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{"created":"2022-01-31T17:00:11.959629+00:00","id":"lit14650","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 3: 57-58","fulltext":[{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n57\nFehler macht. Ferner wird das Augenmafs untersucht durch Halbierenlassen einer Strecke von 80 cm, durch Ahsch\u00e4tzen, wie oft eine kleinere Strecke in einer danebengelegenen grofsen Strecke enthalten ist, und durch Reproduzierenlassen beliebiger Strecken nach f\u00fcnf Sekunden. Die Bewegungsempfindungen werden durch einen besonders dazu konstruierten, in Schienen laufenden Metallwagen, der mit dem Zeigefinger gef\u00fchrt wird, gepr\u00fcft. Dann wird noch der eben merkbare Gewichtsunterschied in beiden H\u00e4nden festgestellt, ferner die Genauigkeit der Schalllokalisation bestimmt, indem untersucht wird, um wieviel Winkelgrade eine Schallquelle in einer Richtung verschoben werden mufs, damit die Verschiebung bemerkbar wird, und schliefslich bei gegebener Grundlinie ein gleichseitiges Dreieck und ein Quadrat aufgezeichnet.\nZur Untersuchung einer einzigen Person gebraucht man ohne H\u00fclfe fast eine Stunde ; bei Unterst\u00fctzung durch Assistenten und Untersuchung mehrerer Personen, wobei die n\u00f6tigen Erkl\u00e4rungen f\u00fcr alle auf einmal gegeben werden, k\u00f6nnen zehn Personen in zwei Stunden untersucht werden. Bei Schulen gen\u00fcgt es, zehn Knaben aus jeder Klasse zu nehmen, und so l\u00e4fst sich eine Schule bei t\u00e4glich zweist\u00fcndiger Untersuchung in etwa 14 Tagen hinreichend psychologisch untersuchen.\nPeketti (Merzig).\nM. Dessous. Experimentelle Pathopsychologie. Vierteljahresschr. f. miss.\nPhilosophie. XV, 1 u. 2 (1891). S. 59\u2014106 u. 190\u2014209.\nD. beginnt mit einer Rechtfertigung der hypnotischen Experimente. Referent m\u00f6chte gegen dieselbe nur einwenden, dafs keineswegs, wie D. behauptet, \u201ealle Sachkenner\u201c darin \u00fcbereinstimmen, dafs die Einleitung hypnotischer Zust\u00e4nde \u201enicht die mindesten Gefahren bietet\u201c. Im Gegenteil haben sehr kompetente Beurteiler (Meynert, Binswanger u. a. m.) auf gewisse schwerwiegende Gefahren \u2014 auch bei richtiger Technik und medizinischer Vorbildung des Experimentierenden \u2014 aufmerksam gemacht. FreUich sind diese Gefahren nicht so grofs, dafs man auf jene Versuche v\u00f6llig verzichten m\u00fcfste, keineswegs jedoch darf man sie ignorieren. Die weiteren Er\u00f6rterungen des Verfassers schliefsen sich an das 1889 erschienene Buch Janets: \u201eVautomatisme psychologique\u201c an. Das Resultat derselben ist zun\u00e4chst, dafs D. \u201edie experimentelle Untersuchung der Psyche unter ver\u00e4nderten Bewufstseinsverh\u00e4ltnissen\u201c als einen besonderen Wissenschaftsbezirk der Gesamtpsychologie herausgreifen m\u00f6chte; er schl\u00e4gt f\u00fcr diesen Zweig zun\u00e4chst den Namen \u201eexperimentelle Patho-psychologie\u201c vor. Dem Referenten erscheint der Gegensatz, welchen D. zwischen seiner \u201eexperimentellen Pathopsychologie\u201c und einerseits der Psychopathologie des Psychiaters, andererseits der experimentellen Psychologie unter normalen Bewufstseinsverh\u00e4ltnissen zu konstruieren sucht, durchaus k\u00fcnstlich. Die vermeintlich neue Wissenschaft stellt einfach ein l\u00e4ngst bekanntes, neuerdings mehr bearbeitetes \u00dcbergangsgebiet zwischen der Psychologie des Geistesgesunden und der des Geisteskranken dar.\nEin zweites Kapitel ist der Rechtfertigung der Annahme un-bewufster oder unterbewufster psychischer Vorg\u00e4nge gewidmet. \u00dcberzeugend sind die Argumente des Verfassers in keiner Weise. Die S. 73 o.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n5 8\nhervorgehobene Schwierigkeit ist einer erkenntnistheoretischen L\u00f6sung, welche den von der physiologischen Psychologie provisorisch angenommenen Parallelismus und Dualismus des Materiellen und Psychischen fallen l\u00e4fst, wohl zug\u00e4nglich. Schliefslich wird das \u201eDoppelbewufstsein\u201c, welches Verfasser konstruiert hat, herbeigezogen, um die Lehre von den unbewufsten psychischen Vorg\u00e4ngen zu st\u00fctzen; indes die Existenz eines solchen Doppelbewufstseins ist in keiner Weise dargethan. Das Charakteristische des sogenannten \u201eOberbewufstseins\u201c sieht D.in der Vereinigung einzelner Bewufstseinsinhalte zu \u201eSynthesen\u201c. Eine klare Erl\u00e4uterung des mit diesen \u201eSynthesen\u201c Gemeinten vermifst Referent.\nBez\u00fcglich des Zusammenhanges von Bewegung und Empfindung vertritt D. die im einzelnen nicht genauer ausgef\u00fchrte Ansicht, dafs die \u00fcbliche Trennung von Empfindung und Bewegung unstatthaft sei: \u201edieselbe Thatsache, welche, von innen angesehen, sich als Empfindung darstellt, erscheint, von aufsen angesehen, als Bewegung, wobei freilich die St\u00e4rke der Beleuchtung zwischen innen und aufsen dermafsen abwechselt, dafs wir manchmal lediglich den Empfindungscharakter, in anderen F\u00e4llen nur den Bewegungscharakter wahrzunehmen verm\u00f6gen.\u201c Ganz besonders scharf kommt die Grundanschauung D.\u2019s auch bei Besprechung der Reflexe zum Ausdruck; hier heifst es S. 102 w\u00f6rtlich: \u201eSelbst der einfachste Reflex ist durch bewufste Empfindungen als durch seine Ursachen bedingt.\u201c Das Gef\u00fchl der Wahlfreiheit bei Willk\u00fcrakten entsteht nach D. dadurch, dafs die regulierende Th\u00e4tigkeit der in Bereitschaft liegenden Vorstellungen den urspr\u00fcnglich identischen Akt: Bewegung \u2014 Empfindung verlangsamt. \u201eJede spontane Handlung,\u201c heifst es S. 106,\u201c \u201eist wesentlich durch verborgene Vorstellungskomplexe beeinflufst, und zwar verleiht dieser Einflufs den Willk\u00fcrbewegungen deshalb den Charakter der \u00dcberlegtheit und Langsamkeit, weil der Einflufs einerseits der Summe der bereits erworbenen Einsichten entspringt, andererseits die nat\u00fcrliche Schnelligkeit der motorischen Reaktion mindert oder die Intensit\u00e4t der stets erfolgenden Bewegungen bis zur Form leichter Spannungen herabsetzt.\u201c Man wird den treffenden Ausf\u00fchrungen D.\u2019s in diesem Gebiet im allgemeinen beistimmen k\u00f6nnen, auch ohne seine Annahme unbewufster psychischer Akte, resp. eines Unter- und Oberbewufstseins zu teilen.\nDas vierte Kapitel zieht die Konsequenzen der referierten Anschauungen f\u00fcr die Lehre vom Ged\u00e4chtnis, das f\u00fcnfte f\u00fcr die Lehre von der \u201ePers\u00f6nlichkeit\u201c. Das unterscheidende Merkmal des sogenannten \u201eselbstbewufsten Aktes\u201c gegen\u00fcber dem blofs bewufsten Akt sieht D. erstens in einer Intensit\u00e4tserh\u00f6hung und zweitens in dem Hinzutreten \u201einterpretativer Empfindungen\u201c zu der Hauptempfindung. In seinen Sohlufsausf\u00fchrungen wendet sich D. gegen die oft ausgesprochene Identifikation von Selbstbewufstsein und Pers\u00f6nlichkeit.\nEinen besonders anregenden Charakter bekommt die DESsoiRSche Arbeit durch die h\u00e4ufige Bezugnahme auf die umfangreiche einschl\u00e4gige Litteratur.\tZiehen (Jena).\nWilliam Platt Ball. Are the effects of use and disuse inherited?\nLondon, Macmillan, 1890. 156 S.\nDas vorliegende B\u00fcchlein bildet ein Glied einer Reihe von Schriften,","page":58}],"identifier":"lit14650","issued":"1892","language":"de","pages":"57-58","startpages":"57","title":"M. Dessoir: Experimentelle Pathopsychologie. Vierteljahresschr. f. wiss. Philosophie XV, 1 u. 2, 1891, S. 59-106 u. 190- 209","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:11.959635+00:00"}