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{"created":"2022-01-31T17:02:50.518313+00:00","id":"lit14666","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Germar","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 5: 365-368","fulltext":[{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0565\nVI.\nBeitrag zur Ge fehl elite der Hermaphroditen unter den Infekten, von Prof. Oekmar.\nIn meiner Sammlung befinden fleh folgende Hermaphroditen :\ni'_) Papilio (Vanef a ) Abalama. Die linke Seite m\u00e4nnlich, die rechte weiblich; das linke Fl\u00fcgelpaar ift betr\u00e4chtlich kleiner, darker gezackt und tiefer ge-fehweift, die F\u00e4rbung aber vom rechten FJfigelpaare nicht verfchieden. Der linke F\u00fchler um eine Kolbenl\u00e4n^e k\u00fcrzer als der rechte, in den Taftern und Seinen bemerke ich keinen fymmetrifchen Unterichied. Der Hinterleib ift wie bei weiblichen Individuen gebaut, aber auf der m\u00e4nnlichen Seite \u2018reim getrockneten Exemplare weit darker zufammenge'chrumpft als aut' der weiblichen.\nWurde bei Dresden im Freien gefangen. Schrank erw\u00e4hnt bereits einen Hermaphroditen diefer Art.\n2)\tPapilio ( Pane Ja ) Amiopn. Die rechte Seite m\u00e4nnlich, die linke weiblich. Die Untesfchiede wie bei voriger Art, der rechte F hier aber auffallender k\u00fcrzer.\nBei Halle vom Schullehrer Zfchorn gezogen.\n3)\tPapilio (MAkapa) Phoe.be. Die linke Seite m\u00e4nnlich. Dt linke F\u00fchler etwas k\u00fcrzer als der rechte, und das linke Fl\u00fcgelpaar kleiner, \u00fcbrigens Zeichnung und Umrifs mit dem rechten Fi igelpaare gleich. Der Hinterleib wie bei m\u00e4nnlichen Individuen.\nGefangen im Freien, von mir felbft, auf der Infel Lefina in Dalmatien.\n4)\tSphinx Eitphorbiae. Die linke Seite m\u00e4nnlich. Ich habe die hin merkw\u00fcrdigen Zwitter, der zugleich eine Farbenab\u00e4nderung darfreilt, \\n Ahrens fauna inf. Eur. Fal'c, I. Tab. 20 befchrieben und abbilden laffen. Ich irrte aber damals, wenn ich glaubte, das linke Fl\u00fcgelpaar l'ey eben fo grofs als das rechte, es ift allerdings etwas kleiner, \u00dfefonders merkw\u00fcrdig ift hier die Far-","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"Z66\nbenvertbeilung. Der ganze K\u00f6rper erfcheint auf der Unterfi.die durch eine Mittellinie der Lange nach ge-th dt, was auf der m\u00e4nnlichen Seite liegt, ift durchaus mit einem gr\u00fcnen Puder bedeckt, die weibliche H\u00e4lfte aber hat einen weii\u2019sen Tafter, weifse Schienen, rofen-toi he Bruft und Hinterleib mit grell weifs gefranzten Einfchnitten. Der Hinterleib ift weiblich.\nGezogen in Halle vom verdorbenen H\u00fcbner.\n5) Sphinx Galii. Die linke Seite m\u00e4nnlich, der fechte F\u00fchler uncl das rechte Flaue!paar auffallend l\u00e4n-\nO 1\nger als die m\u00e4nnlichen, \u00fcbrigens aber findet fich nicht die geringfte Abweichung in Farbe und Zeichnung. Der Hinterleib ift weiblich.\nBei Leipzig gezogen.\nWenn wir die Hermaphroditen der Infekten \u00fcberhaupt betrachten, fo ergeben fich folgende Refultate:\nIJ Die meiiten Zwitter muffen durch eine Mittellinie vom Scheitel bis zum After getheilt gedacht werden, wo die eine H\u00e4lfte, und zwar bei weitem gr\u00f6fsten-theils d ie linke, m\u00e4nnlich ericheint. F\u00e4lle, wo die Vorderfl\u00fcgel und der ganze Vorderleib m\u00e4nnlich und die hinteren Theile weiblich gewei'en w\u00e4ren, find mir nicht mit Beftimmtheit bekannt, wiewohl in Hinficht der F\u00e4rbung \u00fcberhaupt hi\u00e8 und da z. B. bei Bombjx dispar, Pavonia u. a. Drille bekannt find, die einen Ueber-gang der m\u00e4nnlichen Zeichnung in die weibliche anzu-deuten feheinen,\n2p Nur bei den Schmetterlingen find bis jetzt dergleichen Hermaphroditen, obfchon als grofse Seltenheiten, entdeckt worden. Von K\u00e4fern erinnere ich mich nureinmal eineMeiplmitha folftitinlis irgendwo gefehen zu haben, die einen m\u00e4nnlichen und einen weiblichen F\u00fchler hatte. K\u00e4men fie auch bei den \u00fcbrigen Infekten-Ordnungen vor, fo w\u00e4re es wunderbar, wenn fie bis","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\njetzt g\u00e4nzlich fiber leben w\u00e4ren, da doch der \u00e4ufsere Ge-fchlechtsunterfchied bei lehr vielen Gattungen und Arten, z. B. bei den geh\u00f6rnten Scarabaetden, bei den gr\u00f6fsern Dytiris, bei vielen Melolonthen, den Lucani-den, den Grvllus- und Locufta - Arten, den Scolie/i u. a. nicht minder in die Augen fallend, als bei den Schmetterlingen ift.\n3)\tBei den Schmetterlingen felbft wieder zeigen einige Arten gr\u00f6fsere Neigung zum Hermaphroditismus als andere. W\u00e4hrend bei ein und derfelben nicht ganz gemeinen Art die F\u00e4lle Ichon mehrfach beobachtet wurden, und die neuern Entdeckungen auch meiftens Arten betreffen, welche den vorigen, wenigftens der Gattung nach, angeboren, ift bei vielen in unendlicher Menge vorhandenen Arten, z. B. aus den Gattungen Cullimor-phu, Lime nids, Apatura u. a., noch nicht ein einziger Fall kundig geworden.\n4)\tUeber die Ausbildung der Zeugungstheile felbft vermiffen wir zwar noch analomifche Unterfuchungen, aber als Andeutungen lallen lieh einige Thatfachen auf-ftellen :\na) Scopoit's bekannte Erz\u00e4hlung, die er nach Piller aufgenommen hat, enth\u00e4lt zwar unbeftreitbar in fo-fern einen Irrtlnuu, als bei zwei Raupen, die ficli zu-fammen verpuppen, unfehlbar eine zu Grunde gelier\u00bb mufs, und der von der Verpuppung hergenommesen Meinung, als feyen beide in ein Individuum verichmol\u00ab ten, liegt ohne Zweifel eine T\u00e4ufchung zu Grunde. Piller aber will die Selbftbegattung gefeheu haben, da konnte doch nicht fo leicht eine T\u00e4ufchung (denn Fillern eine vorf\u00e4tzliche Luge Schuld zu geben, ift kein Grund vorhanden), Statt finden. Endlich hat er das Eierlegen BDfi das Auskriechen der R\u00e4upchen aus denfclben gefe-ht\u2019ii, das unterliegt denn wohl kaum einem Zweifel, mid gebt daraus hervor, dais der weibliche Theil eine B&-","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\ngattung erlitten und f\u00fcr diefeihe empf\u00e4nglich gewefen war. Rechnet man dazu rlafs Piilers Exemplar nicht im Freien gefangen, Ion 'em erzogen war, fo wird die Selbftbegattung und Selbftbefruchtung delfelben um fo wahrfcheinlicher.\nb)\tDie Erfahrung hat mehrmals gelehrt, dafs dergleichen Zwitter Eier gelegt haben, aus denen R\u00e4up\u00ab eben ausgekrochen find. Da muffen mithin die weiblichen Genitalien ausgebildet und das Thier zur Begattung f\u00e4hig gewefen feyn. Zwar i\u00e4ist lieh dies m\u00f6glich denken, wenn auch nur ein Eierftock vorhanden ift, aber es fetzt auch voraus, da s die \u00e4ufsern Begattungs-Werkzeuge nicht halb m\u00e4nnlich und halt) weiblich feyn k\u00f6nnen, fondern, dais entweder die weiblichen allein, und vollftandig, die m\u00e4nnlichen aber entweder gar nicht, oder nur verk\u00fcmmert da find, oder zweitens, dals beide, m\u00e4nnliche und weibliche vollft\u00e4nriig da find, Ochfen\u2022' heimer will beide gefeiten haben.\nc)\tBei allen von mir beobachteten Exemplaren ift der Hinterleib feiner \u00e4ufsern Form und Endigung nach cutfchieden weiblich, von der m\u00e4nnlichen H\u00e4lfte ift nur eine verkr\u00fcppelte Andeutung bisweilen zu beobachten. Rechnet man nun dazu, dais bei den mehreften Arten das M\u00e4nnchen mindere Grnfse und kurzem Eiinterleib hat als das Weibchen, fo k\u00f6nnten die Genitalien zweier zu cTinem vereinigten Individuen nicht in einen einzigen jremeinfchaftlirben Endpunkt zufammenfallen . fondera die m\u00e4nnlichen m\u00f6fsten an der beite vor der Spitze liegen. Dies, fo wie der Umftand, dafs die Arten, bei denen man bis jetzt Zwitter beobachtet hat, fich fo be-gatten, dafs das M\u00e4nnchen die Ruthe von oben nach unten richtet, und nicht feitw\u00e4rts, macht die M\u00f6glichkeit der Selbfibegattung eines lulchen Hermaphro di ten feiir zweifelhaft.","page":368}],"identifier":"lit14666","issued":"1819","language":"de","pages":"365-368","startpages":"365","title":"Beitrag zur Geschichte der Hermaphroditen unter den Insekten","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:50.518318+00:00"}