils auf diefe Bemerkungen feine Eintheilung des Nervenfyftems in das thietifche und organifche gegr\u00fcndet.\nUeberdies, warum hat das Herz Nerven, wenn es dem Einfluffe der Nervenkraft nicht unterworfen ift? Kann man feit Scarpa\u2019s Werke mit S\u00f6mmerring fagen, dafs lieh feine Nerven nicht in feine Muskellafern begeben, oder mit lontana, dafs he keinen bekannten Nutzen haben ? Woher r\u00fchrt \u00fcbrigens die genaue Ab-h\u00e4nsigkeit des Herzens von den Leidenfchaften? Diefe Bemerkung hat Haller zu einer Menge von Widerfprii-chen, und mehrere feiner Nachfolger, z. B. Prochaska, zur Modification feiner Theorie und der Annahme der Noth-wendigkeit des NerveneinHuffes veranlafst. Auffallend ift es, dafs Haller, wo er von den hirn-und r\u00fccken-markslofen F\u00f6tus, deren er fich fo gut f\u00fcr feine Meinung h\u00e4tte bedienen k\u00f6nnen, handelt, lagt; Plcriscjue medal-lae fpinahs etiam J'uii tanlum, quantum fu/ficere poterat, ui cordis motus fupereffei (Klein, phyliol. X. p. 356.), wo er alfo doppelt im Widerfpruch mit fich felhft ift, indem er dadurch zugiebt, dafs l) das Gehirn nicht die alleinig\u00ae Quelle des NerveneinHuffes, und diefer 2) dem Herzen nothwendig ift.\nWenn wir aber einen reeehn\u00e4fsigen und kr\u00e4ftigen Kre islauf uns nicht ohne Nerveneinfiufs denken, die Quelle deffelben aber nicht in dem, in dielen F\u00e4llen fehlenden Gehirn und R\u00fcckenmark fuchen. k\u00f6nnen, fo","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"muffen wir mit Bichat an nehmen, dafs das Ganglienfy. Item der Function des organifchen Lebens vorfteht und \u2022von dem Nervenfyftem des tbierifchen. unabh\u00e4ngig ift. Legallois's Verfuche machen freilich die Richtigkeit diefer Annahme ungewifs. Fr fahe die Zerft\u00f6rung irgend eines Theiles des R\u00fcckenmarkes den Tod, der von ihm mit Nerven verfehenen Theile, und bald darauf eine Ver-\u00e4nderung derKraftdes Kreislaufes bewirken, die noch vor den letzten Bewegungen des Herzens aufh\u00f6rte.\nDie vielfachen Verfuche des Verfaffers f\u00fchren ihnzu folgenden Schl\u00fcffen.\n\u201eDas Herz erh\u00e4lt, wie alle Theile, alle feine Kr\u00e4fte vom Nervenfyftem, nur mit dem Unterfchiede, dafs es lie, ohne Ausnahme von dem ganzen R\u00fcckenmark entnimmt. Seine Nerven flammen vorz\u00fcglich vom Gangliennerven und nur durch dielen kann es feine Kr\u00e4fte von dem ganzen R\u00fcckenmark bekommen. Mithin mufs der Gangliennerv feine Wurzel im R\u00fcckenmark haben.\u201c\nIndeffen giebt er einen lehr wichtigen und wefent-liehen Unterfchied- zwifchen den Organen, welche ihre Nerven vom Gangliennerven erhalten, und den \u00fcbrigen zu. Die beiden Klaffen begreifen diefelben Organe als die, welche Eichat in he fetzt, doch findet der grofse Unterfchied Statt, dafs die, welche diefer als unabh\u00e4ngig vom Gehirn und R\u00fcckenmark anlieht, nach Legallois gerade den. kraftvollften F.influfs derfelben erhalten,\nDiele, aus authentifehen, forgf\u00e4ltigen Verfuchen mit vieler Logik gezogene Schl\u00fcffe aber heben mit Schl\u00fcffen im Widerfpruehe, welche lieh aus eben fo gewiffen patlio-logifchen Thatfachen ergeben.\nFhe ich die Urlaube diefes Widerfpruches auszu-mittein luche, bemerke ich, dafs das Ganglienfyftem unm\u00f6glich vom Hirn und R\u00fcckenmarke abh\u00e4ngig feyn kann, wenn es, nach ihrer Zerfs\u00f6rung, feine Function fortfetzt. Dagegen ift es fehr leicht begreiflich-, dafs die pl\u00f6tzliche Zerft\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes in die, Function des Ganglienfyftems eine folche Unordnung bringt, dafs die Bewegungen des Flerzens dadurch vernichtet werden, ohne dafs man dadurch mit Legallois zudem Schluffe gezwungen ift, dafs der Gangliennerv im R\u00fcckenruarke wurzelt, von ihm feine ganze Kraft erh\u00e4lt.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"285\nIn der That l\u00e4fst lieh die durch allm\u00e4hliche Waffer-\u00bbnh\u00e4ufung bewirkte Zerft\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes nicht mit einer augenblicklichen Vernichtung deffelben vergleichen, da bekanntlich jede pl\u00f6tzliche Ab\u00e4nderung einer Function eine St\u00f6rung in den \u00fcbrigen hervorbringt, welche eine langfame nicht verurfacht. Daffelbe gilt f\u00fcr die acuten Entz\u00fcndungen im Vergleich mit den chroni-fchen. So fah ich Apoplexie, wo die krankhafte Ver\u00e4nderung nur den Umfang einer Hafelnufs hatte, eine vollft\u00e4ndige L\u00e4hmung, eben fo umfehriebene Entz\u00fcndung des Gehirns eine vollkommne halbfeitige L\u00e4hmung und. den Tod hervorbringen, w\u00e4hrend in andern F\u00e4llen ungeheure Scirrhen, Abfceffe, fer\u00f6fe Ergiefsungen nur Geiftesft\u00f6rungen, oder mehr oder weniger feiten eintretende epileptifche Anf\u00e4lle veranlafsten. Aehnliche Thatfachen kommen t\u00e4glich in der Praxis vor. i) Um auszumitteln, welche Theile eines Organs . zu feiner Function unumg\u00e4nglich nothwendig find, verdienen Verfuche an Thieren weit weniger Vertrauen als patho-logifche Beobachtungen, die \u00fcberdies nat\u00fcrlich immer auf den Menfchen anwendbar lind, was bei jenen nicht ftreng gilt.\nDa Legallois bemerkte, dafs zwifchen den verfehie-denenThieren eine fehr grofse Verfchiedenheit in Hinlicht auf di\u00bb Lebensdauer nach Zerft\u00f6rung eines oder des an dern Theiles, io wie \u00fcber den Abfchnitt des R\u00fcckenmarkes Statt findet, den man, ohne pl\u00f6tzlich den Tod zu veranlaffen, zerft\u00f6ren kann, fo ift wohl die Annahme fehr nat\u00fcrlich, dafs der JMenfch und die Thiere fielt in diefer Hiniicht noch viel auffallender unterfcheiden.\nEr fand fclbft, dafs er, ohne den Tod hervorzubringen, einen weit gr\u00f6i'sern Theil des R\u00fcckenmarkes zerft\u00f6ren konnte, wenn er nach und nach kleine Ab-fchnitte wegnahm, als wenn er die Zerft\u00f6rung pl\u00f6tzlich vornahm, ln den betrachteten F\u00e4llen nun hat die Natur unendlich langfamer gewirkt. Ein anderer, fehr betnerkenswerther Umftand ift der Einflufs des Alters fofern man einen defto gr\u00f6fsern Theil des R\u00fcckenmarkes ohne augenblicklichen\u00fcjfeeiitheil zerft\u00f6ren kann, je junger das Thier ift.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a385\nDie Beziehungen zwifchen dem Gangliennerven und dem R\u00fcckenmarke Jinrl alfo nicht in allen Altern gleich, fondent werden mit jedem Tage nach der Geburt in dem Verh\u00e4ltnifs enger, als die geiftigen Functionen lieh mehr entwickeln.\nDas lebende Wefen bildet ein Ganzes, deffen Theile untereinander harmoniren m\u00fcffen; mithin mufs eine nothwendige Verbindung zwifchen feinen inneru und \u00e4ufsern Functionen .Statt linden. Beim F\u00f6tus, der in keiner Beziehung zu den Aufsendingen ftelit, exiftirt \u00abliefe nicht; ift aber nach der Genurt das Nervenfyflem des thierifchen Lebens aus dem vorigen Schlafe erwacht, und hat lieh diefe Harmonie gebildet, fo mufs nat\u00fcrlich die pl\u00f6tzliche Zerft\u00f6rung des R\u00fcckenmarkes einen gro-Xsen F.infiufs auf das Ganglienfyftem haben , indem dadurch auf esnmal die zahlreichen Verbindungen und Beziehungen deffelnen vernichtet wei den , ohne dafs man daraus auf ein Wurzeln des Ganglienfyftems im erftern fchliefsen kann.\nDiefe Bemerkungen fcheinen mir den anfeheinen-den Widerfpvueh zwifchen Legation's Verfuchen und meinen Beobachtungen zu heben, und jener Verfuche un-geachtet, die Annahme zu gehauen, dafs das Ganglien-fvftem au und f\u00fcr lieh die zur Vollziehung der Functia-neu nothwendigen Bedingungen enth\u00e4lt,dafs es nirgends von anf-aa entfpringt, wohl aber durch feine Verbindung-Jaden mit dem R\u00fcckenmark in enger Verbindung It eht.\nEs ift zu bedauern, dafs in den mir bekannten Beobachtungen der Utnftand, ob die Mutter Bewegungen sefp\u00fcrt habe oder nicht, immer vernachl\u00e4fiigt wurde\u00ab In meinem Falle fanden lie Statt. Wie ift aber ihr Eintreten ohne Anwefenheit von Gehirn und R\u00fcckenmark m\u00f6o'ich? Nach Prorhaska, Reil, Scarpa und Legallois be-filzen alle, auch die kleinften Theile des Nervenfyftems, die F\u00e4higkeit, das Nerventb\u00e4tige zu erzeugen und zu erhalten, und es bedarf, damit es wirke, nur einer be-ftirrunenden UrLche. Beft\u00e4tigend f\u00fcr diefe Anficht ift derUmftand, dafs in meinem Falle die Hirn-und R\u00fccken-mark.snerveri bis zu ihrem Austritte aus dem Sch\u00e4del und der Wirbelf\u00e4ule gefchwunden waren, und erft jenfeit die-","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"237\nfer Stelle ihre' regelm\u00e4fsige Gr\u00f6fse hatten. Man nehme aber diefe Anlieht an oder nicht, fo bleibt doch immer die Frage nach den beftimmende\u00bb Urfachen der Muskel-zufammenziehungen ftehen. Bi.-hat fetzte diefe beim F\u00f6tus, wegen der vvahrfcheinlichen Unth\u00e4tigkeit des Nervenfyftems des thierifchen Lehens in das Ganglien-fyftem, glaubte, dafs feine allein th\u00e4tigen Nerven allein, zum Gehirn Eindr\u00fccke fortleiten k\u00f6nnten, welche Mus-ielzufamrnenziehungen veranlafsten, und verglich diefe Bewegungen mit denen eines Schlafenden, deffen Verdauung geh\u00f6rt ift. Hier, wo das Gehirn fehlte, konnte offenbar der Einfiufs des Gangiienfyftems auf das thieri-fclie Nervenfyftetn, Behufs jener Bewegungen, nur durch die zahlreichen Anaftoinofenfeiner Gantdieu mit den Hals-, Arm-, Lenden-und HeiligbeingeGechten bewirkt werden. Dies k\u00f6nnte, beil\u00e4ufig, zur Erkl\u00e4rung der Er Ich ei* nungen in der Hyfierie dienen. Nach allen Beobachtungen fehlt in dem Anfalle das Bewufstfeyn nicht ganz, die Sinne des Geh\u00f6rs, Geruchs, Gefchmacks und Gef\u00fchls empfinden deutlich, indem der Kranke nach dem Anfalle die durch he erhaltenen Eindr\u00fccke ancieht. An-\nD\nders verh\u00e4lt es lieh bei der Epileplie, und dies ift fogar das Hauptmerkmal, um bei Frauen diefe beiden Krankheiten zu unterfcheiden. Bekanntlich aber ift der ur-fpr\u00fcnghehe Sitz der Hyfterie die Geb\u00e4rmutter, der Epilepfie dagegen das Gehirn, deffen Subftanz oder H\u00e4ute dabei chronifch leiden. Vor einem Jahre fahe ich im H\u00f4tel - Dieu eine 45 Jahr alte Frau mit L\u00e4hmung des weichen Gaumens, wodurch der Klang der Stimme v\u00f6llig abge\u00e4ndert wurde. Auch die Haut war, von dem Ellenbogen bis zu den Fingerfpitzen, dem Knie bis zu den Zehenfpitzen, gel\u00e4hmt. Uebrigens war der Geift ungetr\u00fcbt, alle Sinne fungirten, die Bewegungen waren ganz frei, fie dr\u00fcckte lieh deutlich und beftimmt aus. E\u2019iefe Er* febeinungen traten zum vierten Mal ein, halten jedesmal 3 bis 4 Wochen gedauert, und immer hatten vorher hyfterifche Anf\u00e4lle Statt gefunden. Bei der, wegen. Harnbefchwerden angeftellten Unterfuchung des Unterleibes fand ich eine, in der Geb\u00e4rmutter entwickelte Ge-fdnvulft von der Gr\u00f6fse zweier F\u00e4ufte , und diefe Para-lyfe war daher, im Leiden der Geb\u00e4rmutter begr\u00fcndet,","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nn y fi eri fell.\tAlle Erfcheijiungen ver fch wanden in 8 bit\nIO Tagen.\nEbene!afelbft fahe ich eine gleichfalls liyfterifche Frau, die in Folge ihrer Anf\u00e4lle 7 bis 8 Tage lang bald eine L\u00e4hmung der Zunge, bald eines andern Theils del K\u00f6rpers bekam. Eine andere verlor beim Abendeffen das Gef\u00fchl, bekam es aber bald wieder. Diefe Erfchei. nongen, deren lieh bei den Schrihhellern eine Meng\u00ab finden, fcheinen mir den Bewegungen des F\u00f6tus vergib chen, und aus dem Einfluffe des Gangliennerven auf die Nerven des ihierifchen Lebens erkl\u00e4rt werden zu muffen. Ich befchr\u00e4nke mich hier blofs auf die hyfteri. fchen Zuf\u00e4lle, weil diefe am unzweideutigften lind, ab lein unftreitig k\u00f6ntite man diefe Betrachtungen auch \u00fcber die krankhaften Erfcheinungen ausdehnen, welche man Anomalieen oder fehr unbeftimmt Sympathieen nennt, ohne lieh lehr um ihre Erkl\u00e4rung zu k\u00fcmmern.\nNervenfyftem des thierifchen Lebens.\nSollte nicht auch f\u00fcr das Gehirn und R\u00fcckenmark die Pathologie eben fo beftimmte Thatfachen liefern, welche mehr auf die normalen Bedingungen deffelben beim Menfchen anwendbar lind als Verhiebe anThieren?\nVor vier Jahren fabe ich im H\u00f4tel-Dieu einen reifen oder faft reifen Hemicephalus , der drei Tage lebte. Fr fchrie hark, faugte, fo oft er etwas zwilchen den Lippen f\u00fchlte, nml'ste aber mit Milch und Zuckerwaffer ern\u00e4hrt werden, weil ihn keine Amme f\u00e4ugen wollte. Er bewegte die Br\u00fch- und Bauchglieder in einem betr\u00e4chtlichen Umfange, bog die Finger, wenn ihm ein fremder K\u00f6rper in die H\u00e4nde gejagt wurde, doch waren alle diefe Bewegungen feilw\u00e4cher, als bei einem gleich alten regel-niiifsigen F\u00f6tus.\nVom Gehirn fand lieh nur das verl\u00e4ngerte Mark (d. h. der Markknollen und der Hirnknoten) mit dem Urfprunge des pneumogahril'chen, dreigetheilten und Seh. nerven, das Ganze war vom Rehe der Knochen und H\u00e4ute des Sch\u00e4dels und der Haut bedeckt.\nEine ganz \u00e4hnliche Thatfache kam vor kurzem im Hospice de Perfectionnement vor. Ueberhaupt lind Beob-","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"289\n\u00bbchtungen diefer Art ziemlich h\u00e4ufig, jetzt allgemein bekannt, und beweifen, dafs das grofse Gehirn weder nach Haller, die einzige (^iiede der Nervenkraft, noch nach Buhat, der einzige Mittelpunkt des NervenfyItems des thierifcben Lehens ift, und, wenn dies noch nothin w\u00e4re, gegen Willis ') und Bnerhaave :), dafs die, von der Willkiihr unabh\u00e4ngigen bewegungen nicht unter dem Einfluffe des kleinen Gehirns ftehen.\nAls unmittelbare Folge ergiebt lieh endlich daraus dafs die Organe, welche ihre Nerven von dem R\u00fcckenmark und dem verl\u00e4ngerten Mark erhalten, aus diefen Theilen ihre Nervenkraft unmittelbar fch\u00f6pfen, die Willensbeftimmungen aber vorn Gehirn ausgehen1 * 3 ).\nAllein bei einer noch weit gr\u00f6fsern Menge von Hemicephalen konnte das Athmen nicht eintreten und die Unterfuclmng hat bewiefen, dafs hier auch das verl\u00e4ngerte Mark fehlte. Von ihm alfo gehen die Bewegungen des Athmens aus, und bekanntlich entfpringen aus ihm die pneumogaftrifchen Nerven 4 5_),\nWenn aber R\u00fcckenmark und verl\u00e4ngertes Mark den Nerven, welche aus ihnen entfpringen, die zu ihren Functionen erforderliche Kraft mittheilen, woher kommt es, dafs eine, oft wenig ausgebreitete Entz\u00fcndung oder Druck des Gehirns bald L\u00e4hmung, bald Zuckungen in den Muskeln hervorbringen, deren Nerven, vom Marke entfpringen. Nach Legallois laffen lieh diefe Widerfpriiche nicht befriedigend l\u00f6fen s). Doch fcheint dies leicht, wenn wir hier wie beim Gangliennerven verfahren. Athmen , Schlingen, Empfindung und Bewegung fanden ohne grofses und kleines Gehirn Statt.\n1) Opp. omn. T. I. p. 50.\ns) Boerhaave Inft. med. 1. 4.09.\n3) Wie ift dies m\u00f6glich, da hier Willens\u00e4ufserungen Statt fanden, ungeachtet das kleine und grofse Gehirn ganz felib \u2022 \u2018en ?\tM.\n4)\tLegallois. S, 24S,\n5)\tA, a. O. S. XI.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nKein Einwurf kann uns hindern, hieraus zu fchliefsen, dafs diefe Functionen unabh\u00e4ngig von diefen Organen lind, dafs mithin verl\u00e4ngertes und R\u00fcckenmark in keinem von beiden die Nervenenergie fch\u00f6pfen, welche die, von ihnen mit Nerven verfehenen Organe belebt. Brin, gen Entz\u00fcndung und Druck des grofsen und kleinen Gehirns Krampf und L\u00e4hmung der Giiedmaafsen hervor, fo k\u00f6nnen wir diefe pl\u00f6tzlichen Ver\u00e4nderungen nicht mit der langfamen Zerft\u00f6rung des Gehirns bei den Hemi. cephalen vergleichen. Die betr\u00e4chtlichen Ergiefsungen, diefe ungeheuren Gefchw\u00fclfte, welche das Gehirn 'zu-lammen dr\u00fccken' und feibft entftellen, ohne dafs man w\u00e4hrend des Lebens ein Zeichen von L\u00e4hmung wahr, nimmt, diele Zerft\u00f6rung durch Vereiterung der ganzen Hirnlappen, ohne dafs Kr\u00e4mpfe eintreten, d'e alle mehr oder weniger langfam eintreten , f\u00fchren uns in der That durch unmerkliche Ueberg\u00e4nge von den acuten, eben erw\u00e4hnten Krankheiten, zu den Zerft\u00f6rungen des gro* fsen und kleinen Gehirns bei den Hemicephalen.\nNoch mehr, diefe Apoplexieen, Kr\u00e4mpfe und F nt-Z\u00fcndungen find nicht alle gleich ftark, und genaue Beobachtungen der Symptome w\u00fcrden gewifs nachgewiefen haben, dafs das Gehirn nicht die einzige {Quelle der Nervenkraft ift. So oft als bei einem, durch Druck ver. anlafster. Schlagflufs Empfindung und Bewegung nicht v\u00f6llig verloren lind, leiden die untern Giiedmaafsen weniger als die obern. Bisweilen lind lie nur ohne Empfindung. Man kann Barthaare ohne Schmerz ausrei-Isen, aber anders verh\u00e4lt es lieh, wenn man \u00fcber die Bruit zum Unterleibe und den untern Giiedmaafsen fortgeht. Die Empfindlichkeit nimmt in dem Maafse zu, als man lieh vom Kopfe entfernt. Ift blofs das tiewe. gungsverm\u00f6gen verloren, fo ber\u00fchrt der Kranke zwar nicht den gekniffenen gel\u00e4hmten Arm, bewegt aberden entgegengefetzten, um du; Hand zu entfernen; kneift man die Wade, lo zieht er das Glied zur\u00fcck, indem er den Unterfchenkel auf dem Oberfchenkel beugt. Bei vollkommner L\u00e4hmung f\u00e4ngt die Befferung immer von den untern Giiedmaafsen an, und oft werden die un-terri hergeTtellt, w\u00e4hrend die obern gel\u00e4hmt bleiben. Ina H\u00f6lei- Dien Iahe ich einen Schweizer mit unvollkomm-\nner","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"291\nner L\u00e4hmung beider Arme. Die Haut der Arme war nur etwas empfindlich geblieben, die der Pr\u00fcft lehon mehr, die untern Gliedmaafseu waren vollkommen empfindlich und beweglich. Die Sprache war fehr be-fchwerlich, die Vorftcllungen verworren. Diefer Zu-Itand war nach und nach in vierzehn Tagen entbanden. Nach zwei Monaten erloigte tier 'iod. Wir fanden nur Serum in den Seite nh\u00f6hleu. In derleihen Zeit oelanden lieh zwei andere Kranke mit denfeiben Zuf\u00e4llen dafelbft, \u00fcber die ich aber weiter nichts erfuhr. Eben fo lind bei Entz\u00fcndung des Gehirns oder der Spinnewebenhaut die Kr\u00e4mpfe in den untern G\u2019iedmaafsen ft\u00e4rker als in den obern, oft nur auf diefe befchr\u00e4nkt.\nHiernach lebeint der krankhafte ZuTtand des Gehirns auf die ihm nahe liegenden Theile des R\u00fcckenmarks defto ft\u00e4rker einzuwirken, und in leichtern F\u00e4i en die untern Abfehnitte nicht an Vollziehung ihrer Functionen zu hindern. Diefe, vielleicht von niemand ange* ftellten Beobachtungen habe ich an einer Menge von Kranken wiederholt und ohne Ausnahme gefunden. Blofse L\u00e4hmung der untern Glieumaafsen wird nie durch Hirnleiden veranlagt.\nEndlich findet man oft nach Kopfwunden doppelte Ergi\u00ebfsungen, und, in Folge davon, doppelte L\u00e4hmung der obern und untern Gliedinaalsen, und dennoch ift das Athemholen mehrere Tage hindurch regelm\u00e4fsig\u00bb Zwei Kinder fahe ich in die fern Zultande zw\u00f6lf und vierzehn Tage lang leben. Allerdings iit es erfcLwert, allein, da es doch Statt findet, fo find Zwifchenrippen-muskeln und Zwerchfell nicht gel\u00e4hmt.\nMithin fcheint das Gehirn auf die Theile des R\u00fccken . markes, aus welchen die Zwerchfells - und Zwifchen-rippenmuskeln enifpringen, einen geringem Einflufs als auf die \u00fcbrigen zu haben, und in der That lind diefe auch im gefunden Zultande vorn Willen unabh\u00e4ngiger, und ftehen mithin weniger unter dem Einliuffe des Gehirns.\nA.ufserdem aber mufs man noch die Lebenspertode ber\u00fcckfichtigert, in welcher das Gelnrnleiden ein tritt. Die Alterverfcliiedcnheit ift hier io wichtig, dafs nur bei fehr jungen S\u00e4ugthieren das Gehirn ohne augeublickli-M. d. Archiv, V, 2.\tU","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"293\ndien Eintritt ties Todes weggenommen werden kann. Leg dlois r) leitet dies von der geringem Sch\u00e4dlichkeit de\u00bb dar i'r erfolgenden Blutverltiftes l\u00fcr fie als f\u00fcr \u00e4ltere Thiere lier. Indeffetl lieht. man hiervon da? warum nicht ein. Dagegen fahen wir vorher, dafs die Beziehung zw i feiten R\u00fcckenmark und Ganglienfyhein irrt directen Verh\u00e4itnifs mit dem Alter zunimmt, und kann anneh-men, dafs e* lieh mir Gehirn und R\u00fcckenmark eben fo verh\u00e4lt. Beim F\u00f6tus ift das Gehirn umh\u00e4tig, da aber von ihm die Wiliensbeftimmungen ausgehen, muh ficb nach dpr Geburt eine immer engere und nothwendigere Verbindung zwifchen ihm und dem R\u00fcckenmarke aus-biV.en. Dies ergiebt lieh unwiderfprechlich aus dem Uinftanda, dafs das Leben diefer hirnlofen F\u00f6tus nicht l\u00e4nger als drei bis vier Tage dauert, ungeachtet man die U flache des I \u00f6des nicht im Fdutverluft fuchen kann. W\u00fcrde die Gegenwart des Gehirns nicht t\u00e4glich nothwendiger, fo Geht man. nicht, warum Ge nicht, nachdem fie drei bis vier Tage lebten, auch noch l\u00e4nger leben konnten, d\u00e4 fie, bei regelm\u00e4fsig Statt findendem Schlingen, nicht verhungern. Die geringere St\u00e4rke der Bewegungen die-1er Kinder beweib ferner, dafs der Einflufs des Geliirni fich nicht hiofs auf Bewegungen in Folge von Willens, heftxmmungen befchr\u00e4nl\u00ab, fondera auch die St\u00e4rke der Bewegungen vermehrt. Diefe Verfchiedenheiten alfo in der Langsamkeit oder Schnelligkeit der Hirnverletzung, in den Lehensperioden, wo lie eintritt, in der St\u00e4rke der Bewegungen der Hemicephalen und der normalen F\u00f6tus fcheinen mir zu Befeitigung des Einwurfs hinzu, reichen, den Legallois fielt felbft gemacht hatte, und wir lehen nun, wie bei diefen Hemicephalen das ver. l\u00e4ngerte und R\u00fcckenmark ohne grofses und kleines Ge-hirn fungiren, w\u00e4hrend fp\u00e4terhin die geringfte pl\u00f6tzliche Verletzung des grofsen und kleinen Gehirns die Functio-nen der Nerven des verl\u00e4ngerten und R\u00fcckenmarkes ge-f\u00e4hrdet oder ft\u00f6rt.\nDie Wirkungen diefer Verletzungen hindern Uni daher nicht, zu fchliefsen, dafs:\ni) A, *. O. Vorrede VIII. u, S. 3p.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"293\n1)\talle Nerven des thierifchen Lebens die zu Ihren Functionen erforderliche Kraft an ihrer Urfprungsftelle lelbft fch\u00f6pfen ;\n2)\tvom grofsen Gehirn die Willensbeftimmungen ausgehen *);\n3)\tdas grofse Gehirn aber auf das R\u00fcckenmark einen Einflufs hat, der lieh nicht blofs auf wiilk\u00fchrliche Hervorbringung feiner Th\u00e4tigkeit befchr\u00e4nkt, fondern auch die Energie der Functionen des Markes vergr\u00f6fsert;\n4)\tder Einflufs des Gehirns nicht auf alle Theile des R\u00fcckenmarkes gleich grofs ift* geringer Z. B. auf die Gegend, aus weicher die Athmungsnerven entfpringen;\n5)\tdie Grofse und Nothwendigkeit diefes Einfluffes im geraden Verh\u00e4hnifs mit dem Alter des Geh\u00f6rnen zu-\nu\nnimmt.\nIch habe mich befonders bem\u00fcht, mehrere in Verlegenheit fetzende Widerfpr\u00fcche zu l\u00f6fen, weil es immer lehr unangenehm ift, bei ErfahrUngswiffenfchaften That-fachen zulaffen zu muffen, die, gleich gewifs, einander geradezu entgegen ftehen. W\u00e4ren die Betrachtungen am Menfchen nur mit den Vorfuchen an Thieren im Wi-derfpruche, fo h\u00e4tte man leicht annehmen k\u00f6nnen, dafs die letztem nicht auf den Menfchen anwendbar ieyen, weil Menfch und Thier itch vorz\u00fcglich durch das Nerven-fyftem, befonders das grofse und kleine Gehirn, von einander unterfebeiden. In der That h\u00f6rt die Vernichtung diefer Theile bei den Amphibien die Functionen der Theile nicht, welche ihre Nerven von dem verl\u00e4ngerten und R\u00fcckenmarke erhalten, indem Schildkr\u00f6ten nach Redi noch fechs Monate nachher leben. Dagegen gelingen diefe Verfuche bei S\u00e4ugtliieren nur in der zar-teften Jugend, und wird auch hier nur zwei Minuten lang \u00fcberlebt 2). Wird das R\u00fcckenmark eines Frofehcs am Hinterhaupt durchfehnitten , fo leben beide H\u00e4lften fort, das Athmen h\u00f6rt nicht auf. Beim warmbl\u00fctigen\nU 2\n1) S. oben S, *89. Note ', 3) Legallois S. 19.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"Thiere feiert diefes, und, auch wenn es durch Luft-e\u2019mhlnfen erfetzt wird, dauert doch das. Leben nur kurze Zeit Ijioger I). Diefe Verfchiedenheiten fcheinen daher zu r\u00fchren, dafs der Einflufs des Gehirns defto betr\u00e4chtlicher ift, je gr\u00f6fser diefes Organ ifr, zwilchen dem Gehirn des Menkben und des Kaninchen aber findet lieh eine betr\u00e4chtlichere Gr\u00f6fsenverlchiedenheit als zwifchea diefern und dem Gehirn der Schildkr\u00f6te *). Auch geben die galvanifehen Verfuche beim Menfchen andere Refill\u00bb tafe als beiin Thiere. Bi knt verfuchte vergeblich an k j>. zSich Entbaupteten Zufammenziehungen bervorzubiin\u00bb gen, und je tiefer abw\u00e4rts man vo;n Menfchen gelange defto l\u00e4ngere Zeit dauern diele. Bei Fr\u00f6l'chen, denen man fchnell die Haut abzieht, bringt fogar Ber\u00fchrung eines Schenkels mit dem andern fehr d\u00abu*lit tie Zuiatmr.en-Ziehungen hervor. F\u00fcr die Dauer der Bewegungen des heramgeronanierten Herzens gilt daffeibe, woraus man fchliefsen kann, dafs die Nerven ihre Energie l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere Zeit nach dem allgemeinen Tode behaiteth Sehr bemerkenswert!! ift es mm, dafs diefe Verfchieden\u00bb heften bei den Vierfachen mit dem Grade der Entwicklung des grofsen und klei nen Gehirns und der Genauigkeit der Verbindung der R\u00fcckenmarksgangiien zufainmen-fallen. Wie man vom Menfclieu abw\u00e4rts fteigt, vermindert lieh auch die Maffe des grofsen Gehirns, die Zahl und Tiefe feiner Windungen, das kleine Gehirn bleibt hinter ihm, verliert feine Seitemnaffan und kommt auf fein n miniem Kern zur\u00fcck. Das R\u00fcckenmark bildet beim Menfchen einen Cylinder, der, den Nervenur-ljir\u00fcngen gegen\u00fcber, kaum merkliche Anfchwell\u2019ungen zeigt. Iu dem Maalse, als man lieh vom Menfchen entfernt, werden die K\u00fcckenmarkskuoten deutlicher, ihr# Verbindung.-dtr\u00e4tige d\u00fcnner. Die Functionen der ver-fcinpdenen The\u00fce des Nervenfyftems erfcheinen daher defto unabh\u00e4ngiger von einander, je weniger diefe Tlieile entwickelt lind, und je weniger eng ihre Verbindung\nl) Legallois S. V.\n2} Offenbar findet das Gegentheil Statt,\nM,","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"ift. Diw ergiebt fich auch daraus, dafs hei den irit einer Gebirnanfobweliung veifehenen wtrheJIofeii T'deren gewiife TheiG wmdererzeugt -a erden , diele Wiedererzeugung aber Grenzen h\u00e0t. F si den Strahientlueren erzeugt hch jeder S'i.ihl v/ie-acr, wenn d r niule-e Knoten erhaben worden tft, beiden Gegliederten eder lling, <i \u2019r einen den \u00fcbrigen \u00e4hnlichen K toten hat. Ueberha-1::-: finde-. frarke Wiedererzeugting nur in deri niedrigften eiere eif-n Statt. Enthalten nun die Yer-fqhiedenlieltet! mi \u00df tien Grund der Verfehl ed en he i ten in den Fwfu! taten der Verfahren an verfehiedenen Thiercn, fo muffen wir eingettchcn, daf$ z-vifi heu Uenfch und Thier, \u25a0/.. H. idenlch und E \u00fcblichen, die Ki tift zu grofs ill, als dais uns Verfnche am ietzi-rr- der Nodtwentiigveif \u00fcbet heuen k\u00f6nnten, den .Vlerd r... *\u25a0 va Menfehen zu ltudieren. Auch habe icit lorgfih . tnr Beobachtungen am Menfchen untereinander verglichen.\nAuch von der Pathologie nur muffen wir etwas e-Itiintntes in der dunkeln Ui.nerfuchung der Geiftesfahig-ke.ten des Meirichen erwart en. \u2019 Nitrite kann uns belehren, ob das Gehirn wirklich aus mehrern Organen behebt, welche der Snz. befeindeter Functionen lind , und wo fich in diefeea Falle diele Organe befinden. Gewifs ift nicht Mangel an Tltatfaehen Urfacho, wenn wir in. diefer Hinlieht noch fo weit zur\u00fcck lind. Wie oft wurden die verfehiedenen Stellen ander Hirnoberflache fchon hlofsgelegt, fo dafs feine Bewegungen, der Erfolg eines augenblicklichen Druckes u- 1. w. beobachtet weiden konnten. Nicht einen Punkt der Himfubftanz giebt, es, der nicht dutch Zuf\u00e4lle aller Art, Ifrgiefsung, Ge-fehwiilfte, Entz\u00fcndung, ergriffen worden w\u00e4re. H\u00e4tte man nicht in Jrrenh\u00e4ufern ehe Ver\u00e4nderungen des Gehirns in Folge von Manie, F'l\u00f6d\u00fcnn, Tollheit u. f. w. un-terfuchen k\u00f6nnen ? Eine genaue Aufzeichnung der Symptome, der Art und des Slices der Ver\u00e4nderungen im ( >e-hirn wurde, durch die M\u00f6glichkeit, jetzt darauf eine vergleichende Tabelle dieter Beobachtungen zu gr\u00fcnden, h\u00f6chft wichtige AuifchUUi'e geben. Dies evgiebt lieh fchon aus der Bemerkung, dafs die Pathologie der Anatomie um zwanzig JaLHiu. rb r e vorausgeeilt war. Mippo-kraies fchon wufste, dafs Verletzung einer Hirnh\u00e4ifte","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"295\nL\u00e4hmung der entgegengefetzten Seite des K\u00f6rpers verursacht, Aret\u00e4us ahndete die Kreuzung der R\u00fcckenmarks-fLr\u00e4nge , und erft F Petit ftellte iie dar.\nWe\u2019ohe Belehrung gew\u00e4hrt endlich f\u00fcr die Phyfio-logie der Nerven die Pathologie! Werden diefe Organe nicht bei den verfch edenen Zuf\u00e4llen, welche in das Feld der Chirurgie geh\u00f6ren, bei den verfchiedenen Operationen am Menfciien, gedr\u00fcckt, gequetfcht, gebunden, zerriffen, zerfehnitteu ?\nSollte der Phyliolog nicht die verfchiedenen Krankheiten ber\u00fcckfichtigeri, welche lieh im Laufe der Ner. yen entwickeln, die Gefchw\u00fcifte, die ihre Fafern trennen , ohne ihre Functionen zu k\u00f6ren, die Wirkung von Stichen, Zerreifnwig, die verfchiedenen Neural-gieen, den Starrkrampf, Epiieplieen, Entz\u00fcndungen, welche fich in gel\u00e4hmten Gliedern entwickeln, die Empfindlichkeit, welche durch die Entz\u00fcndung in fonft unempfindlichen und nervenlofen Theilen entfteht?\nMan miifs daher geftehen, dafs, f\u00fcr alles, was d i e F u n c t i o n e n desNervenfyftems a n g e h t, die Pathologie uns m a n n i c h f a c h e r e T h a t f a c h e n liefert, als Vivifeclionen, und dafs diefe Th at fachen ficherer find, weil pi an fie unbedingt auf den M enfehen anwenden kann, und die Kranken, wenjg-ftens gew\u00f6hnlich, von ihren Empfindungen Rechenf\u00e7haft zu geben im Stande find.","page":296}],"identifier":"lit14645","issued":"1819","language":"de","pages":"271-296","startpages":"271","title":"Bemerkungen \u00fcber die Verrichtungen der verschiedenen Theile des Nervensystems: Aus dessen Observations pathologiques propres \u00e0 \u00e9clairer plusieurs points de physiologie, Paris 1818","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:49.082330+00:00"}