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{"created":"2022-01-31T17:00:30.073798+00:00","id":"lit14649","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peretti","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 56-57","fulltext":[{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nLitter a titrberich t.\nM\u00fcnsterberg. Zur Individualpsychologie. Centralbl. f. NervenheM. u.\nPsychiatrie, Intern. Monatsschr., Mai 1891. S. 196.\nDie Schwierigkeiten, die sich der Untersuchung der psychischen Gesetzm\u00e4fsigkeiten durch individuelle, zwar noch in der Grenze des Normalen liegende, aber doch jede Generalisation entwertende Abweichungen entgegenstellen, veranlafsten Verfasser, statistische Erhebungen \u00fcber den Einflufs der berufsm\u00e4fsigen Besch\u00e4ftigung auf die psychische Konstitution anzustellen. Er \u201ewill untersuchen, oh der geistige Habitus des Arbeiters, des Arztes, des Juristen, des Lehrers, des Kaufmanns, des Offiziers u. s. w. in den Elementen erkennbare Verschiedenheiten aufweist, und will vornehmlich die verschiedenen Schularten, Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, Volksschule, M\u00e4dchenschule u. s. w. Klasse f\u00fcr Klasse pr\u00fcfen, um den Einflufs des verschiedenartigen Unterrichts auf die geistige Organisation des Kindes in exakter, f\u00fcr die Schulfrage vielleicht nicht ganz unwesentlicher Weise feststellen.\u201c\nVorl\u00e4ufig giebt Verfasser nur das Schema seiner Untersuchungen, das ihm nach langen Vorvarsuchen als das geeignetste erschien, an und will sp\u00e4ter dann auch die Resultate der zeitraubenden Experimente ver\u00f6ffentlichen.\nDie Hauptpr\u00fcfung basiert auf dem Prinzip der Zeitmessung, nat\u00fcrlich mit Verwertung der relativen (nicht der absoluten) Zahlen. Zuerst liest die Versuchsperson zehn grofs gedruckte, untereinanderstehende einsilbige oder eine zweite tonlose Silbe enthaltende Worte m\u00f6glichst schnell mit deutlicher Aussprache, dann werden bei zehn Worten die ihnen zukommenden Farben ausgesprochen, so z. B. bei Schnee: weifs. Im dritten Versuche werden Worte von Gegenst\u00e4nden aus Tier-, Pflanzen-und Steinreich m\u00f6glichst schnell als Thier, Pflanze oder Stein bezeichnet, in gleicher Weise dann viertens Kleidungsst\u00fccke, Nahrungsmittel und K\u00f6rperteile gruppiert, indem z. B. die Versuchsperson bei dem Worte Nase: K\u00f6rper, bei Wein: Nahrung, bei Stiefel: Kleidung sagt. Die Worte stehen in m\u00f6glichster Abwechselung auf T\u00e4felchen, die bis zum Augenblick des Versuchs verdeckt sind; die Versuchsperson vorher die Augen schliefsen zu lassen, empfiehlt sich nicht, weil die pl\u00f6tzliche Blendung beim \u00d6ffnen der Augen ein zu langes geistiges Latenzstadium verursacht.\nDie .weiteren Versuche werden mit zehn einfachen, aus Anschauungsbilderb\u00fcchern ausgeschnittenen Abbildungen von Gegenst\u00e4nden angestellt, die benannt werden, dann folgt die Benennung von zehn einfachen Farben, und zwar rot, gelb, gr\u00fcn, blau, braun, weifs, schwarz (Quadrate von 3 cm) in verschiedenster Zusammenstellung, ferner Addieren von zehn einstelligen, untereinandergeschriebenen Zahlen, Angabe der Zahl der Ecken von zehn unregelm\u00e4fsigen Polygonen und schliefslich Benennung von drei verschiedenen Ger\u00fcchen (in Parfumflaschen).\nAn diese auf Zeitmessung beruhenden Versuche reiht sich dann das Festhalten von Zahlen und sinnlosen, aus einem Konsonanten und einem Vokal bestehenden Silben durch einmaliges H\u00f6ren, wobei die Zahl der jedesmal vorgesprochenen Silben oder Zahlen so lange vermehrt wird, bis die Versuchsperson bei unmittelbarem Nachsagen einen","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n57\nFehler macht. Ferner wird das Augenmafs untersucht durch Halbierenlassen einer Strecke von 80 cm, durch Ahsch\u00e4tzen, wie oft eine kleinere Strecke in einer danebengelegenen grofsen Strecke enthalten ist, und durch Reproduzierenlassen beliebiger Strecken nach f\u00fcnf Sekunden. Die Bewegungsempfindungen werden durch einen besonders dazu konstruierten, in Schienen laufenden Metallwagen, der mit dem Zeigefinger gef\u00fchrt wird, gepr\u00fcft. Dann wird noch der eben merkbare Gewichtsunterschied in beiden H\u00e4nden festgestellt, ferner die Genauigkeit der Schalllokalisation bestimmt, indem untersucht wird, um wieviel Winkelgrade eine Schallquelle in einer Richtung verschoben werden mufs, damit die Verschiebung bemerkbar wird, und schliefslich bei gegebener Grundlinie ein gleichseitiges Dreieck und ein Quadrat aufgezeichnet.\nZur Untersuchung einer einzigen Person gebraucht man ohne H\u00fclfe fast eine Stunde ; bei Unterst\u00fctzung durch Assistenten und Untersuchung mehrerer Personen, wobei die n\u00f6tigen Erkl\u00e4rungen f\u00fcr alle auf einmal gegeben werden, k\u00f6nnen zehn Personen in zwei Stunden untersucht werden. Bei Schulen gen\u00fcgt es, zehn Knaben aus jeder Klasse zu nehmen, und so l\u00e4fst sich eine Schule bei t\u00e4glich zweist\u00fcndiger Untersuchung in etwa 14 Tagen hinreichend psychologisch untersuchen.\nPeketti (Merzig).\nM. Dessous. Experimentelle Pathopsychologie. Vierteljahresschr. f. miss.\nPhilosophie. XV, 1 u. 2 (1891). S. 59\u2014106 u. 190\u2014209.\nD. beginnt mit einer Rechtfertigung der hypnotischen Experimente. Referent m\u00f6chte gegen dieselbe nur einwenden, dafs keineswegs, wie D. behauptet, \u201ealle Sachkenner\u201c darin \u00fcbereinstimmen, dafs die Einleitung hypnotischer Zust\u00e4nde \u201enicht die mindesten Gefahren bietet\u201c. Im Gegenteil haben sehr kompetente Beurteiler (Meynert, Binswanger u. a. m.) auf gewisse schwerwiegende Gefahren \u2014 auch bei richtiger Technik und medizinischer Vorbildung des Experimentierenden \u2014 aufmerksam gemacht. FreUich sind diese Gefahren nicht so grofs, dafs man auf jene Versuche v\u00f6llig verzichten m\u00fcfste, keineswegs jedoch darf man sie ignorieren. Die weiteren Er\u00f6rterungen des Verfassers schliefsen sich an das 1889 erschienene Buch Janets: \u201eVautomatisme psychologique\u201c an. Das Resultat derselben ist zun\u00e4chst, dafs D. \u201edie experimentelle Untersuchung der Psyche unter ver\u00e4nderten Bewufstseinsverh\u00e4ltnissen\u201c als einen besonderen Wissenschaftsbezirk der Gesamtpsychologie herausgreifen m\u00f6chte; er schl\u00e4gt f\u00fcr diesen Zweig zun\u00e4chst den Namen \u201eexperimentelle Patho-psychologie\u201c vor. Dem Referenten erscheint der Gegensatz, welchen D. zwischen seiner \u201eexperimentellen Pathopsychologie\u201c und einerseits der Psychopathologie des Psychiaters, andererseits der experimentellen Psychologie unter normalen Bewufstseinsverh\u00e4ltnissen zu konstruieren sucht, durchaus k\u00fcnstlich. Die vermeintlich neue Wissenschaft stellt einfach ein l\u00e4ngst bekanntes, neuerdings mehr bearbeitetes \u00dcbergangsgebiet zwischen der Psychologie des Geistesgesunden und der des Geisteskranken dar.\nEin zweites Kapitel ist der Rechtfertigung der Annahme un-bewufster oder unterbewufster psychischer Vorg\u00e4nge gewidmet. \u00dcberzeugend sind die Argumente des Verfassers in keiner Weise. Die S. 73 o.","page":57}],"identifier":"lit14649","issued":"1892","language":"de","pages":"56-57","startpages":"56","title":"M\u00fcnsterberg: Zur Individualpsychologie. Centralbl. f. Nervenheilk. u. Psychiatrie, Intern. Monatsschr., Mai 1891, S. 196","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:30.073805+00:00"}